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Wüstenblume

Musical

Musik von Uwe Fahrenkrog-Petersen
Orchestrierung von Alberto Mompellio
Arrangements von Koen Schoots
Buch von Gil Mehmert
Liedtexte von Frank Ramond

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 22. Februar 2020
Theater St. Gallen, Schweiz

 

  • Musikalische Leitung: Christoph Bönecker
  • Musical Supervison: Koen Schoots
  • Regie: Gil Mehmert
  • Bühnenbild: Christopher Barreca
  • Kostüme: Claudio Pohle
  • Licht: Michael Grundner
  • Video: Austin Switser
  • Ton: Stephan Linde

 

Besetzung:  

  • Waris Dirie: Kerry Jean
  • Waris [13] / u.a.: Naomi Simmonds
  • Mutter / Tante Maruim / u.a.: Terja Diava
  • Aman / Beamtin / u.a.: Lara de Toscano
  • Vater / Onkel Mohammed / u.a.: Cedric Lee Bradley
  • Marilyn / Hexe / u.a.: Dionne Wudu
  • Veronica / Verkäuferin / u.a.: Susanne Panzner
  • Dana / Chauffeur / u.a.: Daniel Dodd-Ellis
  • Haji / Bräutigam / u.a.: David Rodriguez-Yanez
  • Mr. Wheeler / McDonald's Manager / u.a.: Tim Hüning
  • Terence Donovan / Regisseur / u.a.: Markus Schneider
  • O'Sullivan / Malcolm / u.a.: Jogi Kaiser
  • Krankenschwester / Model / u.a.: Amaya Keller
  • Maskenbildnerin / Model / u.a.: Elise Doorn
  • Assisten / Model / u.a.: Juriaan Bles
  • Passagier / Model / u.a.: Andreas Nützl
  • Händler / Bauarbeiter / u.a.: Ben Cox
  • Kameramann / Model / u.a.: Gianmarco Rostetter
  • Bauarbeiter / Musiker / u.a.: Perry Sidi
  • Kinder: Alexa Rachel Montalvan, Betalam Getaneh-Solomon, Joy Marion Lanz, Michelle Richardson, Chioma Eurisch,  Kaleye Mattle, Kelechi Uzor, Janik Brutsche, Ella Müller, Tara Sutter, Katarina Stoffel, Simon Mehr, Lorin Rütsche

 

 

 

Wüstenblume 3

Naoumi Simmonds (Waris), Ensemble

(c) Theater St. Gallen, Foto: Andreas J. Etter

 

 

 

Premierenchronik

CH UA 22. Februar 2020 Theater, St. Gallen
D EA 5. Oktober 2023 Deutsches Theater, München



 

Inhaltsangabe


"Teil 1. Im Rahmen der Dokumentation über den "Tag, der ihr Leben veränderte", kehrt das Supermodel Waris Dirie mit einem Filmteam in ihre afrikanische Heimat Somalia zurück, um ihrer Mutter wieder zu begegnen. Sie erinnert sich an ihre Vergangenheit.

Als Waris 13 Jahre alt ist, entscheidet ihr Vater, dass es Zeit ist, sie zu verheiraten. Doch Waris hat Angst vor der Ehe mit dem viel älteren Mann, der sie im Tausch für ein paar Kamele zu seiner Frau machen möchte. Sie entscheidet vor der Hochzeit zu fliehen. In der Nacht bricht sie mit Unterstützung ihrer Mutter auf. Nach vielen Tagen beschwerlicher Wanderung kommt sie in Mogadischu an und trifft dort auf ihre Schwester Aman. Dort findet Waris Arbeit auf einer Baustelle. Doch als ihr Onkel Mohammed, der als Diplomat in London lebt, zu Besuch kommt, kann sie ihn davon überzeugen, sie als Dienstmädchen mit nach London zu nehmen.

Als Waris im Haus ihres Onkels in London ankommt, erklärt ihr ihre Tante Maruim die Aufgaben im Haus, wo auch Haji lebt, ein Verwandter, der in London die Universität besucht. Waris ist den ganzen Tag mit Hausarbeit beschäftigt und lernt weder die englische Sprache noch London kennen. Haji leiht ihr Bücher, und mit seiner Hilfe lernt sie lesen. Als er eines nachts versucht, sie zu vergewaltigen, will ihr Onkel sie wieder zurück zu ihren Eltern nach Somalia schicken. Auch er wird aus London wegversetzt. Waris versteckt ihren Reisepass und kann daher das Land nicht verlassen. Auf sich selbst gestellt, lebt Waris auf der Strasse und findet einen Job bei McDonald's. Als sie in einem Kaufhaus Marilyn kennenlernt, gewinnt sie in ihr eine Freundin, bei der sie auch wohnen kann. Ihr vertraut Waris an, dass sie als kleines Mädchen beschnitten wurde. Mit Marilyn lernt Waris die Stadt und die Sprache kennen. In einer Disco wird Waris wiederholt von einem Fotografen angesprochen, der Probeaufnahmen von ihr machen möchte. Marilyn schafft es, Waris zu einem Fotoshooting zu überreden.

Teil 2. Doch Waris kann ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen. Bei einem Frauenarzt möchte sie sich wegen Komplikationen infolge ihrer Beschneidung behandeln lassen, doch sie kann sich nicht dazu durchringen, über das traumatische Erlebnis zu sprechen. Die Agentin Veronica ist von Waris' Probeaufnahmen beeindruckt und schickt sie zu einem Casting. Waris lernt die Modelwelt kennen, und ein Shooting für den Pirelli-Kalender katapultiert sie in die erste Liga der Models. Als sie für den Dreh des neuen James-Bond-Films ins Ausland reisen soll, bemerkt ihre Agentur, dass ihr Pass gefälscht ist. Damit Waris weiterhin in Grossbritannien bleiben und in der internationalen Modeszene tätig sein kann, engagiert die Agentur den Anwalt Mr. Wheeler. Dieser bezahlt O'Sullivan, einen älteren Mann, damit er Waris heiratet. Die Ehe garantiert Waris' Aufenthalt in Grossbritannien, doch zunächst muss das Paar die Einwanderungsbehörden überzeugen. Zugleich lernt Waris den Jazzmusiker Dana kennen und kann erstmals Vertrauen zu einem Mann entwickeln. Als Model hat Waris grossen Erfolg und nimmt die Modewelt für sich ein.

Während sie auf Waris' Mutter warten, offenbart sie dem Drehteam, dass der ´Tag, der ihr Leben veränderte´, der Tag der Beschneidung war. Waris verschreibt sich dem Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung. Als UN-Sonderbotschafterin macht sie die ganze Welt auf das Unrecht aufmerksam, das täglich 8000 Mädchen erleiden müssen."

(aus dem Programmheft der UA) 

 

 

 

Wüstenblume 4

Kerry Jean (Waris Dirie), Ensemble

(c) Theater St. Gallen, Foto: Andreas J. Etter

 

 

 

Kritiken

 
"Fahrenkrog-Petersens Werk zeichnet sich neben dem für einen Musiker seines Kalibers obligatorischen Kalkül auch durch Leidenschaft, Herz und vor allem durch eine hohe stilistische Vielfalt aus. Besonders erfrischend ist zudem, dass ein deutschsprachiges Original-Musical endlich mal nicht den Mief deutschen Schlagers atmet. Die Herkunft des Komponisten vom Rock ist allgegenwärtig, was dem Werk im Grunde auch die Türen für eine internationale Vermarktung öffnet.

[...] Das Buch für die Musicaladaption hat Gil Mehmert geschrieben, der das Stück auch inszeniert hat. Es fällt auf, dass sich seine Bühnenversion des Stoffes nicht einzig und allein auf das Thema der weiblichen Genitalverstümmelung konzentriert. Es geht auch um Migration aus Migrantenperspektive und vor allem um Emanzipation. Mehmert klagt nicht an und sucht nicht nach Schuldigen.

[...] Ein Gesamtpaket aus einem groß denkenden Komponisten wie Uwe Fahrenkrog-Petersen und einer Persönlichkeit mit großer medialer Strahlkraft wie Waris Dirie zu schnüren, war eine strategisch kluge Entscheidung, die das Theater St. Gallen insgesamt auf ein anderes Level hieven kann. Mit Gil Mehmert hat man zudem einen klugen Autor und Regisseur gefunden, der sich des nicht einfachen Themas mit dem hierfür notwendigen Fingerspitzengefühl angnommen hat."

Markus Zeller: Wüstenblume - Die aufwühlende Geschichte von Waris Dirie funktioniert auch als Musical. In: musicals, Heft 202, April/Mai 2020, Seite 4-7.



"Die Musik von Uwe Fahrenkrog-Petersen überzeugt durch virtuosen Umgang mit Pop-Rock-Ideen, vor allem der 80er-Jahre, und noch mehr durch die gekonnte Einfühlung in afrikanische Musik. Auch hier werden Kulturen packend vermengt. Die Musik hat Fluss, ist facettenreich, schenkt dem Hörer eindringliche Balladen.

[...] Ein so schwieriges Thema wie die Genitalverstümmelung von Frauen als Musical? Gelingt solch ein Stoff? Nach der Premiere der ´Wüstenblume´ kann man das nur bejahen. Der ergreifendste Moment ist der Song, als Marilyn (Dionne Wudu) schwärmerisch den Zauber der Liebe besingt. Genau dieselben Worte singt Kerry Jean als Waris Dirie, um den Schmerz ihrer brutalen ´Frauwerdung´ durch eine Rasierklinge auszudrücken. Hier prallen in einem Song (´So wirst du Frau´) zwei Kulturen, zwei Frauenschicksale aufeinander."

Martin Preisser: Der nie vergessene Schmerz. In: St. Galler Tagblatt, 24. Februar 2020.

 

"Diese Vorlage ist keine geringe Herausforderung für eine Regie, aber es ist Gil Mehmert gelungen, diesen lebhaften Reigen schnell aufeinander folgender Szenen zu arrangieren und schlüssig aneinander vorbei zu bringen. Eine
grosse Hilfe ist das sehr bewegliche Bühnenbild von Christopher Barreca, der in der Not auch verspielt witzige
Ideen einbringt. - Standing Ovation von einem begeisterten Premierenpublikum, und ein besonders herzlicher
Applaus für den Ehrengast Waris Dirie."

Reinmar Wagner: Aus der Wüste auf den Laufsteg. In: Bündner Zeitung Südostschweiz, 24. Februar 2020.

 

 

 

Wüstenblume1

Kerry Jean (Waris Dirie), Ensemble

(c) Theater St. Gallen, Foto: Andreas J Etter

 

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Waris Dirie (mit Cathleen Miller): Wüstenblume. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Jendricke, Christa Prummer-Lehmair, Gerlinde Schermer-Rauwolf und Barbara Steckhan, München: Knaur 2018.
  • Wolfgang Jansen: Musical in St. Gallen, Eine starke Marke. In: Rea Brändle (Red.): 200 Jahre Theater St. Gallen. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Konzert und Theater St. Gallen, Schweizer Theaterjahrbuch, Band 66, Basel: Edition Theaterkultur 2005, Seite 97-116.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Wüstenblume". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. Juli 2022.