Lump mit Herz
Operette in drei Akten und fünf Bildern
Musik und Gesangstexte von Hans Carste
Text von Fred Ignor
Inszenierung
Uraufführung: 27. Januar 1952
Städtische Bühnen, Nürnberg-Fürth, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Edgar Schmidt-Bredow
- Regie: Hannsjoachim Worringer
- Bühnenbild: Willy Laß
- Kostüme: Elisabeth Nillius
- Choreographie: Helmut Hansel
Besetzung:
- Sam Drinker, Hosenfabrikant: Willy Schmidt-Scholven
- Mam, seine Frau: Elisabeth Müllerau
- Bobby, beider Sohn: Kurt Leo Sourrisseaux
- Josephine, beider Tochter: Jacqui Buegler
- Susi, Hotelzofe: Gusty Rainhoff
- Boris Nicolas: Karl Milkorey
- u.a.
Premierenchronik
D | UA | 27. Januar 1952 | Städtische Bühnen, Nürnberg |
Inhaltsangabe
"Der amerikanische Hosenträgerfabrikant Sam Drinker fährt nach Paris, um für ein paar Wochen dem strengen Regiment seiner Frau Mam zu entkommen. Sein Sohn Bobby aber verliebt sich dort in die hübsche Hotelzofe Susi, während seine Tochter Josephine ihr Herz an einen windigen Kavalier verliert. Charmant ist dieser Boris Nicolas, sonst hat er wenig vorzuweisen, es sei denn die Schiffskarte, die ihn vor seinen Gläubigern nach Amerika in Sicherheit bringen soll. Dass er spielt, wäre auch noch nicht das Schlimmste, das tut Sam ja ebenfalls; aber dass er dem Hosenträgermann aus der Neuen Welt Summen abgewinnt, die die Reisekasse durchaus nicht mehr hergibt, das ist denn doch äußerst fatal.
Zum Glück hat Bobby eine Idee, dem Papa aus der Patsche zu helfen: da ist doch noch diese verlotterte Farm in Texas, um die Mam sich nie gekümmert hat; wie wär’s, wenn man sie jetzt Boris überschriebe? Bei der gemeinsamen Überfahrt wird der Handel perfekt. In die Brüche geht allerdings das Herzensverhältnis des neugebackenen Farmbesitzers zu Sams Tochter. Denn Sam schwindelt da etwas zurecht, was Boris nur so auslegen kann, als werde ihm unterstellt, er liebe Josephine bloß wegen der Millionen ihres Vaters. Das geht ihm denn doch im wahrsten Sinne contre coeur, und er begibt sich stolz, aber einsam nach Texas, während die Drinkers nebst Susi sich dem Gewitter stellen, das sie bei der Rückkehr in Gestalt ihrer Mam erwartet.
Bis das ausgestanden ist, dauert es seine Zeit, und dann hat die gefürchtete Familienmutter den erlösenden Einfall, man müsse zwecks Erholung der strapazierten Nerven verreisen, und zwar auf die Texas-Farm. Hier herrschen scheinbar die rüden Sitten der Cowboys, aber das ist nicht so arg und nur ein Vorwand, um Susi, die von Mam ins Pensionat abkommandiert worden war, wieder dabeisein zu lassen. Die klärende Aussprache zwischen Boris und Sam tut dann schnell ein übriges, damit Josephine und sogar die bis zur Ohnmacht in Harnisch gebrachte Mam herzlich froh sind, wie sich alles zum Glück gewendet hat – zum Glück nicht nur für Boris, den Lump mit Herz.
(Inhaltsangabe des Verlags Felix Bloch Erben, Berlin [https://www.felix-bloch-erben.de/index.php5/pid/1175/Action/showPlay/fbe/33ce39ca5e46144e87bb02e7c29362bc/], aufgerufen 30. September 2025).
Kritiken
"Hans Carste hat die Musik zu 'Lump mit Herz' ohne Notenpapier und Bleistift komponiert. In sechsjähriger russischer Gefangenschaft, während endloser Lazarettaufenthalte nach Operationen ohne Narkose, kreiste die Phantasie des Musikers ruhelos um Schlagertexte, dann um Melodien, um den Aufbau großer Finali und schließlich um Orchesterklänge. [...] Als er 1948 entlassen wurde, konnte er endlich in der Heimat die Notenfeder ansetzen. Aus dem Kopf wurde sozusagen abgeschrieben, was er in Rußland erfunden und - auswendig gelernt hatte. Vielleicht ist noch nie eine Operette auf so ungewöhnliche Weise produziert worden.
ab.: Operette ganz im alten Stil. Erfolgreiche Uraufführung des "Lump mit Herz" in Nürnberg. In: Die Rheinpfalz, Neustadt, 29. Januar 1952.
"Sobald Carste lyrisch werden will, gleitet er in die Sentimentalität ab und tanzt nur noch auf des Messers Schneide am Abgrund des Klischees vorbei. Fraglos kann man in Carste den kommenden Mann für die revuehaft aufgemachte Schlageroperette wittern: ob er der richtige Mann sein wird, muß die Zukunft lehren.
Die Aufführung hatte, wie gesagt, die stärkeren Qualitäten und täuschte über manchen Abgrund des Librettos hinweg. Besonders das tänzerische Moment war stark in den Vordergrund gerückt und hier ergaben sich auch die durchschlagendsten Publikumswirkungen.
[...] Der Beifall fand seinen Höhepunkt als Carste am Pult erschien und vor dem dritten Akt mit Schwung und Schmiß die Ouverture dirigierte. Die Nürnberger haben sich eindeutig für Carsten-Ignor und den 'Lump mit Herz' entschieden."
Guido Thyrolf: Hans Carstes "Lump mit Herz" gewann viel Sympathie. Uraufführung in Nürnberg. In: Abendpost, Frankfurt, 29. Januar 1952.
"Trotz der schmissigen Melodien, trotz der orkanartigen Beifallsstürme, muß gesagt werden, daß Carste nicht den Mut gefunden hat, das althergebrachte Operettenschema zu verlassen. Und das ist schade. Die Story von dem amerikanischen Hosenträgerfabrikanten mit seinen beiden Kindern, die sich in old europe verlieben, auf einem Ozeandampfer sich wiederfinden und in Texas endgültig zusammenkommen, ist ganz lustig zurechtgemacht. Aber nicht mehr.
Regisseur Hannsjoachim Worringen hatte den Rotstift zu Hause liegen lassen, und so zog sich z. B. der schwache zweite Akt wie Kaugummi dahin."
R.H.: Bayerische Premieren. In: Freie Deutsche Presse, Coburg, 2. Februar 1952.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Lump mit Herz". Gesamtaufnahme Rundfunk-Fassung NWDR, 1952. Cantus-Line (DA Music). (2xCD)
Kommentar
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell nicht vorliegt, wurden die Angaben der seinerzeitigen Presse entnommen.
Empfohlene Zitierweise
"Lump mit Herz". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 30. September 2025.