Metropolis
Musical in zwei Akten (20 Bildern)
Musik von Joseph Brooks
Buch und Songtexte von Joseph Brooks und Dusty Hughes
Frei nach dem gleichnamigen Stummfilm von Fritz Lang
Deutsche Fassung für das Stadttheater Lüneburg von Maria Moritz
Musikalische Einrichtung für das Stadttheater Lüneburg von Jonathan Schell
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 15. September 1990
Stadttheater Lüneburg, Bundesrepublik Deutschland
- Regie: Thomas Bayer
- Musikalische Leitung: Jonathan Schell
- Choreographie: Guillermo Arrigone
- Bühnenbild: Ulrich Hüstebeck
- Kostüme: Félicie Lavaulx-Vrécourt
- Chöre: Marius Bading
Besetzung:
- Joh Fredersen: Berthold Gronwald
- Maria / Futura: Gabi Kuhn
- Freder: Willi Welp
- Rotwang: Eberhard Neitzel
- Der Schmale: Manfred Ohnoutka
- Georg: Michael Renier
- Jade: Kirsten Spick
- Grot: Horst Vladar
- lake: Jessica Higgins
- Marco: Previn Moore
- Lulu: Christine Nühs
- Arbeiter: Erkki Hopf
- Ballett, Chor, Extra-Chor, Kinder-Chor sowie Gäste und Mitglieder des Orchesters des Stadttheaters Lüneburg
Premierenchronik
GB | UA | 8. März 1989 | Picadilly Theatre, London |
D | Dspr. EA | 15. September 1990 | Stadttheater, Lüneburg |
Inhaltsangabe
"1. Akt
Maria erteilt den Kindern verbotenerweise Unterricht. Grot überrascht sie dabei und verwarnt Maria. Während einer Schicht wird die Arbeiterin Jade tödlich verletzt. Die Arbeiter lehnen sich gegen ihre Lebensbedingungen auf und drängen Maria, endlich etwas zu unternehmen. Sie will daraufhin den Kindern die Oberstadt zeigen.
Joh Fredersen, der Regent von Metropolis, verherrlicht die absolute Automation und beauftragt zusammen mit dem ´Schmalen´, seiner rechten Hand, den Erfinder Rotwang einen perfekten, menschenähnlichen Roboter zu bauen. Sein Sohn Freder wehrt sich gegen die väterliche Autorität. Freder sucht nach anderen Lebensinhalten. Freder fühlt sich bei den Eliten nicht mehr zuhause. Die Kinder sind überwältigt vom Anblick der Oberstadt. Maria bringt ihren Zorn gegen die Eliten zum Ausdruck. Als der Schmale sie zurückschickt, entschließt sich Freder, ihnen zu folgen, um die Unterstadt kennenzulernen. Joh Freder wird alarmiert.
Freder mischt sich unter die Arbeiter, um Maria wiederzusehen. Er tauscht mit dem Arbeiter Georg die Kleidung. Freder nimmt an einer geheimen Zusammenkunft der Arbeiter teil. Der Schmale und Joh Fredersen beobachten dies unbemerkt.
Freder - den Grot für einen Arbeiter hält - muß eine Doppelschicht ableisten. Maria wird festgenommen. Georg - inzwischen in der Oberstadt - fühlt sich hilflos in dieser ihm unbekannten Welt. Joh Fredersen möchte, daß Rotwangs Roboter Marias Gesicht erhält.
2. Akt
Georg wird vom Schmalen erkannt. Freder verhindert, daß man ihn abführt. Futura wird den Eliten vorgeführt. Freder ist verwirrt.
Georg möchte Freder für die Interessen der Arbeiter gewinnen, doch Freder ist mit seinen Gedanken bei Maria. Futura täuscht als Maria die Kinder. Rotwang erfährt seine Machtlosigkeit. Auch die Arbeiter lassen sich von Futura täuschen.
Rotwang befreit Maria, damit sie in die Unterstadt zurückkehren kann. Der Unwille der Arbeiter hat seinen Höhepunkt erreicht. Futura in Marias Gestalt verwirrt sie vollends. Feuer kündigt eine Katastrophe an. Als die ´falsche´ Maria verbrennt, kehrt die ´echte´ Maria zu den Arbeitern zurück. Joh Fredersen zerstört - im Glauben seinen Sohn verloren zu haben - Metropolis.
Die Explosion hat stattgefunden. Kann sich jemand retten?
(aus dem Programmheft zur deutschsprachigen Erstaufführung)
Kritiken
"Komponist und Autor Joseph Brooks wollte mit ´Metropolis´ in die Metropole London, um den Trivialitäten-Shows aus der Lloyd-Webber-Fabrik Konkurrenz zu machen. Doch die Sache ging daneben: Im Picadilly Theatre setzte 1989 Spektakel-Spezialist Jerome Savary rund acht Millionen Mark in den Sand. ´Metropolis´ floppte, obwohl das Stück nicht mehr und nicht weniger Substanz hat, als etwa ´Starlight Express´ oder ´Phantom der Oper´ - die Story ist im Ansatz eher besser, die Musik dümpelt in derselben routinierten Harmlosigkeit mit einigen im Ohr klebenden Melodien. [...]
Was die prätentiöse Handlung in Lüneburg sehenswert macht, ist die unprätentiöse Inszenierung Thomas Bayers und seines Bühnenbildners Ulrich Hüstebeck. Hinter der Bühne rotiert das technische Personal: Es gibt keine Sekunde Stillstand, die Szenen gleiten raffiniert und rasant ineinander, Unstimmigkeiten sind kaum spürbar. Die Arbeitsräder in der Unterstadt und die Rüstung der Roboterpuppe Futura sind eng an der Vorlage orientiert, der Kommandostand und das Labor auf Rollen sind ebenso geschickt auf die beengten räumlichen Verhältnisse abgestimmt wie die Szenen der hervorragenden Kinder von ´Metropolis´.
[...] Höhepunk der Inszenierung ist das Finale. Bei der Premiere ging Metropolis derart blitzend und krachend unter, daß manche Zuschauer schon nach Notausgängen suchten und in der ohnehin hoch belasteten Tonanlage noch ein paar Endstufen durchknallten. Am Ende stapfte das überlebende Traumpaar durch Trockeneisnebel in eine lichte Zukunft und das Publikum applaudierte im Stehen."
Walter Wigand: Metropolis - Deutschsprachige Erstaufführung der düsteren Zukunftsvision. In: Das Musical, die Musicalzeitschrift, Heft 26, Dezember 1990 / Januar 1991, Seite 12 - 13.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- OLC 1989 2-CD Jay 1248/ TER
Empfohlene Zitierweise
"Metropolis". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 25. Dezember 2019.