Wonderful Chicago [Senftenberg]
Kriminal-Musical
Musik von Charly Niessen
Text von Charly Niessen / Heinz Wunderlich
Buch von Heinz Wunderlich
Inszenierung
DDR-Erstaufführung: 4. Januar 1972
Theater der Bergarbeiter, Senftenberg, DDR
- Musikalische Leitung: Otto Wahrenburg
- Regie: Peter Tepper
- Bühnenbild: Ulrich Zwerg
- Choreographie: Anne Leiteritz
- Chöre: Siegfried Zetsche
Besetzung:
- Carlo Philippi, der Chef: Rupert Ritzi
- Bruno: Werner Kittlaß
- Te-Te: Gerd Hänsel
- Pellegrino, Italo-Amerikaner: Helmut Gauß
- Stinky Miller: Karlheinz Weinrich / Eberhard Schubert
- Loretta, Sekretärin: Ursula Memmert-Gerlach
- Frank Palmer: Peter Thomsen
- Dorothy Hitchcock: Marianne Barth
- Laura Salza: Hannelore Langet
- Tom Donelli: Horst Knüpfer / Hans-Dieter Schlegel
- seine zwei Leibwächter: Peter Sipos / Peter Knobloch
- Taylor, Prediger einer Sekte: Waldemar Reinhold
- Sergeant: Manfred Bretschneider
- Damen und Herren des Balletts und des Chores
Premierenchronik
D | UA | 30. Juni 1965 | Hessisches Staatstheater, Wiesbaden |
DDR | EA | 4. Januar 1972 | Theater, Senftenberg |
Inhaltsangabe
"Im Chicago der 20er Jahre entbrennt der Kampf dreier Syndikate um den Schutz der Milchgeschäfte. Bandenchef Carlo Filippi will mit Tom Donelli fusionieren. Donelli hat ähnliches vor, sieht aber natürlich sich an der Spitze und plant außerdem die gleichzeitige Übernahme des dritten Konkurrenten, Micky Risotto. Gemeinsam ist den drei Gang-Oberhäuptern einzig ihre ständige Flucht vor der Polizei. Carlo Filippi hat deshalb sein Hauptquartier in einer biederen Pension eingerichtet, doch Dauermieter und Stammgäste müssen weiterhin untergebracht und versorgt werden. Zurzeit logieren hier eine kleine Zirkustruppe, zwei altjüngferliche Pädagoginnen und ein Sektenprediger. Um den Schein zu wahren, wird täglich der Fünf-Uhr-Tee für die Pensionsgäste zelebriert, in den heute Frank Palmer aus dem Gehäuse der Dielen-Standuhr hineinplatzt.
Ein geregelter Gangsterkrieg ist durch die Anwesenheit der Pensionsgäste unmöglich. Diese zeigen im Laufe des Geschehens erstaunliche Fähigkeiten: Der Sektenprediger entpuppt sich als Fachmann für Wirtschaftskriminalität, die Sexbombe an der Rezeption ist in Wahrheit Filippis gutbürgerliche Gattin. Gleichzeitig wird klar, dass Frank kein Gangster und die Hitchcock keine Pädagogin ist. Sie stellen sich gegenseitig als Mitarbeiter zweier verschiedener Kriminaldezernate vor und verlieben sich. Der harmlose Sektenprediger stellt sich als der dritte Syndikatschef, Mickey Risotto, vor, Dorothy Hitchcock als seine Tochter und Frank als Sohn von Tom Donelli. Einer Verbindung von Donellis und Risottos Organisationen steht nichts im Wege, das Geschäft bleibt sozusagen in der Familie ... so scheint es jedenfalls.
Denn die freundliche Zirkustruppe erweist sich am Ende als Herrin der Lage: Ihre Mitglieder sind von der Steuerfahndung!"
Inhaltsangabe des Verlags Felix Bloch Erben, Berlin, 2025.
Kritiken
"Bei solch originellem Drumherum ist auch ein zünftiger Auftakt im Zuschauerraum vonnöten und präsent: Die Musiker ziehen, kostümiert mit Weste und Melone, mit immer wieder verfremdeten Traditional 'When The Saints Go Marchin' In' ein. [...] Die Musik ist frisch, modern, geht ins Ohr - und wird so temporeich-pointiert interpretiert, daß man den zeitweilig unter Melone Schwitzenden nur sagen kann: Hut ab. Und Peter Trepper besetzt das Stück fast ausschließlich mit Schauspielern. Das sichert ein temporeich-skurriles Spiel, ließ aber im Gesanglichen auch Wünsche offen.
[...] Zweifellos meinen die Autoren dieses neuen Musicals, Import aus einem BRD-Verlag, ihr 'Wonderful Chicago' ironisch. Freilich: Das Entree und vor allem das (fast gleichlautende) Finale sind allzu glatt-routiniert, in der Endkonsequenz beschönigend und weit unter den im ausgesprochenen Wahrheiten [...]. Es muß befremden, daß dergleichen Quasi-Verherrlichung - von Regie und Choreographie (Anne Leiteritz) noch etwas billig mit Halbweltdämchen-Netzstrumpflook und Heilsarmee-Klischee aufgemünzt - offenkundig unbeanstandet die Dramaturgie (Gisela Müller-Stahl) passierte. Und noch für einen Moment beim (insgesamt für den Abend nicht typischen) Minus zu verweilen: Auch die - nach meinem Empfinden - geschmacklosen, gar nicht witzigen Anspielungen auf Beethovens 5. Sinfonie und auf Goethe hätten nicht kritiklos durchrutschen dürfen. [...] Eine in vielem zwergfellreizende Kriminalkomödie, die bei Tilgung einiger 'krimineller' Entgleisungen (der Autoren!) noch wesentlich gewinnen könnte."
Jochen Ziller: Wonderful Chicago. In: Theater der Zeit, Heft 4/1972, Seite 49-50.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Wonderful Chicago". Live-Querschnitt der "Tribüne", Berlin, 1972. EMI 062-29449. (1xLP).
Empfohlene Zitierweise
"Wonderful Chicago [Senftenberg]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 20. März 2025.