Saving Mozart
Musical
Musik, Buch und Liedtexte von Charli Eglinton
Deutsche Übersetzung von Elisabeth Sikora
Inszenierung
Uraufführung: 11. April 2025
Musical Frühling, Gmunden, Österreich
- Musikalische Leitung: Jürgen Goriup
- Regie und Bühnenbild: Markus Olzinger
- Choreografie: Taylor Walker
- Kostüme: Julia Pschedezki
- Maske: Renate Harter
- Lichtdesign: Ingo Kelp
- Visual Arts: VAME
- Tondesign: Roland Baumann
Besetzung:
- Wolfgang Amadeus Mozart: Denis Riffel / Jelle Wijgergangs
- Maria Anna "Nannerl" Mozart: Tamara Pascual
- Constanze Mozart: Michaela Thurner
- Leopold Mozart: Yngve Gasoy-Romdal
- Anna Maria Mozart: Leah Delos Santos
- Antonio Salieri: Jelle Wijgergangs / Jan-Eike Majert
- Cäcilia Weber / Kaiserin Maria Theresia: Meïmouna Coffi
- Erzbischof Hieronymus Colloredo: Steven Seale
- Kaiser Franz Joseph: Jan-Eike Majert
- Ensemble: Jan-Eike Majert / Meïmouna Coffi / Steven Seal / Monika Schweighofer
- Kinderdarsteller u.a.: Paulina Felice
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Premierenchronik
A | UA | 11. April 2025 | Musical Frühling, Gmunden |
Inhaltsangabe
"Anders als viele Biopic-Musicals stellt 'Saving Mozart' nicht die Titelfigur in den Mittelpunkt, sondern zwei Frauen, die in seinem Leben zentrale Rollen spielten: seine Schwester Maria Anna, genannt 'Nannerl', und seine spätere Ehefrau Constanze. Eglinton rückt dabei das eigentliche Wunderkind der Familie Mozart in den Fokus – eine hochbegabte Musikerin, die von ihrem Vater vor allem deshalb gefördert wird, um als Vorbild für ihren Bruder zu dienen. Constanze wiederum wird als Muse Mozarts gezeigt, die mit eigenem Willen und klarem Verstand nicht nur seine Kompositionen inspiriert, sondern auch Konflikte auslöst: Weder Mozarts Vater Leopold noch Constanzes Mutter Aloisia Weber befürworten die Ehe der beiden. Dass sich Wolfgang durch die Entscheidung, Constanze zu heiraten, von seinem Vater emanzipiert, bleibt dabei eher ein Nebenaspekt – die Handlung behält konsequent die Perspektive der beiden Frauen im Fokus.
Frank Guevara Pérez: Saving Mozart. In: musicalzentrale, 13. April 2025 [https://musicalzentrale.de/127934/saving-mozart/], aufgerufen 24. Mai 2025.
Kritiken
"Die Bühne lebt und bebt: Temporeich gestaltet Regisseur Olzinger die Handlung zwischen und zu den Songs – alles ist kurzweilig und klar inszeniert, die Texte werden immer, selbst wenn sie von großer Emotion beseelt sind, sehr gut artikuliert. Überhaupt schwappt reichlich Gefühlsstoff über den Bühnenrand und aus dem Graben – der musikalische Leiter Jürgen Goriup bringt das Ensemble in mozartischen Drive.
Aus den ohrwurmverdächtigen Songs ist der Samen ihrer Inspiration herauszuhören: Es sind an Mozarts Musik angelehnte, heutig weitergedachte, moderne Kompositionen, die sowohl prägnante Ereignisse als auch wichtige Begegnungen entlang von Wolferls Lebenslauf abbilden. Da schimmert 'Eine kleine Nachtmusik' heraus, dort schleichen sich Rudimente der Königin-der-Nacht-Arie ins Gehör und am Ende dürfen Spuren des Requiems nicht fehlen. Eglintons Kompositionen vereinen Klassik mit Anleihen aus Pop und anderen Genres, sie sind tanzbar, natürlich und zugleich eingängig melodisch, zum Mitschwelgen schön.
Choreograf Taylor Walker fielen dazu die entsprechenden Moves ein, die das Ensemble mit überbordender Bewegungsfreude umzusetzen weiß. Die Kostüme von Julia Pschedezki sind wahre Eyecatcher, die den barocken Rüschen-Touch mit stylish-modernen Elementen paaren."
Kirsten Benekam: Aus dem herzen komponiert. "Saving Mozart" steltt seine Heldinnen in den Fokus. In: musical today, 02/2025, Seite 83.
"Musikalisch schafft Eglinton einen Soundtrack, der wie eine Hommage an Mozart wirkt und doch ganz eigenständig bleibt. Immer wieder zitiert sie ihr großes Vorbild, ohne es plump zu kopieren. Einzelne Takte oder Motive erinnern deutlich an bekannte Werke, lösen sich dann aber in völlig neue, eigenständige Melodien auf. Auffällig ist dabei der starke Fokus auf Rhythmus: Nahezu alle Songs sind von mitgeklatschtem Takt unterlegt, was dem Score ein durchgehendes Tempo verleiht. Dieser Rhythmus wirkt dabei nie eintönig, sondern verleiht 'Saving Mozart' seinen besonderen, frischen Sound und eine spürbare Energie, die die gesamte Erzählung trägt.
Auch die Choreografien von Taylor Walker greifen diesen Impuls auf: Sie sind rhythmisch präzise, wirken energetisch, modern und zugleich ungewöhnlich – eine wirkungsvolle Ergänzung zur musikalischen Struktur und zur lebendigen Erzählweise der Show. Das Orchester des Musical Frühlings steht unter der mittlerweile bewährten Leitung von Jürgen Goriup. Nur elf Musiker sitzen im Orchestergraben, doch ihr Spiel klingt bemerkenswert voll: kraftvoll und mächtig in den lauteren Momenten, präzise und feinfühlig in den stillen. Die Abmischung zwischen Orchester und Cast ist hervorragend gelungen – ein entscheidender Faktor bei einer Show, die so stark auf Rhythmus setzt. Auch das Background-Ensemble ist klanglich bestens eingebettet und rhythmisch präzise aufeinander abgestimmt.
[...] Regisseur Markus Olzinger lässt die Inszenierung mit einem Bruch zur historischen Erzählweise beginnen: Mozart selbst tritt zu Beginn aus der Gegenwart auf und kündigt an, seine Geschichte erzählen zu wollen. In den ersten Szenen kommentiert er das Geschehen noch, da der junge Wolfgang zunächst von einem anderen Darsteller verkörpert wird. Mit dem Erwachsenwerden seiner Figur wird Mozart selbst Teil der Handlung – die Kommentare treten in den Hintergrund. Dieses Konzept erlaubt elegante Zeitsprünge und verbindet verschiedene Erzählebenen auf spielerische Weise.
Das Bühnenbild von Markus Olzinger setzt auf klare Strukturen mit historischer Anmutung: Vier große Wandelemente mit daran befestigten Spiegeln bilden den Hintergrund und verleihen der Inszenierung einen eleganten, zeitlich verorteten Rahmen. Zwei bewegliche Holzkonstruktionen werden flexibel eingesetzt – mal als Wohnung der Familie Mozart, mal als schlichtes Gästezimmer der Webers, in dem Wolfgang vorübergehend lebt. Eine der Konstruktionen verfügt über eine Treppe und ermöglicht so eine zusätzliche Spielebene. Wenige Requisiten wie Tische und Stühle genügen, um unterschiedliche Schauplätze anzudeuten. Im Hintergrund sorgt eine LED-Leinwand, die die gesamte Bühnenhöhe und -breite umfasst, für atmosphärische Projektionen. Unterstützt wird das Bühnenbild durch ein stimmungsvolles Lichtdesign von Ingo Kelp, das die Szenen in passende Farb- und Lichtstimmungen taucht."
Frank Guevara Pérez: Saving Mozart. In: musicalzentrale, 13. April 2025 [https://musicalzentrale.de/127934/saving-mozart/], aufgerufen 24. Mai 2025.
"Olzinger setzt auf Hauptdarsteller, mit denen er bereits in den Vorjahren zusammengearbeitet hat. Mozarts Schwester Maria Anna (Tamara Pascual) - hochbegabt, aber halt leider eine Frau - ist ihm eine Inspiration. Umgekehrt ist es vor allem später nicht mehr so. An ihre Stelle in Mozarts Leben tritt Constanze (Michaela Thurner). Auch sie kann sich als Frau künstlerisch nicht so verwirklichen wie sie gerne würde, hält aber als Managerin die Zügel in der Hand. Vater Leopold (Yngve Gasoy-Romdal) ist zeitlebens zwischen Drillmeister und liebendem Beschützer hin und her gerissen - alle drei Gestirne im Mozart-Orbit sind stimmstarke und souveräne Darstellende. Riffel schöpft seine Bühnenpräsenz eher aus den leisen Tönen, agiert zurückgenommener, weicher, seine Stärke sind die hohen Töne, ein Mozart zum Gernhaben. Das Ensemble punktet eher im tänzerischen Bereich.
Ohne Nannerl und Constanze 'gäbe es nicht diesen Mozart, wie wir ihn kennen', so der Ansatz von Komponistin Charli Eglinton, die auch Buch und Liedtexte schrieb, und dafür so ziemlich jeden einzelnen Brief im Mozart-Archiv studiert hat. Die Musik der erst 25-jährigen Britin verbindet Mozart-Anklänge mit Pop und Musical, gelegentlich ein Hauch von Rondò Veneziano, vor allem die erste Hälfte ist durchgehend ohrwurmgeeignet. Die Kostüme von Julia Pschedezki sind Barockzitate wie skelettierte Reifröcke, die Choreograf Taylor Walker das Leben sicher erleichtert haben. Das Publikum reagierte mit anhaltenden Standing Ovations für eine Vorstellung, die Ohren, Augen und Herz erfreute, aber vielleicht noch eine Prise Humor vertragen hätte.."
Verena Leiss: Musical "Saving Mozart": Familienaufstellung mit Ohrwürmern. In: Salzburger Nachrichten, 12. April 2025.
Empfohlene Zitierweise
"Saving Mozart". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 24. Mai 2025.