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Johannistag

Singspiel in 5 Bildern


Musik von Karl-Rudi Griesbach
Buch von Tom Zahn

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 1. Juni 1953
Metropol-Theater, Berlin, DDR

  • Musikalische Leitung: Gerhard Wiesenhütter
  • Regie: Egon Maiwald
  • Choreografie: Anni Stoll-Peterka
  • Chor: Willi Lege
  • Bühnenbild: Hermann Kaubisch
  • Kostüme: Maria Uhlig

 

Besetzung:  

  • Bertold, ein Handwerksgeselle: Aloys Kühnert / Ullrich Müller
  • Hanne, Dienstmagd: Ilse Siekbach
  • Spund, reicher Brauereibesitzer: Richard Westemeyer
  • Frau Burgel, Gärtnereibesitzerin: Hella Buschmann
  • Konstanzia, Köchin bei Frau Burgel: Jola Siegl
  • Flora, Gärtnerin bei Frau Burgel: Marioara Vaidas / Anna-Maria Reinsch
  • Flinkepfot, Hausierer und Friseur: Gerhard Frickhöffer
  • Plutzerkern, alter Gärtnergehilfe: Willy Krause
  • Hinterleitner, Landjäger: Guido Goroll
  • Robert, Bertolds Freund: Heinz Müller
  • Georg, Bertolds Freund: Werner Wittmar
  • Der Johanne: Eberhard Guth

 

 

 

Premierenchronik

DDR UA 1. JUni 1953 Metropol-Theater, Berlin

 

 

 

Inhaltsangabe


"Das Stück spielt im ausklingenden Biedermeier der vorrevolutionären Jahre vor 1848. In den Städten hungert und leidet schon das Proletariat der entstehenden ´Manufakturen´; doch ist es weder organisiert, noch sich seines Weges und Zieles bewußt. Das schränkte nicht den persönlichen Mut dieser Männer, wohl aber ihre Erfolge ein. Die Proteste in den Städten erfolgen nur sporadisch und zusammenhanglos. Von einer solchen mißglückten Protestaktion auseinandergetrieben, verstecken sich vor der aufgeschreckten Staatsgewalt einige Arbeiter in den Dörfern der Umgebung, um der Verfolgung zu entgehen und sich wieder zu sammeln. Unter ihnen einer der Anführer - der rothaarige Bert. Sie geraten in den spielerischen Übermut des ländlichen Johannisfestes, in dem Wirklichkeit und Schein sich lebhafter mischen als sonst."

(aus: Programmheft der Uraufführung)

 

 

Kritiken

 

"Die gutgemeinten Absichten des Verfassers scheitern an seinem Unvermögen, einem an sich schon wenig geistvollen Buch politische Gedanken aufzupfropfen. Die revolutionären Arbeiter wirken in diesem mageren Schwank als Fremdkörper. So bleibt nur das Unterfangen des Autors, vom Volkstümlichen her einen Weg zur heiteren Bühne zu finden, anzuerkennen. Die Volksszenen, in denen alte Bräuche lebendig werden, sind die stärksten Stellen des Singspiels. Gesellschaftskritische Ansätze finden sich in den Gestalten des profitgierigen Brauereibesitzers und der von ihm ausgebeuteten Hanne. Andere Figuren, wie z.B. der einfältige Landjäger Hinterleitner, werden karikiert. Hierbei fehlt es aber leider an Witz ebenso wie an echtem Humor.

Wir wissen, daß die Erneuerung der Operette eine der schwierigsten Aufgaben für unser heutiges Musiktheater ist. Warum aber sucht man die Stoffe meist in der Vergangenheit?  Warum greift man nicht mutig ins Leben unserer Gegenwart, wie es Johann Strauß und Offenbach zu ihrer Zeit taten? Das Metropol-Theater hat doch hoffnungsvolle Schritte zu diesem Ziel hin in einigen Aufführungen bereits getan! [...]

Egon Maiwalds Regie bemüht sich, dem faden Geschehen Leben einzuflößen."

Heinz Schröter: Der Aufwand lohnt sich kaum, "Johannistag", ein Singspiel in fünf Bildern, im Metropol-Theater uraufgeführt. In: BZ am Abend, Nr. 132, 11. Juni 1953.

 

"Intendant Hans Pitra vom Berliner Metropol-Theater setzt seine Bemühungen, eine Blutsauffrischung der Operette zu erreichen und neue Werke zur Diskussion zu stellen, trotz mancher Mißerfolge in den vergangenen Jahren unbeirrt fort. Das ist im Prinzip mutig und anerkennenswert, führt allerdings auch dazu, daß zuweilen Arbeitsaufwand und Kosten in Experimente investiert wurden, die beim Publikum nicht ´ankommen´. Wie verhält es sich nun mit dem Singspiel ´Johannistag´, das soeben seine Uraufführung erlebte?

Der Textverfasser Tom Zahn, ein Nürnberger Literaturkritiker, hat um das alte deutsche Fest der Sommersonnenwende herum eine dünne, schwankhafte Handlung mit politischen Vorzeichen erfunden, die er in ein fränkisches Dorf zur Mitte des vorigen Jahrhunderts verlegt. [...]

Wir wollen nicht ungerecht sein, aber die Verbindung von nur verschwommen angedeuteten sozialkritischen Fragen mit rein schwankhaften Elementen alter Prägung scheint uns nicht unbedingt eine glückliche Mischung für ein Singspiel zu sein. Zudem enthält der Text reichlich billige Redensarten und Plattheiten, die ulkig sein sollen, aber keinen sprachlichen Paprika aufweisen.

Die Musik zu den fünf Bildern schrieb der 1916 geborene Jarnach-Schüler Karl Rudi Griesbach, Leiter der Kompositionsklasse an der Staatlichen Hochschule für Musik in Dresden. Er legt das Hauptgewicht auf die Nachahmung des Volksmusikstils und vermischt in den Liedern und Tänzen des Johannisfestes Eigenes mit Ueberliefertem. Songartigen Charakter hat das ´Lied vom Riesenbrotbaum´, mit dem die Arbeiter den von Menschen verursachten Hunger auf der Erde anklagen. Im übrigen versteht sich Griesbach auf die Kunst flüssiger Ensembleformung und durchsichtiger Instrumentation. Dennoch ist die Erfindung im ganzen nicht zündend genug, um restlos zu befriedigen, und manches wirkt zu schwer für das Singspielgenre."

H.L.: Operetten-Erneuerung mit Fragezeichen, Uraufführung des Singspiels "Johannistag" im Metropol-Theater. In: Neue Zeit, Nr. 129, 6. Juni 1953.

 

"Er [Karl-Rudi Griesbach] nennt den ´Johannistag´ ein Singspiel und knüpft an eine Tradition an, die ihre Wurzeln zwar im galanten Schäferspiel hat, jedoch seit der Londoner ´Bettler-Oper´ auch auf dem Kontinent Elemente der Aufklärung und der Stellungnahme zu den Spannungen der Zeit in sich aufnahm. Die Klassiker der Dichtkunst lieferten manche Textgrundlage zu - später verlorengegangener - Singspielmusik. Der Charakter des Singspiels ist nicht eigentlich dramatisch und es endete oft mit einer artigen Verbeugung vor denen, die das Spiel und die Spieler bezahlten. Getragen wurde das Singspiel jedoch immer vom Volkslied.

Man muß Karl Rudi Griesbach einräumen, daß er dies als Verpflichtung übernommen und eingehalten hat. Die Lieder und Chöre des neuen Werkes sind durchweg sangbar und gehen sofort ins Ohr.

Trotzdem kann der ´Johannistag´ nicht als gelungenes Werk und als Fundament für eine Weiterentwicklung bezeichnet werden. Das liegt im wesentlichen an der falschen Konzeption des Textes, für den Tom Zahn verantwortlich zeichnet. Von ihm ist im Programmheft der Satz zu lesen: ´>Johannistag< ist eine musikalische Komödie und als Komödie eine unheroische, mehr blinzelnd-lyrische Art, Dinge und Ereignisse zu betrachten.´ Von einem Autor, der dies - trotz Moliere und Kleist - hinschreibt, kann man kaum eine gute Komödie erwarten."

J. Weinert: Hier Singspiel - dort Operette, Zur Aufführung von "Johannistag" und "Trembita" in Berlin und Potsdam. In: Berliner Zeitung, 23. Juni 1953.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Johannistag". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. Mai 2021.