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Verbotene Früchte

Musical frei nach Arthur Schnitzlers "Traumnovelle"


Musik und Liedtexte von Michael Bellmann
Liedtexte von Jürgen Ferber 
Buch von Joerg Steve Mohr

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 21. Februar 2015 
Theater am Puls, Schwetzingen, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung / Klavierbegleitung: Dimitrij Koscheew
  • Regie: Joerg Steve Mohr
  • Bühnenbild: Joerg Steve Mohr / Teresa Ungan
  • Video-Projektionen: David Ungan

 

Besetzung:  

  • Friedrich: Marc Trojan
  • Tine / Miriam / Lulu / Marie Nachtigall / Gibiser / Maskierte Frau / Dominique / Olga: Julia Anna Friess
  • Stimme: Jürgen Ferber
  • Statisten: Kerstin Großardt / Jason Gutierrez / Jana Kühnle / Daniel Menningen / Sarah Palarczyk / Marc Weidner

 

 

 

 

Premierenchronik

D UA 21. Februar 2015 Theater am Puls, Schwetzingen

 

 

 

Inhaltsangabe


"Der Apfel im Paradies, die Kirschen in Nachbars Garten - Dem Reiz verbotener Früchte können wir uns nicht entziehen. Tine gesteht ihrem Mann Friedrich, dass sie von einem Seitensprung geträumt hat. Friedrich stürzt sich daraufhin in ein wildes, überschäumend erotisches Abenteuer, in dem die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen. Welche Auswirkungen hat das auf seine Ehe?"

Inhaltsangabe vom Theater am Puls, Schwetzingen

 

 

 

Kritiken

 
"Es gelingt dem Autorenteam und Regisseur Joerg Steve Mohr, die Poesie der 'Traumnovelle' sprachlich mit klar verständlichen Szenenbildern für die rastlose Reise des jungen Arztes Friedrich zu verbinden und dabei köstlich zu unterhalten. Auch bei Unkenntnis der Novelle ist es mit Sicherheit möglich, der Geschichte zu folgen. In Bellmanns mal zurückhaltend untermalender, dann das Erzählen drängend vorantreibender, phasenweise sogar suggestiver Underscore-Musik und auch in den mehr gesprochenen als gesungenen Songs spiegeln sich die emotionalen Situationen der Hauptfiguren und der dramatischen oder surrealen Begegnungen im Wachen oder Traum.

[...] Julia Anna Friess spielt nicht nur die unbefriedigte junge Frau des Arztes, die sich einen richtigen Mann wünscht und deshalb erotische Fantasien entwickelt, sondern Friess verkörpert auch alle anderen Frauen, denen Friedrich in den Nächten begegnet, bis hin zu einer schönen Maskenverleiherin mit Bart, die bei ihrer Performance von 'Leben ist ein Maskenball' unzweifelhaft mit Conchita Wurst assoziiert werden soll."

Barbara Kern: Wir sind nur wie ihr. Uraufführung von "Verbotene Früchte" in Schwetzingen. In: blickpunkt musical, Ausgabe 75, Nr. 02/2015, März - Mai 2015, Seite12-14.

 

 

"Erotische Verkleidungen, verborgene sexuelle Wünsche, nackte Haut und eine freizügige Sprache - das neue Werk von Michael Bellmann (Musik/Text), Jürgen Ferber (Text) und Joerg Steve Mohr (Buch und Regie) ist definitiv ein Musical für Erwachsene. Wie schon in 'Hinter dem Spiegel' und 'Der Duft der Kastanie' tauchen die Autoren tief in die Psyche ihrer Personen ein, ihr neues Kammermusical beruht auf Arthur Schnitzlers 'Traumnovelle' aus dem Jahr 1925, die durch Stanley Kubricks Film "Eyes Wide Shut" noch einmal sehr bekannt wurde. 

[...] Dezent wurde die Schnitzler-Novelle ins Heute geholt und auch die Namen modernisiert,ansonsten hält sich das Musical eng an die Vorlage - bis auf den raffinierten Kniff, all die nächtlichen Begegnungen Friedrichs mit einer einzigen, sozusagen in vielen Facetten aufgesplitterten Frau zu besetzen. So wird ein stringentes Zweipersonenstück aus der Vorlage, das mit seiner Vielzahl an erotischen Begegnungen auch an Schnitzlers 'Reigen' erinnert.

[...] Joerg Steve Mohr hat das Stationendrama spannend in Szene gesetzt, Friedrichs zielloser Gang durch die Nacht wird per Großsstadt-Projektion auf den Zwischenvorhang illustriert und hebt auch mal ins Surreale ab. Die einfachen Räume dahinter sind meist in Schwarz-Weiß gehalten, die stummen Statisten wirken fast bedrohlich. Das Psychodrama weitet sich zu einem Krimi mit horrorhaften Zügen, entsprechend ändert sich auch die Musik, die Dimitrij Koscheew als Ein-Mann-Band beisteuert: von einem zarten, Chopin-artigen Klavier-Underscoring unter den Traumerzählungen von Ehefrau Tine zu schwebenden Synthesizerklängen, flotter Show-Musik mit treibendem Groove und elektronisch-pulsierenden Tönen."

Angela Reinhardt: Verbotene Früchte. Ein stringentes Zweipersonen-Kammermusical. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 172, April/Mai 2015, Seite 8-9.

 

"Regisseur Joerg Steve Mohr stellt mit sicherer und pointierter Hand heraus, dass die Charaktere, denen Friedrich begegnet, keine realen Personen sind, sondern vielmehr Projektionen seiner aufgewühlten Seele. Zusehends lässt die Inszenierung die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen. An einer Stelle, an der Friedrich selbst nicht mehr weiß, ob er die vergangene Nacht tatsächlich erlebt oder nur geträumt hat, lässt Mohr den Bühnenabbau einer Szene sichtbar werden und suggeriert hiermit die Demontage eines vermeintlichen Traumbildes – eine furchteinflößende Verstörung für Friedrichs Wahrnehmung. Durch dieses bizarre Spiel mit immer neuen surrealen Vorkommnissen nimmt er den Zuschauer mit auf eine fesselnde Reise durch Friedrichs Unterbewusstsein, das erst am Ende durch den erlangten Erkenntnisgewinn seine Erlösung findet. Dass Mohr hieraus kein plumpes Happy End konstruiert, sondern vielmehr nah an der nur wenig Zukunftsglück verheißenden Vorlage bleibt, spricht für die künstlerische Ambition dieser Produktion.

"Verbotene Früchte" ist als 2-Personen-Stück angelegt, nur streckenweise kommen Statisten zum Einsatz, die vor allem während der Orgie viel nackte Haut zeigen. Sämtliche Rollen mit Ausnahme des Friedrich werden von der Tine-Darstellerin gespielt. Dabei präsentiert sich Julia Anna Friess sowohl gesanglich als auch darstellerisch mit beeindruckender Wandlungsfähigkeit, während Marc Trojan den durch die Nacht irrlichternden Friedrich mit fester kräftiger Stimme und intensivem Spiel gibt. Beide Darsteller erweisen sich als Glücksfall für diese Produktion.

Eigentlich stellt diese Musical-Uraufführung all das dar, was man sich seitens der Branche oder auch des Fachpublikums so oft wünscht: ein anspruchsvoller Stoff, fabelhafte Musik und eine Inszenierung, die nicht nach dem Massengeschmack schielt. Insofern müssten gerade staatliche Theater den Machern dieses Werk geradezu aus den Händen reißen. Es bleibt daher abzuwarten, ob "Verbotene Früchte" öfters nachgespielt wird als seine Vorgängerwerke. Das Anschauen in Schwetzingen indes lohnt sich unbedingt."

Markus Zeller: Verbotene Früchte. Musikalisches Stationendrama für Erwachsene. In: musicalzentrale, 30. April 2015.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Albatros; 1. Edition, 2012.

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Verbotene Früchte". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 31. März 2022.