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Die Habsburgischen

Eine musikalische Familiensatire


Musik und Liedertexte von Christian Kolonovits
Buch und Liedtexte von Michaela Ronzoni

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 20. Oktober 2007 
Halle E im Museumsquartier, Wien, Österreich

  • Musikalische Leitung: Christian Kolonovits
  • Regie: Stefan Huber
  • Bühnenbild: Harald Thor
  • Lichtdesign: Pia Virolainen
  • Sounddesign: Martin Mayer

 

Besetzung:  

  • Maria Theresia: Maria Happel
  • Maria Theresia (alternierend): Zuzana Maurery
  • Putzfrau: Sigrid Hauser
  • Marie Louise / Margarita Teresa / Johanna / Marie-Antoinette / Sophie / Elisabeth: Delia Mayer
  • Maximilian I. / Rudolf II. / Franz II. / Ferdinand III. / Leopold II. / Franz Karl / Rudolf / Franz Joseph: Boris Eder
  • Ottokar von Böhmen / Friedrich III. / Philipp II. / Albrecht I. / Ferdinand II. / Karl V. / Franz Stefan / Franz Joseph: Roman Frankl
  • Rudolf IV. / Matthias / Johann Parricida / Franz Joseph / Ludwig Viktor: Raphael Johannes Kübler
  • Franz I. / Maximilian II. / Karl VI. / Leopold I. / Ferdinand I. / Otto / Franz Joseph: Alexander Waechter
  • Rudolf I. / Josef II. / Philipp I. / Don Carlos / Franz Joseph: Sascha Oskar Weis

 

 

 

 

Premierenchronik

A UA 20. Oktober 2007 Halle E im Museumsquartier, Wien

 

Anmerkung: Eine Produktion im Rahmen von RONACHERmobile.

 

 

Inhaltsangabe

 

In der Kapuzinergruft treffen sie erstmalig oder noch einmal aufeinander. Zum ersten Mal treffen und streiten sich in diesem Totenlager die Kaiserin Maria Theresia und die gewissenhafte, schlagfertige Putzfrau, die den Auftrag hat, dem Staub der Zeit an diesem Ort Einhalt zu bieten.

Es ist aber auch ein Familientreffen, denn auch die anderen verstorbenen Habsburger, die in der Gruft beigesetzt sind, kommen wieder zu Wort. So streitet Maria Theresia sich mit Karl VI.oder Franz Joseph zofft sich mit Rudolf. Ein typisches Familientreffen, wie bei jeder normalen Familie, bloß, dass es hier die über Jahrhunderte herrschende Dynastie der Habsburger ist.

Klaus Baberg

 

 

 

Kritiken

 
"Sinnlos für Geschichts-Banausen, denn die Zombie-Plauderei führt quer durch die Jahrhunderte und lässt manche dumm sterben. Sinnlos für Kenner, weil sich selbst das tranigste Traktat spannender liest. Und weil der Villacher Fasching dagegen so wirkt, als wäre dort Heiner Müller Autor.

Ein Verdienst von Michaela Ronzoni (Buch/Songtexte) und Christian Kolonovits (Songtexte/Musik): Ronzoni lässt Endlos kalauer (von einer spaßigen Franz Joseph-Passage abgesehen) in Analflüchen gipfeln, der Tonsetzer verwandelt selbst Wagners Hochzeits-Melodie in eine schaumige Schnulze. Ob der Ober-Bayreuther hier nicht aus einem Extrasarg hüpfen könnte? Und diesem ganzen Treiben . . . ?

Kolonowits macht jedenfalls das Unmögliche möglich: abendfüllend zu komponieren, ohne eine nennenswerte Idee. Kinderreim-Schema, Rock- und Schlagerfloskel: eine Art Raubritterzug durch die Musikgeschichte, der fast dauerlaut von den Darstellern (Maria Happel, Boris Eder, Alexander Waechter u. a.) dröhnt. Denkst du noch oder musicalst du schon? Tja. Das Genre verhieß einst Besseres als IQ-Amputation. Zum Holzhammer-Humor passt jedenfalls Schlüpfriges, drum gibt es für Männer eine Art Keuschheits slip zum Gschnas-Outfit (Kostüme: Susanne Hubrich), die rollige Johanna (kräftig gesungen von Delia Mayer) trägt Reizwäsche - in der sie dann coram publico eine gynäkologische Spreizung vorzuführen hat (Regie: Stefan Huber).

Christoph Irrgeher: Humorbegräbnis im Hause Habsburg. Museumsquartier: Vereingte Bühnen Wien präsentieren Musical-Uraufführung über die Herrscherdynastie. In: Winer Zeitung, 23. Oktober 2007.

 

"Als Albtraum Maria Theresias, den eine Gegenwartsputzfrau mitträumt, hat Michaela Ronzoni ihr am Samstag im Museumsquartier uraufgeführtes VBW-Musical Die Habsburgischen geschrieben. Schon letztes Jahr versuchten die Vereinigten Bühnen Wien eine schräge Familiensatire (Die Weberischen), ein komisches Gezänk und Gezeter, jetzt soll in der Regie von Stefan Huber gezeigt werden, dass auch im Herrscherhaus an Hierarchie und Harmonie - quer durch die Jahrhunderte - mit viel schrillem Geplapper gezerrt und gerüttelt wurde.

[...] Familienmitglieder aus 700 Herrscherjahren stürmen, ohne dass die Geisterstunde geschlagen hätte, in bunter Abfolge auf die Bühne, um ein paar Schlagworte loszuwerden. [..] Die Kluft der Zeiten wird nicht nur mit dem Spielfilmwissen der Putzfrau angerührt: Maria Theresia gibt sich als y-Achse auf dem kartesischen Koordinatensystem der Habsburger. Sie bestimmt, was veraltet (Albrechts "Sexismus") oder zu modern (die Reformideen Josephs II.) ist, sie reißt sich rockend die Perücke vom Haupt, wenn ihre Ahnenritter blutige Extremitäten auf die Degen spießen und mit Kettensägen ein Lied auf das Gemetzel singen..

[...] Die Lieder von Christian Kolonovits, der auch das tapfere Orchester der VBW dirigiert, weisen in Text und Melodie nicht einmal Ahnungen eines Hitpotenzials auf (originell die kuriosen Abkupferungen von Wiener Blut etwa, Karl VI. seine eigenen Spermien besingen zu lassen schon weniger). Und die Dramaturgie Julia Sengstschmids macht bestenfalls Zufälligkeit zum Auf-und-Ab-System des blaublütigen Geisterreigens. Ja, ein Traum mit wild und unübersichtlich wechselnder Szenenfolge. Eine rotierende Steigerung des Kuriosen ins Absurde und auch das schweißgebadete, keuchende Erwachen bleiben aus. Jetzt weiter abstauben?"

Isabella Hager: Kurioser k.u.k. Klamauk: "Die Habsburgischen".VBW-Uraufführung eines Kaiser-Albtraums in der MQ-Halle E. In: Der Standard, 22. Oktober 2007.

 

"Prachtvoll und authentisch für die jeweiligen geschichtlichen Epochen wirkend sind die Kostüme (Susanne Hubrich), trashig und billig geht es des Öfteren zu, wenn über Zeugungsdruck und Apfelstrudel philosophiert wird oder Elisabeth, Sophie und Rudolf als musicalische "Elisabeth"-Zitate: "Ich gehör nur mir" und "Mama, wo bist du?" in einer ohrenbetäubenden Soundlandschaft absetzen. Da wird Elisabeth, trotz der überragenden Delia Mayer, zum Klischee und durch ihr Outfit auf die übliche Karikatur heruntergebrochen - das ist dann, am Ende, nicht mal ein lustiger neuer oder unerwarteter Ansatz.

Unangreifbar für jegliche Kritik ist das Schauspielensemble. Jede(r) einzelne ist ein Glücksgriff. [...] Am Ende der Show sind die Habsburger wieder in ihren Särgen, die Putzfrau hat ihren Job erledigt, und das Publikum bleibt - verwirrt."

Martin Bruny: Die Habsburgischen. Monarchische Absurditäten im Wiener Museumsquartier. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 128, Dezember 2007/Januar 2009, Seite 18-20.

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Die Habsburgischen". Original Wien Cast, 2007. VBW (1xCD).

 

Literatur

  • Gabriele Hasmann: Habsburger. Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten. Edition Kurioses Österreich. Taschenbuch. Ueberreuther, 2021.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Habsburgischen". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. November 2021.