Signorina
Operette in zwei Teilen (11 Bildern)
Musik von Robert Stolz
Gesangstexte von Robert Gilbert
Text von Per Schwenzen und Robert Gilbert
Inszenierung
Uraufführung: 23. April 1955
Städtische Bühnen (Opernhaus), Nürnberg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Robert Stolz
- Musikalische Einstudierung: Edgar Schmidt-Bredow
- Regie und Choreographie: Willi Auerbach
- Gesamtausstattung: Frank Schultes
- Chöre: Adam Rauh
- Ballettleitung: Bernhard Wosien
Besetzung:
- Loretta: Sonja Knittel
- Anselmo Marforio, ihr Onkel: Robert Licha
- Julio Montano, dessen Freund: Lutz Everth
- Silvio Rocco: Karl Mikorey
- Ken Ellington: Rudolf Rock
- Madam d'Alvarez, eine reiche Mexikanerin: Anny Coty
- Hubert: Kurt Leo Sourisseaux
- Paula: Lieselotte Schmidt
- Jim, Bootsmann: Willy Schmid-Scholven
- Marina, alte Haushälterin: Elisabeth Müllauer
- Pietro: Werner Dinges
- Pepita: Edith Werner
- Hoteldirektor: Adolf Schleiffer
- 1. Carabinieri: Hermann Sandbank
- 2. Carabinieri: Adolf Rückert
- Ein Herr: Hans Bessler
- Burschen / Mädchen / Kellner / Einheimische / Gäste / Matrosen
- In Tänzen: Olga Barneva / Edith Werner / Werner Dinges / Johnny Horn / das Ballett des Opernhauses
Illustration zum Presseartikel "Zwei sind verliebt und wissen's nicht."
In: Fürther Nachrichten, 25. April 1955.
Premierenchronik
D | UA | 23. April 1955 | Städtische Bühnen (Opernhaus), Nürnberg |
Inhaltsangabe
"Die 'Signorina' aber ist zwar Stolzisch, aber gar nicht übertrieben stolz. Sie, die reizende, schlicht-menschliche und stets geschmacksvoll singenden Sonja Knittel, hat einen schlimmen Silvio Milkorey als betörenden, mit brausendem Südländerblut gesegneten Jugendfreund. Und dem nett burschikosen, seinen ausgezeichneten Tenor noch immer nicht genügend kultivierenden USA-Kapitän Rudolf Rock stand in Anny Coty ein millionenschweres, rassig mexikanisches Bräutchen zur Verfügung, das mit seinem großartigen Mannesbilder-Couplet den Weg zu allen Männerherzen fand. Natürlich wird 'Signorina' schließlich die Signora des feschen Kapitäns, und die kesse Anny nimmt den düster glutenden Ganoven-Miky mit auf ihre Luxusjacht. Das reicht dann als Konfliktstöffchen für nahezu drei Stunden. Zumal es außerdem noch ein paar populäre, drollige Randfiguren gibt. Das herzige Pärchen Lieselotte Schmidt - Kurt Leo Sourisseaux zum Beispiel: zwei putzige Presse-Eleven von der Journalistenschule [...] Oder den ein wenig bajuvarischen Weinberg-Anselmo, den verschlagen mimenden Robert Licha, und seinen versöhnungswilligen Fischkutter-Capitanissimo Lutz Everth. Oder, den netten Moderator-Bootsmann Schmidt-Scholven mit seinem tragischen Meerestiefen-Sang und die resche Makkaroni-Hausmeisterin Elisabeth Müllauer und manche andere."
K.F.: Zwei sind verliebt und wissen's nicht. Robert Stolz dirigierte die Nürnberger Uraufführung seiner neuen Operette "Signorina". In: Fürther Nachrichten, 25. April 1955.
Kritiken
"Per Schwenzen und Robert Gilbert begeben sich nicht auf das operetten-abwegige Glatteis des Problemtheaters: sie schrieben für Robert Stolz ein handfestes Libretto mit einer nicht immer sehr straff geführten und auch nicht restlos klarwerdenden Handlung. Die Dialoge (Per Schwenzen) strotzen nicht gerade verschwenderisch von Esprit, haben aber ein gerüttelt Maß von netten Pointen und plätschern amüsant über möglicherweise nun doch hier und dort auftauchende dramaturgische Probleme hinweg. Die Gesangstexte (Robert Gilbert) haben gut geschliffene Spitzen, ohne immer um das in Schlagertexten kaum zu vermeidende 'Reim-Dich-oder-ich-freß-Dich' herum zu kommen.
Auch die Musik des Altmeisters Robert Stolz gibt sich völlig unproblematisch. Sie will nichts weiter als gut unterhalten. Und das erreicht sie dank ihrer sauberen, anständigen und ehrlichen Grundhaltung in vollem Umfang. Der Wiener Walzer, die Urdomäne des Graz-Wieners Robert Stolz, im Kolorit so ein bisserl auf italienisch frisiert, schlägt ebenso zündend ein wie der moderne Zweiviertel-Rhythmus des Foxtrott und des Mexikaners den eine Multimillionärin nach Capri importiert."
Willy Werner Göttig: Operetten-Uraufführung: "Signorina" von Stolz gefiel in Nürnberg. In: Abendpost, Frankfurt, 26. April 1955.
"Das Bemühen, der Operette einen neuen Weg zu bereiten, ist allgemein. Aber so einfach scheint es doch nicht zu sein. Auch nicht nach der Uraufführung der 'Signorina' von Robert Stolz, die im Nürnberger Opernhaus aus der Taufe gehoben wurde. [...] Auch der musikalische Wille des Komponisten, etwas für die Operettenrenaissance zu tun, ist unverkennbar. Zwar plätschert überall lustig das anscheinend unversiegbare Bächlein der Wiener Walzerseligkeit hervor, aber dazwischen kracht es doch recht modern im Orchester und moderner Tanzrhythmen schlägt herzhaft dazwischen. [...] Trotzdem blieb alles ein wenig blaß. Die Nürnberger Uraufführung war letztendlich ein großer Publikumserfolg."
Hans Pflug-Franken: Neue Robert-Stolz-Operette in Nürnberg. In: Rhein-Echo, Aschaffenburg, 27. April 1955.
"Daß wieder einmal die Melodie über den Rhythmus siegt, ist heutzutage schon bemerkenswert. Erstaunlich der jugendliche Elan und die minuziöse Prägnanz, mit der Robert Stolz die Premiere selbst dirigierte. bestimmend für den beifallsumrauschten Publikumserfolg war in hohem Maße die geradezu prunkvolle und überaus großzügige Ausstattung Frank Schultes, mit der die 'Signorina' aus der Taufe gehoben wurde. Willi Auerbachs Regie ersetzte einige Hektorliter Chiantiwein. Das Ballett hatte eine Riesenaufgabe zu bewältigen. Das gesamte Ensemble, mit Opernkräften verstärkt, war von schwungvoller Spielfreude erfaßt."
Fred O. Neger: Ein Lichtblick für die Operette. Prunkvolle Uraufführung der Robert-Stolz-Operette "Signorina" in Nürnberg. In: Der Fortschritt, Die große politische Wochenzeitung, 5. Mai 1955.
Medien / Publikationen
Literatur
- Stephan Pflicht: Robert Stolz Werkverzeichnis. München-Salzburg, 1981.
- Eugen Semrau: Robert Stolz. Biografie. Residenz Verlag, Salzburg 2002.
- Klaus Eidam: Robert Stolz. Biografie eines Phänomens. Lied der zeit Musikverlag, 1989.
Empfohlene Zitierweise
"Signorina". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 6. Oktober 2025.