Der Kaufmann von Berlin
Historisches Schauspiel aus der Inflation von Walter Mehring
Musik von Otto Beatus
Songtexte von Walter Mehring und Mascha Kaléko
Bearbeitung von Joachim Sonderhoff
Inszenierung
Uraufführung: 5. Oktober 1990
Schauspielhaus, Wuppertal, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Otto Beatus
- Regie: Janusz Kica
- Choreographie: Hans Pop
- Bühnenbild: Erich Fischer
- Kostüme: Evelyn Schönwald
Besetzung:
- Simon Chajim Kaftan: Rainer Krause
- Jessi: Carmen Plate
- Müller: Thomas Anzenhofer
- Cohn: Jörg Reimers
- Silberstein: Daniel Hajdu
- General: Horst Fassel
- Hilde, seine Frau: Marta Kusztrich
- Bloch / 1. 2. Krankenschwester: Henriette Cejpek
- Reporter / Spekulant: Herbert Ecker
- Mondäne Dame / Zeitungsfrau: Eike Gercken
- 2. Smoking / Bursche / Emil: Holger Kunkel
- 1. Smoking / Leschnitzer: Erich Leukert
- Hiller / Eisenberg / 2. Reporter / Spitzel: Siegfried Maschek
- Oberst: Adalbert Stamborski
- 1. Fräulein / 1. Krankenschwester: Friederike Tiefenbacher
- Minister: Franz Trager
- Dame mit Monokel / 2. Fräulein / Dame mit Koks / Sekretärin / Dame in Gelb: Susanne Marie Wrage
Premierenchronik
D | UA | 5. Oktober 1990 | Schauspielhaus, Wuppertal |
Inhaltsangabe
"'Der Kaufmann von Berlin', das ist der galizische Jude Simon Chajim Kaftan (Rainer Krause), der auf dem Höhepunkt der Geldentwertung 1923 mit hundert harten Dollar nach Berlin kommt und auf den Rechtsanwalt Müller, einen genialen Schieber, trifft. Mit ihm will er ein Waffenlager der schwarzen Reichswehr ins Baltikum weiterverkaufen. Das Geschäft, von Turbulenzen begleitet, gründet sich jedoch auf der galoppierenden Inflation. Als ein Putsch der schwarzen Reichswehr mißlingt, die Rentenmark eingeführt wird, ist der Kaufmann von Berlin ruiniert."
Frank Scurla: Die Reichshaupstadt als das Paradies für große Schieber. Premiere der musikalischen Revue "Der Kaufmann von Berlin". In: Wuppertaler Zeitung, 6. Oktober 1990, Kultur in Wuppertal.
Kritiken
"Die Dialoge verweisen auf Gegenwärtiges, vieles kommt dem Zuschauer und Zuhörer sehr bekannt vor. Daher sind die Musik und Songs, präsentiert von einer achtköpfigen Live-Band, nicht am Sound der 20er Jahre orientiert. Mehr Zeitkolorit sollen schon die Kostüme von Evelyn Schönwald vermitteln. Das Bühnenbild schuf Erich Fischer. Der Choreograph Hans Pop, früher in der Truppe von Pina Bausch, arbeitet zum ersten Mal mit Schauspielern, die zum Teil in bis zu fünf Rollen schlüpfen müssen. Für sie heißt es also kostümmäßig 'An und Aus'.
Frank Scurla: Die Reichshaupstadt als das Paradies für große Schieber. Premiere der musikalischen Revue "Der Kaufmann von Berlin". In: Wuppertaler Zeitung, 6. Oktober 1990, Kultur in Wuppertal.
"Mit der Vorgabe, das Drama zu einer 'historischen Revue' umzuarbeiten, machte sich Joachim Sonderhoff daran, das Stück mit Songs 'aufzupeppen'. Unter der musikalischen Leitung von Otto Beatus und der Inszenierung von Janusz Kica - so steht es in der Theater'Zeitung' der Wuppertaler Bühnen, ist daraus 'fast ein richtiges Musical geworden'.
Fast richtig! Aber eben doch nicht ganz. Die Songs behalten den Charakter von Revueeinlagen, ein Eindruck, der durch die Choreographie von Hans Pop noch unterstützt wird; reichlich ausgestellt und show-business-like tanzen die DarstellerInnen durch die über zweieinhalbstündige Aufführung. Eine Aufgabe, die offensichtlich einige Ensemblemitglieder an die Grenzen ihrer Möglichkeiten führt.
[...] Wirklich überzeugend sind nur zwei Darsteller: Thomas Anzenhofer als Müller und Siegfried Maschek als Reporter und Spitzel. Ihre Solonummern sind sehenswert, aber ob man sich dafür 150 Minuten ins Theater setzen sollte...?
Die Chorgesangspassagen werden von der Band in Grund und Bühnenboden gespielt. [...] Mit der Inszenierung der Musical-Fassung von 'Der Kaufmann von Berlin' bleibt Kica unter dem Niveau bekannter Musicals. Ohne die offensichtlichen Parallelen zur gegenwärtigen West-Ost-Reibachmacherei aufzuzeigen, präsentiert er seichte Abendunterhaltung, die zudem in weiten Teilen langweilt."
apo: Tanz den Walter Mehring. Vermusicalt: Der Kaufmann von Berlin. In: Wupper-Nachrichten, Nr. 21/90, 20. Oktober 1990, Seite 17.
Medien / Publikationen
Literatur
- Walter Mehring: Der Kaufmann von Berlin. Ein historisches Schauspiel aus der deutschen Inflation. Herausgegeben und kommentiert von Georg-Michael Schulz in Verbindung mit Anna Lina Dux und Paul Reszke. Aus der Reihe Conditio Judaica, Band 77. De Gruyter, 2009.
Kommentar
Das Schauspiel "Der Kaufmann von Berlin" wurde am 6. September 1929 von Erwin Piscator im Theater am Nollendorfplatz, Berlin, uraufgeführt.
Empfohlene Zitierweise
"Der Kaufmann von Berlin". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 17. April 2025.