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Tic-Tac

Operette in drei Akten (4 Bildern)


Musik und Orchestrierung von Paul Burkhard
Text von Fritz Schulz und Fridolin Tschudi
Nach einer Novelle von Guy de Pourtalès

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 29. März 1947
Stadttheater, Zürich, Schweiz

  • Musikalische Leitung: Paul Burkhard / Fred Widmer
  • Regie: Fritz Schulz
  • Bühnenbild: Max Röthlisberger
  • Choreografie: Hans Macke
  • Kostüme: René Rougemont

 

Besetzung: 

Die Personen aus Bimbalabeia: 

  • Florian CCCLXVI., König von Bimbalabeia: Max Lichtegg
  • Eminenzia, seine Ohme: Maria Smeikal
  • Prinzessin Lucinde, seine Schwester: Tilly Stephan
  • Ambrosius, Minister der schönen Künste: Heinz Rhoeden
  • Der Hauptmann: Karl Pistorius
  • Der Haushofmeister: Wolfgang Danegger
  • Der Oberkoch: Alfred Straßer
  • Der Finanzminister: Karl Jirasek
  • Der Polizeiminister: Rudolf Gautschi
  • Der Arzt: Frank Linden
  • Der Barbier: Max Kremer
  • Der Oberkämmerer: Werner Berroth
  • Der Nachtwächter:Wilhelm Felden
  • Der Lehrer: Josef Schnaiter-Wander
  • Ein Bäckerjunge: Rita Schmitt
  • Erster Soldat: Eugen Rau
  • Zweiter Soldat: Walter Huber
  • Die Abordnung der Haus- und Ehefrauen: Gretl Henar, Liselott Ast
  • Ein Knabe: Roland Deflorin

 

Die Personen aus dem Nachbarland:

  • Meister Pendel, Uhrmacher: Fritz Schulz
  • Christine, seine Tochter: Lisa della Casa
  • Liese, Dorfmädchen: Paula Smeikal
  • Grete, Dorfmädchen: Claudia Mengelt
  • Marie, Dorfmädchen: Els Amsler

 

  • Damen und Herren des Hofes, Diener, Kammerjungfern, Soldaten, Militärkapelle, Köche, vier Bräute, Bürger und Bürgerinnen usf. 

 

 

Tic-Tac

V.l.: Lisa della Casa (als Christine), Max Lichtegg (als König Florian), Ensemble

 

 

Premierenchronik

CH UA 29. März 1947 Stadttheater, Zürich

 

 

 

Inhaltsangabe


"Die Uhren gehen falsch im Märchenland Bimbalabeia. Zeit und Ordnung sind durcheinander geraten, seit die alte Königsuhr nicht mehr repariert wurde: das Nachtgespenst erscheint am hellichten Tag. Meister Pendel, der Uhrmacher aus dem Nachbarland, soll helfen: der Schlüssel zur Uhr muss neu angefertigt werden und das wird eine Weile dauern. Fasziniert von der Arbeit des Uhrmachers folgt ihm der junge König Florian inkognito als sein Geselle.

Ein Jahr ist vergangen. Florian steht davor, sein Meisterstück, den Schlüssel der Königsuhr, anzufertigen. Da erscheint ein Bote des Hofes bei Meister Pendel: in Bimbalabeia stehen alle Uhren still, es herrsche nur noch Schlendrian. Florian eilt zurück an den Hof, repariert die Uhr so gut er kann, aber sie geht jetzt viel zu schnell. Alles geschieht im Eiltempo und keiner hat mehr Zeit. Wieder erscheint Meister Pendel, nun mit dem vollendeten Schlüssel."

(aus: Website des Felix Bloch-Verlags Berlin [2025])

 

 

Kritiken

 
"Im Stadttheater ist am Samstag die seit langem angekündigte neue Operette von Paul Burkhard in einer sorgfältig vorbereiteten Aufführung aus der Taufe gehoben worden und hat mit ihrem musikalischen und bildlichen ´Tic-Tac´ freudige Aufnahme gefunden. Burkhard, von dem wir schon bei der Uraufführung seines Erstlings ´Hopsa´ schrieben, daß er als Komponist eigene und vielversprechende Wege gehe - die er mit ´3 x Georges´ weiter verfolgte -, schwebt eine Läuterung der Operette, ihre Befreiung aus den Niederungen konfektionierter Rührstücke vor. Er sucht keine Rückkehr zur klassischen Operette eines Johann Strauß oder Jacques Offenbach anzustreben, da er dafür weder eine Möglichkeit noch eine Notwendigkeit sieht; wohl aber sieht er die Lösung - und das ist typisch für sein künstlerisches Schaffen - in der von der Textseite her inspirierten Vertonung mit den ihm zur Verfügung stehenden kompositorischen Mitteln. Was bisher von verantwortungsbewußten Dienern am Theater erkannt, aber immer nur gewünscht wurde: die Verlegung der Operettenhandlung in eine höhere Ebene des Geistes und der Aesthetik, hat Paul Burkhard zur konsequenten Voraussetzung erhoben. Er verlangt vom Libretto das, was er seiner Musik ohne weiteres zu geben vermag, nämlich persönliche Eigenart, Sauberkeit ind der Grundhaltung und Klarheit in der Linienführung."

vz.: Paul Burkhards "Tic-Tac", Uraufführung im Zürcher Stadttheater. In: Tages-Anzeiger, 1. April 1947.

 

"Lange haben wir auf diesen Burkhard gewartet. Jedesmal, so sein Name im Rundfunk gemeldet wurde, tauchte still die Frage auf, wann geht sein Vorhaben hoch? Die Fama wusste nämlich zu flüstern, dass die Partitur längst bereit lag, dass - wie im vertonten Märchen - der Königsuhrschlüssel golden funkelte, dass aber das Loch verstopft war, die stillstehende Uhr aufzuziehen. Nun konnte der Uhrmacher doch ran ans Werk und die Uraufführung wurde zu einem grossen Triumph des Komponisten und der Regie. [...]

Man hat ihm ein gutes Libretto in die Hand gespielt. Das allein ist schon ein unerhörter Glücksfall. Wie viele Grosse sind an schlechten Texten gescheitert! Fritz Schulz und Fridolin Tschudi haben aus einer Märchennovelle von Guy de Pourtalés ein Textbuch geformt, das da und dort wohl einige Kürzungen vertrüge, im ganzen aber dem Musiker sich aufdrängt. Eine Märchen-Operette! Ist das nicht Mischung von Feuer mit Wasser? Nicht eine Ohrfeige ins Gesicht des operettensüchtigen Publikums, das auf Frack, Gesellschaftsrobe und Tanzbar eingestellt ist? Und doch hat der alte Nathan recht: ´Nicht die Kinder bloss speist man mit Märchen ab.´ Die Musikbühne will sogar mit dem Märchen gepriesen sein. Es setzt dem Irrealen der Ton-Klang-Sprechbühne die Krone auf. Und in seiner Weltferne liegt der überzeitliche Sinn. Märchen soll man, wie Detektivromane, nicht antizipieren. Man nimmt ihnen den duftenden Zauber und den Hauch der berückenden Irrealität. Wir erzählen es nicht, der Besucher soll es erleben. [...]

Burkhard hat dazu nicht nur das vielversprechende Tempo gefunden, wie es andern auch gegeben wäre. Ihm fliesst die Melodie aus echtem Musikantenherz. Eine Melodie, die nicht in seichte Sentimentalität zerfliesst, die immer gesund und sangbar und eingängig bleibt. Die Sprache eines einfachen, unverbildeten Herzens. Oft holt er im Zwiegesang soweit aus, dass die Grenze zwischen Operette und Oper gesprengt wird und die Sänger der leichten Muse nicht mehr ausreichen könnten, was man in der Aufführung wohl berücksichtigt hat."

-tt: Stadttheater Zürich: Paul Burkhard: "Tic-Tac". In: Neue Zürcher Nachrichten, 2. April 1947.

 

"Die saubere und kultivierte Arbeit, als welche sich ´Tic-Tac´ präsentiert, verdient die Aufmerksamkeit auch desjenigen Teiles unseres Publikums, der sich - mit einem gewissen Recht - um die seichte, wertlose Tanzoperette nicht kümmert. ´Tic-Tac´ ist nun überhaupt keine Operette, sondern eher ein Märchenspiel mit Musik, das sich der äußeren Gestalt der Operette bedient. Jedenfalls haben die drei Autoren einen tüchtigen Schritt auf dem Weg zu der dringend nötigen Reform dieser Kunstgattung gewagt. Daß dabei manches uneinheitlich geworden ist, indem Elemente der Spieloper hineinmischten, daß vieles den Stempel des Experimentes und des gewollt Andersmachens trägt, ist kein Wunder. Aber man freut sich, daß versucht wird, aus dem festgefahrenen Schema herauszukommen. [...]

Der tiefere Sinn des Märchens, dem eine Novelle von Guy de Pourtalès zugrunde liegt, ist zusammengefasst in den Worten: ´Maßhalten, nichts übertreiben!´ In dem Symbol der defekten, dann unrichtig reparierten rasenden Uhr liegt aber ein Moment der Unrast und des Unbehagens, und just die Gefahr der Extreme ´Zu langsam´ und ´Zu schnell´: Verlockende und gefährliche Möglichkeiten, die Schwäche und Stärke des Librettos ausmachen! Jeder, der sich für Oper und Operette interessiert, sollte sich ´Tic-Tac´ ansehen: die Farbenpracht des Spieles ist verführerisch und wird auch den oberflächlichsten Besucher, der nur bequem genießen möchte, darüber trösten, daß er es in ´Tic-Tac´ nicht ganz bequem gemacht bekommt, sondern etwas mit- und nachdenken muß!"

chr.: Stadttheater Zürich: Uraufführung: "Tic-Tac". In: Die Tat, 2. April 1947.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Philipp Flury, Peter Kaufmann: "O mein Papa...", Paul Burkhard: Leben und Werk. Zürich: Orell Füssli 1979.

 

 

Kommentar

 
Der Titel der Novelle soll "Le remonteur de pendules" bzw. "Der Mann, der die Uhren aufzog" lauten. Eine Publikation dieses Titels ließ sich leider bislang nicht finden.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Tic-Tac". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 3. März 2025.