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Der dritte Wunsch

Ein Zauberstück in acht Bildern


Musik von Nico Dostal
Text von Hans Adler

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 20. Februar 1954
Städtische Bühnen, Nürnberg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Max Loy
  • Regie: Paul Hager
  • Bühnenbild: Constantin von Collande
  • Chöre: Adam Rauh
  • Kostüme: Hildegard von Collande
  • Tanzpantomime: Helmut Hansel

 

Besetzung:  

  • Camillo, ein junger Fischer: Spiro Makri
  • Melinde, seine Frau: Lieselotte Schmidt
  • Ambrosius, ein alter Fischer: Albert Vogler
  • Frau Brigitte, Kaufmannswitwe: Anny Coty
  • Junker Flox: Willy Schmidt-Scholven
  • Agnes, seine Tochter: Emmy Löbel
  • Jungfer Barbara, Vorsteherin des Jungfernbundes: Elisabeth Müllauer
  • Der Landgraf: Paul Hager
  • Kastellan: Adolf Schleiffer
  • Der Gemeindeälteste: Hans Vögele
  • Der Zunftmeister der Gastwirte: Hans Rickal
  • Anführer der Geistererscheinungen: Otto Ruth
  • 1. Bauer: Robert Licha
  • 2. Bauer: Hugo Kratz
  • 1. Kavalier: Karlheinz Gäbler
  • 2. Kavalier: Paul Rose
  • 3. Kavalier: Hans Kammerer
  • 4. Kavalier: Siegfried Auer
  • Kavaliere / Hofdamen / Zunftmeister / Gemeinderäte / Bürger / Bauern / Handwerker / Frauen / Kinder / Mitglieder des Jungfernbundes / Lakaien / Pagen / zwei Geistererscheinungen / Kaiserlicher Kurier

 

Tanzpantomime des 6. Bildes:

  • Columbine: Hildegard Krämer
  • Pierrot: Laszlo Jilly
  • Scaramuzzo: Hans Holdt
  • Ballett des Opernhauses

 

 

 

Premierenchronik

D UA 20. Februar 1954 Städtische Bühnen, Nürnberg

 

 

 

Inhaltsangabe


"Die Operette spielt in einem Marktflecken an einem See in einer kleinen reichsunmittelbaren Grafschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Das Schicksal hat den Fischer Camillo nicht gerade mit Glück gesegnet. Wenn nach des Tages Mühen seine Netze mal einen Fang enthalten, dann besteht er nur aus kleinen Fischen. Wen wundert es da, dass er und seine Frau Melinde nur ein karges Leben fristen. Melinde flüchtet sich oft in eine Traumwelt. Liebend gerne sähe sie sich als edle Dame in reichen Kreisen verkehren, aber das liebe Geld reicht halt hinten und vorne nicht. Zudem ist sie bei der Kaufmannswitwe Brigitte hoch verschuldet. Als diese ihr Geld einfordern will, gerät die Arme in Bedrängnis. In ihrer Not bändelt sie mit dem schmierigen Junker Flox an und versucht, etwas Geld aus ihm herauszulocken. Wie sie ihn gerade heftig zu umgarnen versucht, wird sie in flagranti von ihrem Gatten ertappt. Er macht ihr aber kaum Vorwürfe, sondern berichtet ganz aufgeregt, dass ihm etwas Wundersames widerfahren sei: In seinen Netzen habe sich eine Nixe verfangen. Auf seine Erklärung hin, er schenke ihr die Freiheit, habe sie ihm einen Ring gegeben und versprochen, ihm würden drei Wünsche erfüllt, sobald er ihn an seinem Finger drehe und dabei laut den Wunsch äußere.

Camillo erhält Besuch von hoher Stelle, aber nicht, um ihm eine Ehre zu erweisen, sondern um die Forderung der Händlerin Brigitte einzutreiben. Der gute Mann ist so verzweifelt, dass er wie in Trance seinen Ring dreht und laut ruft, er wolle Bürgermeister sein. Kaum hat er den Wunsch geäußert, geht er auch schon in Erfüllung. Camillo ist der neue Bürgermeister des Dorfes! Leider fehlt ihm jedoch die Gabe, sein Amt auch richtig auszufüllen. Die Bürger merken bald, dass ihr neuer Rathauschef eine Niete ist. Als ihn dann die Tochter des abgesetzten Bürgermeisters bezichtigt, der Vater ihres nichtehelichen Kindes zu sein, hält es Camillo nicht länger in seinem Amt. Erneut dreht er den Ring und wünscht sich, Landgraf zu werden. Auch diese Bitte wird sogleich erfüllt!

War Camillo schon nicht in der Lage, als Bürgermeister die Geschicke des Dorfes zu meistern, wie soll er dann ein noch höheres Amt ausfüllen können? Nein, es wächst ihm alles über den Kopf! Sein Salär ist rasch verbraucht. Die adligen 'Freunde' lassen ihn im Stich. Zwar sagt das Sprichwort, wenn die Not am höchsten, sei die Rettung am nächsten; doch für Camillo trifft dies nicht zu! Ein Schicksalsschlag jagt den anderen. Zu allem Überfluss befiehlt ihm jetzt auch noch der Kaiser, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Das hat gerade noch gefehlt! Von diesem Handwerk versteht er schließlich überhaupt nichts. Aber er hat ja noch einen dritten Wunsch frei. Schon beginnt er wieder, den Ring zu drehen, als seine Gattin ihn anbrüllt, er solle nur nicht auf die Idee kommen, jetzt Kaiser zu werden. Lieber wolle sie zurück in die armselige Fischerhütte.

Auch der dritte Wunsch ist erfüllt worden. Camillo wandert am Ufer des Sees entlang und findet die Nixe, von der er einst den Zauberring erhielt. Er gibt ihn zurück und bedankt sich bei ihr. Als er mit seinem Boot wieder auf den See hinausfährt und seine Netze auswirft, wird er mit einem reichen Fang belohnt. So hat der dritte Wunsch dem Ehepaar doch noch zum Glück verholfen."

(Inhaltsangabe nach Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Der_dritte_Wunsch], aufgerufen 30. September 2025).

 

 

 

Kritiken

 
"Was Nico Dostal vor zwei Jahren mit seinem - gleichfalls in den Städtischen Bühnen Nürnberg uraufgeführten - 'Doktor Eisenbart' begann, hat er jetzt mit seinem musikalischen Zaubermärchen 'Der dritte Wunsch' konsequent fortgeführt: die Abkehr vom überholten Operetten-Klischee, die Überwindung des tränentriefenden Kitsches und der happy-endlichen Traumfabrik, die Wendung zu einer neuen Gattung des heiteren musikalischen Volksstücks. Sein Librettist Dr. Hans Adler nahm sich das Märchen vom 'Fischer und seiner Frau' zur Hand, das der Bühne zu gewinnen eine alte Lieblingsidee Dostals gewesen sein soll, und machte daraus als - wenn auch durchaus moderner! - Nachfahr von Raimund und Nestroy eine handfeste Zauberposse, die auch in ihrer redlichen Moral von der Geschicht' und der skeptisch-raisonierenden Sozial- und Gesellschaftskritik das Altwiener Vorbild nicht verleugnet.

[...] Nico Dostal hat sie auch zu nützen gewußt von dem Couplet und dem Chanson bis zur Ariette und Ballade hat er alle einschlägigen musikalischen Formen verwendet und vor allem mit der Instrumentierung gelang ihm ein wirkliches musikalisches Meisterstück.

Nur schade, daß die Nürnberger Aufführung, so nett sie der Regisseur Paul Hager und der Bühnenbildner Constantin von Collande auch ausgestattet hatten, die Reform der Operette nicht auch auf die abgedroschene Gestik und das manirierte Sprechen auszudehnen den Mut fand."

USE.: Dostals musikalisches Zaubermärchen. "Der dritte Wunsch" in den Städtischen Bühnen Nürnberg. In:  Aachener Nachrichten, Das Feuilleton, 24.Februar 1954, Nr. 46, Seite 3.

 

"Die Handlung hält sich hübsch zwischen Wahrscheinlichem und Märchenhaftem, und die kabarettistisch gewürzten Dialoge glossieren mit herzlichem Spott die Schwächen unserer Zeit.

Die Musik Dostals zeigt, wie glücklich der Komponist sich die Impulse der modernen Oper zunutze machen konnte, ohne daß er er sich etwas vergab. Die musikalischen Einfälle sind erstaunlich. Dostal verwandelt sie mit der Motorik und Prägnanz Carl Orffs, blieb aber dabei durchaus eigenständig. Besonders glücklich zeigt sich dies bei der Behandlung des Chors, der sonst immer in der Operetten Staffage bleibt. Hier ist er nicht nur Handlungsträger, sondern fungiert vor dem Vorhang als Conférencier, der die Geschehnisse kommentiert. Das Orchester charakterisiert mit bezaubernden Leitmotiven die Personen und bestimmt Situationen, die immer wiederkehren. Daneben freilich gibt es einige Operettenreminiszenzen, gefällige Melodien, die man schon einmal gehört zu haben glaubt.

Das Nürnberger Theater hatte sich der Aufführung mit Sorgfalt angenommen. Regisseur und Kapellmeister kamen von der Oper und das entschied den Erfolg. Der Dirigent Max Loy handhabte das Orchester mit federnder Eleganz. Der Regisseur Paul Hager, dem ein reizvolles Bühnenbild (Volker v. Collande) zur Verfügung stand, führte Chor und Solisten bewegt und sicher. Es wurde lebendiges Theater gespielt, und Spiro Makri, Lieselotte Schmidt, Anny Coty und Karl Mickorey zeigten, was alles möglich gemacht werden kann, wenn ein guter Regisseur am Werke ist."

Waltraut Hartmann: Der dritte Wunsch. Dostal-Uraufführung in Nürnberg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 22. Februar 1954.

 

"Mit Nico Dostals 'Drittem Wunsch' geht kein neues Licht am recht dämmrig gewordenen Operettenhimmel auf. Was der Komponist der 'Clivia' und der 'Ungarischen Hochzeit' hier mit seinem Librettisten Hans Adler zusammengebraut hat, das - die Nürnberger Aufführung beweist es - ist eine verfehlte Nachgeburt von Ferdinand Raimunds Gnaden.

Das alte Märchen vom Fischer und seiner Frau mußte herhalten, um in einer als Zauberstück bezeichneten Bilderfolge das Biedermeiermotiv von der 'gefährlichen Größe' und des 'Innern stillem Frieden' abzuwandeln. Es wurde eine langatmige Geschichte. Weder dem Librettisten noch dem Komponisten ist sonderlich Neues eingefallen. Man ahmt nicht ungestraft Genies des Volkstheaters wie Raimund und Nestroy nach.

[...] Das schlimmste aber ist der Anspruch den Komponist wie Librettist mit dem neuen Opus verbinden. Sie wollen über das landläufige Operetten-Schema hinaus zu neuen Formen vorstoßen. [...] Man sollte mit solchen Behauptungen zurückhaltender sein. Weder damals  noch jetzt haben sie sich bestätigt. Nürnberg gelang es im übrigen auch nicht, den 'Dritten Wunsch' rein theatermäßig richtig herauszustellen. Der Regisseur Paul Hager wußte augenscheinlich nicht sehr viel mit dem Werk anzufangen. [...] Der Aufführungsstil kam nirgends über das Landläufige hinaus, ja er war ausgesprochen provinziell. Auch bei den Darstellern reichte keiner über das recht bescheiden abgesteckte durchschnittliche Niveau hinaus."

DrHK.: Verfehlte Raimund-Nachahmung. Neuer Dostal hält nicht, was er versprach. In: Wiesbadener Kurier, 3. März 1954.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Nico Dostal: Ans Ende deiner Träume kommst du nie. Berichte, Bekenntnisse, Betrachtungen. Pinguin-Verlag Frankfurt/Main, 1982.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der dritte Wunsch". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 30. September 2025.