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West Side Story

Musical 


Buch von Arthur Laurents, nach einer Idee von Jerome Robbins
Musik von Leonard Bernstein 
Gesangstexte von Stephen Sondheim 
Deutsche Übersetzung von Marcel Prawy

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 28. Februar 1968
Volksoper Wien, Österreich
 

  • Musikalische Leitung: Lawrence Leonard
  • Regie und Choreographie: Alan Johnson (nach Jerome Robbins)
  • Spielleitung: Wolfgang Weber
  • Bühnenbild: Wolfram Skalicki 
  • Kostüme: Monika von Zallinger


Besetzung:

Die "Jets" (Düsenjäger)

  • Riff, der Anrüher: Helge Grau
  • Tony, sein Freund: Adolf Dallapozza
  • Action: Heinz Marecek
  • Arab: Erwin Höfler
  • Baby John: Manfred Trompeter
  • Snowboy: Michael Schrenk
  • Professor: Florian Liewehr
  • Diesel: W. Martin-Muckenschnabel
  • Guitar: Milos Zavadil
  • Mouthpiece: Franz Stefan
  • Tiger: Josef Sabovcik

 

Die Mädchen der "Jets"

  • Graziella: Annemarie Schüler
  • Velma: Christa Maurer
  • Minnie: Christina Klein
  • Clarice: Christl Manz
  • Pauline: Angelika Papp
  • Molly: Christa Holyst
  • Anybodys: Edith Leyrer

 

Die "Sharks" (Haie) 

  • Bernardo, der Anführer: Carmine Terra
  • Maria, seine Schwester: Julia Migenes
  • Anita, seine Freundin: Arline Woods
  • Chino, Marias Verlobter: Eduard Djambazian
  • Pepe: Amadeo Barrios
  • Idio: Paul Roman
  • Luis: Peter Koller
  • Anxious: Ward Fleming
  • Nibbles: Harry Karl Ernst
  • Juano: Albert Clipper
  • Toro: Horst Eichhorn
  • Moose: Gerald Florian

 

Die Mädchen der "Sharks"

  • Rosalia: Nives Stambuk
  • Consuela: Britt Bern
  • Francisca: Monique Lobasà
  • Teresita: Hedy Richter
  • Renate: Melitta Ogrise
  • Estella: Elisabeth Stelzer
  • Margarita: Helly Svoboda
  • Anamaria: Helene Navratil
  • Mercedes: Renate Zanitzer  

 

Die Erwachsenen  

  • Doc, Inhaber des Ladens: Hans Hais
  • Schwank, Polizeileutnant: Emmerich Schrenk
  • Inspektor Krupke: Gerhard Tötschinger
  • Glad Hand, Leiter des Jugendclubs: Götz von Langheim

 

 

Premierenchronik

USA UA 26. September 1957 Winter Garden Theatre, New York
GB EA 12. Dezember 1958 Her Majesty´s Theatre, London
D EA (i. Engl.) 15. Juni 1961 Deutsches Theater, München
A EA (i. ? ) 8. April 1965 Theater an der Wien, Wien
A Dspr. EA 28. Februar 1968 Volksoper Wien
CH EA 2. Mai 1970 Opernhaus Zürich
D EA (i. Deutsch) 29. Oktober 1972 Opernhaus Nürnberg
DDR EA 15. März 1984 Opernhaus Leipzig

 

 

Inhaltsangabe

 

Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren in New York City. Zwei Jugendgangs befehden sich, ohne erkennbaren Anlass und erklärtes Ziel. Es eint sie jedoch die Ablehnung der behördlichen Autorität, etwa in Form der Polizei. Die Jets sind Weiße, stammen aber aus desolaten Sozialverhältnissen. Die Sharks sind Farbige, stammen aus Puerto Rico und sind erst kurze Zeit in den Vereinigten Staaten.

Anführer der Sharks ist Bernardo, dessen jüngere Schwester Maria frisch eingetroffen ist und im Geschäft von Anita, seiner Freundin, arbeitet. Als älterer Bruder hat er die Verantwortung über Maria, die er ernst nimmt.

Anführer der Jets ist Riff, der seinen Vorgänger, Tony, bittet, bei der nächsten Schlägerei mit den Sharks wieder dabei zu sein. Tony hat aber bei Doc, einem Drugstore-Inhaber, einen Job gefunden, den er nicht aufs Spiel setzen will. Doch er lässt sich überreden, beim nächsten Treffen dabei zu sein.

Die Gangs treffen sich mit ihren Freundinnen zum Tanz in einer Turnhalle, um im harmlosen Ambiente alles zu bereden. Maria ist zum ersten Mal dabei. Sie und Tony treffen aufeinander und verlieben sich spontan. Bernardo geht dazwischen und schickt Maria nach Hause. Tony läuft verzückt durch die Nacht und hat den anstehenden Kampf völlig vergessen. Maria und er treffen sich zufällig auf der Rückseite ihres Wohnhauses, worauf er die Feuerleiter erklimmt und sie einander ihre Liebe erklären.

Sie verabreden sich für den nächsten Tag zu Feierabend in Anitas Geschäft für Brautbekleidung. Anita erkennt, was los ist, schweigt aber. Angeregt von der Schaufensterbekleidung vollziehen Tony und Maria spielerisch die Ehe-Zeremonie. Maria weiß, dass die Jungs sich schlagen wollen und bittet Tony, dem Kampf aufzuhalten. Er verspricht es ihr.

Tony erscheint am verabredeten Ort, als man gerade anfangen will. Er geht dazwischen, will sich auch nicht von Bernardo provozieren lassen, ist dieser doch der Bruder der geliebten Maria, ein künftiger Verwandter, mit dem Tony sich gut stellen will. Doch die Situation gerät außer Kontrolle, Bernardo ersticht Riff, worauf Tony voller Wut über den Tod seines Freundes Bernardo umbringt.

Polizeisirenen erschallen, alles flieht, zurück bleiben zwei Leichname.

Tony geht zu Maria, die von Anita bereits alles erfahren hat. Ihre Liebe zu ihm ist aber größer als ihr Schrecken. Sie nimmt ihn in die Arme. Die beiden vollziehen gleichsam ihre Hochzeitsnacht. Am nächsten Morgen geht Tony zu Doc, bittet ihn um Geld. Er will mit Maria abhauen.

Die Polizei kommt zu Anita und fragt nach Tony. Auf Mord steht die Todesstrafe. Maria bittet ausgerechnet Anita, den Mörder ihres Geliebten zu warnen. Anita geht trotzdem, trifft im Drugstore jedoch auf die Jets, die sie vergewaltigen. Doc geht dazwischen, worauf Anita, angeekelt und voller Hass, verkündet, dass Maria von Chino, einem Mitglied der Sharks, erschossen worden sei. Tony rennt daraufhin durch die Stadt, auf der Suche nach Chino, um sich ebenfalls erschießen zu lassen. Es kommt zufällig zum Zusammentreffen aller drei: Chino erschießt Tony, der Maria, die ihn suchte, für eine Halluzination hält. Tony stirbt in ihren Armen. Die Jets und Sharks treffen ein, und auf Veranlassung von Maria tragen beide Gruppen gemeinsam den Leichnam von der Bühne – ein Hoffnungszeichen.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken


"Der eigentliche musikalische Anwalt des Abends, der Dirigent Lawrence Leonard, trägt zwar des Dirigenten Vornamen hinten, doch dessen Musik um Grade zu groß vor. Gewiß, er ist ein brillanter Rhythmiker, und seine Präzision mag kaum zu überbieten sein, doch die Klangmacht des Orchesters schwoll ständig zum Forte bis Mezzoforte an und erdrückte im Fortissimo selbst Dallapozzas strahlenden Tenor. Fast alle couplet-, chanson- und songartigen Nummern wurden instrumental erdrückt, Dialoge, die das Orchster begleitete, verwandelten sich in Pantomime, Höhepunkte, die nach gellendem Schrei der Instrumente verlangten, fielen kaum auf. Ich weiß nicht, ob Mister Leonard vielleicht schwerhörig ist - der Verdacht drängt sich auf, nachdem man dies durch die Vorstellung wurde. O wie laut ist mir am Abend."

Herbert Schneider: Scharfer Wind an der Gürtellinie, Gestern in der Volksoper: Bernsteins "West Side Story" erstmals in deutscher Sprache. In: Kurier, 29. Februar 1968.

 

"Das alles ist großes Theater, menschlich und bühnenwirksam.

Danken wir für dies Theater Jerome Robbins, einem der bedeutendsten Choreographen nicht nur Amerikas, der die Idee dazu hatte, Arthur Laurents, der das Buch schrieb, und Dr. Marcel Prawy, von dessen deutscher Übersetzung sich das denkbar Beste sagen läßt: man könnte sie für ein Original halten, so rest- und zwanglos stimmt sie mit der Musik überein.

Damit sind wir bei der Musik angelangt. Leonard Bernstein ist einer der besten Dirigenten und einer der musikalischsten Köpfe unserer Zeit. Daß er auch ein Mensch ist, spricht nicht zuletzt aus seiner Wahl dieses Stoffes. Seine Beherrschung der instrumentalen Mittel ist imponierend, besonders in den dramatischen Szenen, die äußerst geschickt die klanglichen Eigenschaften des großen symphonischen und des Jazzorchesters miteinander verschmelzen. Sein Spürsinn für die Erfordernisse des Musiktheaters ist erlebbar, vor allem in den oft unvermittelten Übergängen von leiderschaftlichen Ausbrüchen zu ruhevoller Lyrik.

Doch da, im Lyrischen, wird auch die Schwäche der Musik am schmerzlichsten fühlbar: das Fehlen jedes originalen, persönlichen Einfalls und eine Konvention, der gegenüber noch eine Puccini-Kantilene avantgardistisch anmutet."

Marcel Rubin: Großes Theater, zuwenig Musik, Die "West Side Story" in der Volksoper. In: Volksstimme, 1. März 1968.

 

"Punkt zwei, der hier etwas ausführlicher erwähnt werden soll, ist eine Diskrepanz im Stück selbst, eine Reverenz vor dem Geschmack des Publikums, glaube ich. Die Szenen der beiden jungen Liebenden, ob nun real oder gar visionär - ´Irgendwo, sehr weit, doch irgendwo liegt ein Ort, der uns Frieden gibt´ dichtet Prawy da nach, und das ist ihm, wie alle anderen deutschen Texte, wunderbar gelungen - , die Szenen der beiden jungen Liebenden passen nicht zu dem sonst gezeigten Milieu. Den Edelleuten aus Verona glaubte man die Poesie noch. Der Puertoricanerin Maria und dem einstigen Jet Tony glaubt man sie kaum. Weil Robbins und Bernstein da auch kaum geglaubt haben, sondern nur eben den Gesetzen des Showbusineß huldigten, und die sind, das ist beinahe als Kompliment gedacht, nicht immer ihre Gesetze."

Franz Endler: Tatsächlich ein großes Ereignis, Leonard Bernsteins "West Side Story", übersetzt von Marcel Prawy, in der Volksoper. In: Die Presse, 1. März 1968.  

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • "West Side Story". Original 1957 Cast Recording, Studio-Einspielung. Naxos8.120887, published 2009 (1xCD).
  • "West Side Story". Studio-Einspielung mit Gerhard Wendland, 1962, Philipps 345 525 (Vinyl-Single).
  • "West Side Story" / "Porgy and Bess". Studio-Einspielung, u.a. mit Peter Beil und Monika Dahlberg, 1964, Philipps 838 903 SY (Vinyl-LP).
  • "West Side Story", Original Cast Recording, Volksoper Wien 1968, Studio-Einspielung, CBS 70040 (Vinyl-LP).

 

DVD / Video 

  • "West Side Story". DVD der Verfilmung von 1961, United Artists #15930 117.

 

Literatur:

  • William Shakespeare: Romeo und Julia. In: Ders.: Werke in acht Bänden. Frechen: Komet o.J., Band 6, Seite 287-375.
  • Keith Garebian: The Making of West Side Story. Oakville: Mosaic Press 1995. 
  • Christoph Wagner-Trenkwitz (Mitarbeit: Felix Brachetka): "Es grünt so grün...", Musical an der Wiener Volksoper. Wien: Amalthea 2007.
  • Misha Berson: Something´s Coming, Somthing Good. West Side Story and the American Imagination. Milwaukee: Applause 2011.
  • Wolfgang Jansen: West Side Story, Vom Wagnis zum Klassiker. In: Ders.: Musicals, Geschichte und Interpretation. Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 93-134.

 

 

Kommentar 

 

Die österreichische Erstaufführung war ein Gastspiel des Stadttheaters Tampere (Finnland). Anzunehmen ist, dass die Darsteller englisch sprachen/sangen. Der Beleg dafür fehlt aber noch bislang.

Die Schweizer Erstaufführung war ein Gastspiel der Wiener Volksoper.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"West Side Story" (Wien). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 27. Juni 2022.