Die Nachtigall [Biel]
Romantische Operette in drei Akten
Musik von Hans Schanzara
Buch und Gesangsexte von Herbert Hennies
Frei nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen
Inszenierung
Schweizer Erstaufführung: 5. März 1949
Stadttheater, Biel, Schweiz
- Musikalische Leitung: Carl Michalski
- Regie: Richard Langer
Besetzung (ohne Rollenbezeichnung):
- Rudolf Rock
- Ruthe Pache
- Edith Tolnan
- Otto Dewald
- Walter Kochner
- u.a.
Premierenchronik
D | UA | 31. Dezember 1947 | Städtische Bühnen, Köln |
DDR | EA | ??.??.1949 | Landestheater Sachsen-Anhalt, Halle |
CH | EA | 5. März 1949 | Stadttheater, Biel |
Inhaltsangabe
"Der junge Sultan, den der Großwesir Mustapha entmachten möchte, wird in seinem Palast fast wie ein Gefangener gehalten. Mustapha redet dem jungen Sultan ein, ihm drohe Unheil vom Volk, doch gerade Mustapha selbst schürt durch drückende Steuern und strengen Strafen die Mißstimmung. Der Großwesir hat den Haremswächter Babuk und die alte Sultanin für seine Pläne gewonnen und versucht jetzt auch seine Nichte Mirza [sic!] zu überreden, gegen den Sultan zu arbeiten Doch diese kokettiert lieber mit dem Leibwächter Chakaman und will von Intrigen gegen den jungen Herrscher nichts wissen. Dieser hat seit gestern Nacht, als er eine wunderbare Mädchenstimme singen hörte, seinen Trübsinn verloren und möchte die Sängerin kennenlernen. Der Großwesir versucht, Mirza als diese auszugeben. Der Sultan glaubt ihm nicht. Als man Fatme, die wirkliche Sängerin, zu Mustapha bringt, hat dieser alle Mühe, das Mädchen am Singen zu hindern. Auf Geheiß des Herrschers bleibt Fatme jedoch im Palast.
Mirza singt dem Sultan vor, der sofort hört, daß es nicht die geliebte Stimme ist, die er kürzlich vernahm. Fatme erkennt bald, in welchen Schwierigkeiten der junge Fürst sich befindet. Sie verrät ihrem Bruder Abdallah, einem Revolutionär, daß nicht der Sultan, sondern der Großwesir das Volk betrüge und quäle. Der Sultan überrascht die beiden, läßt jedoch, von Fatme beschwichtigt, Abdallah gehen. Er ist von dem Mädchen so entzückt, daß er seine 'Nachtigall' fast völlig vergessen hat. Auch Mustapha versucht, sich der schönen Fatme zu nähern, wird aber abgewiesen. Der Großwesir plant nun einen Giftanschlag auf den Sultan, doch der Negersklave Hassan verrät dies Fatme. Als der Großwesir sie zwingen will, dem Fürsten das Gift zu reichen, schlägt sie ihm den Becher aus der Hand. der Sultan zweifelt trotzdem an ihrer Loyalität, da man bei Fatme einen Dolche des Verschwörers Ali findet, den dieser Fatme aber nur zur Selbstverteidigung überlassen hat. Fatme wird des Landes verwiesen.
Der Sultan liegt, vor Sehnsucht nach seiner geliebten Fatme und der immer noch nicht entdeckten 'Nachtigall' trübsinnig, darnieder. Inzwischen hat Chakaman die dem Sultan Treugebliebenen um sich versammelt und versucht, einem Rat Mirzas folgend, den Großwesir zu überlisten. Er verkleidet sich als Magier und fordert den Großwesir auf, Fatme zurückzuholen. Schließlich wird er so eindringlich, daß sich der Großwesir selbst verrät. Der treue Hassan hat Fatme gefunden und bringt sie zurück. Als sie ihm vorsingt, erkennt der Sultan seine 'Nachtigall', seine Schwermut weicht. Fatme, die in diesem goldenen Palast nicht leben möchte, verspricht, sie werde, wann immer der Sultan es wünsche, ihn besuchen."
Heinz Wagner: Das große Operettenbuch. 120 Komponisten und 450 Werke. Parthas Verlag, 1997. Seite 259-260.
Kritiken
"Das Genre des in Melodik schwelgenden Werkes schwankt zwischen Singspiel und Oper. Die einzelnen Themen sind in breiter Klangfülle durchgeführt und nehmen auf den gesanglichen Effekt besonders Bedacht. Dies beeinträchtigt zeitweise die Originalität der Partitur, bei der mancherlei Bekanntes oder irgendwie schon Gehörtes - von Richard Strauß bis Franz Lehar - aufklingt, aber es schenkt dem Zuhörer doch den Genuß von Melodien, die wie aus einem Füllhorn strömen, voller Schönheit und natürlicher Klangfreudigkeit.
[...] Die sehr sorgfältige Aufführung unter Otto Dewald war regietechnisch ausgezeichnet, ebenso die gesanglichen Leistungen [...] Unter Kapellmeister Richard Langers sicherer und intelligenter Stabführung gestaltete sich die Aufführung zu einem großen Publikumserfolg. Nach Beseitigung von ein paar musikalischen und librettistischen Breiten wird dieses sympathische Werk sich wohl noch auf vielen Bühnen erfolgreich bewähren."
yi.: Zwei Erstaufführungen am Städtebundtheater. In: Der Bund, 12. März 1949.
Medien / Publikationen
Literatur
- Hans Christian Andersen: Die Nachtigall. In: Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen. Aus dem Dänischen übertragen von Albrecht Leonhardt, Gütersloh: Mohn 1959, Seite 112-126.
Kommentar
Da das Programmheft zur Schweizer Erstaufführung aktuell noch nicht vorliegt, wurden die Angaben der seinerzeitigen Presse entnommen.
Empfohlene Zitierweise
"Die Nachtigall [Biel]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 16. Oktober 2025.