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Tod im Turm

Musical


Musik von Thilo Wolf
Text von Nilufar K. Münzing und Friedrich von Mansberg

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 5. Mai 2012
Theater, Lüneburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Urs-Michael Theus
  • Regie: Nilufar K. Münzing
  • Bühnenbild: Barbara Bloch
  • Kostüme: Kiki de Kock
  • Lichtgestaltung: Walter Hampel
  • Tongestaltung: Wolfgang Ziemer

 

Besetzung:  

  • Dirrik Scharper: Kasper Holmboe
  • Sekretär Scharpers: Fabian Kloiber
  • Johann Springintgut: Karl Schneider
  • Ilsabe Springintgut: Ulrike Gronow
  • Gesche, Ilsabes Tochter, als junge Frau: Elisabeth Sikora
  • Gesche Springintgut: Fenja Rosina Gerken / Lotta Marie Helbing
  • Sander Springintgut: MacKenzie Gallinger
  • Äbtissin: Beate Feldt
  • Marquard Mildehövet: Arthur Pirvu
  • Brunswick: Matthias Herrmann
  • Stoketo, Richter: Thomas Heinrichs
  • Van der Molen: Horst Zink
  • Graurock: Tobias Behnecke
  • Sengestake: Thorsten Dara
  • Olrich: Heiner Junghans
  • Margarethe, seine Frau: Nadja Meyer
  • Cord, sein Sohn: Renko Gerken / Anton Frederik von Mansberg
  • Cord als junger Mann: Philip Richert
  • Arno: Timm M. Schattling / David Wieblitz
  • Bruno: Christian Lakotta / David Wieblitz

 

 

 

 

Premierenchronik

D UA 5. Mai 2012 Theater, Lüneburg

 

Anmerkung: Auftragswerk anlässlich des 32. Internationalen Hansetages in Lüneburg 2012.

 

 

Inhaltsangabe


"Die Stadt hat kein Geld und so viele Aufgaben zu erledigen: die Befestigungsanlagen müssen erneuert und die Privilegien als Hansestadt durch immer neue Geschenke und Abkommen gesichert werden. Woher Geld nehmen? Der Rat um Bürgermeister Johann Springintgut will die Prälaten einmal mehr zur Kasse bitten, jene meist klösterlichen Besitzer der Salzrechte, die vom Reichtum Lüneburgs am meisten profitieren.

Dumm nur, dass ausgerechnet Dirrik Scharper, Probst von Kloster Lüne und als ehemaliger Stadtschreiber Lüneburgs mit allen delikaten Informationen über die städtischen Finanzen ausgestattet, Wortführer der Prälaten ist. Dumm nur, dass Springintgut Scharper einst quasi als Ziehsohn in Lüneburg aufgenommen, seine Karriere gefördert und ihm den Post als Probst verschafft hatte. Zwischen den beiden kommt es zum Duell, weltliche gegen geistliche Macht, bis hin zu Kaiser und Pabst.

Und dann ist da noch Springintguts Frau Ilsabe. Der Probst von Lüne gilt als notorischer Schürzenjäger, aber dass auch die Frau des Bürgermeisters zu seinen Liebschaften zählt, ja vielleicht sogar die eine Liebe seines Lebens ist – kaum vorstellbar. So wird aus einem Kampf um Macht auch der Kampf um eine Frau.

Zunächst scheint Springintgut zu triumphieren, Scharper wird aus der Stadt verbannt. Doch die Prälaten erwirken einen Kirchenbann über Lüneburg. Nun revoltieren die Bürger und setzen den Rat ab, Scharpers Bruder wird zum neuen Bürgermeister ernannt, Springintgut wird bei dem Versuch ertappt, seinen privaten Besitz heimlich nach Lübeck zu schaffen, er stirbt in Turmhaft. Doch noch einmal wendet sich das Blatt, wieder sind es die Bürger Lüneburgs, die zur Gegenrevolution blasen, Olrich Scharper wird auf dem Platz am Sande hingerichtet."

(Inhaltsangabe Theater Lüneburg, 2012)

 

 

 

 

Kritiken

 
"Die von Mansberg und Regisseurin Nilufar K. Münzing geschriebenen Dialoge gehen in der Konfliktdarstellung recht weit, oktoberrevolutionäre Umstürze werden gefordert, von Enteignung ist die Rede. Religionskritik kommt in Kabarettmanier zu Wort wie auch Spott über die hochmütigen Lünebürger. Bürgermeister Springintgut und Probst Scharper personifizieren weltliche und geistliche Macht, funktionieren aber nicht als die angekündigten Helden, zu egomanisch befeuern und nutzen sie den Prälatenkrieg, 'Gier' wird ihnen vorgeworfen – wie den Verantwortlichen unserer immer noch aktuellen Banken-/Euro-Krise.

Aber derart anspielungsreich Stadthistorie lebendig werden lassen, verweigert die Aufführung. Da Geschichts-unterricht auf der Bühne 'doch langweilig ist', so von Mansberg, setzt er auf die 'ganz großen Gefühle': zwei ausgedachte Liebesgeschichten. So muss der Probst die Frau des Bürgermeisters begehren (und umgekehrt) sowie eine Generation darunter noch Romeo-und-Julia-Kitsch gefeiert werden. Komponist Thilo Wolf versteht es zwar, seine Bigband-Arrangierkunst für die Lüneburger Sinfoniker nutzbar zu machen, versucht mit der Partitur aber nie, das Geschehen auf musikalischer Ebene zu erzählen, reiht nur Lieder aneinander: Folk-Ballade, Musical-Schnulze, Kuschelrock-Song, schlagzeuggestützte Opernarie. Klangfarbenprächtig ausgearbeitet dazu einige reizvoll ironische Chorszenen. Auch das spartenübergreifende Arbeiten funktioniert nur teilweise.

[...] 'Tod im Turm' ist kunsthandwerklich deutlich schlechter als die Hightech-Musicals in Hamburg und deutlich besser als die in Lüneburg spielende ARD-Telenovela 'Rote Rosen': Stadtmarketing im Musiktheaterniemandsland."

Jens Fischer: Ganz große Gefühle. Thilo Wolf: Tod im Turm. In: Die Deutsche Bühne, 9. Mai 2012.

 

 

"Die abwechslungsreiche Musik von Thilo Wolf reicht von sehr passenden historischen Klängen bis hin zu großen Pop-Balladen und auch einer schwer verständlichen Rap-Ensemblenummer, die sich allerdings so gar nicht in den gesamten Rahmen einfügen mag. [...] Dem Orchester unter der musikalischen Leitung von Urs-Michael Theus gelingt es trotzdem, das Publikum kraft- und eindrucksvoll zu unterhalten. Selbst in größeren Produktionen hört man selten so eine ausgewogene Orchestrierung wie diese von Christoph J. Müller, und auch die Tontechnik zeigte sich am Premierenabend von ihrer besten Seite und bot einen ausgezeichneten Klang.

Für das Bühnenbild hat sich das Theaterteam um Barbara Bloch ein einfaches, aber wirkungsvolles und vollkommen ausreichendes Konzept ausgedacht: Vier freistehende Stellwände zeigen von der einen schlichte vertäfelte Holzwände und von der anderen Seite die umlaufenden Bankreihen des Fürstensaales, sodass die Hauptspielorte der Handlung durch Drehen und Arrangieren der Wände, ergänzt durch wenige Möbelstücke überzeugend dargestellt werden können. [...] Sehr überzeugend wirken die vielfältigen und aufwändigen Kostüme von Kiki de Kock, die einen authentischen Gesamteindruck der historischen Epoche des 15. Jahrhunderts hinterlassen."

Petra und Sven Grünberg: Salz, Geld, Macht und Liebe. Uraufführung Tod im Turm - Theater Lünmeburg. In: blickpunkt musical, Ausgabe 58, 03/2012 Mai - Juli 2012, Seite 24-25.

 

 

"Ein ambitioniertes Projekt zum Hansetag also: Lokalkolorit in modernen Klangwelten. Emotionen solle wallen, Gier und Liebe gleichermaßen für Spannung sorgen, der Plot geschichtsträchtig durchwalkt sein, aber trotzdem keine gediegene Unterrichtseinheit werden. An solchen Vorgaben haben sich bereits diverse Kreativ-Teams versucht, die Resultate hießen unter anderem 'Les Misérables', 'Camelot', 'Casanova', 'The Rothschilds' oder 'Scarlett Pimpernel'. Selten gab es künstlerisch bahnbrechende Höhenflüge beziehungsweise Kassenschlager. Offenkundig schränkt ein historischer Rahmen mehr ein, denn beflügelnd zu wirken. Dieses Manko setzt 'Tod im Turm' fort.

Die im 15. Jahrhundert mit (zu) vielen Zeitsprüngen nach vorn und retour angesiedelte Handlung verheddert sich im straffen Renaissance-Korsett. Es mangelt an Bewegung, Inhalte spulen meist mit statuarischen Gesten ab. [...] Hinter den addierten Einschränkungen blitzen immer wieder kluge Ideen und Ansprüche auf: Die Zeitlosigkeit menschlicher Regungen zwischen hehren Absichten und sinistren Gedanken, der kühl kalkulierende Machtapparat, das Zweifeln und Hadern in Liebesangelegenheiten, revolutionäres Aufbegehren und politische Korruption deuten sich an. Doch es ist schlicht zu üppig, was hier in ein künstlerisches Destillat wanderte. Insofern wäre deutlich weniger erheblich mehr gewesen."

Heinz-Jürgen Rickert: Tod im Turm. Ein Stück Lüneburger Stadtgeschichte auf der Musicalbühne. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 155, Juni/Juli 2012, Seite 6-7.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Tod im Turm". Original Lüneburg Cast, 2012. (1xCD).

 

 

 

 

Kommentar

 
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt. 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Tod im Turm". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 9. November 2023.