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Don Camillo & Peppone [St. Gallen]

Musical


Musik von Dario Farina
Text von Michael Kunze
nach den Kurzgeschichten des Autors Giovannino Guareschi

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 30. April 2016  
Theater, St. Gallen, Schweiz

  • Musikalische Leitung und Orchestrierung: Koen Schoots
  • Regie: Andreas Gergen
  • Choreografie: Dennis Callahan
  • Kostüme: Yan Tax
  • Bühnenbild: Peter J. Davison
  • Puppendesign: Stefan Fischer
  • Licht-Design: Michael Grundner
  • Puppenbauer/Puppentrainer: Stefan Fichert

 

Besetzung:  

  • Die alte Gina, Erzählerin: Maya Hakvoort / Barbara Tartaglia
  • Don Camillo: Andreas Lichtenberger / Thorsten Tinney
  • Peppone: Frank Winkels / André Bauer
  • Gina: Jaqueline Reinhold / Franziska Kemna
  • Mariolino: Kurosch Abbasi / Marco Toth
  • Filotti, Ginas Vater: Reinhard Brussmann
  • Nonno, Ginas Großvater: Walter Andreas Müller
  • Brusco, Mariolios Vater: Thorsten Tinney / Dean Welterlen
  • Laura Castelli, Lehrerin: Femke Soetenga / Gabriela Ryffel
  • Maria, Ginas Mutter: Patricia Hodell
  • Cecilia: Marja Hennicke
  • Dottore: Dean Welterlen
  • Stimme des Gewissens / Jesus: Marlon Wehmeier
  • Oberschulrat: Florian Fetterle
  • Polini Artemio: Michael Souschek
  • Ensemble: Colleen Besett / Anna-Carina Buchegger / Arthur Büscher / Stéphanie Signer / Wolfgang Postlbauer / Matthias Trattner / Marlon Wehmeier

 

 

Premierenchronik

CH UA 30. April 2016 Theater, St. Gallen
A ÖEA 27. Januar 2017 Ronacher, Wien
D DEA 21. Juni 2019 Freilichtspiele, Tecklenburg

 

 

Inhaltsangabe


"Don Camillo, der Pfarrer von Boscaccio, ist entsetzt. Vorwurfsvoll blickt er zum Kruzifix empor. 'Wer zählt die Stimmen aus Jesus? Peppone ist nicht zu trauen.' Jesus antwortet, so sei nun mal die Demokratie, schließlich hätten die Armen Gründe genug, einen kommunistischen Bürgermeister zu wählen. So beginnt das heitere Musical über den Pfarrer Don Camillo und seinen Gegenspieler Peppone, den neuen Bürgermeister von Boscaccio. Der 2. Weltkrieg ist vorbei, wir befinden uns in einem Dorf in der norditalienischen Poebene. In dem scheinbar verschlafenen Nest wird ein Streit ausgetragen zwischen den tradierten Werten und den Idealen einer sozialen Revolution.
Nicht einmal Jesus kann den aufgebrachten Pfarrer besänftigen. Im zurückliegenden Krieg hat er, anders als andere Kleriker, als Partisan gegen die Faschisten gekämpft. Jetzt wird er Peppone und seine Genossen bekämpfen. Notfalls mit dem Gewehr, das er in der Sakristei versteckt hat.
Der neue Bürgermeister ist für Don Camillo kein Unbekannter. Im Widerstand gegen die überwundene Diktatur stand er sogar an seiner Seite. Doch Peppones politische Richtung lehnt er entschieden ab. Ähnlich entschieden ist die Haltung seines Gegners. Peppone hält sich für den Repräsentanten einer neuen, besseren Zeit. Er kämpft für eine bessere Welt, auch wenn die Schlagworte der kommunistischen Partei sich im Wortschatz dieses einfachen Mannes seltsam ausnehmen. Die Kirche betrachtet er als finstere Macht, die den Fortschritt aufhält.
So treten sie gegeneinander an: listenreich und wortgewandt der eine, sturköpfig und unnachgiebig der andere. Auf der Seite Don Camillos stehen die reichen Gutsbesitzer und konservativen Kirchgänger, hinter Peppone die armen Lohnarbeiter und die fortschrittliche Intelligenz. Die einen verachten die anderen, und nicht selten wird aus Verachtung blanker Hass.
Solange es nur um Worte, Ideen und Ansprüche geht, sorgt der Streit nur für Unfrieden im Ort. Doch eine verheerende Überschwemmung macht deutlich, dass man im Notfall aufeinander angewiesen ist. Und als bald darauf ein Streik den gesamten Viehbestand zu vernichten droht, erkennen Don Camillo und Peppone, dass die bedingungslose Konfrontation das Dorf ins Elend stürzen wird. Zum wirklichen Umdenken führt aber erst ein junges Liebespaar. Gina, die Tochter des Grundbesitzers Filotti, liebt Mariolino, den Sohn des armen Brusco. Es ist die klassische Romeo-und-Julia-Geschichte: Zwei verfeindete Familien versuchen mit allen Mitteln die Verbindung ihrer Kinder zu verhindern. Man weiß, wie das bei Shakespeare endet. Auch in diesem Fall sehen die Liebenden keinen anderen Ausweg, als den gemeinsamen Tod. Zum Glück erfahren Don Camillo und Peppone rechtzeitig, dass die beiden ins Wasser gehen wollen. Sie alarmieren die Bewohner des Orts, und gemeinsam spürt die Dorfgemeinschaft im allerletzten Moment das verzweifelte Paar auf. Der Schock führt zur Einsicht. Weder Don Camillo noch Peppone wird Boscaccio je ganz gehören. Statt einander zu bekämpfen, wird man sich wohl verständigen und einander ertragen müssen.
Die Hochzeit von Gina und Mariolino beendet nicht allen Streit im Dorf. Aber sie wird ein Fest der Toleranz, das die Bewohner gemeinsam feiern."

(Inhaltsangabe Theater St. Gallen, 2016)

 

 

Kritiken

 
"Peter J. Davison lässt in seinem aufwendigen Bühnenbild dieses Dorf im Theater St. Gallen entstehen. Zweigeschossige Häuser, von denen der Putz abbröckelt, umsäumen den Dorfplatz, in dessen Mitte ein von einem Bauzaun verdeckter Brunnen steht. In den schnell wechselnden Szenen kann der Brunnen vom Ensemble von der Bühne gefahren werden und durch den ebenso beweglichen Glockenstuhl der Kirche, Kirchenbänke oder Schultische sowie Stühle, Schultafel ersetzt werden. Weitere bewegliche Bühnenelemente sind das große Kirchentor sowie ein mit Stacheldraht bewehrter Metallzaun, der die Bühne teilt.

[...] Auf der ersten Etage eines der Häuser finden die vierzehn Musiker (Gitarre, Bass, Keyboard, Percussion, Drums, Violoncello, Bläser) der 'Don Camillo & Peppone'-Band unter der Leitung von Robert Paul Platz. Die ausgezeichneten Musiker scheuen sich nicht, ab und zu schräge Töne zu spielen, da Dario Farina in seiner stimmungsvollen Musik verschiedenen Stile verwendet. So sind neben Popmusik, Elemente aus der klassischen italienischen Opernmusik und Banda - italienische Blasmusik, die auf Dorffesten von einem Laienorchester gespielt wird - zu hören. 

Für das fast vollständig durchkomponierte Musical erarbeitete Michael Kunze die dramatischen und heiteren Liedtexte, in denen er die Protagonisten ihre Geschichte erzählen lässt.

[...] Bravo! dem gesamten Team und Ensemble für die eindrückliche, temporeiche, pointierte Uraufführung unter der sorgfältigen, ideenreichen, detallierten Regie von Andreas Gergen. Zu Recht riss es das Premierenpublikum im Finale von den Stühlen, um die letzten Momente des sehr empfehlenswerten Musicals mit Jubel und Standing Ovations zu würdigen."

Martina Friedrich: Aspetta! - na, warte! Uraufführung "Don Camillo & Peppone" am Theater St. Gallen. In: blickpunkt musical, Ausgabe 82, Nr. 03/2016, Mai - Juli 2016, Seite 6-9.

 

"Michael Kunze hat diese Kurzgeschichten, die in komödiantischer Form von der Dauerfehde zwischen dem handfesten Geistlichen Don Camillo und dem kommunistischen Bürgermeister Peppone berichten, nun für die Musicalbühne adaptiert. Für eine Uraufführung ein ungewöhnlicher Stoff, hat er doch schon reichlich Patina angesetzt. Angesiedelt in der postfaschistischen Nachkriegsära, funktionierten die kleinen Episoden seinerzeit als augenzwinkernde Parabel auf den kalten Krieg, heruntergebrochen auf eine kleine heile Welt. [...] Kunze möchte daher seine Bühnenfassung von 'Il mondo picolo' auch als Allegorie auf die heutigen Konfliktherde um radikalisierte Ideologien verstanden wissen. Um den Transfer auf diese neue Sichtweise anschaulich zu vermitteln, hat Kunze in Gestalt der alten Gina eine Erzählerinnenfigur geschaffen, die vom heutigen Standpunkt aus über die Geschehnisse von damals berichtet

[...] Eine weitere Herausforderung, die der Stoff hinsichtlich seiner Aufbereitung für die Bühne darstellt, ist der Umstand, dass es sich bei ihm in seinem literarischen Ursprung um eine Episodensammlung handelt, er also keine durchgehende Erzähllinie mitbringt. Kunze greift für seine Adaption auf einige der bekanntesten Geschichten zurück."

Markus Zeller: Don Camillo & Peppone. Kann Kunze komisch? In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 179, Juni/Juli 2016, Seite 4-7.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Don Camillo & Peppone". Live-Mitschnitt Ronacher, Wien, 2017. (2xCD)

 

Literatur

  • Giovannino Guareschi: Don Camillo & Peppone. Roman, Übersetzung von Alfons Dalma, Reinbek: Rowohlt 1957.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Don Camillo & Peppone [St. Gallen]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 4. April 2024.