Die Musterfrauen (Szelistyei asstonyok)
Operette in drei Akten
Musik von István Sárközi und Kálmán Mikszáth
Textbuch von András Benedek und Jenö Semsei
Liedtexte von Ernö Vincze
Deutsche Übersetzung von Ita Szent-Ivanyi
Nachdichtung der Verse und deutsche Bühnenfassung von Wolfgang Böttcher
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 5. Oktober 1960
Haus Dreilinden Leipzig, DDR
- Musikalische Leitung: Walther Hartmann
- Regie: Fritz Dittgens
- Bühnenbild: Bernhard Schröter
- Kostüme: Hanna Reichelt
- Choreographie: Gisela Walther
- Chöre: Andreas Pieske
Besetzung:
- König Matyas: Rolf Riemer
- Anna / Maria / Vuca, die Muster-Mädchen: Arnhilt Jentsch / Brigitte Kreuzer / Christiane Petersen
- Posto, Präfekt, ihr Begleiter:
- Andras, ein junger Bauer: Hans Oswald
- Banffy, Zeremonienmeister:
- Vojkffy, Höfling:
- Dragffy, Höfling:
- Bathory, Höfling:
- Gati:
- Mujko, Hofnarr: Johannes Fritsch
- Czobor, Vertrauter des Königs:
- Marini, ein fahrender Ritter: Werner Ebert
- Die Wirtin zum "Storchen":
- Der Wirt zum "Ochsen":
- Diener:
Premierenchronik
HUN | UA | 19. Oktober 1951 | ? , Budapest |
D | Dspr. EA | 5. Oktober 1960 | Haus Dreilinden, Leipzig |
Inhaltsangabe
Angesiedelt ist die Handlung in Ungarn um 1460. Das Land wird regiert von dem König Matyas, der es gut mit seinen seinen Untergebenen meint.
Andras, ein junger Bauer, macht sich auf den Weg zum König, im Auftrag der anderen Bauern in seinem Landesteil, weil der örtliche Verwalter sich nicht an die Gesetze hält. Der König hat den Ruf, dass er auch Bauern, die ihn sprechen möchten, empfängt. Andras will also eine persönliche "Eingabe" machen (wie es später in der DDR heißen sollte). Er erfährt, dass der König zwar willig ist, aber die Höflinge um ihn herum bestochen werden wollen. Dennoch vertraut er auf den guten Ruf des Monarchen.
Ihm begegnen auf dem Wege in die Hauptstadt der Präfekt Rosto mit drei jungen Frauen, die ebenfalls zum König wollen. Er habe sie eingeladen. Sie kommen aus einem kleinen Ort, in dem keine Männer mehr leben. Sie seien alle bei Feldzügen gestorben. Die Ernte verkomme allmählich auf den Feldern. Der König wolle die Frauen sprechen, um zu entscheiden, ob er dort Männer hinschicken könne.
Gleichzeitig erfährt Andras von einem Plan von Putschisten, den er - ganz königstreu - sofort beschließt zu vereiteln. Jetzt muss er erst Recht den König sprechen.
Alles macht sich auf. Es kommt zu einigen Verwicklungen, komischen Situationen, höfischen Festen und beginnenden Liebesgeschichten - wie es die Gattung verlangt - , bis es zum Aufstand kommt. Dieser wird erfolgreich durch das Volk abgewehrt. Die Bauern kämpfen an der Seite des Monarchen für dessen weitere Herrschaft. Die Anführer landen im Gefängnis, die Bauern jedoch, die sich an der Seite der Putschisten am Aufstand beteiligt haben, weil ihre Ernten zum Leben nicht ausreichten, werden vom König in den Ort mit dem Männermangel geschickt. Gleichzeitig haben zum Schluss die drei Frauen einen Mann fürs Leben gefunden: Andras, den König und denr Hofnarren, den der König zum Kellermeister befördert.
(Wolfgang Jansen)
Kritiken
"Die Librettisten haben aus dem nicht uninteressanten Stoff eine merkwürdig anmutende Verschmelzung verschiedener Ausdrucksdimensionen herzustellen versucht, die sich aber während des ganzen Abends als ziemlich heterogene Bestandteile aneinanderreiben. [...] Was im Sinne des Musiktheaters das emotionale Vorbereiten und zwangsläufige Einmünden des Dialogs oder des Rezitativs in eine Arie oder eine andere musikalische Form nennt, vermißt man in diesem Singspiel meistenteils. Es ist teilweise recht heiter und erholsam angerichtetes ungarisches Allerlei, dem man denn wegen seiner naiven Unbedenklichkeit, mit der hier Nummer an Dialog und Dialog an Nummer gereiht worden sind, auch nicht erstlich Gram sein kann.
Die Musik Istvan Sarközis versteht es, eine heitere von der sonnigen Stimmung im ländlichen Ungarn geprägte Atmosphäre zu malen, die gleich am Anfang des Stückes in der Chorszene liebenswürdig zum Ausdruck kommt. Die leicht eingängige Melodik fängt hier charakteristische Merkmale des Volkstreibens auf einem Dorfplatz ein: Freude und Ausgelassenheit. Allerdings bleibt diese in einer gewissen Behaglichkeit stecken, und auch die anschließende Tanzszene kann sich zu keinem mitreißenden Temperament steigern. Lediglich am Schluß des Stücks, im rasant wirbelnden Finale platzen endlich die Schoten. Da ist Leidenschaftlichkeit, Feuer, Dynamik. Es ist bei der allgemeinen musikalischen Gediegenheit Sarköszis zu bedauern, daß er diesen Akzenten im Stück so wenig Raum gibt.
[...] Summation: die Begegnung mit einem heiteren Werk, das in seiner positiven Stoffwahl, seiner folkloristischen Gebundenheit und seiner größtenteils eindeutigen musikalischen Potenz seine deutsche Erstaufführung rechtfertigt. Allerdings bleibt zu bedenken, ob nicht für weitere Inszenierungen nützliche Korrekturen im Interesse eines geschlosseneren Eindrucks vorgenommen werden sollten."
Torsten Marfordt: In Leipzig: Die Musterfrauen. In: Theater der Zeit, Heft 1/1961, Seite 67-69.
Medien / Publikationen
Literatur
- Leonhard Czernetzki, Doris Fischer: 150 Jahre Operette in Leipzig. Hrsg.: Freunde und Förderer der Musikalischen Komödie Leipzig, Text: Doris Fischer. Leipzig: Seemann Henschel 2009.
- Leonard Czernetzki: 100 Jahre Theaterbau Haus "Dreilinden", Spielstätte der Musikalischen Komödie. Hrsg: Freunde und Förderer der Musikalischen Komödie Leipzig, Leipzig 2012.
Kommentar
Bislang liegt das Programmheft mit der Premierenbesetzung nicht vor. Die Angaben werden eingefügt, sobald die fehlenden Unterlagen vorliegen.
Empfohlene Zitierweise
"Die Musterfrauen" ("Szelistyei asstonyok"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 10. Januar 2022.