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Spring Awakening

Rock-Musical


Musik von Duncan Sheik
Text von Steven Sater
nach dem Schauspiel von Frank Wedeking 

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung (in Engl.): 12. November 2010
English Theatre, Frankfurt, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Thomas Lorey
  • Regie: Ryan McBryde
  • Choreographie: Drew McOnie
  • Bühnenbild: Diego Pitarch
  • Kostüme: Constanze Walldorf
  • Light Design: Kevin Adams
  • Sound Design: Stephan Weber

 

Besetzung:  

  • Melchior: Craig Mather
  • Wendla: Devon-Elise Johnson
  • Moritz: Greg Fossard
  • Martha: Tanya Shields
  • Ilse / Thea: Natalie Garner
  • Hanschen / Ensemble: Daniel Ellison
  • Adult Female: Jane Stanton
  • Adult Male: Matthew Carter
  • Ernst / Ensemble: Gareth Mitchell
  • Georg / Ensemble: Anthony Irwin
  • Anna: Lizzi Franklin
  • Otto / Ensemble: Matt McGoldrick

 

 

 

 

Premierenchronik

USA UA 15. Juni 2006 Linda Gross Theatre, New York (Off-Broadway)
USA UA Broadway 16. November 2006 Eugene O'Neill Theatre, New York
GB EA 23. Januar 2009 Lyric Theatre (Hammersmith), London
A Dspr. EA 21. März 2009 Vereinigte Bühnen (Ronacher), Wien
D EA in engl. 12. November 2010 English Theatre, Frankfurt a. M.
D EA 29. Juni 2011 Deutsches Theater, München

 

 

 

Inhaltsangabe


"Zwar spielt das Stück im deutschen Kaiserreich, und die handelnden Erwachsenen Figuren haben Namen wie Herr Sonnenstich, Fräulein Knüppeldick oder Herr Knochenbruch. Aber die Handlung könnte ebenso gut unter englischen Internatsschülern angesiedelt sein. Es geht um den Lebensabschnitt, in dem die Kindheit endet. [...] Es wäre schwierig gewesen, die Geschichte von Wendla Bergmann, Melchior Gabor, Moritz Stiefel und den anderen Jungen und Mädchen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden einfach in die heutige Zeit zu übertragen. Die Konflikte sind mittlerweile andere."

Michael Hierholzer: Die Tatsachen des Lebens. Das Musical "Spring Awakening" nach Frank Wedekind tiefgründig im Frankfurter English Theatre. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2010.

 

 

 

 

Kritiken

 
"Als 'Tony Award-Winning Rock Musical' angekündigt, sind nach flotten zweieinhalb Stunden intensiven Theaters
die Ohren angenehm enttäuscht. Die Newcomer der Showszene, Duncan Sheik (Musik) und Steven Sater (Buch und
Liedtexte) haben die Nöte und Ängste der von den Erwachsenen vernachlässigten Kids in einschmeichelnde
Popballaden gekleidet, doch auch Rock und Folk akzentuieren die Szene. In der Original-Broadway-Produktion hatte
man den Sängern Handmikros gegeben, was den Status eines Rockkonzertes noch verstärkte. In Frankfurt arbeitet
die Cast mit Mikroports, sodass die Songs sich intensiver in den Handlungsablauf integrieren lassen.

Die Kontinuität der Story profitiert davon. Musik wird zum Medium, einer Traumwelt, in der die Jugendlichen
Hoffnung und Sicherheit zu finden glauben. Thomas Lorey (Musical Director) und die Band mit Violine, Cello,
elektrischer Gitarre, Bass, Schlagwerk und Keyboards schaffen einen fast kammermusikalischen Sound – sinnlich
erfasste Partitur. Denn Melancholie regiert die Szene, optisch wie emotional. Die Bühne(Diego Pitarch) wird im
Hintergrund von einer riesengroßen Tafel dominiert, Teile lassen sich verschieben und öffnen Ausblicke für individu-
elle Szenen. Auf der Oberbühne erleben Wendla und Melchior ihre folgenschwere erste sexuelle Begegnung. Die
Schiefertafeln sind mit Zeichnungen und Texten versehen, werden auch von den Schülern mit Signalwörtern be-
schrieben. Tische und Bänke, Soffitten und Bühnenrampe sind ebenfalls vollgekritzelt.

Ein Hingucker am Bühnenrand ist ein Mobile mit ausgeschnittenen Figuren wie Rumpelstilzchen und Bremer Stadtmusikanten, spielerische Assoziationen zu grimmigen Märchen. Eine hohe Stehleiter dient als Baum, unter dem sich Wendla und Melchior zum ersten Male näherkommen. Die Leiter ist auch Ort für die homoerotischen Bekenntnisse von Hanschen und Ernst, die wie alle “heiklen” Momente mit hoher Sensibilität gespielt werden. Das ist das Verdienst von Ryan McBryde, schon lange Hausregisseur am English Theatre und mit gegensätzlichen Stücken wie ‘The Full Monty’ und ‘The Fox’ in bester Erinnerung. Er gibt das Tempo für die aggressive Schülermeute, verliert sich in den Erwachsenenrollen (alle gespielt von Matthew Carter und Jane Stanton) nicht in den Untiefen der Karikatur und kann vor allem Pausen inszenieren. Die Kostüme (Constanze Walldorf) sind geprägt von Tristesse, Verlust und Tod."

Peter Merck: Spring Awakening. Junges Ensemble mit Standing Ovations gefeiert. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 146, Dezember 2010/Januar 2011, Seite 12-13.

 

 

"Die Musik ist ein Mittel, dem Alltagsschrecken zu entfliehen und der Triebverwirrung einen Ausdruck zu verleihen. Das klingt bisweilen ein wenig nach 'Tommy': Befreiungsmusik eben.

Die Inszenierung traut sich etwas, und das tut ihr gut. Das sexuelle Erwachen führt zu expliziten Handlungen von der Selbstbefriedigung bis zur Kopulation. Und die Verbindung von Eros und Tod wird im Musical in gleicher Weise verhandelt wie in Wedekinds Stück. All dies aber wird so frisch und kompakt, so voller Spielfreude und Einsatzbereitschaft vorgeführt, dass es keinen, der sich darauf einlässt, kaltlassen kann.

Fern von aller Musicalroutine gibt es im English Theatre jetzt ein außergewöhnliches Werk dieses Genres, das mit einer mitreißenden Choreographie, einer klugen Schauspielführung und lustvoll agierenden Darstellern einen ebenso unterhaltsamen wie tiefgründigen Abend garantiert. Auch das ist keine selbstverständliche Mischung."

Michael Hierholzer: Die Tatsachen des Lebens. Das Musical "Spring Awakening" nach Frank Wedekind tiefgründig im Frankfurter English Theatre. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2010.

 

 

"Die Kostüme von Constanze Walldorf - angefangen mit einem 'unschuldigen' Weiß im Kinderkleid von Wendla - werden im Laufe des Stückes immer grauer und düsterer, je mehr sich die Jugendlichen mit der Welt der Erwachsenen und des Erwachsenwerdens auseinandersetzen. Ryan McBride ließ sich von dem preisgekrönten Schwarz-Weißfilm 'Das weiße Band' inspirieren. Er ironisiert auch die Reinheit, wenn er den toten Moritz waschen und wieder weiß werden läßt.

Die Frankfurter Inszenierung verzichtet auf Handmikros, was den Spielenden reichliche Entfaltungsmöglichkeiten auf die durch vier Gitarren geprägte Musik eröffnet. Sieben Musiker unter Leitung von Thomas Lorey - an Klavier und Keyborad zugleich - setzen die Lieder prägnant und etwas gesamtharmonischer um, als man es von der CD kennt. Das genaue Timing von Musikern und Darstellern ist besonders wichtig in den ideenreichen, lebendigen Choreographien von Drew McOnic. Das junge 12-köpfige Ensemble führt diese exakt aus, und auch die Umbauten seitens der Darsteller selbst werden Teil der ineinander fließenden Szenenbilder."

Barbara Kern: Emotionales, musikalisches Sittengemälde. "Spring Awakening" - Deutschlandpremiere im English Theatre Frankfurt. In: blickpunkt musical, Ausgabe 50, Nr. 01/2011, Januar - Februar 2011, Seite 8-9.

 

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Spring Awakening". Original Broadway Cast, 2006. Decca Broadway 000802002. (1xCD).
  • "Spring Awakening". English Theatre Cast Frankfurt, 2010. (1xCD).
  • "Frühlings Erwachen". Original Ronacher Cast, 2009. Hitsquad (Alive). (1xCD),

 

Literatur

  • Frank Wedekind: Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie. Wallenstein Verlag, 2020.

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Spring Awakening". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 6. Januar 2024.