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Doktor Eisenbart

Ein grossmächtig Spectaculum in 7 Bildern


Musik von Nico Dostal
Libretto und Gesangstexte von Hermann Hermecke

 

 

Inszenierung


Erstaufführung: 21. November 1952
Metropol-Theater, Berlin, DDR

  • Musikalische Leitung: Herbert Kawan
  • Regie und Bühnenbild: Hermann Kaubisch
  • Chor: Willi Lege
  • Kostüme: Maria Uhlig

 

Besetzung:  

  • Doktor Johann Andreas Eisenbart: Kurt Mühlhardt
  • Babette, seine Gemahlin: Cordy Milowitsch
  • Amaranthe: Marioara Vaidas
  • Pickelhäring, Gehilfe Eisenbarts: Rolf Ludwig / Werner Wittmar
  • Jean Potage, Gehilfe Eisenbarts: Joachim Hover / Werner Wittmar
  • Messer Luigi Salvini, Marktarzt: Gerhard Frickhöffer
  • Tommaso, sein Gehilfe: Heinz Müller
  • Der Apotheker: Manfred Schäffer
  • Der Stadtschreiber: Erich Korn
  • Patient: Lilo Zeikau
  • Patient / Der Geheimschreiber: Werner Wickborn
  • Hieronymus von Schnepf, Kaiserl. Rat a.D.: Richard Rau
  • Agatha, seine junge Gemahlin: Inge Detlefsen
  • Eine vornehme Patientin: Margot Pretell
  • Ein Offizier: Guido Goroll
  • Benno, regierender Fürst von Ysenheim: Fred Kornström
  • Fürstin Editha, seine Gemahlin: Jola Siegl
  • Der Haushofmeister: Alfred Schmidt
  • Der Truchseß: Werner Firle
  • Der Schatzmeister: Ulrich Walter
  • Der Wirt von "Roten Krebs": Hans Rose
  • Der Stadtrichter von Naumburg: Rudi Schiemann
  • Der Botenfuhrmann von Naumburg: Franz Pollandt
  • Der Gerichtsschreiber: Willy Krause
  • Der Ankläger: Albert Wüst
  • Zecher: Helmut Hilmer, Ernst Kaul, Jörg Neumann, William Pauli

 

 

 

Premierenchronik

D UA 29. März 1952 Opernhaus, Nürnberg
DDR EA 21. November 1952 Metropol-Theater, Berlin

 

 

 

Kritiken

 
"Herzliches Lachen nach den ersten Bildern, nach den letzten wahre Lachorkane - das war die Entwicklung der Publikumsreaktion. Aber auch das Spiel selbst entwickelte sich recht trefflich. [...]

Man muß es sich unbedingt ansehen, dieses Spectaculum - die Späße sind urkomisch, die Witze oft sogar deftig -, ´infernalischer Saurüssel´ ist noch das geringste! Aber alles ist nicht bloß Unfug, denn der ernste Hintergrund, die Moral, bleibt nicht aus. Daß es in der Macht des Fürsten steht, jeden seiner Untertanen zu zwingen, ihn auf seinen Allerwertesten zu küssen - ja, ja, so erging es dem armen Dorfbader! - das geht doch zu weit, und der ´berühmbte Doktor´ zahlt es ihm tausendfältig heim.

Mit der Musik ist nicht viel los; sie spielt von vornherein eine untergeordnete Rolle."

Schw.: Das Grossmächtig Spectaculum - ein voller Erfolg, Erstaufführung von "Doktor Eisenbart" im Metropol-Theater. In: Der Morgen, Nr. 277, 27. November 1952.

 

"Es ist wirklich nur ein Spektakelspiel, was sich auf der Bühne abspielt, mit der Operette oder gar mit der neuen Operette, der das heiße Bemühen gerade des Ensembles in der Schönhauser Allee gilt, hat es nichts zu tun. Was sich da tut, ist lediglich eine Posse mit Musik, bei der es nicht zuletzt um jenen Körperteil geht, auf dem der Mensch gewöhnlich sitzt. Eine Posse noch dazu, die viele ihrer Effekte aus der ältesten Kiste holt in Form von manchmal allzu breit getretenen Zweideutigkeiten und Schimpfworten oder in Form des karikierten sächsischen Dialekts, der seine Wirkung auf die Lachmuskeln der Berliner nicht verfehlt.

Statt der ´wahrheitsgetreuen´ Darstellung des ´Erdenlebens des berühmten Wunderdoktors, verwegenen Operators, Bruch- und Steinschneiders Johann Andreas Eisenbart´ hielt sich Hermann Hermecke als Textdichter an die alte Legende, die aus Eisenbart einen quacksalbernden Scharlatan gemacht hat. (Der historische Eisenbart, dessen Todestag sich übrigens vor wenigen Wochen zum 225. Male jährte, ist das allerdings nicht, denn der war für seine Zeit ein sehr fähiger und fortschrittlicher Arzt.) Nico Dostals ´kunstvolle´ musikalische Einkleidung schließlich beschränkt sich darauf, die Posse zu untermalen, wobei sich die wenigen Melodien leider viel zu oft wiederholen."

J.B.: Spektakelstück um Eisenbart, Eine Posse mit musikalischen Zutaten im Metropoltheater. In: Berliner Zeitung, Nr. 283, 4. Dezember 1952.

 

"Das Stück nennt sich ein ´großmächtig Spectaculum´ und ist von dem alten Operettengespann Hermann Hermecke und Nico Dostal verfertigt. Hermecke zeigt zunächst den Entschluß Eisenbarts, eines biederen Dorfbaders (der Anfang war höchst humorvoll und vielversprechend), es dem Fürsten gründlich heimzuzahlen, daß er ihn zwang, das zu tun, was Götz von Berlichingen sich vom Kaiser gewünscht hatte. Dazu wünschte er sich außerdem noch einen eisernen Bart und fand so seinen ferneren Namen. Das ist an sich sehr hübsch, aber es verrät im Aufbau der Exposition bereits das dramatische Ungeschick, das Hermecke während des ganzen ´Spectaculums´ redlich treu bleibt. Treuer jedenfalls als Eisenbart seiner Frau. Und damit kommen wir zu einem bedenklichen Zug des Stückes, daß es nämlich die Wut Eisenbarts auf den Fürsten gesellschaftskritisch begründet und dieses Thema im Laufe des Abends einige Male nicht gerade von den dazu geeigneten Personen vortragen ließ, daß aber derselbe Eisenbart im Laufe des Spiels nicht nur die Berlichingen-Funktion zwischen sich und dem Fürsten vertauscht, sondern daß er ganz wacker die Armen mit seinen Universal-Tinkturen übers Ohr haut. Die Frage nach der Schwere der Gesellschaftskritik auf der Operettenbühne scheint uns in diesem Fall nicht genügend gelöst. Sie kann auch nicht durch das wahllose Nebeneinanderstellen der ernsten und komischen Elemente gelöst werden, sondern nur durch eine organische Verarbeitung, und das waren die Bänkelsänger-Verse nicht, obwohl sie zum Erquicklichsten des Abends gehörten. [...]

Wir glauben nicht, daß der Doktor Eisenbart wegen dieser einigermaßen dürftigen Arbeit von Hermecke und Dostal unter Denkmalschutz genommen werden müßte. Trotzdem sind wir der Überzeugung, daß der ganze Themenkomplex der Eulenspiegelei, der zentral zu Deutschland gehört und auch uns noch viel zu sagen hat, gerade für das strebsame Metropol-Theater genug Stoff zu Aufträgen an junge und fortschrittliche Autoren der fröhlichen Operette bieten könnte."

J.W.: Pferdekur auf der Operettenbühne, Hermeckes "Doktor Eisenbart" mit etwas Musik von Nico Dostal. In: National-Zeitung, Nr. 282, 3. Dezember 1952.

 

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Josef Winckler: Doctor Eisenbart. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1928.
  • Nico Dostal: Ans Ende deiner Träume kommst du nie, Berichte - Bekenntnisse - Betrachtungen. Bearbeiter: Karl-Heinz Siebert, Berlin (DDR): Lied der Zeit 1986.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Doktor Eisenbart". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 19. Mai 2021.