Die Hochzeit mit dem General (Svad'ba s generalom)
Musikalische Komödie in zwei Akten
Musik von Jewgenij Ptitschkin
Text von Kim Ryschow nach Motiven aus Werken Anton Tschechows
Deutsche Nachdichtung von Heidemarie Stahl
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 13. September 1981
Deutsches Nationaltheater, Weimar, DDR
- Musikalische Leitung: Gunter Kahlert
- Regie: Wladimir Worobjew
- Bühnenbild: Christian Panzer
- Kostüme: Bernhard Schwarz
- Choreographie: Ruth Wolf
- Chöre: Matthias Brauer
Besetzung:
- Jewdokim Sacharowitsch Schigalow, Titularrat: Herbert Dudzik
- Nastasja Timofejewna, seine Frau: Ingeborg Porstmann
- Dascha, deren Tochter: Gudrun Fischer
- Epaminond Maximowitsch Aplombow: Johannes Prkno
- Fjodor Jakowlewitsch Rewunow-Karaulow, Fregattenkapitän: Peter Slawow
- Andrej Andrejewitsch Njunin, sein Neffe: Lothar Heublein
- Anna Martynowna Smejukina, Hebamme: Nelly Delibaschewa
- Iwan Michailowitsch Jati, Telegrafist: Christoph Rösel
- Charlampij Spiridonowitsch Dymba, Konditor aus Griechenland: Christian Höllein
- Ein Matrose: Wilfried Lindner
- Osip Lukitsch Babelmandebsky, Pope: Stefan Knoth
- Brautwerber: Helmut Bante
- Otschumelow, Polizeikommissar: Karl-Heinz Gruhn
- Polizist: Michael Pluschke
- 1. Vogelverkäufer: Klaus Graef
- 2. Vogelverkäufer: Hartmut Struppek
- Igelverkäufer: Christoph von Kloch
- Fischverkäufer: Peter Hollbach
- Hundeverkäufer: Peter Ifland
- Ausrufer: Lothar Heublein
- Tanzmeister: Horst Magin
- Frau mit Hochzeitsschleier: Evelyn Richter
- Freundinnen der Dascha: Brigitte Kaps / Charlotte Siegler
- Der weiße Clown: Michael Daßler
- Der rote Clown: Assen Kissiov
- Clowns: Ekaterina Böhning / Monika Schuch / Gabriele Struch / Gabriele Wilhelm
- Opernchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar
Premierenchronik
UdSSR | UA | 4. November 1980 | Theater der musikalischen Komödie, Leningrad |
DDR | Dspr. EA | 13. September 1981 | Deutsches Nationaltheater, Weimar |
Inhaltsangabe
"Titularrat Schigalow verheiratet seine Tochter Dascha. Der Bräutigam Epaminond Aplombow willigt nur unter der Bedingung ein, daß die Mitgift beträchtlich ist und die Hochzeit durch einen Ehrengast gekrönt wird - er muß General sein. Kein bestimmter, Hauptsache ein General. Ausgerechnet Njunin, den leichtlebigen Versicherungsangestellten rüsten Schigalows mit 25 Rubeln aus, den General heranzuschaffen. Njunin verschwendet die Summe für persönliche Vergnügungen und überredet seinen gutherzigen Onkel Rewunow-Karaulow, Fregattenkapitän a. D., in Galauniform auf dem Fest zu erscheinen. Dort taucht er auf, als alle Erwartungen auf den hohen Gast in schier unerträglichem Maße angestaut sind und die Hochzeit selbst nur noch von untergeordneter Bedeutung scheint. Die Lüge läßt sich nicht lange aufrechthalten. Njunin wird gefeuert. Die Hochzeitsgesellschaft stiebt empört in alle Richtungen auseinander."
Wolfgang Lange: Der falsche General. DDR-Erstaufführung 'Die Hochzeit mit dem General', Musikalische Komödie von Pitschkin/Ryschow, in Weimar. In: Theater der Zeit, Heft 11/1981, Seite 18.
Kritiken
Die Musik Pitschkins, eines 51jährigen Komponisten, der bislang fünf musikalische Bühnenwerke geschrieben hat, besitzt vaudevillehafte Bescheidenheit. Die typisch russisch kolorierten Melodien werden nur übers Rhythmische in die Gegenwart transportiert, ansonsten gehören die gefälligen Walzer, Couplets, Romanzen, Quadrillen dem 19. Jahrhundert. Ihr Kunstwert ist von geringfügiger Art. Es ist keine Musik, die kapellmeisterlichen Ehrgeiz entfesselt. Gunter Kahlert und die Staatskapelle musizieren sie mit jener Redlichkeit, die ihrem Wesen entspricht.
[...] Worobjew hat durchaus recht, wenn er für seine künstlerische Ausdrucksweise den Begriff des 'phantastischen Realismus' in Anspruch nimmt. Es gibt hier eben nicht nur eine konsequent durchgeführte Spielweise sondern vieles fügt sich in- und aneinander, ohne daß fade Heterogenität entsteht - Ironisches, Groteskes, ernsthaftes Gefühl, Psychologisches. Die szenische Kunst Worobjews besteht darin, daß er allem zu gleichzeitiger Wirkung verhilft; eines löscht das andere nicht aus, sondern hebt das andere hervor."
Wolfgang Lange: Der falsche General. DDR-Erstaufführung 'Die Hochzeit mit dem General', Musikalische Komödie von Pitschkin/Ryschow, in Weimar. In: Theater der Zeit, Heft 11/1981, Seite 18.
"Die Autoren haben für die musiktheatralische Umsetzung einen Weg eingeschlagen, der eigentlich mit "musikalischer Komödie" ebensowenig treffend bezeichnet ist, wie er es durch "Operette" oder "Musical" wäre. Sie nehmen Traditionen auf, die als Revue, Zirkus und Estrada über ein unübersehbares Massenpublikum verfügen und die in reiner Form musiktheatralisch erst selten verwertet worden ist. [...] Der Komponist hat an volkstümliche russische Musiktradition angeknüpft, besonders an die besten Leitungen der auch bei uns populär gewordenen sowjetischen Zirkus- und Estradenmusik. Viel Folkloristisches klingt an.
[...] Einen guten Griff taten die Weimarer mit der Verpflichtung des sowjetischen Regisseurs Wladimir Worobjew. Er steuert seinerseit ein wahres Feuerwerk attraktiver szenischer Einfälle bei. So war das Ensemble des Nationaltheaters vor eine so ungewöhnliche wie ungewohnte Aufgabe gestellt, und es hat diese hervorragend gelöst. Christian Panzer rückte mit seinen Bühnenbildern die Vorgänge in den Rahmen einer Kitsch-Postkarte, in welchem Herbert Dudzik (Titularrat) und Ingeborg Porstmann (seine Frau), Gudrun Fischer als Dascha (deren Tochter) und Johannes Prkno (Bräutigam) einen anregenden Spielraum für individuelle komödiantische Darbietungen fanden. Das Stück lebt und fällt jedoch mit der Besetzung der Rolle des falschen Generals. Peter Slawow hat in dieser Rolle wie in vielen anderen einmal mehr sein überzeugendes Darstellungsvermögen bewiesen."
Prof. Dr. sec. Gerd Schönfelder: Vergnügliches Spiel mit Musik um ein gestörtes Hochzeitsfest. Sowjetischer Regisseur Wladimir Worobjew inszeniert in Weimar als Gast eine DDR-Erstaufführung nach Tschechow. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), 1. Oktober 1981, Seite 4.
Empfohlene Zitierweise
"Die Hochzeit mit dem General (Svad'ba s generalom)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 15. Februar 2022.