Der letzte Waschgang
Eine Seifenoper
Musik von Wolfgang Böhmer und Susanne Betancor
Text von College of Hearts
Songtexte von Susanne Betancor und Christoph Swoboda
Inszenierung
Uraufführung: 28. Januar 1991
Ufa-Fabrik, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Wolfgang Böhmer
- Regie: Adriana Altaras
- Bühnenbild: Isolde Wittke
- Kostüme: Daniele Drobny
Besetzung:
- Thea Fischer: Susanne Betancor
- Felicitas Melbert / Frau Henkel: Karla Schlender
- Peer Melbert / als Geist Hermanns: Wolfgang Böhmer
- Hermann Fischer / Kommissar Haase / Frau Henkels Hund: Christoph Swoboda
- Schulfreund Max / Journalist Dralle / Frau Grabowsky / Frau Henkels Hund: Klaus Wilmanns
College of Hearts, 1991 |
Premierenchronik
D | UA | 28. Januar 1991 | Ufa-Fabrik, Berlin |
Inhaltsangabe
"Ein neues Zeitalter hat begonnen. Die Frauen schlagen zurück. Auch in der Kleinstadt Greven. Zum Beispiel Thea Fischer. Ihr Mann, Hermann, stört. Kommissar Haase bearbeitet den Todesfall Hermann Fischer. Für ihn war es ein Unfall, weil es immer ein Unfall ist, wenn eine Frau mit einem Mann...
Anders die Journalistin Felicitas Melbert. Sie glaubt an einen Mord. An eine Kette von Morden. Und sie hat Beweise. Haben die Todesfälle zu tun mit dem Fischsterben in der Ems, mit dem sogenannten 'Killerschaumskandal'? Hat der Waschmittelkonzern Henkels seine Finger im Spiel? Und vor allem: Welche Rolle spielt dabei ihr geliebter Mann Peer, Mitarbeiter des Konzerns?
Für die Witwe Thea Fischer beginnt unterdessen ein neues Leben: das große Glück danach - ohne Hermann. Endlich ist es ihr möglich, ihre Forschungen wieder aufzunehmen. Und sie erfindet ein neues Super-Waschmittel. Aber was tun? Soll sie ihr Patent Peer und dem Konzern überlassen, und den beharrlichen Liebesanträgen ihres alten Schulfreundes Max nachgeben? Wozu hätte sie sich dann von ihrem Mann getrennt? Zu allem Überfluss taucht Kommissar Haase auf und hat weitere Fragen..."
Programmheft zur UA, 1991
Kritiken
"In »Der letzte Waschgang« ist Ermordetwerden geradezu die natürliche Todesursache für alle Beteiligten männlichen Geschlechts. Mit viel schwarzem Humor bereden oder besingen die Akteure die jeweiligen Situationen. »Du hast es mir schwer gemacht«, so der Refrain von Thea (Susanne Betancor). Sie schafft es in mühevollster Kleinstarbeit doch noch, ihren Mann Herrmann, der sich partout nicht umbringen lassen will, kleinzukriegen — und das ist wörtlich zu nehmen, beobachtet man ihre Versuche mit Schere, Pistole und Eisenrohr. Endlich ist er tot, nichts wie ab in die Waschmaschine, Waschgang an, und Herrmann rotiert munter hinter Thea. Diese gönnt sich nach getaner Arbeit erst einmal ein Dosenbier. Naiv-trocken, mit einem Augenrollen und —aufreißen, das jedem Stummfilm zur Ehre gereicht hätte, bewegt sich Susanne Betancor alias Thea weiter durch die Story.
[...] College of Hearts arbeiten in dieser Produktion erstmalig mit einer außenstehenden Regie, in diesem Fall natürlich einer Regisseurin. Adriana Altaras verbindet die vielfältigen inhaltlichen und stilistischen Mittel; glücklicherweise, ohne daß die Truppe ihren charakteristischen gekonnt eingesetzten Dilettantismus verliert. Denn wie sonst könnte man noch einen Flaschengeist, Schweden, den Missionar aus dem Kongo, einen Männerstrip mit tödlichen Folgen oder den 'Killerschaumskandal' einbauen?
Es ist ein B-Movie: die Musik von Wolfgang Böhmer und Susanne Betancor ist sehr eingängig, die Plausibilität der Handlung unwichtig. Aber genau dadurch wird das erreicht, was erreicht werden soll — eine schrille Zeichnung von Männern und Frauen, herrlich überzogen, bis ins Detail treffend und unverschämt. Eine Aufführung, die Klischees benutzt, ohne sie plattzuwalzen, wunderbar komisch, um nicht zu sagen mordsmäßig komisch.
Anja Poschen: Letzter Waschgang Mord. In: taz, Die Tageszeitung, Ausgabe 3321, 1. Februar 1991, Seite 8.
Kommentar
Wie bei den anderen College-of-Hearts-Produktionen spielen auch hier alle Darsteller die verschiedenen Musikinstrumente.
Empfohlene Zitierweise
"Der letzte Waschgang". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 1. November 2021.