Woyzeck
ohne Gattungsbezeichnung
Musik und Songtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan
nach dem Stück von Georg Büchner
Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens
Inszenierung
Schweizer Erstaufführung: 12. September 2009
Stadttheater, Bern, Schweiz
- Musikalische Leitung: Michael Frei
- Regie: Matthia Kaschig
- Bühne: Michael Böhler
- Kostüme: Stefani Klie
Besetzung:
- Woyzeck: Diego Valsecchi
- Marie: Anne Weinknecht
- Der Tambourmajor: Sebastian Edtbauer
- Der Trompeter: Jonathan Loosli
- Der Hauptmann: Ernst C. Sigrist
- Der Doktor: Henriette Cejpek
- Die Nachbarin: Marianne Hamre
- Andres: Heiner Tak
- Der Narr: Stefano Wenk
- Das Kind: Marius Morf
Premierenchronik
DK | UA | 23. November 2000 | Betty Nansen Teatret, Kopenhagen |
D | Dspr. EA | 19. September 2008 | Theater, Oberhausen |
CH | EA | 12. September 2009 | Stadttheater, Bern |
A | EA | 22. November 2013 | Volkstheater, Wien |
Inhaltsangabe
Nach Georg Büchners Dramenfragmenten aus dem Jahr 1837 schuf Tom Waits eine als "art musical" bezeichnete Version über den einfältigen Soldaten Woyzeck, der, gedemütigt, ausgenutzt, getäuscht und zu medizinischen Zwecken missbraucht, nach dem Treuebruch seine Geliebte umbringt.
(Klaus Baberg)
Kritiken
"Zahlreich sind die Bearbeitungen des Stoffs. Es gibt Filme, es gibt Opern. Und seit einigen Jahren gibt es auch ein Musical: ´Blood Money´ mit 17 Songs von Tom Waits, dem Meister des Abgründigen, getextet von seiner Frau Kathleen Brennan. Mit theatralem Flair wird da der Lebens- und Gedankenkreis dieser traurigen Gestalt ausgelotet – melodramatisch, tragisch und komisch. Die Uraufführung (2000) in Kopenhagen wurde zum theatralen Grossereignis. Eine Flut von Bildern und Chiffren ergoss sich da unter der Regie von Robert Wilson über das Publikum. Der junge Regisseur Matthias Kaschig muss sich bei der Schweizer Erstaufführung wohl oder übel daran messen. [...] Das Resultat fällt zwiespältig aus. Kaschig versucht nicht, dem Duo Wilson/Waits nachzueifern. Er setzt eigene Akzente und spielt dabei mit dem Reiz des Grotesken.
[...] Doch auch er kann nicht verhindern, dass die Inszenierung letztlich recht harmlos und keimfrei daherkommt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon ist die Musik: Dass sich die sechsköpfige Liveband nicht anmasst, Waits raue Poesie zu kopieren, mag man verstehen. Wieso die Songs öfters wie Salonmusik daherkommen, leuchtet aber nicht ein. Das Ensemble wiederum zeigt zwar schauspielerisch und gesanglich eine ansprechende Leistung, doch es kann nicht ändern, was der Regisseur verbockt hat. Mehrmals bricht Kaschig die Szenen ironisch auf und distanziert sich von Büchners Text. Das ist nicht nur unverzeihlich, es ist auch Gift für eine Inszenierung, die die Vorlage in ihrer abgründigen Dimension auszuloten hätte. Waits Songs sind ganz schön unheimlich, aber mitunter auch unheimlich schön. Kaschigs Inszenierung ist letztlich keines von beidem."
Oliver Meier: Mörderstory im Musicalformat. In: Berner Oberländer, 14. September 2009.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- Tom Waits: "Bloody Money". Epitaph Records, 2002. (1xCD)
Literatur
- Georg Büchner: Woyzeck. In: Ders.: Werke in einem Band. Berlin/Weimar: Aufbau 1977, Seite 131-158.
Kommentar
Die Aufführung erfolgte in Deutsch mit englischen Liedtexten.
Empfohlene Zitierweise
"Woyzeck". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 3. September 2022.