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Die Carmen von St. Pauli

Musical


Musik von George Bizet
Arrangements von Matthias Stötzel und Uwe Granitza
Buch und Gesangstext von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann
Auf Basis der französischen Oper "Carmen" von Georges Bizet aus dem Jahr 1875 und deren Verfilmung unter dem Titel "Die Carmen von St. Pauli" im Jahr 1928 von Erich Waschneck und Bobby Lüthje

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 14. November 2024
St. Pauli Theater, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Uwe Granitza
  • Regie: Peter Jordan und Leonard Koppelmann
  • Kostüme: Barbara Aigner
  • Choreografie: Harald Kratochwil
  • Grafische Animation: Meike Fehre

 

Besetzung:  

  • Jenny Hummel, genannt Carmen: Anneke Schwabe
  • Klaus Brandt: Holger Dexne
  • Maria, Brandts Braut: Victoria Fleer
  • Klaus Brands Mutter / Der scharfe Otto / Hafenratte: Glenn Goltz / Robert Höller
  • Fritz Rasmussen, Reeder: Götz Otto
  • Frau Elsa, seine Frau: Nadja Petri
  • Hansen, Hafenmeister: Patrick Heyn
  • Pastia, Schankwirt: Stephan Schad
  • Lotsen-Karl / Hafenratte: Anna Winter
  • Stift / Hafenratte: Arvid Johansson
  • Fuchs / Hafenratte: Fabian Broermann
  • Die rasende Rita: Felicia Jackson
  • Wilma, der Wirbelwind: Maya May Sian Oei
  • Zylinderherr / Heilsarmist / Polizist: René Becker

 

 

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v.l.: Victoria Fleer (als Maria), Anneke Schwabe (als Jenny Hummel), Maya May Sian Oei (als Wilma), Felicia Jackson (als Die rasende Rita)

(c) St. Pauli Theater / Foto: Kerstin Schomburg

 

 

Premierenchronik

D UA 14. November 2024 St. Pauli-Theater, Hamburg

 

 

 

Inhaltsangabe


"Eine Filmstory, deren sich das Regieduo Peter Jordan und Leonhard Koppelmann angenommen und in ihrem Text pointiert zugespitzt hat. Ihre Carmen [...] heißt eigentlich Jenny Hummel und stammt aus Bramfeld. Doch als Kiez-Diva mischt sie nicht nur die Männerwelt auf, sondern mit ihrer Gang der ´Hafenratten´ auch im zwielichtigen Schmuggler-Gewerbe mit. Schankwirt Pastia [...] macht mit ihr beim Ausnehmen der Touristen in seiner Kneipe gemeinsame Sache, Hafenmeister Hansen ist ihr völlig verfallen, und selbst der kreuzbrave Hafenarbeiter Brandt wird bei ihr schwach. Allein beim skrupellosen Reeder Rasmussen [...] stößt sie an ihre Grenzen..."

(aus: Christoph Forsthoff: Die Carmen von St. Pauli, Von Sevilla auf den Kiez. In: musical today, online, 19. November 2024)

 

 

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v.l.: Nadja Petri (als Frau Elsa), Anneke Schwabe (als Jenny Hummel), Victoria Fleer (als Maria), Holger Dexne (als Klaus Brandt) 

(c) St. Pauli Theater / Foto: Kerstin Schomburg

 

 

Kritiken

 
"Die neue Spielwiese der ´Carmen von St. Pauli´ ist die Hamburger Reeperbahn, auf der Ende der 1920er-Jahre Huren, Schmugglerbanden, Unterweltskönige und auch schon Hitlers SA-Schergen aufeinandertreffen. Diese Idee stammt nicht von Jordan und Koppelmann, die gemeinsam einen herrlich pointierten, überaus witzigen Theatertext geschrieben haben, sondern geht auf den gleichnamigen Stummfilm von Erich Waschneck aus dem Jahr 1928 zurück.

Dessen Bilder begleiten im Hintergrund diese wilde, kurzweilige Revue mit Bizets schmissiger Musik, die von Matthias Stötzel und Uwe Granitza so stilecht für eine achtköpfige Jazzband eingerichtet wurde, als hätte der Komponist des Originals niemals eine andere Besetzung im Sinn gehabt. Zwanzigerjahre-Chansons, New-Orleans-Jazz und Anklänge an Kurt Weills Musiktheater gepaart mit schwungvollen Tanznummern und eine Prise Travestie vermengen sich zu schönstem Vaudeville. [...]

Am Ende kommt es dann zum Showdown mit Degen und Pistole. Allerdings mit anderem Ausgang als bei Bizet. Und mit der augenzwinkernden Botschaft, dass das Theater - sofern es so vor Leben sprudelt, wie an diesem Abend - auch den Tod überlisten kann."

Sören Ingwersen: Opern-Ikone im Rotlichtmilieu, Peter Jordan/Leonhard Koppelmann: Die Carmen von St. Pauli. In: Die Deutsche Bühne, online, 15. November 2024.

 

"´Carmen´ ist eines der bekanntesten Opernwerke überhaupt. Nun gibt es ´Die Carmen von St. Pauli´, ein neues Stück im St. Pauli Theater, das die Geschichte ein bisschen anders erzählt. Es spielt nicht in Sevilla, sondern im Hamburger Hafen.

Man hört es eigentlich von den ersten Sekunden an: ´Die Carmen von St. Pauli´ bedient sich reichlich an der großen Oper von Georges Bizet. Statt über den Marktplatz von Sevilla stolziert diese Carmen aber durch die Spelunken am Hafen und steigt nachts heimlich - schwarze Hose, Korsett und Pullower - auf die Schiffe, um ein bisschen Ware und Matrosenerspartes mitgehen zu lassen. [...]

´Die Carmen von St. Pauli´ ist ein durchaus verführerischer Theaterabend."

Danny Marques Marcalo: "Die Carmen von St. Pauli", Ein verführerischer Theaterabend. In: NDR-Hörfunk, online, 13. November 2024.

 

"Ein Glücksfall, dieses kleine St. Pauli Theater. Vor zwei Jahrzehnten übernahm dort auf der Hamburger Reeperbahn Ulrich Waller die künstlerische Leitung - er wollte herausfinden, wie intelligent Unterhaltung auf der Amüsiermeile sein kann. Sein Ziel: sich auf die ´Spurensuche nach den Wurzeln der deutschsprachigen Unterhaltungskultur´ zu begeben und statt des ´völlig belanglosen, globalisierten Theaters´ bei der Frage anzusetzen, was ein Thema in der Stadt sein könnte. Um dann selbst Stücke mit Musik zu produzieren, Stoffe speziell für die ´sündige Meile´, Stoffe mit großen Gefühlen, die dem Zuschauer in dem kleinen Theater durch die unmittelbare Nähe zur Bühne ´Kino-Feeling´ vermitteln sollen. [...] 

Ein Glücksfall für Hamburgs Bühnenlandschaft, vor allem aber für das Theater als Kunstform, das sich hier immer wieder ´Die große Freiheit´ zurückerobert und dem Publikum zeigt, was Theater neben tiefschürfenden Botschaften noch alles vermitteln kann: Spiel- und Lebensfreude, Gesellschaftskritik und mitreißende Musik, Melancholie und Poesie, berührende und wunderbar alberne Momente, Nachdenkliches und Selbstironisches. Vor allem aber die große Freiheit für die Fantasie zum Träumen.

Ein großes Glück, für das es doch so wenig braucht - abgesehen von der Courage des künstlerischen Hausherrn Waller, den Autoren und Protagonisten der Musikrevuen ohne jegliche Vorgabe für ein paar Wochen das Theater zu überlassen. So auch in der jüngsten Produktion. [...] Dramaturgisch wie bühnenbildnerisch schlichtweg genial ist auch der Schachzug, statt aufwändiger Dekorationen im Hintergrund ohne Pause Erich Waschnecks gleichnamigen Schwarz-Weiß-Stummfilm aus dem Jahr 1928 flimmern zu lassen. Das sorgt nicht allein für das nötige Hafen-Lokalkolorit, sondern beschert auch eine Vintage-Ästhetik, in der die aufziehende Düsternis der NS-Zeit eine ganz andere Bedrohlichkeit entwickelt als die zwischenzeitlich aufmarschierenden SA-Schergen auf der Bühne."

Christoph Forsthoff: Die Carmen von St. Pauli, Von Sevilla auf den Kiez. In: musical today, online, 19. November 2024.

 

 

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Anneke Schwabe (als Jenny Hummel), Holger Dexne (als Klaus Brandt) 

(c) St. Pauli Theater / Foto: Kerstin Schomburg

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Claus G. Budelmann, Thomas Collien, Ulrich Waller (Hrsg.): Broadway auf dem Kiez, 175 Jahre St. Pauli Theater. Hamburg: Ellert & Richter 2016.

 

 

Kommentar

 
Die Autoren verzichteten auf eine Gattungsbezeichnung.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Carmen von St. Pauli". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 13. Dezember 2024.