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Moskau - Tscherjomuschki (Moskva, Čerëmuški)

Musikalische Komödie in drei Akten (fünf Bildern)


Musik von Dimitri Schostakowitsch
Text von Wladimir Mass und Michail Tscherwinski 
Deutsche Übersetzung von Ulrike Patow

 

 

Inszenierung


Bundesdeutsche Erstaufführung: 2. Juni 2000 
Theater Regensburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Kazuyuki Okamoto
  • Regie: Roberto Goldschlager
  • Bühne und Kostüme: Jochen Diederichs
  • Choreographie: Winfried Schneider
  • Chor: Karl Andreas Mehling
  • Licht: Klaus E. Zimmermann

 

Besetzung:  

  • Alexander Petrowitsch Bubenzow, glücklicher Moskauer: Wieland Satter
  • Mascha, seine Frau: Heidi Maegerlein
  • Semjon Semjonowitsch Baburow, alter Moskauer: Berthold Gronwald
  • Lidotschka, seine Tochter: Ursula Hennig
  • Boris Korezki, Gelegenheitsarbeiter: Kurt Schober
  • Sergeij Gluschkow, Chauffeur Drebednjows: Daniel Rhode
  • Ljusja, Bauarbeiterin (Eisenflechterin): Katrin Mann
  • Fjodor Michailowitsch Drebednjow, wichtigtuerischer Funktionär: Stefan Sevenich
  • Wawa, seine wichtigtuerische Frau: Maria Soulis
  • Afanassi Iwanowitsch Barabaschkin, Hausverwalter: Seth Malkin
  • Bürger: Opernchor des Theaters Regensburg
  • Stimme vom Band: Heinz Müller

 

 

 

Premierenchronik

UdSSR UA 24. Januar 1959 Operettentheater, Moskau
DDR Dspr. EA 4. Juli 1960 Platz der Jugend, Rostock
DDR Dspr. EA 3. November 1962 Theater Kleines Haus Dreilinden, Leipzig
GB EA 19. Oktober 1994 Lyric Theatre, Hammersmith London
D EA 2. Juni 2000 Theater, Regensburg
A EA 7. Mai 2005 Kammeroper, Wien

 

 

 

Inhaltsangabe

 

"Ort und Zeit: Die Tscherjomuschki-Siedlung in Moskau, 1950er Jahre.

Ende der fünfziger Jahre erscheinen neue Hochhaussiedlungen am Stadtrand von Moskau. Eine davon heißt Tscherjomuschki ("Kirschbäume"). Eine bunt gemischte Schar von Freunden und Bekannten freut sich schon darauf, in den schicken neuen Wohnblocks einquartiert zu werden. Unter ihnen sind die frisch vermählten Sascha und Mascha Bubenzow, die momentan getrennt voneinander in Wohnheimen leben, da sie keine Wohnung finden. Mit dabei ist auch der alte Baburow, der noch zweifelt, ob er sein altes Zuhause in Moskau verlassen soll, und seine verkopfte Tochter Lidoschka, die – wie Sascha Bubenzow – Führungen in einem Museum leitet. Auch Boris, ein Sprengstoffexperte, ist unter ihnen; er verliebt sich bald in Lidoschka. Neben ihnen gibt es noch Sergej, einen Chauffeur für ein hohes Tier der Stadtregierung, und Lusia, die zeitweilig seine Freundin ist und als Kranführerin in der Tscherjomuschki-Siedlung arbeitet. Leider ist Sergejs Chef Drebedniow korrupt. Zusammen mit dem Hausmeister Barabaschkin versperrt er den Zugang zu den neuen Wohnungen.

Drebedniow hat gerade eine schicke junge Frau geheiratet, die platinblonde Wawa, und möchte für sie beide zwei Wohnungen zu einem Luxusapartment zusammenlegen. Da Barabaschkin die Schlüssel nicht hergibt, hebt Lusia Boris und Lidoschka mit dem Kran zu der Wohnung hinauf, in die die Baburows ziehen wollen. Während sie sich die Wohnung ansehen (und sich dabei etwas näher kommen), brechen Drebedniow und Barabaschkin plötzlich von der anderen Seite ein Loch in die Wand, und die jungen Leute werden hinausgeworfen.

Sascha und Mascha haben sich die Schlüssel von ihrer neuen Wohnung besorgt und geben eine Einweihungsparty. Da kommt Lusia und berichtet von Drebedniows Absicht, die Baburows am Beziehen ihrer rechtmäßigen neuen Wohnung zu hindern. Entsetzt tun sich die neuen Tscherjomuschki-Mieter unter Lusias Führung zusammen und bauen einen Zaubergarten mit einer Wahrheitsbank. Jeder, der auf der Bank sitzt, muß die Wahrheit sagen. Drebedniow, Wawa und Barabaschkin werden alle vorgeführt und entmachtet. Die beiden Liebespaare, Lusia und Sergej sowie Boris und Lidoschka, werden vereint und alle leben glücklich bis an ihr Ende."

(aus: Online-Angaben des Bühnenverlags Boosey & Hawkes / Sikorski)

 

 

Kritiken

 
"An der Musik liegt es nicht: die changiert zwischen Offenbach und Lehár, gewürzt mit dem Tonfall seiner eigenen Filmmusiken und Jazzsuiten. Er dachte an seine frechen, frühen Sachen und wollte mit einer populären Musik breite Massen erreichen. Schon das Lied «Tscherjomuschki» (Betonung auf dem o) ist ein Ohrwurm, der die ganze Operette durchzieht. In Regensburg, das das Stück zum ersten Mal in Westdeutschland aufführt (in der DDR war es in der Übersetzung von Kuba gern gesehen, im Berliner Metropol-Theater– «Alle helfen Lidotschka» – und in Rostock mit seinen Plattenriegeln auch – «Alte Stadt, neue Stadt»), gelingen besonders schön die flotten Orchesterzwischenspiele, die für futuristische Balletteinlagen genutzt werden. Da treten nicht nur Picassos Wolkenkratzer oder Schlemmers Triadisches Ballett auf, sondern tanzen auch die Möbel (Choreographie: Winfried Schneider). Und wie Seth Malkin als der spindeldürre Hauswart Barabaschkin da mittanzt – alle Achtung!

Schostakowitsch wollte offenbar an die durchkomponierte Filmschnitt-Dramaturgie seiner Oper «Die Nase» oder seiner Ballette anknüpfen, und diese flotte Szenenfolge nutzt Roberto Goldschlagers Regie zu revuehaftem Tempo. Kazayuki Okamoto sorgt nachdrücklich für Schwung im Orchester, und der Chor wird es auch noch schaffen, nicht zu schleppen. Das Stück braucht Pep. Die Orchestrierung ist eigentlich zu schwer für ein Haus wie das Velodrom, in dem das Regensburger Theater während der Generalsanierung seines Stammhauses spielt, da ist viel Blech und Schlagzeug im Einsatz, und das müsste abgefedert werden. Abgefedert werden müsste eigentlich auch die ganze Geschichte, sonst stürzt sie in den Schwank. Das Bühnenbild von Jochen Diederichs ist für die Inszenierung praktisch, bleibt aber selbst im Zaubergarten des Schlusses, der die Auflösung aller Probleme ins Reich der Illusion verschiebt, nicht zauberhaft und leicht genug für diese Operette."

Bernd Feuchtner: Regensburg. Schostakowitsch: Moskau-Tscherjomuschki, Alle lieben Lidotschka. In: Opernwelt, Band 41, Heft 7/2000, Seite 46.

 

 

Kommentar

 
Die deutschsprachige Erstaufführung, Textfassung von Kurt Barthel (Pseudonym: Kuba) und Hanns Anselm Perten, erhielt den Titel "Meine junge alte Stadt". Siehe unter diesem Titel hier im Lexikon.

Die Vorlage war so stark verändert worden, dass die Fassung nicht wie verabredet vom Henschel-Verlag in den Vertrieb aufgenommen wurde. Stattdessen wurde eine neue Übersetzung in Auftrag gegeben, die am 3. November 1962 unter dem Titel "Alle helfen Lidotschka" in der Musikalischen Komödie, Leipzig, zur Erstaufführung kam.

Die erste bundesdeutsche Inszenierung in neuer Übersetzung fand in Regensburg statt. Erstmals wurde auch der Originaltitel übernommen.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Moskva, Cheremushki". Premiere recording of the complete operetta, Russian State Symphonic Capella, Dirigent: Gennady Rozhdestvensky. Chandos Records 1997, CHAN 9591(2). (2xCD)

 

Video / DVD

  • "Cheriomushki" (engl. Titel: "Cherry Town"). UdSSR 1963, Regisseur: Herbert Rappaport, Released als DVD 2007, Universal. (1xDVD)

 

Literatur

  • Krzysztof Meyer: Schostakowitsch: Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Mainz: Schott 1998.
  • Stefan Weiss: Die Großstadt im Musiktheater Dmitri Schostakowitschs, Zwei Studien. In: Stefan Weiss, Jürgen Schebera (Hrsg.): Street Scene, Der urbane Raum im Musiktheater des 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Band 6, Münster u.a.: Waxmann 2006, Seite 161-188.
  • Wolfgang Jansen: From "Trembita" (1952) to "The King David Report" (1989), Operettas and musicals from European socialist countries in the repertoire of the GDR. In: Ders. (Hrsg.): Popular Music Theatre under Socialism, Operettas and Musicals in the Eastern European States 1945 to 1990. Populäre Kultur und Musik, Band 30, Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 143-172.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Moskau - Tscherjomuschki" ("Moskva, Čerëmuški"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu.

Letzte inhaltliche Änderung: 19. Juli 2023.