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Das Glas Wasser oder Barock und Roll [Wien]

Spiel mit Gesang und Tanz


Musik von Bernhard Eichhorn und Roland Sonder-Mahnken
Text von Helmut Käutner nach Eugène Scribe

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 20. Februar 1977
Theater an der Wien, Wien, Österreich

  • Musikalische Leitung: Johannes Fehring
  • Regie: Helmut Käutner
  • Ausstattung: Rolf Langenfass
  • Choreographie: William Milié

 

Besetzung:  

  • Anna, Königin von England: Heidelinde Weis
  • Lady Churchill, Herzogin von Marlborough: Susanne Almassy
  • Henry St. John, Viscount of Bolingbroke: Iwan Rebroff
  • Arthur Masham, Fähnrich der Garde: Wolfgang Mascher
  • Abigail Hill, Verkäuferin in einem Juwelierladen: Aniko Benkö
  • Dany Sigel
  • Ralph Telasko
  • Hubert Tscheppe
  • Hans Brandtner
  • Fritz Goblirsch
  • Peter Cornelius
  • u.a.

 

Das Glas Wasser

Plakat zur Uraufführung, Wien 1977.

 

 

Premierenchronik

A UA 20. Februar 1977 Theater an der Wien, Wien
DDR EA 28. Januar 1978 Elbe-Elster-Theater, Wittenberg

 

 

 

Inhaltsangabe


"Scribes Komödie spielt im Jahre 1710. Am britischen Hof bestimmt nicht die junge Königin Anna die Geschicke des Landes und auch nicht der Herzog von Marlborough, der offiziell die Regierungsgeschäfte führt, sondern dessen herrschsüchtige Frau (die im Verlaufe des Stückes aber über eine von ihr selbst eingefädelte Intrige stolpert). Am Ende kann der Oppositionsführer Bolingbroke, der an der Entmachtung der Herzogin kräftig mitgewirkt hat, triumphieren: Er wird Minister, und die Königin beendet, jetzt endlich tat- und entschlußkräftig, den Spanischen Erbfolgekrieg."

(Harald Fischer: Deutsche Musicals - Ein Musicalführer der anderen Art. Kleine Schriften der Gesellschaft für unterhaltende Bühnenkunst, Band 5, Weidler Verlag, Berlin 1996, Seite 68)

 

 

 

Kritiken


"Bescheidenheit ist zwar eine Zier. Aber so bescheiden, ja anspruchslos, hätte sich Helmut Käutner mit seinem neuen Musical 'Das Glas Wasser oder Barock und Roll' wirklich nicht geben müssen. Aber wie man sieht, selbst diese arme Klamotte reichte, um im Theater an der Wien auf die Bühne gehievt zu werden und vom Publikum sogar Applaus und Bravogeschrei zu ernten. Wofür allerdings Helmut Käutner nichts konnte. Denn daß das Musical-Machwerk nicht durchfiel, war vor allem drei Schauspielersängern zu danken: Ivan Rebroff, Susanne Almässy und Heidelinde Weis.

Wer Käutners berühmten gleichnamigen Film (mit Gustav Gründgens) kennt, wird hier entsetzt sein: Wo dort- wie auch in Eugene Scribes beliebter Erfolgskomödie - Witz, Ironie und pralle Komödiantik voll ausgespielt werden, ist hier nur noch Klamauk. Billige Witzmacherei. Mit Texten und Textehen, die zu Tränen rühren könnten. 'Schöne Queen, arme Queen, alles hat sie, nur nicht ihn', flötet da Englands Frau Königin, Heidelinde Weis, und beklagt ihre parlamentarisch verordnete erotische Abstinenz Und auch die übrigen Songs – darunter auch auf Melodien von Händels „Largo“, Lehars „Zarewitsch“ usw. – stehen dieser Platitüde kaum nach. Ja, sie geben den (schlechten) Ton an, der in Käutners Text- und Regieversion herrscht.

Bernhard Eichhorns und Roland Sonder-Mahnkens Musik berieselt unverbindlich. Angestaubter Stil der fünfziger Jahre. Noch dazu weit und breit keine Zugnummer, die ins Ohr ginge. Aber ich begreife auch nicht, warum man diese Komödie in soviel Show-Gschnas verpacken mußte, unter dem Vorwand, sie zu popularisieren. Denn darüber, daß diese Balletteinlagen (Choreographie: William Milié) mitunter recht hübsch, aber ein bißchen überflüssig und ein Protestschnulzensänger (der auf Dutzendpopbarde agierende, farblose Peter Cornelius) nur überflüssig sind, besteht gar kein Zweifel. Bleiben eigentlich nur die aparten, sparsamen Bühnenbilder Rolf Langenfass': barocke Versatzstücke, Spiegelsäulen. Johannes Fehring setzte sich mit viel Drive dafür ein, eine musikalische Pleite wenigstens elegant zu kaschieren.

Daß es dennoch immer wieder knisterernde Momente gibt, in denen Scribes' komische Intrigen funkeln, ist den beiden Gegenspielern Ivan Rebroff und Susanne Almässy zu danken. Wie Nattern zischeln sie aufeinander los, daß man herzlich lachen kann. Und da prasselt der Applaus, weil die beiden halt wissen, wie man das Publikum im Sturm nimmt, sogar barock überrollt. Und einem swingenden Theaterungeheuer Rebroff im schottisch-karierten Unterhosen und Strümpfen verzeiht das Publikum offenbar auch, wenn er sich selbst parodieren will und dabei in billigem Klamauk steckenbleibt.

Sonst - schade, daß Heidelinde Weis bloß ein Dummerl spielen soll; daß Wolfgang Mascher als Schönling Masham keinen Regisseur hat, der ihm beibringt, wie man ein bißchen Farbe in diese Rolle bringen kann; daß Aniko Benkö die pfiffige kleine Abigail nicht übers Klischee eines kleinen Provinzgänschens hinausbringt. Schade."

R.W.: Platitüden, die zu Tränen rühren. In: „Die Furche“, Die österreichische Wochenzeitung, 4. März 1977, Nr.9, Seite 12 (Kunst).

 

 

 Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Das Glas Wasser". Audioaufzeichnung des Spielfilms von Helmut Käutner. Litera 860105. (1xLP).

 

DVD / Video

  • "Das Glas Wasser". Scribe Verfilmung von Helmut Käutner, 1960. Filmjuwelen. (1xDVD).

 

 

 

Kommentar


Da das Programmheft zur Uraufführung nicht vorliegt, wurden die Angaben der seinerzeitigen Presse sowie aus den Veröffentlichungen des Theater an der Wien entnommen.

"Das Glas Wasser" wurde in 123 Vorstellungen von 105.473 Zuschauern besucht (Angaben lt: Peter Back-Verga: Theater an der Wien. 40 Jahre Musical. Amalthea, Wien 2008, Seite 90-91).

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Das Glas Wasser oder Barock und Roll [Wien]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 1. Oktober 2025.