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Das Walzerparadies

Operette in drei Akten


Musik von Oscar Straus
Neuinstrumentiert (nach Originalquellen) von Markus Teichler
Buch von Alfred Grünwald nach Louis Verneuil

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 7. Dezember 2024
Eduard von Winterstein-Theater, Annaberg-Buchholz, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Dieter Klug / Markus Teichler
  • Regie und Choreografie: Oliver Pauli
  • Ausstattung: Martin Scherm
  • Chor: Kristina Pernat Ščančar

 

Besetzung:  

  • Matthias Polleder, Fabrikant: Jakob Hoffmann
  • Frau Polleder, seine Gattin: Bettina Grothkopf
  • Poldi Polleder, beider Sohn: Richard Glöckner
  • Gabriel Domayer, Besitzer einer Hutfabrik: László Varga
  • Maria Domayer, seine Frau: Juliane Prucha
  • Mitzi Domayer, beider Tochter: Zsófia Szabó
  • Großvater Domayer: Leander de Marel
  • Wiesinger, Poldies Freund: Gunnar Frietsch / Ondřej Potuček
  • Pankraz, Diener bei den Polleders: Matthias Stephan Hildebrandt / Jens Langhans
  • August Miereke, Mitzis Verlobter 
  • Gaby Ritzinger, Poldies Gspusi: Maria Rüssel
  • Portier / Kellner / Kurdirektor: Matthias Stephan Hildebrandt

 

 

Walzerparadies1

Richard Glöckner (als Poldi Polleder), Zsófia Szabó (als Mitzi Domayer)

(c) Eduard von Winterstein-Theater / Foto: Vincent Stefan

 

 

Premierenchronik

A UA 15. Februar 1935 Scala, Wien
D EA 7. Dezember 2024 Eduard von Winterstein-Theater, Annaberg-Buchholz

 

 

Inhaltsangabe


"Poldi lebt ein sorgenfreies Leben: Für seinen Lebensunterhalt verfasst er nur zweimal im Jahr ´hochliterarische´ Ballberichte für eine medizinische Wochenzeitschrift. Dies ist dem tanzbegeisterten Lebemenschen ebenso recht, wie der Umstand, dass er seiner journalistischen Sorgfaltspflicht nachgehend, jeden Ball in Wien in persona aufsuchen muss. Seine Eltern sind sich jedoch einig, dass damit nun endlich Schluss sein muss: Poldi soll gefälligst heiraten, und zwar die Fabrikantentochter Mitzi Domayer. Beim ersten Aufeinandertreffen sind sich die beiden aber schnell einig: Heiraten kommt für sie niemals in Frage! Zum Schein beschließen jedoch beide, miteinander vor den Altar zu treten, um sich nur drei Monate später wieder zu trennen. Die Eltern sind über so viel sittsam gelebte leidenschaftliche Liebe selig, doch entdecken sie die Jungvermählten schon bald darauf in glücklicher Zweisamkeit, allerdings jeweils mit fremder Begleitung. Was nun?"

(aus: allgemeine Information zur Inszenierung, Website des Eduard von Winterstein-Theaters)

 

 

Walzerparadies2

v.l. Zsófia Szabó (als Mitzi Domayer), Richard Glöckner (als Poldi Pelleder), Chor

(c) Eduard von Winterstein-Theater / Foto: Vincent Stefan

 

 

Kritiken

 
"Intendant Moritz Gogg setzt damit am Eduard-von-Winterstein-Theater die Reihe mit Werken von im Nationalsozialismus verfolgten Komponisten fort. Tatsächlich handelt es sich bei ´Das Walzerparadies´ fast um eine Phantom-Operette. Deren zweiter Teil spielt im zum Erzgebirge nahe gelegenen Karlsbad. Das böhmische Kurparadies erfährt dabei eine gattungsspezifische Huldigung als Gaudi- und Seitensprung-Eldorado. Eine vollständige Partitur gibt es nicht. Basis der Annaberger Aufführung war ein gedruckter Klavierauszug mit detaillierten Hinweisen zur Instrumentation. Schauspielkapellmeister Markus Teichler hatte ein handschriftliches Potporri mit der Originalinstrumentation gefunden und instrumentierte die anderen erforderlichen 90 %. [...]

In Annaberg gibt es für dergleichen ein bestens disponiertes, unerlässliche Dialog- und Pointensicherheit zeigendes Ensemble. Die Kombination von jungen und nicht mehr ganz jungen Mitwirkenden sowie in Mimenwürde alternden Bonvivants sitzt perfekt. Sie alle präsentieren die ziemlich langwierig gestreckten Nichtigkeiten mit von Regisseur Oliver Pauli pantomimisch und tänzelnd aufgelockerten Filigranbewegungen. Das gibt der Produktion etwas Schwebendes, zumal die Drehbühne in Bewegung ist wie eine Schellackplatte in Zeitlupe. Martin Scherm setzte darüber einen in blumigen Farben angestrahlten Grammophontrichter und hinten eine Nadel. Sein Bühnenbild selbst gemahnt also an die mit Skepsis beschworene gute alte Zeit."

Roland H. Dippel: Karlsbader Kapriolen, Oscar Straus: Das Walzerparadies. In: Die Deutsche Bühne, online, 8. Dezember 2024.

 

"Im Moment kann man das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz als ein kleines, aber feines Operettenparadies oder als Walzerparadies ansteuern. Es ist mit der jüngsten - man glaubt es kaum - deutschen Erstaufführung von Oscar Straus´ Operette ´Das Walzerparadies´ beides zugleich. Unter seinem Intendanten Moritz Gogg hat sich das Theater als Ort für die Ausgrabung von Operetten der besonderen Art etabliert. Hier wird durchaus mit überregionalem Ehrgeiz historische Wiedergutmachungsarbeit geleistet.

Zugleich aber wird das Publikum, ganz so wie es Barrie Kosky an der Komischen Oper in Berlin in seinen Jahren als regieführender Intendant gemacht hat, ganz vorzüglich damit unterhalten. Am Ende ist man jedes Mal verblüfft, was die Rezeptionsgeschichte als Spätfolge des Rassenwahns der Nazis so für Leerstellen im Repertoire zugelassen hat, die immer noch der Korrektur bedürfen. [...]

Die Neuinstrumentierung, die Markus Teichler nach Originalquellen erstellt hat, ist bei den Musikern der Erzgebirgischen Philharmonie Aue und ihrem Dirigenten Dieter Klug in den besten Händen.

Die Bühne von Ausstatter Martin Scherm beherrscht ein riesiger Grammophontrichter samt Arm mit der Nadel, die einst für das Knistern dieser längst mehrfach überholten Wiedergabetechnik sorgte. Gespielt und gewalzert wird auf der Schellackplatte, sprich Drehbühne. Eine pfiffige Metapher, die Kulissenkitsch vermeidet und dennoch zu der bunt verspielten historischen Kostümierung des Personals passt."

Joachim Lange: Winterstein-Theater zeigt unentdeckten Straus. In: Freie Presse, 9. Dezember 2024.

 

"Der Verlag Felix Bloch Erben hat noch das Textbuch und einen Klavierauszug, aber keine Partitur, das Stück musste also neu instrumentiert werden. Markus Teichler hat das ganz werkgerecht gemacht, es klingt wie originaler Oscar Straus. - Man hört die Musik vollständig; allerdings endet das Stück mit dem Finale des ersten Akts, das an dieser Stelle wirklich gut passt.

Der Regisseur Oliver Pauli belässt das Stück in seiner Entstehungszeit und verzichtet auf zusätzliche Gags, wofür man ihm dankbar ist. Das Bühnenbild von Martin Scherm ist ein überdimensioniertes Grammophon, anno 1912 (das Jahr der Uraufführung). Auch seine Kostüme könnten aus dieser Zeit stammen. Die Musik macht Freude: Sie ist schwungvoll, wie immer bei Oscar Straus, und natürlich hört man etliche Walzer (gleich zu Anfang besingt Poldi das ´Walzerparadies´ Wien.

Aus einem homogenen, sehr spielfreudigen Ensemble ragt Zsófia Szabó als Mitzi mit ihrem vollen, dunkel timbrierten Sopran heraus; Richard Glöckner als Poldi ist ihr nicht ganz ebenbürtig, obwohl er seiner Rolle gerecht wird."

Albert Gier: Verdienstvolle Ausgrabung. In: Opern News (online), 13. Dezember 2024.

 

 

Walzerparadies3

v.l.: László Vargan (als Gabriel Domayer), Jakob Hoffmann (als Matthias Polleder)

(c) Eduard von Winterstein-Theater / Foto: Vincent Stefan

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Franz Mailer: Weltbürger der Musik, Eine Oscar-Straus-Biographie. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1985.

 

 

Kommentar

 

Die Produktion wurde von Bayrischen Rundfunk mit dem "Operettenfrosch" ausgezeichnet. Einmal im Jahr vergibt BR-Klassik die Auszeichnung "für besonders gut gemachte, originelle und zeitgemäße Operettenproduktionen".

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Das Walzerparadies". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 16. Januar 2025.