Mixed Pickles
ein midlife Musical
Musik und Arrangements von Kilian Piramovsky & Thomas Großmann
Buch und Songtexte von Gregor Köhne
Inszenierung
Uraufführung: 14. Januar 1994
KAMA, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Einstudierung und Leitung: Kilian Piramovsky
- Regie: Katja Nottke
- Choreographie: John Scott
- Bühne: KAMA
- Kostüme: Kerstin Kraus
- Handpuppen: Heidemarie Rennmann
Besetzung:
- French: Christiane Maybach
- Ruth: Margot Nagel
- Martha: Katja Nottke
- Audrey: Elke Rieckhoff
- Harry: Oliver Feld
- Handpuppen gespielt von: Heidemarie Rennmann / Eva-Marie Biecker
- Handpuppen gesungen von: Katja Nottke
Premierenchronik
D | UA | 14. Januar 1994 | KAMA, Berlin |
Inhaltsangabe
Gealterte ehemalige Bühnendarstellerinnen müssen, um sich selbst zu beweisen, aber auch um Geld für eine dringende Hausrenovierung zu besorgen, wieder auf die Bühne.
Klaus Baberg
Kritiken
"Unbestritten ist mit 'Mixed Pickles' eine routiniert getimte Aufführung mit perfekt sitzenden Pointen und Songs zu sehen. Die vier Schauspielerinnen mimen die optische und phonetische Version der „Golden Girls“ (teilweise sehr zum Ärger der Fans der echten Golden Girls). Verstärkung erhalten sie von vier Handpuppen, die eindeutig der Muppet Show entlehnt sind. In der Zweck-WG (zur Erhaltung ausschweifenden Lebensstils in der Postehe-Ära) der von drohender Menopause in Verbindung mit erhöhten Liebesbedürfnissen geplagten Damen ohne zugehörige Herren sorgt eine Gehässigkeit nach der anderen für Lacher (seitens der ZuschauerInnen).
Zum Knutschen ist Katja Nottke als Martha, die schrullige Alte mit einer Stimme, die Pumuckel zur Ehre gereicht hätte. Mit schlurfenden Wuselschritten und einem unschuldig-debilen Grinsen um die Lippen, nähert sie sich in jeder 'unbeobachteten' Sekunde dem Fernseher, um Privatpornos zu verkosten. Die Midlifekrisen ihrer WG-Genossinnen sind für sie alberner Kinderkram. Klar, daß Martha beim Pornogenuß immer von ihrer vornehm-gschamigen Tochter Audrey (Elke Rieckhoff) überrascht werden muß.
Christiane Maybach gibt die männerversessene French, Margot Nagel das backende und tierliebende Naivchen der Clique. Alle zusammen sind sie einstige Broadway-Größen (will heißen: drittklassige Hupfdohlen), noch immer auf der vergeblichen Suche nach dem Comeback und außerdem auf der Flucht vor einem herannahenden Hurrikan. Dieser hinterläßt ein Loch im Dach und zwingt das Quartett zu dringenden Geldbeschaffungsmaßnahmen. Ein Untermieter, jung und knackig, ist nach einigen Fehlschlägen die Lösung des arbeitsmarktwirtschaftlichen Alteisens. Das Happy-End: nein, kein Mann, sondern das Comeback auf dem Broadway. Ein wahrer Musical-Plot.
Genauso ist auch die Inszenierung: Blümchenkleid, Glitzer- und Federfummel allüberall, viel Schallala und Schubidu, ein Händchenwedeln rechts und links und oben und unten. Alles streng nach dem auch gesungenen Motto 'Always look on the bright side of life'. Und so gehen die am Rande dann aber leider doch noch gestreiften Probleme dieser Welt am Ende auf Watte und im Glitzerrausch unter. 'Fuck the Army' steht auf dem Rücken der im Flowerpower-Outfit vortanzenden Damen. Und sie stimmen an: 'Let the sunshine in', da der Puls der Jetztzeit 'Hair' kokett den Bart abschneidet. Gewiß, Nostalgie hat seinen Reiz, Kitsch ebenso; die Perfektion der ganzen Veranstaltung ist zu rühmen und auch die Vielseitigkeit. Im Musical aber nebenbei noch ein bißchen Gesellschaftskritik zu betreiben funktioniert allerdings nicht."
Petra Brändle: Schubidu in der Menopause. Die neue Musical-Inszenierun auf der Kreuzberger Kama-Bühne bestätigt: Kama muß ins Schloßparktheater! In: taz, 17. Januar 1994.
Empfohlene Zitierweise
"Mixed Pickles". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 18. August 2025.