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Othello Reloaded

Rockspektakel


Musik und Songtexte von Sven Sorring und Gerald Landschützer
Buch von Gerhard Weber 
nach William Shakespeares "The Tragoedy of Othello, the Moor of Venice" 
Deutsche Übersetzung der Shakespearetexte von Frank Günther

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 20. Juni 2015 
Bobinet-Halle, Trier, Bunderepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Gerald Landschützer
  • Regie und Bühnenbild: Gerhard Weber
  • Bühnenbild: Peter Müller / Mike Grünwald
  • Kostüme: Alexandra Bentele

 

Besetzung:  

  • Othello: Andrea M. Pagani
  • Cassio: Jan Schuba
  • Jago: Sven Sorring
  • Brabantio / Lodovico: Klaus-Michael Nix
  • Montano: Christian Miedreich
  • Dodge: Jan Brunhoeber
  • Roderigo: Daniel Kröhnert
  • Desdemona: Nadine Eisenhardt
  • Emilia: Sabine Brandauer
  • Bianca: Frederike Majercyk
  • Ensemble Tanztheater Trier

 

 

 

 

Premierenchronik

D UA 20. Juni 2015 Bobinet-Halle, Trier

 

Anmerkung: "Othello Reloaded" war eine Produktion des Theaters Trier mit Songs in Englisch und Dialogen in Deutsch in der alten Industriehalle Bobinet.

 

 

Inhaltsangabe


"In anarchischer Endzeit irgendwann in der Zukunft steht der 'schwarze' Bomberpilot Othello auf der Air Base im Südpazifik zwischen Männerkonkurrenz, Kriegsgeschäft, Karrierekampf, Gewalt, Sex, Verrat, Vertrauen und Mord. [...] Um die Karriere betrogen, da Othello Cassio vorzieht, strengt Jago gekränkt einen Rachefeldzug an, um Othello zu zerstören. Das Taschentuch Desdemonas wird zum Corpus Delicti und weckt Othellos Eifersucht: 'Den Vater betrog sie - so mag es dir geschehen' und hinterläßt eine Blutspur."

Hartmut H. Forche: Ein Fall für Jago. "Othello Reloaded" uraufgeführt in Trier. In: blickpunkt musical, Ausgabe 77, 04/2015 Juli - September 2015, Seite 27.

 

 

Kritiken

 
"Es ist ein ambitioniertes Experiment, das sich Gerhard Weber zum Ende seiner Zeit als Intendant des Trierer Theaters vorgenommen hat: einen Shakespeare-Klassiker als Punk-Rockspektakel auf die Bühne zu bringen. 'Othello reloaded' kam gut an in der ausverkauften Fabrikhalle auf dem Trierer Bobinet Gelände.

[...] Die Akteure spielen zu Füßen des Publikums auf bloßem Estrich. Riesige Flugzeugflügel, viel Beton und Metall erwecken den Eindruck, auf einer Air-Base zu sein. Flugzeugsitze bilden die Kommandozentrale. Die Tragflächen sind nicht nur Deko, sondern auch Spielfläche (Bühnenbild Peter Müller , Mike Grünwald). Das Martialische wird durch die Kostüme (Alexandra Bentele) verstärkt. Das Outfit der Männer, eine Mischung aus Militär- und Science-Fiction-Rüstung, hätte futuristischer, abgedrehter ausfallen können, erinnert es doch zu stark an Star Trek.

[...] Gerhard Weber hätte sich seinen Abschied aus Trier einfacher machen können. Er ist volles Risiko gegangen - und wurde von einem glänzend aufgelegten Ensemble und viel Applaus belohnt."

Mechthild Schneiders: Der General rockt erbarmungslos. In: Saarbrücker Zeitung, 22. Juni 2015 [aufgerufen 11. Januar 2023].

 

"Das war’s dann also mit der Ära Gerhard Weber am Theater Trier. Nach gut zehn Jahren verlässt er die Mosel Richtung Ruhestand. Aber zuvor wollte er es noch mal richtig krachen lassen – und das ist ihm wahrlich gelungen. Mit dem Komponisten und Schauspieler Sven Sorring, einem alten Kämpen aus Saarbrücker Tagen, hat er sich einen veritablen Klassiker zum Abschied vorgenommen. Gemeinsam haben sie 'Othello“ auf die Bühne gebracht – und dem Shakespeare-Original in der Übersetzung von Frank Günther Liedtexte und Musik hinzugefügt, in eine kriegerische Zukunft auf eine Insel im Südpazifik verlagert, das Ganze 'Othello reloaded' genannt und im rostig-ruppigen Ambiente einer ehemaligen Fabrikhalle uraufgeführt.

[...] Erstaunlicherweise: die anfängliche Skepsis ('Was haben sie Shakespeare jetzt schon wieder angetan?') weicht nach und nach der Erkenntnis, dass diese Bearbeitung ziemlich genau den Geist der Vorlage trifft – die Brutalität der kriegerischen Auseinandersetzungen ebenso wie die teuflische Menschenverachtung und das zerstörerische Intrigenspiel Jagos, den Sorrig selbst mit bewundernswerter Widerwärtigkeit gibt und mit Schaudern machender Konsequenz drei Stunden lang durchhält. Mit zunehmender Faszination schaut man diesem Scheusal zu, wie es seinen rigorosen Vernichtungsfeldzug nicht nur gegen den zum General und Bomberpiloten mutierten Othello (Andrea M. Pagani als in seiner tosenden Eifersucht geradezu bemitleidenswerter Tropf), sondern gegen alle führt, die ihm nicht gefallen oder seinen Plänen im Wege stehen. Wenn schon Shakespeare die Banalität des Bösen nicht erklärt, so wird sie in der 'reloaded'-Version erst recht als unbegreifliches Phänomen präsentiert, das mit Worten nicht zu fassen ist.

[...] Alles in allem ist 'Othello' eins der düstersten Shakespeare-Stücke und 'Othello reloaded' die denkbar kälteste Bearbeitung eines Shakespeare-Dramas, zu der die zu einem unwirtlichen Ort verbaute Spielfläche (die Idee zum Bühnenbild stammt ebenfalls von Weber, Mike Grünwald und Peter Müller haben sie Realität werden lassen) ihren Anteil beiträgt."

Rainer Nolden: Der teufliche Herr J. Gerhard Weber: "Othello Reloaded". In: Die Deutsche Bühne, 22. Juni 2015 [aufgerufen 11. Januar 2023].

 

"Bloß ein Rockspektakel, das fasziniert - doch gefährlich schillernd, verführt Sven Sorring als Jago. Intensiv, dynamisch zieht er die Fäden und rockt mit Gerald Landschützer und seiner Band nach dem Motto: 'Slaughter the Enemy - drink their blood!' Vorurteile gegen Rassen sowie ein Macho-Frauenbild werden ungebrochen bestätigt.

[...] 'Othello Reloaded' bedient nur Klischees mit manchmal eigenartig anmutenden englischen Song-Texten. Von der Shakespeare-Tragödie bleibt bloß die Handlung. Die deutschen Texte von Shakespeare-Kenner Frank Günther wirken altmodisch aufgesagt und stehen, auf gesellschaftspolitische Aktualität ungeprüft, ohne Bezug zu Wort, schauspielerischem Inhalt oder der Situation im Raum. Die wirkliche Tragödie Othellos lässt sich nur ahnen, ebenso wie die tragische Liebe Desdemonas."

Hartmut H. Forche: Ein Fall für Jago. "Othello Reloaded" uraufgeführt in Trier. In: blickpunkt musical, Ausgabe 77, 04/2015 Juli - September 2015, Seite 27.

 

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • William Shakespeare: Othello. In der Übersetzung von H. Baudissin. Reclams Universal-Bibliothek Band 21, 1986.

 

 

Kommentar

 
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt. 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Othello Reloaded". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 11. Januar 2023.