Lady Bess
Musical in zwei Teilen
Musik und Orchestrierung von Sylvester Levay
Buch und Liedtexte von Michael Kunze
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 19. Februar 2022
UM!BAU (Theater), St. Gallen, Schweiz
- Musikalische Leitung: Koen Schoots
- Regie: Gil Mehmert
- Bühne: Christopher Barreca
- Kostüm: Falk Bauer
- Choreografie: Jonathan Huor
- Licht: Michael Grundner
- Ton: Marko Siegmeier
- Video: Austin Switser
Besetzung:
- Lady Bess: Katia Bischoff / Anna Langner
- Mary Tudor: Wietske van Tongeren
- Robin Blake: Anton Zetterholm / Thomas Hohler
- Roger Ascham: Tom Zahner
- Anne Boleyns Geist: Katja Berg
- Katherine Ashley u.a.: Kerstin Ibald
- Simon Renard u.a.: Gerd Achilles
- Stephen Gardiner: Jogi Kaiser
- Philipp von Spanien u.a.: Lukas Mayer
- Horatius Swift u.a.: Sander van Wissen / Adrian Hochstrasser
- Buggy Ringer u.a.: Markus Fetter
- Scrag Totter u.a.: Pascal Cremer
- Henry Bedingfield u.a.: André Bauer
- Susan Clarencieux u.a.: Gabriela Ryffel
- Thomas Parry / Thomas Wyatt u.a.: Patrick A. Stamme
- Emily u.a.: Ulrike Figgener
- Katharina von Aragon u.a.: Clara Mills-Karzel
- Hofdame u.a.: Veronika Hammer / Charlotte Katzer / Marina Petkov /Anna Langner / Charlotte Katzer
- Schwertträger u.a.: Thomas Höfner
- Kutscher u.a.: Florian Minnerop
- Statisterie des Theaters St. Gallen
-
Priester / Henry VIII u.a.: Timothy Roller
Katia Bischoff (Lady Bess), Katja Berg (Anne Boleyns Geist) © Theater St. Gallen, Fotograf: Ludwig Olah |
Premierenchronik
J | UA | 13. April 2014 | Imperial Theater, Tokyo |
CH | Dspr. EA | 19. Februar 2022 | UM!BAU (Theater), St. Gallen |
Inhaltsangabe
"Die junge Prinzessin Elizabeth ´Bess´ Tudor, Tochter des legendären Königs Henry VIII und der berüchtigten Anne Boleyn, wächst als Waise in der Obhut ihrer Gouvernante und ihres humanistischen Erziehers auf, während ihre Halbschwester als ´Bloody Mary´ brutal über ihre Untertanen herrscht. Mary setzt alles daran, sich ihrer verhassten kleinen Schwester zu entledigen. Doch Bess gelingt es, durch Integrität und mit Hilfe ihrer Freunde, die Sympathie des englischen Volkes zu gewinnen und schliesslich als Elizabeth I den Thron zu besteigen."
(Inhaltsangabe des Theaters St. Gallen, 2022)
v.l.n.r.: Pascal Cremer (Scarg Totter), Sander van Wissen (Horatius Swift), Anton Zetterholm (Robin Blake), Markus Fetter (Buggy Ringer) © Theater St. Gallen, Fotograf: Ludwig Olah |
Kritiken
"Die Musik von Sylvester Levay für dieses Kunze-Musical hört sich an wie Musik von Sylvester Levay für ein Kunze-Musical, damit ist eigentlich schon alles gesagt. Mal präsentiert sie sich im sanften, operettigen Fluss, mal steckt sie voller rockiger Dynamik. Außer einigen musikalischen Einfärbungen, je nach Erfordernis im keltischen oder spanischen Folk-Stil, verfügt die Partitur über keine ausgeprägte Eigenständigkeit. Was die Arbeit der beiden Autoren für dieses Werk eint, und damit sei auf keinen Fall gesagt, das es sich bei 'Lady Bess' nicht um ein gutes Musical handelt, ist die Offensichtlichkeit, dass es beide schon besser gemacht haben. [...] Aber, um auch das deutlich herauszustellen: 'Lady Bess' verfügt über eine Qualität, die die allermeisten deutschsprachigen Uraufführungen noch nicht einmal ansatzweise erreichen.
[...] Star des Abends ist eindeutig Wietske van Tongeren, die in jedem ihrer Auftritte als Bösewichtin Queen Mary, denen man förmlich entgegenfiebert, zu brillieren weiß. Während Bess die Balladen gehören, räumt Queen Mary mit den Rocknummern ab. Wietske van Tongeren geht mit ungeheurer Wucht und Bühnenpräsenz in die Rolle - sie faucht und keift ihre Texte, sie kämpft, ist verzweifelt, auch mal hoffnungsvoll gefühlvoll und ringt fortwährend um Erlösung von ihren Traumata der Kindheit, was ihr jedoch weder auf dem Thron noch in der Liebe gelingt. [...] Wer da ein wenig untergeht, ist leider Gottes gerade die Hauptdarstellerin Katia Bischoff, da Autor Michael Kunze der Figur der Lady Bess doch nur wenig Fleisch auf die Rippen geschrieben hat. Das Hauptproblem der Titelfigur liegt vor allem darin, dass sie die Handlung nicht durch eigenes Tun vorantreibt, das Heft des Handelns haben jeweils andere in der Hand."
Markus Zeller: Lady Bess, Virgin Queen vs. Bloody Mary. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 212, April/Mai 2022, Seite 4-7.
"Weit war der Weg von ´Lady Bess´ auf eine deutschsprachige Bühne: Bereits 2015 wurde das Musical über die Jugendjahre von Elizabeth Tudor, der späteren Königin Elizabeth I, als Auftragswerk der Toho-Group in Tokio uraufgeführt. Nach sieben Jahren hat es nun den Weg zur Aufführung in St. Gallen gefunden. Zu viel Verwunderung hat im Vorfeld die Bezeichnung ´Welrpremiere der neuen Fassung´ gesorgt. Denn was in St. Gallen auf die Bühne kam, ist letztendlich eine gekürzte Fassung der Show aus dem Imperial Theater in Tokio. Ob man es als Weltpremiere bezeichnen kann, sei jedem selbst überlassen. [...]
Soweit, so gut - nur leider ist das Buch von Michael Kunze eines der schwächeren, die er für ein Musical verfasst hat: Die Titelfigur irrt seltsam passiv durch die Story. Nichts von dem, was Lady Bess tut, hat eine Konsequenz; es entsteht der Eindruck, dass alles, was ihr passiert, nur Zufall ist. Das irritiert und passt so gar nicht zum vermittelten Bild der überaus gebildeten Königstochter, die stets ein Buch und ihren Lehrer an der Seite hat. Ob das von Kurze so beabsichtigt oder doch eher eine Konsequenz aus den umfangreichen Kürzungen des Original-Buchs (die Show in Japan dauerte beinahe doppelt so lang) ist, lässt sich nicht ausmachen. Die einzig konsequente Entscheidung, die Lady Bess im Stück treffen darf, ist es sich von ihrer Liebe Robin Blake zu trennen. Dies kommt hier allerdings so unvermittelt, dass man beinahe den Eindruck gewinnt, der Autor musste die Geschichte kurz vor Ende wieder den historischen Tatsachen anpassen."
Frank Guevara Pérenz: Lady Bess, Zwischen Liebe und Pflicht. In: Online-Portal "musicalzentrale.de", ohne Datum.
"Sylvester Levay komponierte die Partitur, welche keltische Musikelemente und Renaissance-Klänge mit Elementen der Popmusik verknüpft. Diese eindrücklichen Kompositionen werden vom Sinfonieorchester St. Gallen sowie einer Band, bestehend aus zwei Keyboards, Gitarre, E-Bass, Drums und Perkussion, unter der musikalischen Leitung von Koen Schoots hervorragend dargeboten. [...]
Das Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay ist ein vortreflicher Mix aus historischen Fakten, fesselnder Coming-of-Age-Geschichte und ergreifender Musik. Die tiefgehende Inszenierung wird gewiss nicht nur das Premierenpublikum im Theater St. Gallen begeistern."
Martina Friedrich: Die Gedanken sind frei, Deutschsprachige Erstaufführung von "Lady Bess" am Theater St. Gallen. In: blickpunkt musical, Ausgabe 116 (02/2022), Seite 6-8.
Wietske van Tongeren (Mary Tudor), Katia Bischoff (Lady Bess), Ensemble © Theater St. Gallen, Fotograf: Edyta Dufaj |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Lady Bess". Original Japan Cast, 2014, Toho. (1xCD).
Literatur
- Wolfgang Jansen: Musicals in St. Gallen: Eine starke Marke. In: Rea Brändle (Red.): 200 Jahre Theater St. Gallen. Basel: Edition Theaterkultur 2005, Seite 97-116.
- Jane Dunn: Elizabeth and Mary: Cousins, Rivals, Queen. Vintage Books Edition, 2005.
Kommentar
Das Theater St. Gallen bezeichnet die Inszenierung als Uraufführung der Neufassung.
Für die Dauer der Sanierungsarbeiten des Theaters St. Gallen vom Sommer 2020 bis zum Frühjahr 2023 wird eine Ersatzspielstätte im Brühl-Park vor der Tonhalle erstellt. Der gewählte Standort ist aufgrund seiner Nähe zum heutigen Theater und der Möglichkeit einer Anbindung an die Tonhalle betrieblich passend. Dies erklärt den übergangsweise gewählten Namen des Theaters. Die Rückkehr ins sanierte Haus erfolgt im Herbst 2023.
Empfohlene Zitierweise
"Lady Bess". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 28. Juni 2022.