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Umzug ins Glück (Nie je všedný deň)

Operette in drei Akten


Musik von Milan Novák
Text von Peter Ševčovič
Deutsche Fassung und Bearbeitung von Wolfgang Böttcher
Nach einer Übersetzung von Günther Jarosch

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 23. Juni 1961
Staatsoperette Dresden, DDR

  • Musikalische Leitung: Karl-Heinz Hanicke
  • Regie: Fritz Steiner
  • Ausstattung: Peter Rothe
  • Choreografie: Rudolf Klüver
  • Chöre: Siegfried Fischer

 

Besetzung:  

  • Rudo Rosner, Schriftsteller: Günther Peters 
  • Beda Plachy, Komponist: Werner Roy
  • Pavel Bratka, Arzt: Percy B. Albert
  • Miro Adámek, Maschinenbauer: Werner Heintzsch
  • Frau Florisová: Friedl Berry
  • Eva, ihre Tochter: Gardy Herzfeld
  • Zuzka, deren Freundin: Hiltrud Eulitz
  • Direktor Weiß: Erich Bohne
  • Direktor Schwarz: Paul Schmidt
  • Eine allergische Dame: Helene Gramont
  • Eine Obst kaufende Dame: Annelies Braunschweig
  • Ein vollschlankes Mädchen: Brigitte Peters
  • Ein Polizist: Walter Eckert
  • Ein Oberkellner: Herbert Stüwe

 

 

 

Premierenchronik

CSSR UA 21. Februar 1960 Neue Scene, Bratislava
DDR Dspr. EA 23. Juni 1961  Staatsoperette Dresden

 

 

 

Inhaltsangabe

 

Die Handlung spielt in Bratislava in der seinerzeitigen Gegenwart. Es herrscht Wohnungsnot. Die Freunde Bratka und Rosner sind auf der Suche nach einer Unterkunft. Sie kommen per Zeitungsinserat zur Zimmerwirtin Florisová, stoßen dort auf die Freunde Plachy und Adamek, die das Zimmer ebenfalls anmieten wollen. Spontan entscheiden sich die vier Männer unter Zustimmung der Wirtin das Zimmer gemeinsam zu beziehen. Die Zimmerwirtin hat eine Tochter Eva, die schon bald mit Plachy ein Paar bildet. Ihre Freundin Zuzka und Rosner finden ebenfalls zusammen.

Immer wieder geht es um Rackow. Bereits in der Eröffnungsszene, als Bratka und Rosner die Zeitung nach Wohnungsanzeigen durchstöbern, liest Bratka: „Meldet euch zum Aufbau des Sozialismus auf dem Lande. In Rackow entsteht die erste sozialistische Stadt. Freiwillige aller Berufe gesucht.“ Doch die jungen Leute wollen zunächst nicht aus der ihnen vertrauten Großstadt heraus.

Bald schon entstehen Konflikte. Plachy und seine Schwiegermutter vertragen sich aufgrund der beengten Wohnverhältnisse nicht. So zieht er aus. Rosner und Zuzka haben gar keine Bleibe, außer in dem Zimmer, in dem Rosner noch zusammen mit seinen beiden Freunden wohnt. So ziehen diese auch aus. Man schläft unter freiem Himmel auf der Parkbank. Braktka ärgert sich zunehmend über seinen Chef. Und auch der Chef von Adamek entpuppt sich als einer, der den Sozialismus nur im Munde führt, sich aber ansonsten drückt vor der praktischen Veränderung der Welt. Langsam wächst in den jungen Leuten das Bewusstsein, weg zu müssen, um ein eigenes Leben führen zu können. Schließlich bricht man voller Optimismus, Freude und Zuversicht auf, nach Rackow, den Sozialismus aufbauen.

(Wolfgang Jansen)

 

 

 

Kritiken

 
"Befragt, was ihn bewogen hat, die Musik zur Operette ´Umzug ins Glück´ zu komponieren, sagte Milan Novak: ´Bewogen hat mich, das das Libretto einen Gegenwartsstoff behandelt. Außerdem ist mir sympathisch, daß in ihm von jungen Menschen die Rede ist, und alle diese jungen Menschen sind gut, sind positiv; unter ihnen gibt es keine Rowdys. Auch die Form, die der Librettist wählte, hat mich interessiert, weil sie mit der Form der >alten Operette< nichts gemeinsam hat!´ [...] 

Ein Gegenwartsthema also und ein Thema aus dem Leben junger Menschen, ein Thema zudem, das auch bei uns Parallelen hat. Da auch Komponist (33) und Librettist (28) noch relativ jung sind, müßte eigentlich etwas Neues geboren sein. Den Stein der Weisen für die ideale neue Form der Gegenwartsoperette haben nun die beiden jungen Tschechoslowaken nicht gefunden. Aber sie haben die Operette ein Stück weiter auf den Weg gebracht. Sie haben ihre Operette betont kabarettistisch angelegt."

Karlheinz Ulrich: Operette leicht kabarettistisch, Deutsche Erstaufführung einer slowakischen Operette "Umzug ins Glück" in Leuben. In: Die Union, Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Unision, Bezirk Dresden, Nr. 148, 29. Juni 1961.

 

"Die Leitung des Operettentheaters Dresden ist seit Jahren um die intensive Förderung der zeitgenössischen Operette bemüht. Daß dieser richtige Weg nicht immer gleich große Erfolge zeitigt, ist klar und verständlich. Dennoch konnte das Institut mit ´Bolero´, der ´Stürmischen Hochzeit´ und vor allem mit dem ´Messeschlager Gisela´ gute Erfolge verzeichnen, die volle Anerkennung und Dank verdienen. Gerade das letztgenannte Werk war ein schöner Höhepunkt, und das ´volle Haus´ beweist nur zu deutlich, wie der ´Messeschlager Gisela´ vom Publikum aufgenommen wird. [...]

Der junge Komponist Milan Novak schrieb dazu [´Umzug ins Glück´] die Musik. Er komponierte eine durchsichtige, gekonnte Unterhaltungsmusik. Die herbe Farbgebung ist vorteilhaft, auch wenn sie dem Hörer nicht sofort wie ein süßlich-sentimentaler Schlager ins Ohr geht. Allerdings entpuppen sich auch einige Nummern als ausgesprochen sentimental; so das Duett der beiden Männer auf der Bank und einiges mehr.

Für die Inszenierung am Operettentheater zeichnete Fritz Steiner verantwortlich. Unter seiner Leitung wird gekonnt und schwungvoll agiert. Allerdings hat Fritz Steiner nicht immer die  richtigen Proportionen zu wahren gewußt. Es ist unmöglich, daß sich die Handlung bis zur Pause ganze zwei Stunden hinzieht. Hier muß radikal (bitte, bei der Szene zur Brautnacht anfangs) gestrichen werden. [...]

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die neue Operette ´Umzug ins Glück´ einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. Die Diskrepanz zwischen der künstlerisch-politischen Aussagekraft und der künstlerischen Form der Gestaltung ist offensichtlich. Das ist sehr schade!" 

Werner Poike: "Umzug ins Glück", Zur deutschen Erstaufführung im Operettentheater Dresden. In: Sächsische Zeitung, Organ der Bezirksleitung Dresden der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Nr. 157, 4. Juli 1961.

 

"Das Sujet als solches ist nicht uninteressant und kann annehmbare heitere Lösung bieten. Aber da ist von Ševčovič allerhand versäumt worden. Erstens hätten die Liebesbeziehungen mit mehr Schwung und einer Prise dialogisierter Frechheit gewürzt werden müssen, um das Publikum kurzweilig zu unterhalten. Zweitens wäre es wichtig gewesen, die schon recht häufig durchgehechelten tragikomischen Seiten des Untermieterdaseins an neuen, weniger abgegriffenen Ecken aufzuspießen. Drittens sind die Konflikte beider Freundespaare (auch nach der zweiten Heirat) zu gleichförmig und das Nächtigen auf der Bank mit dem geradezu peinlich wirkenden Einblenden der Hochzeitsnacht zu ausgedehnt. Unorganisch, um nicht zu sagen unglaubhaft, auch der Ausgang: während dreier Viertel des Stücks sind die Freunde krampfhaft bemüht, sich um die drohende Versetzung in das fernab liegende große Bauprojekt Rackow herumzudrücken. Dann plötzlich, geringer Anlässe wegen, packt sie die Begeisterung, und los geht´s. Einleuchtender als nur die Reden von der Fahrt ins Glück wäre wahrscheinlich die zusätzliche Motivierung gewesen, daß die Freunde, die des Austausches und der Nähe bedürfen, einfach zusammenbleiben wollen.

Die Figuren sind nicht immer plastisch durchgezeichnet und werfen noch selten einprägsame Schatten. Dennoch spürt man fast überall - und das mildert die aufgezeichneten Mängel wesentlich - das seriöse Bemühen Ševčovičs um eine der Jugend und ihrer Stimmung entgegenkommende, ihr entsprechende Atmosphäre. Positiv wirkt auch die Offenheit, mit der in heiterer, unmißverständlicher Weise Anspielungen auf gesellschaftliche Mängel placiert werden, sowie die Abneigung gegen lapidare Buffo-Effekte."

Torsten Marfordt: Dresden: Operettentheater "Umzug ins Glück" von Sevcovic / Novak. In: Theater der Zeit, Heft 9, September 1961, Seite 73-74.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Peter Gunold (Hrsg.): 50 Jahre Staatsoperette Dresden, 225 Jahre musikalisches Volkstheater in Dresden. Weimar: Läzer 1997.
  • Wolfgang Jansen: From "Trembita" (1952) to "The King David Report" (1989), Operettas and musicals from European socialist countries in the repertoire of the GDR. In: Wolfgang Jansen (Ed.): Popular Music Theatre under Socialism, Operettas and Musicals in the Eastern European States 1945 tp 1990. Populäre Kultur und Musik, Band 30, Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 143-172.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Umzug ins Glück" ("Nie je všedný deň"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 18. Januar 2022.