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EuroCrash! - The musical

Musical


Musik von Russel Sarre
Text von David Shirreff

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 24. Januar 2012
Prime Time Theater, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Philip Mitch
  • Regie: Ross Livingston

 

Besetzung:  

  • Gilda / Merkel: Reggie Seeley
  • Mark / Juanito / Lamont / Zapatero Moody's / Trichet / Lek / Sarkozy: Stephen Emery
  • Papa Kohl: Luke Storey
  • Madame Mitterand / Snake / Poor's / Berlin Taxi-Driver: Noor Lawson
  • Euroseptic / Callum / Kenny / Fitch / Eurocrat / Cameron: Eddie Brown
  • Monnet / Stavros / Papandreo / Standard / Eurocrat / Zloty: Bobby Rudman

 

 

 

 

Premierenchronik

GB UA 20. Januar 2012 The Old Sorting Office, Barnes
D EA 24. Januar 2012  Prime Time Theater, Berlin

 

Anmerkung: Die Produktion englischer Sprache in Berlin war die erste Station einer Europa-Tour der Original-Produktion aus Barnes (UK).

 

Inhaltsangabe


"Mark und Gilda treffen im 'Euroland' nicht auf die böse Hexe, sondern auf Papa Kohl und Madame Mitterrand. Diese beiden gewinnen Mark schnell dafür, ihre 'Euro-Währungsschule' zu besuchen. Gilda ist dies alles suspekt, und als sie merkt, dass sie gefangen gehalten werden soll, flüchtet sie.
Ihren Halbbruder Mark haben die eurokratischen Gedanken allerdings schon gepackt und er bemerkt nicht, dass er Teil eines dem Untergang geweihten Projektes wird, das des 'Eurolandes'. Auf ihrer Suche nach einem Weg, um Mark zu befreien, trifft Gilda auf einige Figuren der Europapolitik wie beispielsweise Jean-Claude Trichet, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank, aber auch auf viele Stereotypen Europas, wie z. B. einen Berliner Taxifahrer. Mark wird indes der Polit-Prominenz, wie etwa Angela Merkel oder Nicolas Sarkozy, vorgestellt, und seine Treue wächst. Gilda gelingt es zwar, Mark wiederzufinden, doch ihn aus den Fängen Papa Kohls zu befreien, ist ihr unmöglich. Zu tief steckt er im 'Eurosumpf' fest."

Juliane Blume: Gott sei Dank for the Bundesbank. Deutsche Erstaufführung EuroCrash! im Prime Time Theater in Berlin. In: blickpunkt musical, Heft 57, 02/2012 März - Mai 2012, Seite 16.

 

 

 

 

Kritiken

 
"Autor David Shirreff lebt in Berlin und weiß als Korrespondent für das englische Wirtschaftsmagazin Economist, wovon er spricht. Quer durch das Stück verteilt er wahrheitsgemäße, mal mehr, mal weniger ernst gemeinte Hiebe auf das europäische Projekt. Wenn Nicolas Sarkozy und Angela Merkel ('I’m Angela from Germany...') singend versuchen, David Cameron vom Eurorettungsschirm zu überzeugen, oder Irland und Spanien Gilda mit mitleidigem Blick auf Griechenland erklären, wie Rating-Agenturen funktionieren ('Er hat Doppel C!'), klopft sich das Publikum vergnügt auf die Schenkel – und das obwohl Deutschland durchaus sein Fett wegbekommt: Wenn beispielsweise ein Berliner Taxifahrer sich bei seinem Fahrgast darüber beschwert, dass ganz Südeuropa langsam zu Ostdeutschland wird und 'good old Fritzi' für alle zahlen muss, nur um dann festzustellen, dass der Fahrgast Grieche ist, oder wenn Papa Kohl mit aufgerissenen Augen seine komisch-ironische Hymne auf die Deutsche Bundesbank ('Gott sei Dank to the Bundesbank!') schmettert.

Das Stück ist durchzogen von ironisch formulierter Kritik an Deutschlands Rolle im Eurodesaster – besonders amüsant ist das, wenn deutsche Worte auf die britische Aussprache der Darsteller treffen. Am Ende betont der Euroskeptiker ungern, aber deutlich: 'I told you so!' Die Aktualität des Stoffs beeindruckt. Drei Wochen lang wurde vor der Uraufführung geprobt und direkt danach musste Shirreff den Text umschreiben und an die aktuellen Entwicklungen im wirklichen 'Euroland' anpassen.Die englischsprachige Low-Budget-Produktion fand für ihren Berlin-Auftritt mit dem Prime Time Theater den passenden Ort, hier wirken ein spartanisches Bühnenbild und einfache Technik nicht wie abstrakte Kunst, sondern realistisch und publikumsnah."

[ohne Autorennennung]: Musical „EuroCrash!“ im Prime Time Theater: Euroland ist abgebrannt - Bundesbank. In: Berliner Zeitung, 26. Januar 2012.

 

 
"An diesem Dienstag kommt das mit Wortwitz und typisch schwarzem, britischem Humor vollgepackte Stück erstmals nach Deutschland. Es wird je drei Mal im Berliner Primetime Theater und im Frankfurter House of Finance gezeigt. 'Mal sehen, ob die Deutschen Spaß verstehen', sagt Autor Shirreff vor der Gastspielreise. Denn, dass er die Rolle Deutschlands von der Entstehung des Euro bis zur aktuellen Dauerkrise einigermaßen kritisch sieht - daraus macht der Autor keinen Hehl. [...] Shirreff lebt in Berlin und arbeitet dort als Auslandskorrespondent für das britische Wirtschafts-Magazin 'The Economist'. Gemeinsam mit dem in Hamburg lebenden australischen Komponisten Russel Sarre schuf er den Einakter. Dieser lebt von der Gabe des Autors zur genauen Beobachtung. So wird der Zuschauer an vieles aus über 20 Jahren Euro-Geschichte erinnert - Kleinigkeiten, scheinbar, die sich zu einem Puzzle der Lächerlichkeit zusammenfügen.

[...] 'Eurocrash' ist eine Low-Budget-Produktion. Die Schauspieler haben Mehrfachrollen, das Bühnenbild ist spartanisch. Die Fahrt von Berlin nach Frankfurt wird die Bahn spendieren, die Truppe darf nur das nötigste mit nach Deutschland nehmen, um Gepäckkosten zu sparen. Improvisationstalent war den Schauspielern auch bei der Vorbereitung auf ihre Rollen abverlangt."

Michael Donhauser (dpa): Der "Eurocrash" als Musical. Mit "Papa Kohl" im Eurolan. In: ntv, 22. Januar 2012 [https://www.n-tv.de/wirtschaft/Mit-Papa-Kohl-im-Euroland-article5288256.html], aufgerufen 9. November 2023.

 

 

"Wer sich auf dem politischen Parkett nicht auskennt, hat anfangs Probleme, der Handlung zu folgen. Zu komplizierte Sachverhalte werden angerissen, und man fühlt sich als Zuschauer damit alleingelassen. Da der linke Bühnenrand auch als Umkleide fungiert, wird man zudem oft unfreiwillig aus dem Handlungsverlauf gerissen.

Erst wenn man sich auf die Geschichte einlässt und versucht, die Figuren zu verstehen, kann man seinen eigenen Nutzen aus diesem Stück ziehen: Es regt zum Nachdenken an, unterhält aber auch mit Slogans wie 'My name is Sarkozy, all the nations look at me!' oder 'I'm Angela from Germany, the Euro is quite safe with me' auf hohem Niveau.

Mit 'EuroCrash!' brachten David Shirreff und Russel Sarre eine Spur Off-West End Theatre mit schwungvollen Melodien, nur durch einen Pianisten begleitet, in den Berliner Wedding. Den einen oder anderen ließen sie sicher auch etwas nachdenklich zurück."

Juliane Blume: Gott sei Dank for the Bundesbank. Deutsche Erstaufführung EuroCrash! im Prime Time Theater in Berlin. In: blickpunkt musical, Heft 57, 02/2012 März - Mai 2012, Seite 16.

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"EuroCrash!". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 9. November 2023.