Vivaldi - Die fünfte Jahreszeit
Eine BaRock-Oper
Musik von Christian Kolonovits
Libretto von Angelika Messner
Liedtexte von Christian Kolonovits und Angelika Messner
Inszenierung
Uraufführung: 3. Juni 2017
Volksoper Wien, Österreich
- Musikalische Leitung: Christian Kolonovits
- Regie: Robert Meyer
- Bühnenbild und Kostüme: Christof Cremer
- Choreographie: Florian Hurler
- Chor: Holger Kristen
- Jugendchor: Gabriele Andel, Brigitte Lehr
Besetzung:
- Antonio Vivaldi: Drew Sarich
- Carlo Goldini / Kaiser: Boris Pfeifer
- Kardinal Ruffo: Morton Frank Larsen
- Annina Girò: Rebecca Nelsen
- Toni / Paolina Girò: Julia Koci
- Loni / 1. Schauspielerin / Apollonia: Paula Deuter
- Clara / 2. Schauspielerin / Chiara: Vanessa Zips
- Cati / 3. Schauspielerin / Catarina: Karoline Troger
- Die Mutter: Sulie Girardi
- Der Vater / Kardinal Ottoboni: Wolfgang Gratschmaier
- Gasparini / Erzbischof: Alexander Pinderak
- Cafarelli, ein Kastrat: Thomas Lichtenecker
- Erster Kardinal: Frederick Greene
- Zweiter Kardinal: Hubertus Reim
- Antonio als Kind: Erik Exner
Premierenchronik
Ö | UA | 3. Juni 2017 | Volksoper Wien |
Inhaltsangabe
" Prolog.
Auf dem Karlsplatz in Wien, in der Gegenwart. Clara, Loni, Cati und Toni, die vier Mädchen einer Rockband namens ´Vivaldi´, sind nach Wien gekommen, um nach Noten aus dem letzten Lebensjahr ihres Idols zu suchen. Die Enttäuschung ist groß: Nur eine Tafel erinnert daran, dass Antonio Vivaldi hier gestorben ist. Aber Toni findet ein Tagebuch von Paolina Girò, die Vivaldi auf seiner letzten Reise nach Wien begleitet hat. Die Mädchen tauchen ein in die Vergangenheit …
Venedig, 1740. Paolina bereitet Vivaldis Reise nach Wien vor. Vivaldi ist niedergeschlagen: Seine Geliebte Annina, Paolinas Schwester, hat ihn verlassen. Er hat seit Monaten nichts mehr geschrieben, fühlt sich ausgebrannt.
Frühling.
Er stattet Goldoni einen Besuch ab und bittet ihn, ein Libretto zu schreiben. Er möchte die neue Oper dem Kaiser in Wien anbieten. Inhalt des Stücks: Vivaldis Leben. Goldoni willigt ein. Als Vivaldi beklagt, dass die Erinnerungen verwischen, ermutigt ihn Goldoni, sein Leben neu zu erfinden:
Vivaldis Vater war Friseur und Musiker. Für die Mutter war Musik brotlose Kunst. Der beste Kunde im Frisiersalon war der spätere Kardinal Ruffo. Er machte Antonio Avancen und bot der Mutter an, ihren Sohn zum Priester ausbilden zu lassen. Antonio wird verkauft und verraten. Immer wieder versucht er durchzubrennen und stürzt sich in das rauschende Leben seiner Heimatstadt Venezia. Im Ridotto, dem Spielcasino, wird er Zeuge einer Auseinandersetzung: Die Waisenmädchen des Ospedale della Pietà, die mit ihrem Orchester hier auftreten sollen, weigern sich, hinter einem Gitter versteckt zu spielen. Gasparini, ihr Direktor, versucht sie zu beschwichtigen. Vivaldi mischt sich in den Streit und verspricht den Mädchen, sie über die Grenzen Venedigs hinaus berühmt zu machen. Schließlich musiziert er mit ihnen in aller Öffentlichkeit. Ruffo erscheint mit der Sittenpolizei und beendet das frivole Treiben im Ridotto. Er zieht Vivaldi mit sich fort. Am nächsten Tag wird dieser zum Priester geweiht. Doch Vivaldi kann sich dem Lesen der Messe schon bald entziehen: Er hat eine Weihrauchallergie. Ruffo fühlt sich von Vivaldi verraten.
Goldoni freut sich über die Finte, die Vivaldi von den Pflichten des Priesteramts befreit hat.
Sommer.
Vivaldi hat einen Posten als Geigenlehrer in der Pietà bekommen. Die Mädchen sind begeistert von ihm. Jede würde gern die Hauptrolle in seinem neuen Stück spielen. Da erscheinen die Schwestern Annina und Paolina Girò, Annina ist übertrieben geschminkt und wirkt wie die Karikatur einer Diva. Sie möchte bei Vivaldi Unterricht nehmen, doch er macht ihr klar, dass wahres Künstlertum nichts mit einer pompösen Aufmachung zu tun hat.
Annina bekommt die Hauptrolle in Vivaldis neuem Stück. Auf der Premierenfeier zerreißt sich der Adel Venedigs das Maul über den Priester und seine Muse. Vivaldi ist auf dem Höhepunkt seines Ruhms: Der Kaiser lädt ihn nach Wien ein und wünscht sich als Andenken eine Locke für den Kaiser. Nur Ruffo beobachtet voll Missgunst Vivaldis Erfolge: Sünder, du entkommst mir nicht.
Herbst.
Vivaldis Stern ist im Sinken begriffen, er bekommt Absagen und wird mit Auftrittsverboten belegt. Goldoni benennt den Grund: Vivaldi habe allzu frech der Kirche ins Gesicht gelacht. Paolina rät Vivaldi, sein Glück in Rom zu versuchen. Annina sieht in Rom als Sängerin keine Chance und hat böse Vorahnungen. Paolina beobachtet Vivaldi und ihre Schwester. Einmal im Leben möchte auch sie wahrgenommen und geliebt werden wie Annina.
Um in Rom mit den Mädchen der Pietà auftreten zu dürfen, muss Vivaldi die Zustimmung der Kardinäle einholen. Anzutreffen sind diese im Dampfbad. Der aufgeschlossene Kardinal Ottoboni veranstaltet in seinem Palais ein Konzert, bei dem die Waisenmädchen als Chor und Annina als Solistin auftreten sollen. Ruffo versucht das Konzert zu verbieten. Ottoboni schlägt einen Sängerwettstreit zwischen Annina und dem Kastraten Caffarelli vor. Annina fühlt sich von Vivaldi verraten.
Vivaldi möchte die Arbeit mit Goldoni abbrechen, zu schmerzhaft ist für ihn die Erinnerung. Doch Goldoni ermutigt ihn: Seine Musik ist sein Vermächtnis.
Winter.
Auf dem Karlsplatz lesen die Mädchen die letzten Seiten des Tagebuchs: Vivaldi arbeitet an seinem Stück. Doch all seine Hoffnungen werden zerstört durch die Nachricht vom Tod des Kaisers. Ein Jahr später stirbt auch Vivaldi. Für die Mädchen der Gegenwart bleibt die Erkenntnis, dass seine Musik durch sie weiterlebt: Die fünfte Jahreszeit."
(von: Homepage der Volksoper Wien, 2021)
Kritiken
"Die nicht ganz abwegige Grundidee – Rockmusik als Erbin des Barock – hätte vielleicht noch tragfähig sein können, da die Popularmusik des 20. Jahrhunderts tatsächlich harmonisch, figurativ, strukturell und mit Bekenntnissen zur Sinnlichkeit auf das frühe 18. Jahrhundert zurückgriff.
Christian Kolonovits fiel für sein etwas hochtrabend als ´BaRock-Oper´ untertiteltes Stück dazu vor allem ein, eine Handvoll Originalpassagen Vivaldis (ja, aus den Vier Jahreszeiten) zu verwursten und ein paar quasi-barocke Violinfigurationen einzustreuen. Das ergibt statt Einheit ein beziehungsloses Nebeneinander. Die Musik ist zwar flott und gekonnt arrangiert, doch die netten Melodien, die Ohrwürmer von geringer Halbwertszeit abgeben, werden dann doch öfter wiederholt, als es ihre Qualität rechtfertigt.
Daniel Ender: "Vivaldi": Von wilden Virtuosen und dünnen Suppen. Uraufführung von Christian Kolonovits‘ Oper – Untertitel: "Die fünfte Jahreszeit" – an der Wiener Volksoper. In: Der Standard Online (Wien), 5. Juni 2017.
"Seit 2011 arbeiteten Messner und Kolonovits bereits an 'Vivaldi' und das Resultat kann sich sehen lassen. Musikalisch hat Kolonovits - er dirgiert auch das um fünf Rockmusiker ergänzte Orchester - das Rad hier nicht neu erfunden, aber das Stück kann sich mit internationalen Musicalerfolgen durchaus messen, wenn man von der Rahmenhandlung einmal absieht, die weniger überzeugt als vielmehr zum Schmunzel anregt. Gemeinsam mit Hausherr Meyer, der für die gelungene Inszenierung verantwortlich zeichnet, ist ein unterhaltsamer Theaterabend gelungen."
Sascha Sautner: Vivaldi - Die fünfte Jahreszeit. Ein neues Musical über den Superstar der Barockmusik. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 186, August/September 2017, Seite 34-35.
"Vor der Karlskirche treffen sich vier Mädels, die sich den hier begraben liegenden Vivaldi zum Vorbild erkoren haben: ´Vivaldi rockt, oh oh oh´, singen sie, um von Anfang an klarzustellen, dass hier ein weiterer Komponist auf seine Eignung zum Teenie-Idol abgeklopft werden. Mit einer ´BaRock-Oper´ kehrt Christian Kolonovits an die Volksoper zurück, wo 2009 bereits seine Pop-Oper ´Antonia und der Reißteufel´ Premiere hatte. In ´Vivaldi - Die fünfte Jahreszeit´ frönt der Arrangeur erneut seinem Ansinnen, die Welten von Pop und Klassik einander anzunähern.
[...] Auch klanglich regiert das Klischee in Form handelsüblicher Popsongs, die ins Ohr gehen und dort teils auch bleiben. Die Verbindung zu Vivaldi schaffen Zitate aus dessen Hit ´Die vier Jahreszeiten´ und barocke Floskeln als Basis rezitativartiger Nummern. Das vom Komponisten geleitete, um eine Rockband erweiterte Volksopernorchester spielte bei der Premiere punktgenau und meist in guter Balance mit den Sängern. Diese beherrschte Drew Sarich als stimmstarker Titelheld, der wie das gesamte Ensemble Standing Ovations erhielt.
Klischeelastig: die Uraufführung von Christian Kolonovits’ "Die fünfte Jahreszeit" an der Volksoper. In: Wiener-Zeitung Online, 5. Juni 2012.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Vivaldi - Die fünfte Jahreszeit". Original Cast, Volksoper Wien, Homebase Records (Nova MD). (1xCD)
Literatur
- Michael Stegemann: Vivaldi, Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. rowohlt monographien. Reinbek: Rowohlt 1985.
Empfohlene Zitierweise
"Vivaldi - Die fünfte Jahreszeit". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 25. Januar 2021.