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Pinkelstadt (Urinetown)

Musical


Musik und Liedertexte von Mark Hollmann 
Buch und Liedertexte von Greg Kotis
Deutsche Übersetzung des Buchs von Ruth Deny 
Deutsche Übersetzung der Liedertexte von Wolfgang Adenberg

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 7. Oktober 2004
Schlossparktheater Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Steven Gross
  • Inszenierung: Andreas Gergen
  • Kostümbild: Regina Schill
  • Licht Design: Hilton Jones, Kai Kostka
  • Choreographie: Melissa King

 

Besetzung:  

  • Werdmehr von Mehrwerth: Ilja Richter
  • Johny Stark: Aris Sas
  • Freya von Mehrwerth: Sara Fonseca
  • Elfriede Fennichfux: Gabriele Ramm
  • Wachtmeister Kloppstock: Thorsten Tinney
  • Klein Erna: Katharine Mehrling
  • Wachtmeister Wampe: Tamás Ferkay
  • Abgeordneter Schmier: Uwe Dreves
  • Wetzstein Willi / Manager: Danny Costello
  • Herr Kaiser: Tilmann von Blomberg
  • Alte Frau / Johanna Stark: Mary Harper
  • Suppen-Suse / von Mehrwerths Sekretärin: Bettina Meske
  • Hans-Heiner Heinz / Der Alte Mann / Manager: Eric Minsk
  • Das Grundschlechte Gretchen / Mme Millenium: Christa Schreiner
  • Der Knappe Kurth / Dr. Rainer Reibach: Felix Powroslo

 

 

Premierenchronik

USA UA 20. September 2001 Henry Miller´s Theatre, New York
D Dspr. EA 7. Oktober 2004 Schlossparktheater, Berlin
A EA 25. Mai 2011 Konservatorium der Stadt Wien (Privatuniversität), Wien
GB EA 11. März 2014 St. James Theatre, London

 

 

Inhaltsangabe


Die Geschichte spielt in der Zukunft, in unbestimmter Ferne, doch zwanzig Jahre nach der großen ökologischen Katastrophe, die zur Rationierung des Wasserverbrauchs und zum Verbot der privaten Toilettennutzung führte. Die Bevölkerung darf ihre Notdurft nur noch in öffentlichen Anstalten verrichten. Deren Betrieb aber wird staatlicherseits einer profitgierigen Firma übertragen, die Urine Good Company, deren Preistreiberei von der korrupten Polizei und Politik gedeckt wird. Doch ein Held rebelliert gegen das System, die Tochter des Firmenchefs verliebt sich in ihn, und mit vereinten Kräften stürzen sie die Diktatur. Dabei stirbt der Held, doch die Tochter wird Firmenchefin. Jetzt darf jeder zu jeder Zeit an jedem Ort. Alsbald ist aber das Wasser so verseucht, dass kein Trinkwasser mehr ausgegeben werden kann und die Menschen damit getröstet werden, dass sie Wasser in sich haben, in ihren Herzen, nicht trinkbar, eher ideell, doch man sollte fest daran glauben. 

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken

 
"Wann hat es das zum letzten Mal in Berlin gegeben? Vielleicht vor 20 Jahren bei ´La Cage aux Folles´ am Theater des Westens. Ein Musical hat Premiere und selbst die ganz besonders kritischen, eher ewig nörgelnden Zeitungsschreiber sind begeistert, überschlagen sich bei den Lobeshymnen. Bitte nicht vergessen: Berlin gilt oft genug als ´die musicalfeindlichste´ Stadt Deutschlands. Das könnte mit ´Pinkelstadt´ endgültig überwunden werden. Die Presse ist schon begeistert, nun muss  sich nur noch das Publikum in Massen aufmachen nach Pinkelstadt.  [...]

Mag auch die Bühnenausstattung in Berlin etwas weniger opulent ausfallen als in New York, Andreas Gergen weiß als Regisseur das Beste daraus zu machen. Er hatte ja eh nie einen Klon der Broadway-Inszenierung im Sinn. Zu schön, wie hier bei ihm eine Stahltreppe schier über die Bühne tanzt und wenn Johnny im zweiten Akt vom großen Turm fallen muss, ist dieser Sturz mit einfachen Mitteln so effektvoll inszeniert, da verblasst selbst Frollos viel aufwändiger aufgeführtes Ende einst im ´Glöckner´ am Potsdamer Platz."

Jürgen Büsselberg: Pinkelstadt - Kein heiteres Stück und doch ein Vergnügen. In: musicals - Das Musicalmagazin, Nr. 110, Dezember 2004/Januar 2005, Seite 10-12.

 

"Das Grundgerüst allein wäre schon eine pfiffige Parabel. Ihren besonderen Reiz bezieht sie daraus, dass sie nicht so ausgeht, wie es der gesellschaftskritisch korrekte Zuschauer erwartet. Doch Mark Hollmann geht noch einen Schritt weiter: Wachtmeister Kloppstock (leider oft schlecht zu verstehen: Thorsten Tinney) gibt den Erzähler und kommentiert den formalen Aufbau der Show mit Seitenhieben auf die typische Musical-Machart (´nein, Klein-Erna, dies ist kein fröhliches Musical´). Heraus kommt ein kunstvoll überdrehtes Stück Theater, das ungeübte Zuschauer vielleicht ein wenig überfordert. Ein Musical für Menschen, die Terry-Prachett-Romane mögen. Gelegentlich derb, immer schwarz, manchmal albern, aber trotzdem stimmig und intelligent. Wer ´Tanz der Vampire´ als seine Humor-Obergrenze definiert, der ist hier falsch.

Starken Eindruck hinterlässt die Musik, die ebenso wie die Choreographie (Melissa King) zu einem waghalsigen Ritt durch 30 Jahre Musical aufbricht und in ihren Arrangements so ziemlich alles von ´Sister Act´ bis ´Les Miz´ und von ´Chicago´ bis ´König der Löwen´ aufgreift, dabei aber eigenständig und eingängig bleibt. Eine CD muss her! [...]

´Ick gloobe nich, dass viele Leute in soo ein Mjusical gehn´, sagt Klein-Erna in der Schlussszene. Mag sein. Aber eine so schräge Show mit einem so schrägen Titel in einer so schrägen Inszenierung zu produzieren - dafür hat sich die künstlerisch in jüngster Zeit viel kritisierte Stage Holding Respekt verdient."

Robin Jantos: Pinkelstadt - das Musical, Schlosspark-Theater, Berlin. In: Online-Portal "musicalzentrale.de", 11. Oktober 2004.

 

"Im alten Berliner Schlossparktheater steht ein ausgezeichnetes Ensemble im Rampenlicht und performt eines der kuriosesten Musicals unserer Zeit. [...]

Doch das gesamte Stück würde ohne den Erzähler und Dorfpolizisten Wachtmeister Kloppstock nicht funktionieren. Mit Thorsten Tinney wurde ein charismatischer Darsteller gefunden, der den Wechsel zwischen Erzähler außerhalb der Handlung und dem nur unterschwellig fiesen Wachtmeister von Pinkelstadt ausgezeichnet meistert. Mit vor Selbstironie triefenden Sarkasmus begrüßt er die Zuschauer und macht gleich allen klar, dass sie hier kein Happy-End-Musical erwarten dürfen, bei dem alle glücklich und freudestrahlend von der Bühne gehen.

Unterstützt wird er bei seinen Erläuterungen von Klein Erna (Katharina Mehrling). Als freche Göre mit Berliner Schnauze fragt sie den smarten Polizisten Löcher in den Bauch und lässt zwischendurch von Zeit zu Zeit ihr Genie aufblitzen. [...]

Das ganze ´Pinkelstadt´-Ensemble sprüht vor ansteckender Energie und lässt die Zuschauer vergessen, dass sie ein komplett überflüssiges Musical sehen, auf das die Welt zum einen nicht gewartet hat und das zum anderen ohne den obligatorischen Moral-Zeigefinger auskommt.

Kurzum: Unerwartet großartige, kurzweilige Unterhaltung auf höchstem Niveau."

Michaela Flint: Pinkelstadt - das Anti-Musical. In: Online-Portal: www.musicals-online.com, 15. November 2006.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Urinetown". Original Off-Broadway Cast, Studio-Einspielung, 2001. RCA Victor (Sony Music). (1xCD)

 

 

 

Kommentar

 
Am 6. Mai 2001 kam das Stück Off-Broadway im American Theatre of Actors erstmals in New York auf die Bühne. Bis zur Broadway-Premiere im Herbst wurde das Stück noch einmal überarbeitet.  

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Pinkelstadt" ("Urinetown"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 9. Juni 2024.