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Das Opfer Helena

Kammermusical für Schauspieler


Musik von Gerhard Wimberger
Buch nach dem Schauspiel von Wolfgang Hildesheimer
Lyrics von Hanns Dieter Hüsch

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 10. Januar 1968
Theater am Turm, Frankfurt, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Dieter von Goetze
  • Regie: Reinhard Mieke
  • Bühnenbild: Eberhard Mathies
  • Kostüme: Moidele Bickel
  • Choreographie: Marianne Schöner

 

Besetzung:  

  • Helena: Frauke Janssen
  • Hermione, ihre Tochter: Renate Gehlen
  • Paris: Rüdiger Vogler
  • Menelaos: Ekkehard Halke

 

 

 

Premierenchronik

D UA 10. Januar 1968 Theater am Turm, Frankfurt

 

 

 

Inhaltsangabe


"Das Stück zehrt von dem Einfall, die schöne Helena ihre Geschichte selber erzählen zu lassen. Sie tritt aus der Handlung, in die sie verwickelt ist, immer wieder heraus, deutet Vorfälle, gibt Erläuterungen zu noch ausstehenden Szenen, in die sie dann, nun selber wieder mitspielend, hineinsteigt. Ihre Kommentare begleiten und bestimmen das Spiel und sollen zeigen, daß Helena, die als Anlaß gilt, nur Opfer des Trojanischen Krieges war. Als nämlich Paris, der trojanische Prinz, an den Hof ihres tattrigen Gatten Menelaos kommt, glaubt sie den Prinzen zu verführen, während Paris sie nur verführt und dann auch entführt, um die Griechen zum Krieg gegen das hochgerüstete Troja zu reizen. Helena ist Objekt eines Plans: zum Krieg kommt es nicht ihretwegen, sondern Krieg wird von Griechen und Trojanern gewollt und sie soll ihn lediglich auslösen. [...] In diesen Hergang eingefügt ist Hermione, die Tochter Helenas, die gegen die Schönheit der Mutter eigene Wege der Selbstbehauptung sucht - ein Mutter-Tochter-Problem aus altem Stoff, auf zeitgenössisch getrimmt."

Peter Iden: Helena auf dem Schaukelpferd. Ein Stück von Wolfgang Hildesheimer als Kammermusical in Frankfurt. In: Stuttgarter Zeitung, 15. Januar 1968, Seite 17.

 

 

 

Kritiken

 
"Die Songs von Hanns Dieter Hüsch erreichen nicht die knapp pointierte Keßheit wie die der 'Vier Nachrichter' einst zum gleichen Thema. Die Musik von Gerhard Wimberger wächst nicht immer zwingend aus dem Wort empor. Zum Musical aber gehört die Einheit von Wort, Musik und Tanz.

Dennoch wurde es in der Einrichtung und Inszenierung von Reinhard Mieke, in den verspielten, Antike mit Moderne vermischten Bühnenbildern von Eberhard Mathies und mit dem Dieter-von-Goetze-Ensemble eine ganz vergnügliche Angelegenheit. [...] Das Unternehmen wurde mit brausendem Beifall belohnt."

Hermann Dannecker: Die immer wieder schöne Helena. Ein Kammermusical nach der Komödie von Wolfgang Hildesheimer im Frankfurter Theater am Turm. In: Mannheimer Morgen, 13. Januar 1968.

 

 

"Man kann es mit einem Satz sagen: 'Make love, not war', und das wird immer gut aufgenommen. Das ist in der Tat ein Teil des Erfolgs dieses Hildesheimer-Hüsch-Wimberger-Musicals.

Aber es gibt auch einige künstlerische Gründe für die gute Aufnahme dieses intellektuellen Musicals. Hildesheimers Text ist ein feinnerviges Meisterstück. Helenas Entführung war von ihrem Mann Menelaos geplant. Sie war eingeweiht. Die Spartaner und die Verbündeten suchen einen Kriegsgrund gegen das aufstrebende Troja. Helena wollte den schändlichen Plan durchkreuzen. Sie war's, die den unwahrscheinlich naiven Paris entführen wollte und nicht nach Troja, sondern auf eine einsame Liebesinsel. Aber unterwegs stellt es sich heraus, daß der Paris die Unschuld vom Lande nur gespielt hatte. Sein Auftrag hatte gelautet: Helena entführen. Die Trojaner wollten die Spartaner und ihre Verbündeten zum Krieg provozieren. [...] Der Rest ist zwar geistvoll, kommt aber von den Brettern herunter nicht an.

Doch da waren noch Hanns Dieter Hüschs pazifistischen Songs. Sie sind in der Gesinnung brauchbar, aber an der satirischen Durchschlagskraft fehlt es einigermaßen. Schade. Hüsch ist kein schneidender Pointierer.

Die Musik von Gerhard Wimberger klang ein bißchen nach Schule Weill. Es klang angenehm. Vielleicht wäre es angebrachter, wenn es unangenehmer klänge."

Rudolf Krämer-Badoni: Der Trojanische Krieg als Musical. Wolfgang Hildesheimer "Opfer Helena" in Frankfurt uraufgeführt. In: Die Welt, Essen, 12. Januar 1968.

 

"Auch die Koproduzenten fanden wohl nicht immer ganz zueinander: der Dichter Hildesheimer, von dessen Stück sich noch zahlreiche Originalpassagen im Libretto finden, Texter Hanns Dieter Hüsch, dessen 'Lyrics', einer Pop-Sitte folgend, bei schnoddriger Härte doch auch starke Schlagseite zum Flower-Power-Sentiment verrieten, und Komponist Gerhard Wimberger, der für das fünfköpfige Dieter-von-Goetze-Ensemble einen jazznahen Unterhaltungston fand, wie er ihn in größerem Format bereits bei der seiner 1964 in Frankfurt uraufgeführten Calderón-Oper 'Dame Kobold' gezeigt hatte. Seine Musik drängt sich in 'Das Opfer Helena' kaum in den Vordergrund. Melodram, Pantomime, Rezitativ, Tanz und Couplet enthalten insgesamt rund 20 musikalische Nummern, die die Handlung munter vorantreiben, obwohl ein musikalischer Kontext kaum besteht. Die entstehende Form ist die eines Chansonspiels, das - wie gleich der Beginn zeigt - einen unverhohlenen Seitenblick auf das Brechtsche Songspiel nicht verschmäht. Von musikalischen Neuerungen sieht der Komponist zugunsten eines geläufigen und eingängigen Gestus ganz ab."

Friedrich Hommel: Schweres leichtes Spiel. Hildesheimer "Das Opfer der Helena" als Kammermusical. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Januar 1968.

 

 

 

 

Kommentar

 
Die Daten zu Darstellern und dem Inszenierungsteam wurden der seinerzeitigen Presse entnommen. Sobald ein Programheft der Uraufführung vorliegt werden die Angaben geprüft und ggf. ergänzt oder geändert.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Das Opfer Helena". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 6. September 2025.