Sie sind hier: Startseite Inhalte Vasantasena

Vasantasena

nach einem alten indischen Motiv


Musik von Guido Masanetz
Text von Peter Ensikat

 


Inszenierung


Uraufführung: 8. September 1978
Metropol-Theater Berlin, DDR
 

  • Musikalische Leitung: Guido Masanetz / Hans-Werner Nicolovius
  • Regie: Konrad Zschiedrich, Peter Ensikat
  • Regiemitarbeit: Maria Hohnstein
  • Ausstattung: Werner Schulz
  • Choreographie: Johanna Freiberg
  • Choreographische Beratung: Sonar Chand (Neu-Delhi)
  • Chöre: Wolfgang Schottke


Besetzung:

  • Vasantasena: Sigrid Kasten
  • Tscharudatta: Fritz Hille
  • Maitreja: Wolfgang Ostberg
  • Zofe: Marioara Vaidas
  • Samsthanaka: Gert Böhme
  • Arjaka: Hans Recknagel
  • Dicke Bajadere: Maria Mallé / Margot Dörr
  • Ausrufer: Horst Wess
  • Mathura: Hans-Joachim Blochwitz
  • Assaka: Paul Arenkens
  • Viraka: Gottfried Strehle
  • Gefängniswärter: Detlev Dathe
  • Ballettsolisten: Hildegard Hoffmann, Inge Grunwald

 

 

Premierenchronik

DDR UA 8. September 1978 Metropol-Theater, Berlin



Inhaltsangabe


"Das nach altindischen Motiven gestaltete Stück erzählt die Geschichte der Bajadere Vasantasena. Sie hat sich in den weisen, aber durch seine Güte verarmten Brahmanen Tscharudatta verliebt, und ihre Liebe veranlaßt Vasantasena, sich gegen die ihr von den Herrschenden aufgezwungene Rolle aufzulehnen. Die aufdringliche Werbung des affenähnlichen Prinzen Samsthanaka weist sie entschieden zurück und heiratet den Mann, den sie liebt, obwohl Tscharudatta einer Kaste angehört, die in der damaligen gesellschaftlichen Rangordnung weit über ihrer stand. Aber Vasantasenas Emanzipation wird nur möglich durch den Sieg der Armen und Rechtlosen über die Reichen und Mächtigen."
 

(aus dem Programmheft der UA)
 

 

Kritiken


"Welchem Genre des Musiktheaters das neue Werk zuzurechnen sei, schweigen sich die Autoren Guido Masanetz (bisher Opern, Operetten) und Paul Ensikat (bisher Märchenstücke, Kabarett-Texte) aus. Erscheint es da nicht naheliegend, zunächst eine Operette zu erwarten? Allerdings spürt man bald, daß ´Vasantasena´ darstellerisch und gesanglich jedoch Opernansprüche stellt. Also eine Oper im ´Metropol´, mit einem exotischen Stoff?

[...] Vor allem in Maitrejas Sentenzen ist Ensikats literarische Herkunft zu erkennen. Hier mischen sich naiv-volkstümliche und spritzig gezielte Formulierungen, indische Weisheiten und zeitgemäße Anspielungen (z. B. ´Gut beschenkt ist nicht bestochen´). Ensikats orginelle Eigenständigkeit (einige Unausgeglichenheiten in den Texten sind korrigierbar) lassen auf weitere brauchbare Libretti aus seiner Feder hoffen.

Erfreulich, mit welcher Konsequenz Guido Masanetz seinen einmaligen (und erfolgreichen!) Weg beschreitet. In der Folklore, als der ursprünglichen künstlerischen Äußerung eines Volkes, findet er zugleich eine Inspirationsquelle und die kompositorisch-technischen Mittel zur Anreicherung seines in der europäischen Tradition wurzelnden Personalstils. Dadurch besitzt jedes seiner Werke ein neuartiges, charakteristisches Klangkolorit. Masanetz machte sich die indische Musik für ´Vasantasena´ sehr feinfühlig zueigen.

[...] Obwohl die Uraufführung weder inszenatorisch noch in der Werkfassung die ideale, endgültige Lösung vorstellte - gravierende Mängel wies insbesondere noch das Finale auf -, prägte sich ´Vasantasena´ als eine erfreuliche, insgesamt gelungene Neuentwicklung ein. Sei es nun eine Oper oder Operette! Mit der Assimilierung indischer Kultur bietet das Werk nicht nur stofflich, sondern auch musikalisch Neuartiges und Bereicherndes."

Dietmar Fritzsche: Altindischer Liebes-Sieg, Metropol-Theater mit "Vasantasena" von Guido Masanetz / Peter Ensikat. In: Theater der Zeit, Heft 11, 1978, Seite 34-36.

 

"Und hier kann Ensikat den für Kabaret und den Eulenspiegel schreibenden Autor [...] nicht verleugnen. Will es sicher auch nicht, ist es in seinem ersten dramatischen Text fürs Musiktheater doch sein Bestreben, "eine ernste Geschichte heiter zu erzählen. Thema ist die Emanzipation im weitesten Sinne, also nicht nur die der Frau. Da ich vom Kindertheater komme, habe ich einen Märchenstoff gewählt."

[...] Gudo Masanetz komponierte zu Vasantasena eine an indische Klangrhythmen anknüpfende operettenhafte Musik. Einen sprichwörtlichen "Ohrwurm" offerierte er nicht, aber kompositorisches Gefühl für dramatische Stimmungen, so beim bedrohlichen Tanz der Soldaten zum Trommelwirbel, beim Tanz der Masken, beim Reigen der Bajaderen. Besondere Klangfarben setzten im Orchester, das von Guido Masanetz geleitet wurde, original indische Musikinstrumente."

Helga Wolle: Indisches Märchen pointiert serviert. Zur Uraufführung von "Vasantasena" im Metropol. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr. 216, 12. September 1978, Seite 4.

 

"Im Grunde genommen eine etwas paradoxe Situation: In der Komischen Oper spielt man Musicals ("Fiedler", "Appartment"), und im Metropol-Theater, dem für Musicals zuständigen Haus, beginnt man Werke mit Spieloper-Charakter ("Casanova", "Vasantasena") zu präsentieren. Ist das wirklich so paradox? Zumindest zeigt es, wie fließend die Grenzen im Musiktheater geworden sind. So fließend jedenfalls, daß sich die Autoren der Novität, die mit Erfolg über die Bühne ging, nicht sicher waren, ob sie ihre Schöpfung "Vasantasena" als Märchenoper, Operette oder Musical bezeichnen sollen. Sie ließen die Genrebezeichnung sicherheitshalber offen."

Manfred Schubert: Exotische Märchenoper mit einigen aktuellen Bezügen. Zur erfolgreichen Uraufführung von "Vasantasena" im Metropol-Theater. In: Berliner Zeitung, Nr. 217, 13. September 1978, Seite 6.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Vasantasena". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 7. April 2021.