Roxy und ihr Wunderteam
Operette in zwei Teilen
Musik von Paul Abraham
Rekonstruktion der Musik von Henning Hagedorn und Matthias Grimminger
Buch von Alfred Grünwald
Gesangstexte von Alfred Grünwald und Hans Weigel
Inszenierung
Deutsche Erstaufführung: 29. November 2014
Opernhaus Dortmund, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Philipp Armbruster
- Regie: Thomas Enzinger
- Choreografie: Ramesh Nair
- Bühne und Kostüme: Toto
- Chor: Granville Walker
- Licht: Ralph Jürgens
Besetzung:
- Sam Cheswick: Hannes Brock
- Roxy, seine Nichte: Emily Newton
- Bobby, ihr Verlobter: Fritz Steinbacher
- Gjurka Karoly, Mannschaftskapitän: Lucian Krasznec
- Jani Hatschek, Tormann: Jens Janke
- Baron Szatmary, Manager / Reporter / Zöllner: Frank Voß
- Aranka von Tötössy, seine Verlobte: Johanna Schoppa
- Ilka, Pensionatsschülerin: Tina Podstawa
- Verwalter / Pfarrer: Thomas Günzler
- Fußballteam: Mario Ahlborn, Christian Pienaar, Carl Kaiser, Min Lee, Ian Sidden, Rupert Preißler, Robert Schmelcher, Till Nau, Nico Schweers, Nico Stank, Frank Wöhrmann
- Pensionatsschülerinnen: Yael de Vries, Veronika Enders, Janina Moser, Maren Kristin Kern, Johanna Mucha, Nicole Eckenigk
Premierenchronik
HUN | UA | 18. Dezember 1936 | Király Színház, Budapest |
A | Dspr. EA | 25. März 1937 | Theater an der Wien, Wien |
D | EA | 29. November 2014 | Opernhaus Dortmund |
Inhaltsangabe
"Die Handlung spielt zunächst in London und wechselt dann nach Ungarn an den Plattensee. Die ungarische Nationalmannschaft hat in London haushoch gegen die schottische Fußballmannschaft verloren, so dass der Manager, Baron Szatmary, ein strenges Training auf seinem Landgut am Plattensee anordnet. Dabei fordert er absoluten Verzicht auf Frauen und Alkohol. Da er sich selbst mit seiner Geliebten in Venedig treffen will, überträgt er die Leitung dem pflichtbewussten Mannschaftskapitän Gjurka Karoly. Doch dessen Pläne werden von der schönen Roxy, der Nichte des schottischen Mixedpickles-Produzenten Sam Cheswick, gekreuzt, die ihn auf der Flucht vor ihrem Bräutigam, dem Automaten-Hersteller Bobby, um Hilfe bittet. Auf Drängen der Mannschaft bleibt Gjurka nichts anderes übrig, als Roxy mit nach Ungarn zu nehmen, wo auf dem Landgut aber auch noch Szatmarys Verlobte, Aranka von Tötössy, mit ihren Pensionatsschülerinnen auf die Fußball-Elf wartet. Den Anweisungen des Managers Folge zu leisten, scheint also nahezu unmöglich, allerdings auch keineswegs erstrebenswert. Nachdem sich Gjurka nämlich nach zahlreichen Verwicklungen seine Liebe zu Roxy eingestanden und sie erneut kurz vor der Hochzeit vor ihrem Bräutigam Bobby zur Flucht animiert hat, gelingt es der Elf, das entscheidende Rückspiel gegen die Schotten 3:1 zu gewinnen und zum ungarischen Wunderteam aufzusteigen."
(aus: Thomas Molke: Roxy und ihr Wunderteam, Oper Dortmund. In: Online-Portal "Online Musik Magazin", ohne Datum)
Kritiken
"Das Fazit mal ganz am Anfang dieser Kritik: Mit der deutschen Erstaufführung der wunderbar von Henning Hagedorn und Matthias Grimminger rekonstruierten Fassung der Paul Abraham-Operette ´Roxy und ihr Wunderteam´ ist dem Dortmunder Theater ein hochverdienter Sieg auf ganzer Linie gelungen! [...]
Der renommierte Wiener Operettenregisseur Thomas Enziger verpackte die Geschichte von Roxy und ihrem Fußball-Wunderteam in eine lebendige, erfrischende, sexy und bisweilen sehr komische, - in bestem Sinne - , Inszenierung. [...]
Die kongeniale Zusammenarbeit mit seinem Bühnen- und Kostümbildner Toto tat ihr übriges dazu. Toto nutzte die große Bühne der Dortmunder Oper voll aus. Ein großes, dreh- und veränderbares Bühnenmittelteil wurde zum spielerischen Zentrum der Geschichte um Liebe und Fußball und zwischenmenschlichen Affären und Verwicklungen. Ähnlich, wie bei den Dortmunder Aufführungen der Oper ´Anna Nicole...´, gab es auch hier eine Art Catwalk über dem Orchestergraben, der geschickt in die Inszenierung eingebunden wurde, auch, um stellenweise eine besondere und sympathische Nähe zum Publikum herzustellen. [...]
Neben der Musik ist der Tanz die zweite große Säule einer Operette der 1930-/1940er Jahre. Hier zeigte das Theater Dortmund mit der Verpflichtung des Choreographen Ramesh Nair ebenfalls, wie im Falle der Regie, eine überaus glückliche Hand. [...]
Am Ende großer, langanhaltender Applaus und viele ´Bravos´ für das gesamte Operettenensemble, Regie, Chor, Orchester und Dirigent.
Intendant Herzog sprach bei der anschließenden Premierenfeier zu Recht davon, dass dieser erfolgreiche Abend auch, und vor allem, jemanden gilt, der dies alles nicht mehr erleben durfte. Der Komponist Paul Abraham, Anfang der 1930-er Jahre ein überaus erfolgreicher Musiker in Berlin, musste 1933 Berlin nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Berlin verlassen um in Ungarn Zuflucht zu finden. Dort entstand auch die Operette ´Roxy und ihr Wunderteam´. Der jüdische Komponist floh 1940 aus Europa in die USA. Freunde holten ihn, mittlerweile schwer erkrankt, 1956 nach Deutschland zurück, wo er 1960 in Hamburg starb. Seine Musik aber lebt weiter. Dortmund hat seinen Teil dazu beigetragen."
Detlef Obens: 1:0 für die Oper Dortmund: Premiere der Paul Abraham-Operette "Roxy und ihr Wunderteam". In: das Opernmagazin (online), 30. November 2014.
"Dass diese Fußballoperette ausgerechnet in Dortmund ausgegraben wird, verwundert nicht, da diese Stadt mit dem BVB eine ganz besondere Beziehung zu diesem Sport hat. Welche Parallelen sich aber gerade im Moment ergeben, dürfte allerdings selbst von den Programmgestaltern keineswegs vorhersehbar gewesen sein. Dass der BVB unter seinem Trainer Jürgen Klopp zunächst zu einem ´Wunderteam´ aufgestiegen ist, das sich sogar zwei Jahre hintereinander mit der Meisterschale schmücken konnte und auch in der Champions-League international große Erfolge feierte, passt ja noch zum Titel. Die Talfahrt, die der BVB derzeit in der Bundesliga erlebt, entspricht allerdings leider auch genau dem Anfang der Operette, in der die Mannschaft nach einer haushohen Niederlage gegen die Schotten - beim BVB war es am Mittwoch immerhin ´nur´ ein 0:2 gegen Arsenal London - den Glauben an die eigene Leistungsfähigkeit verliert. [...]
Sehr schön gelingt die Szene auf dem Plattensee, wenn Gjurka mit seiner Luftmatratze mit Rollen über die leere Bühne ´schwimmt´ und auf Roxy trifft, die mit ihrem Boot über den See ´rudert´, oder wenn Aranka hinterher als Windsurferin auf ihrem Brett über die Bühne gezogen wird. Beeindruckend wird auch das alles entscheidende Fußballspiel gegen die Schotten am Ende der Szene gesetzt, wenn die Elf vor der grünen Rückwand in ihren Positionen gegen eine imaginäre schottische Fußballmannschaft antritt. [...]
Philipp Armbruster führt die Dortmunder Philharmoniker beschwingt durch die Melodienvielfalt Abrahams, die ein bisschen Kálman, ein bisschen Jazz und ein bisschen Foxtrott enthält, und rundet den Abend musikalisch wunderbar ab, so dass es für alle Beteiligten am Ende frenetischen Applaus gibt.
Fazit: ´Roxy und ihr Wunderteam´ ist eine Ausgrabung, die aufgrund ihres musikalischen Reichtums nicht direkt wieder in der Versenkung verschwinden sollte und den Bühnen eine gute Vorlage für eine erfolgreiche Operettenproduktion bietet."
Thomas Molke: Roxy und ihr Wunderteam, Oper Dortmund. In: Online-Portal "Online Musik Magazin", ohne Datum.
Medien / Publikationen
Video / DVD
- "Die entführte Braut". TV-Film, Produzent: Deutscher Fernsehfunk (DFF), Ost-Berlin, DDR 1968.
Literatur
- Karin Meesmann: Pál Ábrahám, Zwischen Filmmusik und Jazzoperette. Wien: Holitzer 2023.
Kommentar
Der Originaltitel hieß: "3:1 A Szerelem Javára" (= 3:1 Für die Liebe).
Empfohlene Zitierweise
"Roxy und ihr Wunderteam". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 22. Dezember 2024.