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Wüstenblume

Musical

Musik von Uwe Fahrenkrog-Petersen
Orchestrierung von Alberto Mompellio
Arrangements von Koen Schoots
Buch von Gil Mehmert
Liedtexte von Frank Ramond

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 5. Oktober 2023
Deutsches Theater, München, Bundesrepublik Deutschland

 

  • Musikalische Leitung: Carly Quiroz
  • Regie: Gil Mehmert
  • Künstlerische Leitung / Co-Regie: Edith Ronacher
  • Bühnenbild: Christopher Barreca
  • Kostüme: Claudio Pohle
  • Licht: Michael Grundner
  • Video: Austin Switser

 

Besetzung:  

  • Waris Dirie: Kerry Jean
  • Waris [13] / u.a.: Naomi Simmonds
  • Mutter / Tante Maruim / u.a.: Terja Diava
  • Aman / Beamtin / u.a.: Rita Sebeth
  • Vater / Onkel Mohammed / u.a.: Cedric Lee Bradley
  • Marilyn.: Denise Lucia Aquino
  • Veronica / Verkäuferin / u.a.: Susanne Panzner
  • Dana / Chauffeur / Tourguide.: Andreas Wolfram
  • Mr. Wheeler / McDonald's Manager / u.a.: Tim Hüning
  • Terence Donovan / Regisseur / u.a.: Alex von Hugo
  • O'Sullivan / Malcolm / u.a.: Joachim Kaiser
  • Krankenschwester / Model / u.a.: Clara Mills-Karzel
  • Maskenbildnerin / Model / u.a.: Sophia Gorgi
  • Dance-Captain: Jurriaan Bles
  • Cousin Haji / Bräutigam / u.a.: Jan Ungar
  • Model / Passant / Kellner: Thomas Höfner
  • Model / Passantin: Josefien Kleverlaan
  • Bauarbeiter / Marktverkäufer: Ngako Keuni
  • Kameramann / Model: Rico Salathe
  • Kinder: Bezawit Abate, Blen Bekele, Eleni Bekele, Emilia Berendsen, Enya Gebretsadik, Mateo Kanngießer

 

 

 

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Naomi Simmonds (als Waris, 13 Jahre), Lara de Toscano (als Aman), Ensemble

(c) Deutsches Theater München / Foto: Andreas J. Etter

 

 

Premierenchronik

CH UA 22. Februar 2020 Theater, St. Gallen
D EA 5. Oktober 2023 Deutsches Theater, München



 

Inhaltsangabe


"Teil 1. Im Rahmen der Dokumentation über den 'Tag, der ihr Leben veränderte', kehrt das Supermodel Waris Dirie mit einem Filmteam in ihre afrikanische Heimat Somalia zurück, um ihrer Mutter wieder zu begegnen. Sie erinnert sich an ihre Vergangenheit.

Als Waris 13 Jahre alt ist, entscheidet ihr Vater, dass es Zeit ist, sie zu verheiraten. Doch Waris hat Angst vor der Ehe mit dem viel älteren Mann, der sie im Tausch für ein paar Kamele zu seiner Frau machen möchte. Sie entscheidet vor der Hochzeit zu fliehen. In der Nacht bricht sie mit Unterstützung ihrer Mutter auf. Nach vielen Tagen beschwerlicher Wanderung kommt sie in Mogadischu an und trifft dort auf ihre Schwester Aman. Dort findet Waris Arbeit auf einer Baustelle. Doch als ihr Onkel Mohammed, der als Diplomat in London lebt, zu Besuch kommt, kann sie ihn davon überzeugen, sie als Dienstmädchen mit nach London zu nehmen.

Als Waris im Haus ihres Onkels in London ankommt, erklärt ihr ihre Tante Maruim die Aufgaben im Haus, wo auch Haji lebt, ein Verwandter, der in London die Universität besucht. Waris ist den ganzen Tag mit Hausarbeit beschäftigt und lernt weder die englische Sprache noch London kennen. Haji leiht ihr Bücher, und mit seiner Hilfe lernt sie lesen. Als er eines nachts versucht, sie zu vergewaltigen, will ihr Onkel sie wieder zurück zu ihren Eltern nach Somalia schicken. Auch er wird aus London wegversetzt. Waris versteckt ihren Reisepass und kann daher das Land nicht verlassen. Auf sich selbst gestellt, lebt Waris auf der Strasse und findet einen Job bei McDonald's. Als sie in einem Kaufhaus Marilyn kennenlernt, gewinnt sie in ihr eine Freundin, bei der sie auch wohnen kann. Ihr vertraut Waris an, dass sie als kleines Mädchen beschnitten wurde. Mit Marilyn lernt Waris die Stadt und die Sprache kennen. In einer Disco wird Waris wiederholt von einem Fotografen angesprochen, der Probeaufnahmen von ihr machen möchte. Marilyn schafft es, Waris zu einem Fotoshooting zu überreden.

Teil 2. Doch Waris kann ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen. Bei einem Frauenarzt möchte sie sich wegen Komplikationen infolge ihrer Beschneidung behandeln lassen, doch sie kann sich nicht dazu durchringen, über das traumatische Erlebnis zu sprechen. Die Agentin Veronica ist von Waris' Probeaufnahmen beeindruckt und schickt sie zu einem Casting. Waris lernt die Modelwelt kennen, und ein Shooting für den Pirelli-Kalender katapultiert sie in die erste Liga der Models. Als sie für den Dreh des neuen James-Bond-Films ins Ausland reisen soll, bemerkt ihre Agentur, dass ihr Pass gefälscht ist. Damit Waris weiterhin in Grossbritannien bleiben und in der internationalen Modeszene tätig sein kann, engagiert die Agentur den Anwalt Mr. Wheeler. Dieser bezahlt O'Sullivan, einen älteren Mann, damit er Waris heiratet. Die Ehe garantiert Waris' Aufenthalt in Grossbritannien, doch zunächst muss das Paar die Einwanderungsbehörden überzeugen. Zugleich lernt Waris den Jazzmusiker Dana kennen und kann erstmals Vertrauen zu einem Mann entwickeln. Als Model hat Waris grossen Erfolg und nimmt die Modewelt für sich ein.

Während sie auf Waris' Mutter warten, offenbart sie dem Drehteam, dass der ´Tag, der ihr Leben veränderte´, der Tag der Beschneidung war. Waris verschreibt sich dem Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung. Als UN-Sonderbotschafterin macht sie die ganze Welt auf das Unrecht aufmerksam, das täglich 8000 Mädchen erleiden müssen."

(aus: Programmheft der DEA, München) 

 

 

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Mitte: Kerry Jean (als Waris Dirie), Ensemble

(c) Deutsches Theater München / Foto: Andreas J. Etter

 

 

Kritiken

 
"Die beiden jungen Frauen auf der Bühne haben ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie es sich anfühlt, zur Frau zu werden. Für die eine ist es der Moment sexueller Erregung - für die andere der unbändigen Schmerzes. Sie singen ein gleich klingendes Lied, mit unterschiedlichen Worten, einer unterschiedlichen Geschichte. Die berührende Szene ist eine der Schlüsselmomente in der Musical-Adaption des Bestsellers „Wüstenblume“, die am Donnerstagabend im Deutschen Theater in München Deutschlandpremiere feierte. Denn darin erzählt Waris Dirie (Kerry Jean) ihrer Freundin Marilyn (Denis Lucia Aquino) vom dem grausamen Ritual der weiblichen Beschneidung, dessen Opfer sie als Kind in ihrer Heimat Somalia wurde.

[...] Unterstützt wird die emotionale Reise Diries aus der somalischen Wüste nach London und von dort auf die Laufstege der Welt in der Inszenierung von Gil Mehmert durch ein effektreiches Bühnenbild, für Musical-Verhältnisse durchaus moderne und ausdrucksstarke Choreographien, bunte Kostüme und hochemotionale Darstellungen der Sänger - allen voran Jean in der Hauptrolle. [...] Vor der Premiere im Deutschen Theater war das Musical schon in St. Gallen in der Schweiz auf die Bühne gekommen. Zwei Wochen lang soll 'Wüstenblume' in München zu sehen sein, dann geht es auf Europa-Tournee.

dpa [ohne Autorennennung]: 'Wüstenblume'-Musical begeistert in München. In: Frankfurter Rundschau, 8. Oktonber 2023.



"Eine wirkliche Mutprobe oder Challenge, wie es heute heißt: Ein Musical über ein so heikles und politisch brisantes Thema wie Genitalverstümmelung zu machen, dazu gehört wirklich Unerschrockenheit. Im Februar 2020, kurz vor der Corona-Pandemie, wurde 'Wüstenblume' am Theater im schweizerischen St. Gallen uraufgeführt und damals überwiegend positiv aufgenommen. Textautor und Regisseur Gil Mehmert hielt sich dabei an die gleichnamige Autobiografie von Waris Dirie, einer längst weltbekannten Frau, die es aus der Wüste Somalias als Model auf die Laufstege dieser Welt und in einen James-Bond-Film schaffte (Der Hauch des Todes).

[...]Musicalprofi Gil Mehmert lieferte denn auch eine hoch professionelle Regie ab, an der es nichts auszusetzen gab. Das Tempo stimmte, die Übergänge waren absolut reibungslos, Choreograph Jonathan Huor hatte sich von afrikanischer Folklore und vom hektischen Getriebe der Modewelt inspirieren lassen. Was dagegen etwas irritierte, war die sehr bescheidene, fast schon karge Ausstattung, darunter arg billig wirkende Perücken und Kostüme. Ganze vier Musiker unter Leitung von Carly Quiroz mussten den Abend bestreiten.

Komponist Uwe Fahrenkrog-Petersen ('99 Luftballons') gab sich redlich Mühe, die üblichen Erwartungen an ein Musical zu erfüllen: Alles war vorhanden, bekenntnishafte Songs, sentimentale Balladen, Tanzbares von Disco bis Tango und natürlich die unvermeidliche Mitklatsch-Hymne über den Regen in der Wüste, der die Blumen sprießen lässt. Aber, und das ist das große Problem: Dem eigentlichen Thema wurden die Songs in ihrer Anspruchslosigkeit nicht gerecht. Es war bezeichnend, dass die packendsten Szenen gesprochen waren."

Peter Jungblut: Zu Gast im Studio: Waris Dirie. In: BR24, Bayeischer Rundfunk, 6. Oktober 2023. [https://www.br.de/nachrichten/kultur/kaempferin-gegen-beschneidung-wuestenblume-in-muenchen,TrotH8j], abgerufen 9. Oktober 2023.

 

"Die Musik stammt von Komponist Uwe Fahrenkrog-Petersen, der den kulturellen Rahmen mit poppigen Ensemble-Nummern mit unterschiedlichen Einflüssen wie auch afrikanischen Anklängen absteckt, deren Inhalt (Liedtexte: Frank Ramond) sehr banal gehalten ist. Diese erklingen abwechselnd mit Soli, welche die Herausforderungen in Waris Leben ausdrucksstark herüberbringen.

[...] Regisseur Gil Mehmert erzählt die Geschichte in einem hohen Tempo. So wechselt das Stück schnell zwischen ernsten Szenen und leichten Ensemblenummern, wobei der dramaturgische Bogen zwischenzeitlich kaum gespannt wird. Darüber hinaus schafft Mehmert – im schlichten Bühnenbild von Austin Barrecca mit Hilfe von Projektionen sowie farbenfrohem Licht von Michael Grundner und Kostümen von Claudio Pohle – eindrucksvolle Bilder, die noch lange nachhallen."

Christoph Gedon: Wagner: Wüstenblume - Das Musical in München. In: Musicalzone - Alles rund um Musicals!, 9. Oktober 2023, [https://musicalzone.de/kritik-wuestenblume-musical-muenchen/].

 

 

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Kerry Jean (als Waris Dirie), Ensemble

(c) Deutsches Theater München / Foto: Annette Hempfling

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Waris Dirie (mit Cathleen Miller): Wüstenblume. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Jendricke, Christa Prummer-Lehmair, Gerlinde Schermer-Rauwolf und Barbara Steckhan, München: Knaur 2018.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Wüstenblume" [München]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 5. November 2023.