Alles Capriolen
Operette in drei Akten
Musik von Emil Köhler und Siegfried Köhler
Text von Will Petersen und Friedrich Wilhelm Jürgens
Inszenierung
Uraufführung: 31. Dezember 1952
Stadttheater, Koblenz, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Heinz Nickisch
- Regie: Albert Gallin
- Bühnenbild: Helmut Obstfelder
- Chöre: Edmund Ressel
- Choreographie: Tancred Friederichs
- Technische Oberleitung: Erich Schneider
Besetzung:
- Lincoln Armstrong, Verleger von Kriminalromanen: Fritz Bockis
- Lil, seine Tochter: Melitta Selbach
- Joe Peines, ein Gentleman: Karl Albert Gallin
- Harry, eine sehr zweifelhafte Persönlichkeit: Günter Klötz
- Pips: Günter Riepert
- Betsy: Rosemarie Kühn
- Peggy Robertson, eine mehrfach geschiedene Frau: Gretl Tonndorff
- Ping Ponkerting, Schiffsdetektiv: Hermann Motschach
- Bob, sein Gehilfe: Hans Georg Bockius
- Mestizen und Anführer / Herren und Damen der Gesellschaft
- Solisten der Tanzgruppe: Eva Ullrich / Hannelore Zacharias / Tancred Friederichs / Jofried Koch / Uschi Sauer / Maud O'Donnokoe / Elsbeth Kaffine / Irmgard Richter
Premierenchronik
D | UA | 31. Dezember 1952 | Stadttheater, Koblenz |
Inhaltsangabe
"Die Operette spielt auf einem Dampfer, der nach Brasilien fährt, in Rio de Janeiro und im brasilianischen Urwald Mitte des 20. Jahrhunderts.
Erster Akt. Bild: Luxuskabine eines Ozeandampfers
Zusammen mit seiner Tochter Lil reist der schwerreiche Verleger Lincoln Armstrong nach Brasilien, wo sie den Urlaub verbringen wollen. Mit an Bord ist auch Joe Peines. Er und Lincoln Armstrong kennen sich seit langem. Letzterer hält ihn für einen Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle.
In der Nacht fallen zwei Schüsse, die Lil Armstrong den Schlaf rauben. Als sie in ihrer Kabine Licht macht, sieht sie einen Fremden mit einer noch rauchenden Pistole in der Hand. Offenbar ist er in ihr Zimmer geflüchtet, um sich der Strafverfolgung zu entziehen. Eigentlich sollte sie jetzt schreien, um die Aufmerksamkeit des Schiffspersonals auf sich zu lenken, aber eine innere Stimme befiehlt ihr, dies zu unterlassen. Der Verbrecher strahlt auch eine unwiderstehliche Sympathie aus. Nein, ihn wird sie nicht den Verfolgern ausliefern; sie weist ihm sogar ein Versteck zu. Auf der Suche nach Harry – so heißt der Täter – betritt sogleich Joe Peines mit ein paar Herren ihre Kabine. Einer der Schüsse muss Peines getroffen haben, denn er ist sichtlich verwundet. Lils Vermutung, der zweite Schuss habe Peggy Robertson gegolten, stellt sich als falsch heraus. Dem Detektiv Nat Ponkerting geschah ein Missgeschick: Als er das Magazin seiner Pistole auswechseln wollte, hatte sich versehentlich ein Schuss gelöst.
Beim Durchsuchen des Zimmers stoßen die Häscher erst auf die Gesichtsmaske des Täters, dann auf eine wertvoll aussehende Perlenkette. Harrys Versteck wird entdeckt und er selbst für verhaftet erklärt.
Zweiter Akt. Bild: Hotelterrasse in Rio de Janeiro
Alle Protagonisten der Operette haben dasselbe Hotel in Rio bezogen. Es dauert nicht lange, da überbringt ein Bote sowohl Lincoln Armstrong als auch dem Detektiv Pinkerton einen anonymen Brief. Beide ahnen Schlimmes. Als sie die Briefe lesen, werden ihre Befürchtungen sogar noch übertroffen: Jeder von ihnen soll bald ins Jenseits befördert werden. Danach überstürzen sich die Ereignisse. Die 'wertvolle' Perlenkette erweist sich als wertlos. Dem im Hotel eingesperrten Kriminellen Harry gelingt die Flucht. Lincoln Armstrong ist schon am Rande des Nervenzusammenbruchs, da erklärt ihm Joe Peines, er besitze ein Blockhaus im Urwald. Wenn die Bedrohten und ihre Angehörigen es vorzögen, mit ihm dorthin zu fahren, seien sie herzlich willkommen. Armstrong fällt ein Stein vom Herzen. Nichts lieber als das! Gemeinsam machen sich alle auf den Weg in den Dschungel.
Dritter Akt. Bild: Im brasilianischen Urwald
Am Ziel angekommen, merken die Gäste bald, dass es sich hier nicht wie im Paradies leben lässt. In der grünen Hölle wimmelt es nur so von Moskitos und anderem lästigen Getier. Mit der Langeweile ist es bald aus; denn der einst so geschätzte Gentleman Joe Peines lässt jetzt seine Maske fallen und entpuppt sich als wahres Scheusal. Ein paar Eingeborenen, mit denen er unter einer Decke steckt, hat er befohlen, den reichen Verleger zu kidnappen, um ihn später gegen ein großzügiges Lösegeld wieder freizulassen. Armstrongs Tochter Lil befiehlt er, ihn sofort zu heiraten.
Unterdessen taucht auch der entflohene Schwerverbrecher Harry wieder auf. Er scheint jedoch nicht zu Peines Helfern zu gehören, denn dieser lässt ihn sofort verhaften. Das gleiche Schicksal widerfährt aber auch dem Detektiv und seinem Assistenten Bob sowie Peggy Robertson. In aller Eile stellt Peines mit seinen eingeborenen Helfern ein Femegericht zusammen, das nicht lange braucht, um ein Urteil zu fällen: Tod durch den Strang! Die Exekution könne nur dadurch abgewendet werden, dass Lil Joe Peines auf der Stelle heirate. Lincoln Armstrong hat aus nächster Nähe alles mit anhören müssen und ist entsetzt.
Plötzlich entschließt sich Joe Peines, dem ganzen Theater ein Ende zu bereiten. Er mahnt zur Ruhe und erklärt, das Spiel sei jetzt aus. Sein Freund Harry sei in Wirklichkeit kein Krimineller, sondern nur ein Kriminalschriftsteller. Es stellt sich heraus, dass er vor einiger Zeit Lincoln Armstrong unter einem Pseudonym einen Krimi vorlegte. Das Manuskript wurde vom Verlag an ihn zurückgesandt mit der Begründung, ein derartiges Machwerk entbehre der Logik und würde dem Ruf des Verlages nur schaden. Deshalb entschloss er sich, dem Verleger einen Denkzettel zu verpassen, indem er ihm und seiner Tochter mit ein paar Vertrauten seinen Krimi vorspielte. Abgesehen von Peggy Robertson, Nat Ponkerting und Bob, die unfreiwillig in das Geschehen einbezogen wurden, waren alle Personen Akteure in diesem Spiel. Lincoln Armstrong ist gnädig mit ihnen, erklärt sich jetzt bereit, Harrys Krimi herauszugeben und gibt seiner Tochter den väterlichen Segen, den von ihr so verehrten 'Schwerverbrecher' zu heiraten.
(Inhaltsangabe laut Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Alles_Kapriolen], aufgerufen 30. September 2025).
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Alles Kapriolen". Studio-Aufnahme inkl. Einzeltitel von "Sabine sei sittsam"; "Old Germany", "Ladies and Gentleman". Wergo - Naxos Deutschland Musik & Video. (1xCD).
Literatur
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Siegfried Köhler: Alles Capriolen - Ein Jahrhundert im Musiktheater. Semikolon-Verlag, Berlin 2004.
Kommentar
"Alles Capriolen" wurde in der Spielzeit 1953/54 in Freiburg inszeniert und 1954 noch in Coburg und Ingolstadt, dort unter dem Titel "Brasilianische Nächte".
Empfohlene Zitierweise
"Alles Capriolen". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 4. Oktober 2025.