Shylock!
Musical nach William Shakespeare
Musik von Stephan Kanyar
Text von Brigitte Fassbaender
Inszenierung
Uraufführung: 5. Mai 2012
Tiroler Landestheater, Innsbruck, Österreich
- Musikalische Leitung: Stephan Kanyar
- Regie: Pierre Wyss
- Choreographie: Enrique Gasa Valga
- Bühnenbild: Helfried Lauckner
- Kostüme: Michael D. Zimmermann
Besetzung:
- Shylock: Chris Murray
- Antonio: Peter Bording
- Bassanio: Matthias Stockinger
- Portia: Anna Veit
- Jessica: Christa Schreiner
- Lorenzo: Ansgar Matthes
- Studenten: Philip Meraner / Patrik Reiter / Sebastian Mair
- Tutor: Stefan Salvenmoser
- Vorstand: Sun-Jin Kim / Ana Paula Queiroz / Jolanta Szunejko / Heidi Jochmus / Saiko Kawano / Claudia Heuel / Plarent Bumja / Kristin Holewik / Michael Lukavec / Jung-Kun Jo / Il-Young Yoon / Stefan Salvenmoser
- Richter: Tomasz Wolski / Michael Lukavec / Jannis Dervenis / Jung-Kun Jo
- Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
- Wiltener Sängerknaben; Leitung: Johannes Stecher
Premierenchronik
A | UA | 5. Mai 2012 | Tiroler Landestheater, Innsbruck |
D | EA | 8. April 2017 | Theater, Pforzheim |
Inhaltsangabe
"Das Musical 'Shylock!' basiert auf Shakespeares Komödie 'Der Kaufmann von Venedig'. Auf der einen Seite steht der Kaufmann Antonio – auf der anderen Shylock, der reiche und grausame jüdische Wucherer, eine ewig böse Figur der Weltliteratur. Aber was hat ihn dazu gemacht? In surrealen Rückblenden wird die lebenslange Rivalität zweier Männer sichtbar. Antonio hänselt den kleinen Judenjungen Shylock und schnappt ihm später den Job weg. Antonio vergnügt sich bei einer Schwulenparty mit einem Arzt, um dessen Hilfe Shylock verzweifelt bittet. Seine Frau stirbt, weil Antonio sich zynisch weigert, seine wollüstigen Vergnügungen zu unterbrechen. Shylock hasst Antonio so sehr, dass er sich aus dessen Leib ein Pfund Fleisch herausschneiden will, wenn dieser den Kredit, den er ihm gewährte, nicht pünktlich zurückbezahlt. Brigitte Fassbaender erzählt den Klassiker aus der Perspektive des Juden neu und schenkt ihm eine Lebensgeschichte, die Geschehnisse und Personen in anderem Licht erscheinen lässt."
(Inhaltsangabe des Verlags Felix Bloch Erben, Berlin)
Kritiken
"Brigitte Fassbaender hat den 'Kaufmann von Venedig' radikal gestrafft und auf die Figur des Shylock und seines Gegenspielers Antonio fokussiert. Die zahlreichen weiteren Rollen bei Shakespeare wurden auf die beiden Liebespaare, Bassanio und Portia sowie Jessica und Lorenzo, reduziert. beide Paare haben Hindernisse zu überwinden: Bassanio mangelt es an Geld, um für seinen Vater seiner geliebten Portia würdig zu sein, und Shylock will keinesfalls akzeptieren, dass seine über alles geliebte Tochter Jessica den Christen Lorenzo liebt.
[...] Stephan Kanyar, in Bochum geboren, Komponist, Pianist und Klarinettist bietet anspruchsvolle Musik. Er findet rhythmisch packende, mitreißende Melodien, komponiert fröhiche Momente mit bitterem Beigeschmack und setzt den Chor als Kommentator ein, der die Stimmung atmosphärisch auf die Spitze treibt. In dem durchkomponierten ;Musical präsentiert das Orchester eine Bandbreite von symphonischem Klang bis zu Pop und Rock. Kanyar verbindet Jazziges und Opernhaftes mit Elementen der Unterhaltungsmusik. Große Solonummern, wunderbare Duette, ein Quartett der beiden Liebespaare, der Chor der erwachsenen wie der Kinder runden den Eindruck ab.
[...] Pierre Wyss zeichnet für die Inszenierung verantwortlich. In Lausanne geboren, erhielt er seine Ballettausbildung in London und Stuttgart (bei John Cranco)."
Susanne Preglau: Warum denn Gnade vor recht? Shylock! uraufgeführt am Tiroler Landestheater in Innsbruck. In: blickpunkt musical, Ausgabe 58, Nr. 03/12 Mai-Juli 2012, Seite 4-6.
"Ob es nötig war, Antonio Homosexualität und sogar in seiner Jugend ein unerwidertes Verliebtsein in Shylock anzudichten, ist fraglich. Wenn Antonio sich bei Shakespeare von Shylock für seinen Freund Bassanio Geld leiht, damit dieser standesgemäß ums seine Liebe Portia werben kann, ist dies jedenfalls etwas leichter nachzuvollziehen als im Musical, in dem Antonio und Bassanio nicht nur Freunde, sondern ein Liebespaar waren. Ebenfalls etwas schwer zu glauben fällt Antonios Behauptung, dass er nicht wisse, wieso Shylock ihn so sehr hasse. Bei der Vorgeschichte?
Abgesehen davon ist es Brigitte Fassbaender sehr gut gelungen, das umfangreiche Personal der Vorlage auf die wesentlichen Charaktere zu reduzieren und die Nebenhandlungen zu eliminieren. Als sehr geschickt erweist sich auch, dass die Handlung nicht als eine gradlinig erzählte Biografie auf die Bühne kommt, sondern die Vorkommnisse aus der Vergangenheit in fünf Rückblenden visualisiert werden, wenn sich Shylock an die ehemaligen Geschehnisse erinnert. Die Entscheidung, das gesamte Libretto gereimt zu verfassen, lässt sich dagegen nicht durchgehend goutieren.
[...] Für diese Uraufführung ist das Tiroler Landestheater sichtbar in die Vollen gegangen. Auch wenn bei 'Shylockl!' noch reichlich 'Luft nach oben' drin ist, so hebt sich dieses Musical doch wohltuend von der momentanen Welle der Compilation Shows und Feelgood-Musicals ab. Das zur Pause noch verhalten reagierende Premierenpublikum zeigte sich am Ende begeistert und applaudierte heftig, vor allem für Chris Murray."
Gerhard Knopf: Shylock! Kein Feelgood-Musical. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 155, Juni/Juli 2012, Seite 4-6.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Shylock!". Original Cast, Innsbruck 2012. (2xCD).
Literatur
- William Shakespeare: The Merchant Of Venice / Der Kaufmann von Venedig. Englisch/Deutsch. Hrsg., Übers. und Komm. von Barbara Puschmann-Nalenz. Reclam.
Empfohlene Zitierweise
["Titel"]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 3. April 2025.