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Rosa

Schauspiel mit Musik


Musik von Thomas Zaufke
Text von Volker Ludwig und Franziska Steiof

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 7. November 2008
GRIPS Theater, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Einstudierung: Bettina Koch
  • Regie: Franziska Steiof
  • Bühne: Jan Schröder
  • Kostüme: Barbara Kremer
  • Choreographie: Romy Hochbaum
  • Toncollagen: Simon Böttler

 

Besetzung:  

  • Olympia Lübeck / Sonja Liebknecht / Polnische Arbeiterin / Hausmädchen Anna / Italienische Journalistin: Katja Götz
  • Clara Zetkin / Mathilde Jacob / Rosas Mutter / Polnische Arbeiterin / Hausbewohnerin: Michaela Hanser
  • Luise Kautsky / Lehrerin / Anna Gordon / Hausbewohnerin: Kathrin Osterode
  • Rosa Luxemburg: Regine Seidler
  • Leo Jogiches / Staatsanwalt / Polnischer Arbeiter: Sebastian Achilles
  • Karl Kautsky / Karl Lübeck / Richter / Polizist / Sekretär / Hausbewohner: Thomas Ahrens
  • Kostja Zetkin / Bruno Schoenlank / Adolf Warszawski alias Warski / Französischer Journalist / Arzt / Hausbewohner / Gewerkschafter / Polizist / Arbeiter ohne Namen: Daniel Jeroma
  • August Bebel / Robert Seidel / Hausbewohner: Dietrich Lehmann
  • Witold Feinstein / Paul Levi / Julian Marchlewski alias Karski / Revoluzzer / Polnischer Arbeiter / Deutscher Journalist / Polizist: Robert Neumann
  • Ignaz Auer / Franz Mehring / Revoluzzer / Revolutionär / Reaktionär / Hausbewohner: Jörg Westphal
  • Karl Liebknecht / Gustav Lübeck / Gewerkschafter / Revoluzzer / Österreichischer Journalist / Josef Luxemburg: Roland Wolf
  • Polnische Polizisten / Saalordner / Reichstagsdiener / Schweizer: Herbert Sowinski / Manfred Grashof-Ridder

 

 

Premierenchronik

D UA 7. November 2008 GRIPS Theater, Berlin

 

 

 

Inhaltsangabe


"Sie will die Weltrevolution und wünscht sich geblümte Gardinen. Die gescheiterte Ikone Rosa Luxemburg ist ein innerlich zutiefst zerrissener Mensch. Fast 90 Jahre nach ihrer Ermordung ist am Berliner Grips-Theater mit 'Rosa' ein Stück über Leben und Werk der leidenschaftlichen Streiterin für Gerechtigkeit uraufgeführt worden. Neben viel ideologischer Theorie brachte Grips-Gründer und Theaterleiter Volker Ludwig gemeinsam mit Autorin und Regisseurin Franziska Steiof vor allem das Schicksal einer einsamen, verletzlichen und liebesbedürftigen Frau auf die Bühne.

Gezeichnet von missglückten Liebesbeziehungen, Gefängnis und dem Kampf gegen politische Gegner [...] Die fast durchgehend chronologisch erzählte Handlung umfasst die Zeit zwischen 1898 bis zur Ermordung von Liebknecht und Luxemburg am 15. Januar 1919 in Berlin."

Elke Vogel: Berliner Grips-Theater zeigt Uraufführung '"Rosa". In: Mitteldeutsche Zeitung, 9. November 2008.

 

 

 

Kritiken

 
"Das Premierenpublikum feierte die Aufführung des für Zuschauer ab 16 Jahren geeigneten 'Schauspiels mit Musik' mit viel Applaus. Besonders Rosa-Darstellerin Regine Seidler - langjährige Grips- Schauspielerin, aber auch Darstellerin in der RTL-Soap 'Alles was zählt' - wurde für ihr differenziertes Spiel mit viel Beifall bedacht.

In die Spielhandlung fügen sich immer wieder Arbeiterlieder und viele Songs ein, in denen die Figuren von Luxemburg und Karl Liebknecht über die Freundin Clara Zetkin bis zu Rosas Liebhabern und Parteifreunden- und feinden wie August Bebel und Karl Kautsky ihre Gefühle ausdrücken. Auf der schlichten grauen Bühne, die nur mit einem weißen Vorhang und einem verschiebbaren Laufsteg ausgestattet ist, brodeln die Meinungen der linken Politiker heftig.

[...] Mit dem 'Zaunpfahl' winkt die Inszenierung mit plakativen Zitaten zum Kapitalismus, die das Publikum daran erinnern sollen, dass das alles nicht nur eine Geschichtsstunde sein soll. Wenig aber ist über die sozialen Umstände zu erfahren, die damals zum Aufbegehren von Luxemburg und vielen anderen führten. So scheitert auch das Stück ähnlich wie Rosa selbst ein wenig daran, dass die Theorie so von der Praxis abgekoppelt ist."

Elke Vogel: Berliner Grips-Theater zeigt Uraufführung '"Rosa". In: Mitteldeutsche Zeitung, 9. November 2008. 

 

"Es ist ein historisches Stück in historischen Kostümen, aber mit augenzwinkerndem Verweis auf die eigenen politischen Überzeugungen und Haltungen der studentischen 68er Bewegung, mit der sich Volker Ludwig auch schon so selbstkritisch wie standhaft in anderen Stücken auseinandergesetzt hat. Trotz all der historischen Kostüme, trotz all der Gehröcke, Backenbärte und bürgerlichen Versteifungen der Figuren besitzt die Inszenierung aber nichts Verstaubtes.

Erst im zweiten Teil ihrer vier Aufführungsstunden (so viel zu lang ist es wohl leider, weil zwei Autoren am Werk waren) wird die Inszenierung langatmig und langweilig, weil die Szenen nur mehr historische Fakten abzuliefern und abzuhaken scheinen. Lange aber besitzt die Aufführung einen schönen Schwung, eine Lebendigkeit und einen Witz, der einem deutlich animierten Ensemble zu verdanken ist. 

[...] Hier spielt jeder mehrere Rollen, nur Regine Seidler nicht. Die Schauspielerin zeigt eine Rosa als Identifikationsfigur, die sich großen privaten und politischen Gefühlen hingibt, aber immer wieder auch vom Konflikt zwischen ihnen zerrissen ist. [...] So trägt Regina Seidlers tolles Spiel den Zuschauer selbst über die letzte zähe Stunde des munteren Abends hinweg, dessen viele Ensembleaufmärsche von Choreographin Romy Hochbaum und Regisseurin Franziska Steiof insgesamt so wunderbar in Bewegung und Beweglichkeit gebracht wurden, dass der Unterhaltungswert oft über den Informationswert siegt. Jan Schröders Bühne ist fast leer, bis auf einen verschiebbaren Laufsteg und zwei gegeneinander gestellte Treppengerüste auf Rollen, die als Karriereleitern dienen und in der Drehung vergitterte Zellen enthüllen."

Hartmut Krug: Musikalisches Stück über eine linke Aktivistin. In: Deutschland Funk Kultur, 7. November 2008 [https://www.deutschlandfunkkultur.de/musikalisches-stueck-ueber-eine-linke-aktivistin-100.html], aufgerufen 9. September 2025.

 

"Das Singen von Arbeiterkampfliedern erneuert noch keine kämpferischen Positionen. Auf Sozialisten schließt die Reihen, der Szenenapplaus gilt Jugenderinnerungen. Die Frauenklage Was mir fehlt ist das Leben wirkt larmoyant. Mehrstimmig und schlagkräftig singen die rechten und linken Genossen gegeneinander an. Da entsteht ein Musical-Effekt. Und wo das Gripstheater immer gut ist, im satirischen Couplet, ist es auch in diesem Stück gut. 'Wir sind die letzten Linken/ und drohen zu ertrinken/Rosa mach die Linke stark,/aber treib es nicht zu arg.'

[...] Ist Rosa nun Agitation oder Heldinnenballade mit viel Gefühlsseligkeit? Es ist beides im regelmäßigen Wechsel. Und nur die Regelmäßigkeit solchen Wechsels erzeugt ein leises Gefühl von Überfülle, Überlänge. Soll nun der revolutionäre Mythos die alte Linke in ihrem Jugendglauben trösten, oder sollten auch neue Schüler für die Lehren von Rosa Luxemburg gewonnen werden? Das Stück wirkt wie Balsam für die 'blauen Flecken auf der Seele' und nicht als Rufen nach neuen Rosas."

Ricarda Bethke: Rosa im Berliner Grips-Theater. In: der Freitag (überregionale Wochenzeitung aus Berlin), Kultur, 13. November 2008.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Rosa". Original Cast Berlin, 2008. Eigenproduktion GRIPS-Theater. (1xCD).

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Rosa". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 9. September 2025.