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My Fair Lady

Musical 


Musik von Frederick Loewe 
Buch und Liedtexte von Alan Jay Lerner, nach Bernard Shaws "Pygmalion" und dem Film von Gabriel Pascal
Deutsche Übersetzung von Robert Gilbert

 

 

Inszenierung


Erstaufführung: 30. Oktober 1965  
Staatsoperette Dresden, DDR

  • Musikalische Leitung: Karl-Heinz Hanicke
  • Inszenierung: Fritz Steiner
  • Regieassistenz: Karl-Horst Bohm, Heinz Rennhack
  • Ausstattung: Axel von Flocken
  • Choreografie: Rudolf Klüver
  • Chöre: Siegfried Fischer

 

Besetzung:  

  • Eliza Doolittle: Marita Böhme
  • Professor Henry Higgins: Peter Herden
  • Oberst Pickering: Frithjof Hoffmann
  • Alfred P. Doolittle: Richard Stamm
  • Mrs. Higgins: Helene Gramont
  • Mrs. Pearce: Hannelore Fabry
  • Freddy Eynsford-Hill: Manfred Stock
  • Mrs. Eynsford-Hill: Anneliese Zänsler
  • Harry: Günter Fritzsche
  • Jamie: Erich Bohne
  • 1. Cockney: Hermann Ramoth
  • 2. Cockney: Werner Heintzsch
  • 3. Cockney: Heinz Rennhack
  • 4. Cockney: Karl-Horst Bohm
  • Mrs. Hopkins: Ingeborg Kassner
  • Lord Boxington: Heinrich Hegner
  • Lady Boxington: Hanni Heinert
  • Zoltan Karpathy: Heinz Zimmer
  • Zwei Zuschauer: Bernd Raphelt, Max Zscheyge
  • Ein Mann aus Shelsey: Kurt Blumtritt
  • Ein Mann aus Hoxton: Günter Gottschalk
  • Kneipenwirt: Martin Kleber
  • Polizist: Paul Schmidt
  • Blumenmädchen: Elvira Lange
  • Livrierter Diener: Jörg Frenz
  • Königin von Transsylvanien: Edith Dittmer-Reimann
  • Prinzgemahl: Arnost Hruska
  • Mrs. Higgins´ Zofe: Hiltrud Eulitz
  • Dienstboten bei Prof. Higgins: Brigitte Göpfert, Sigrid Graf, Rosemarie Schmidt, Renate Pavlicek, Johannes Gahrig, Kurt Blumtritt
  • Straßenartisten: Dagmar Domsgen, Hans Baumann, Josef Kögler, Dieter Rapp

 

 

Premierenchronik

USA UA 15. März 1956 Mark Hellinger Theater, New York
GB EA 30. April 1958 Theatre Royal, Dury Lane, London
D Dspr. EA 25. Oktober 1961 Theater des Westens, Berlin
A EA 19. September 1963 Theater an der Wien, Wien
DDR EA 30. Oktober 1965 Staatsoperette Dresden
CH EA 20. April 1968 Stadttheater St. Gallen

 

 

Inhaltsangabe

 

Henry Higgins (nachgebildet dem antiken Bildhauer Pygmalion, der sich in das von ihm selbst geschaffene Bildnis der idealen Frau verliebt) ist ein international anerkannter Phonetik-Professor. Bei Feldstudien vor der Londoner Oper trifft er auf ein junges Mädchen aus der Unterschicht, die Blumen aus einem Tragekorb heraus verkauft. Als er ihre Aussprache und Redeweise notiert, protestiert sie und erregt damit die Aufmerksamkeit eines Mannes, der gerade die Oper verlässt: Oberst Pickering. Es stellt sich heraus, dass dieser ein Kollege von Higgins und extra seinetwegen nach London gekommen ist. Sie beginnen sofort zu Fachsimpeln, wobei Higgins erwähnt, dass er – bei dem richtigen Unterricht – aus dem Blumenmädchen ganz leicht eine Lady der Upperclass machen könnte.

Am nächsten Tag steht Eliza, das Blumenmädchen, bei Higgins vor der Tür, um den erwähnten Unterricht zu buchen. Doch er macht sich einen Spaß aus ihrem Ansinnen. Er ist für dergleichen nicht zu haben, selbst gegen Bezahlung, die Eliza ihm anbietet. Wieder geraten die Männer ins Fachsimpeln und schließlich bietet Oberst Pickering eine Wette an: Er würde alle Unkosten übernehmen, wenn Higgins es tatsächlich schaffen sollte, Eliza so weit zu bringen, dass niemand sie – selbst am britischen Hofe nicht – als armes Mädchen der Unterschicht erkennen würde. Higgins fühlt sich herausgefordert und willigt ein. Eliza sieht ihre Chance und stimmt ebenfalls zu.

Das Mädchen wird umgehend im Haus von Higgins einquartiert, ihre Bekleidung ausgetauscht, und am nächsten Tag beginnt das Training. Die erste Probe, als Higgins Eliza mit zu seiner Mutter und zum Pferderennen von Ascot nimmt, misslingt. Sie fällt sprachlich völlig aus der Rolle. Doch der Unterricht geht weiter. Und langsam verwandelt sich der zunächst unansehnliche soziale Rohdiamant Eliza in einen glitzernden Edelstein. Demgemäß besteht Eliza die zweite Probe, als sie in Begleitung der beiden aufgeregten Männer den festlichen Ball bei Hofe besucht. 

Zurückgekehrt im Haus von Higgins gratuliert Oberst Pickering den Kollegen für seine herausragende Arbeit. Dieser zeigt sich wiederum erleichtert darüber, dass jetzt endlich alles vorbei sei. Eliza, die danebensteht und zu Recht auf ihre Leistungen stolz ist, wird übersehen. Sie reagiert verletzt und verlässt während der Nacht das Haus.

Am nächsten Morgen ist Higgins außer sich, dass die „ideale Frau“, die er geschaffen hat, plötzlich einen eigenen Willen zeigt. Er geht sie suchen, findet sie bei seiner Mutter, die ihrem Sohn aber zu verstehen gibt, wie richtig Eliza gehandelt hat. Geknickt kehrt Higgins zurück und gesteht sich ein, sich an ihre Nähe gewöhnt zu haben. Daheim schaltet er wehmütig die alten Tonaufzeichnungen ein, die er zu Beginn des Unterrichts von Eliza angefertigt hat, und lauscht ihrem deftigen Cockney-Englisch: zumindest auf diese Weise ist sie nach wie vor anwesend… Da betritt sie das Wohnzimmer. Sie ist zurückgekehrt…

(Wolfgang Jansen, 2020)

 

 

Kritiken

 
"Die First Lady des amerikanischen Musicals, Königin über alle küssenden Kätchen und schießenden Annies, Fräulein Eliza Doolittle, genannt ´My Fair Lady´, hielt nach Überspringung einiger unerfreulicher verlegerischer Hürden ihren triumphalen Einzug in Dresdens Operettenbühne draußen in Leuben. Die durch vieltausendfachen Erfolg verwöhnte freche Göre und charmante Dame konnte mit den Ovationen der Elbestädter wahrlich zufrieden sein, aber sie selbst hielt auch, was ihr weltweiter Ruf versprach: brillante Unterhaltung, für die der Zuschauer weder den Verstand noch den guten Geschmack vorher an der Garderobe abgeben mußte. [...]

Dabei bot Marita Böhme als Eliza Doolittle die Überraschung des Abends. Sie benimmt sich so souverän im völlig neuen, ungewohnten Genre, als habe sie zeitlebens nichts anderes gemacht als ´gemusicalt´. Anfangs ist sie ganz die rotzige Göre, grell greinend, vielleicht mit ein paar unartikulierten Protestschreien zuviel, aber bei aller Deftigkeit immer ´een anständjes Meechen´. Herrlich macht sie ihre Higginsche Zungengymnastik mit all dem holden Sprecherziehungsblödsinn. Dann spielt sie die dressierte Sprechpuppe, urkomisch auf ´stinkfoine´ Wohllautung bedacht. Am Ende aber entfaltet sie den Charme einer echten weiblichen Persönlichkeit, natürlich, voller ursprünglicher Vitalität und neugewonnener echter tiefer Gefühle. Ihre Stimme, wie mit Raureif besetzt, würzt die musikalischen Nummern noch doppelt. Allein schon diese Leistung würde den Abend zu einem Erlebnis machen. Doch was ringsum passiert, ist nicht minder ansehnlich."

Manfred Haedler: Willkommen, Marita Doolittle!, Umjubelte Erstaufführung von "My Fair Lady" in Dresden. In: Der Morgen, 3. November 1965.

 

"Alles ist trotz spürbarer Operetteneinflüsse so frisch und frech, so herzhaft und ungekünstelt, so spontan und liebenswert, daß man seine helle Freude daran hat. Und wer nennt ein Libretto ähnlich hoher Qualität aus der Operettenvergangenheit? Bei aller musikalischen Operettennähe gibt es keine Operettensentimentalität á la Lehár. Das ist für die Erziehung eines neuen Publikums ein Plus von unerhörten Ausmaßen!

Das Orchesterchen der Staatsoperette wurde an diesem Abend zu einem richtigen Orchester. Ich habe es noch nie so schön spielen hören. Unter Karl-Heinz Hanicke lebt nicht nur das Orchester, sondern die ganze Szene. Und die Verbindung Bühne-Orchester stimmt aufs Haar. Fritz Steiners Inszenierung war liebevoll im Detail (´Nur ein Kämmerchen irgendwo´) und hinreißend in den Massenszenen, dabei immer auf den Gesamtablauf hinzielend. Alle Achtung, wie die langen Strecken des Original-Shaw pointiert gesprochen und gespielt wurden! Man erinnere sich: Die ersten Jahre nach 1945. Operettenanfänge in Dresden. Welch steiler Weg nach oben! Bravo!"

Gottfried Schmiedel: "My Fair Lady" begeisterte, Endlich in Dresden - Erfolg für die Staatsoperette. In: Sächsisches Tageblatt, 3. November 1965.

 

"Der tollste Spaß ist bei Shaw immer menschlich hintergründig. Und das ist im Grunde so ergreifend an der Story von dem Blumenmädchen Eliza Doolittle, diesem ´Dreckstück´ aus dem Rinnstein mit der abscheulichen Sprache und den miserablen Manieren, das der hochmütige Phonetikprofessor Higgins um einer egoistischen Wette willen zu einer Lady dressiert, wobei er in seiner charmanten Arroganz ihre menschlichen Gefühle erbarmungslos mißachtet. Obwohl das Experiment gelingt und aus dem schmuddeligen Lumpenlieschen eine makellose Lady wird, die in ´bester Gesellschaft´ alle Herzoginnen aussticht, bleibt Eliza ein natürlicher Mensch! Zu einer denkenden, jungen Frau herangereift, drängt sie ihren despotischen Sprachlehrer sogar in die Enge.

Diese Komödie haben der Librettist Alan Jay Lerner und der Komponist Frederick Loewe in ein herrliches Musical umgemünzt, das seinesgleichen sucht. Sie haben im Grunde wenig an der Substanz geändert, haben eigentlich nur die Dinge, die sich bei Shaw hinter der Szene abspielen, auf die Bühne gebracht. Seine Texte und Songs hat Lerner dem Musical so nahtlos angepaßt, daß man kaum spürt, wo Shaw aufhört und Lerner beginnt. Und selbst da, wo Loewe reine Dialoge sprechen läßt, fühlt man sich von seinen vorangegangenen Weisen immer noch musikalisch elektrisiert. Trotz ihres konventionellen Operettenjargons sind sie ein so einzigartig schönes Gemisch aus Broadway-Rhythmus und Prater-Sentiment, daß man sie am liebsten schon während der Vorstellung mitpfeifen möchte. Also alles in allem ein Musical allererster Provinienz."

-ch-: "Fair Lady" Sieg in Dresden, Ein Musical geht um die Welt. In: Union, Nr. 11, 1965.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "My Fair Lady". Originalaufnahme der deutschen Erstaufführung, Theater des Westens, Berlin, Studio-Einspielung, 1962, Philips 840 411 SY.  (1xLP)
  • "My Fair Lady". Karin Huebner singt aus "My Fair Lady", Theater des Westens, Berlin, Studio-Einspielung, 1962, Philips 423 412 PE (Vinyl/1xEP, A: Wäre det nich wundascheen?/Wart´s nur ab! // B: Ich hätt´ getanzt heut´ nacht/Ohne Dich!)
  • "My Fair Lady". Die deutsche Idealbesetzung, Großer Musical-Querschnitt, Studio-Einspielung, 1962, Polydor 46 653. (1xLP)
  • "My Fair Lady". Originalaufnahme der Münchner Inszenierung des Deutschen Theaters. Studio-Einspielung, 1962, Philips H 1407 L. (1xLP)
  • "My Fair Lady". Sonja Ziemann singt aus "My Fair Lady", Die Münchner Originalaufnahme, Deutsches Theater, Studio-Einspielung, 1962. (Vinyl/1xEP, A:Wäre det nich wundascheen? / Ohne dich! // B: Wart´s nur ab! / Ich hätt´ getanzt heut´ nacht!)
  • "My Fair Lady". Musical-Querschnitt, Übernahme der Aufnahme vom Theater des Westens, Berlin (DDR 1968, AMIGA 8 45 033 (1xLP)
  • "My Fair Lady". Die Wiener Fassung in der Originalbesetzung des Theaters an der Wien, Studio-Einspielung, Wien 1969, Preiserrecords 3210. (1xLP)

 

Literatur

  • Günter Kortus: My Fair Lady. Die Oper, Schriftenreihe über musikalische Bühnenwerke, Berlin: Lienau 1977.
  • Keith Garebian: The making of My Fair Lady. Buffalo/USA: Mosaic 1995.
  • Wolfgang Jansen: ´My Fair Lady´, Die deutsche Erstaufführung 1961 im Berliner Theater des Westens. In: Ders.: Musicals, Geschichte und Interpretation. Gesammelte Schriften zum populären Musiktheater, Band 1, Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 192-237.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"My Fair Lady" [Dresden]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. September 2020.