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Mata Hari

Musical


Musik von Marc Schubring
Text von Kevin Schroeder
Nach einer Idee von Marc Schubring und Kevin Schroeder
Orchestration von Marc Schubring
Pop-Tracks produziert von Kraans de Lutin

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 23. März 2023
Staatstheater am Gärtnerplatz, München, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Andreas Partilla
  • Regie: Isabella Gregor
  • Bühne: Karl Fehringer, Judith Leikauf
  • Kostüme: Alfred Mayerhofer
  • Choreographie: Adam Cooper
  • Licht: Michael Heidinger
  • Video: Raphael Kurig, Meike Ebert, Christian Gasteiger

 

Besetzung:  

  • Mata Hari, Popstar: Ann Sophie Dürmeyer
  • Margaretha Geertruida "Griet" Zelle: Florine Schnitzel
  • Rudolph "Johnny" MacLeod, Margarethas Ehemann: Armin Kahl
  • Friga van Rheede, verwitwete Offiziersgattin: Dagmar Hellberg
  • Jeroen Kuipers, Luitenant: Gunna Frietsch
  • Cornelis Fock, General: Erwin Windegger
  • Manon, Backgroundsängerin: Julia Sturzlbaum
  • Inés, Backgroundsängerin: Denise Lucia Aquino
  • Jean-Pierre, Backgroundsänger: Christian Schleinzer
  • Merbati, Tagesmutter im Hause der MacLeods: Xiting Shan
  • Ensemble: Denise Lucia Aquino, Tracey Adele Cooper, Gunnar Frietsch, Martin Hausberg, Leopold Lachnit, Frances Lucey, Ann-Katrin Naidu, Peter Neustifter, Holger Ohlmann, Elaine Ortiz Arandes, Christian Schleinzer, Xiting Shan, Julia Sturzlbaum, Erwin Windegger
  • Tänzer / Tänzerinnen: Giovanni Corrado, Marta Di Giulio, Deniz Doru, Thiago Fayad, Giulia Vazzoler, Andrea Viggiano

 

 

 

Mata Hari Bild 3

Florine Schnitzel (Margaretha Geertruida »Griet« Zelle)

© Staatstheater am Gärtnerplatz / Foto: Marie-Laure Briane

 

 

Premierenchronik

D UA 23. März 2023 Staatstheater am Gärtnerplatz, München

 

 

Inhaltsangabe

 

"Schon zu Lebzeiten war sie ein Mythos, ihr tragischer Tod 1917 vor den Flinten eines Erschießungskommandos machte sie vollends zur Legende: Mit 19 brach Margaretha Geertruida »Griet« Zelle aus der niederländischen Provinz auf, um die Welt zu erobern. Den Kopf voller Träume, versuchte sie sich als Offiziersgattin und Mutter auf Java. Doch sie wollte mehr – und wurde zu einer der berühmtesten Frauen ihrer Zeit. Als schamlos-moderne Rebellin gegen Grenzen und Regeln, als exzentrische Diva auf Europas Bühnen, als Männerfantasie und schließlich als Doppelspionin: Mata Hari!

Bis heute umgibt ein dichtes Netz aus Sage und Fiktion die Figur ´Mata Hari´. In ihrem brandneuen Musical machen sich Marc Schubring und Kevin Schroeder auf eine spannende musiktheatrale Spurensuche, wie Griet zu Mata Hari wurde, und transportieren den Mythos ins Hier und Jetzt. Als klassisches Book-Musical und modernes Pop-Event, für das das Theater zum Dancefloor wird, spüren sie einer Frau nach, die – ihrer Zeit weit voraus – besessen von Aufmerksamkeit, Show und Selbstverwirklichung war und ´alternative Fakten´ zuhauf schuf. Doch was ist Lüge? Was Wahrheit?"

(aus: Website des Staatstheaters am Gärtnerplatz)

 

 

Mata Hari Bild 1

Ann Sophie Dürmeyer (Mata Hari, Popstar), Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz

© Staatstheater am Gärtnerplatz / Foto: Marie-Laure Briane

 

 

Kritiken

 
"Dass das Duo einen eigenen Dreh für seine Annäherung suchte, ist gut und richtig, verwirrt aber auch ein wenig. In erster Linie, weil die spektakulärsten Momente bewusst ausgespart werden und sich die Haupthandlung auf die frühe Lebensphase in Java konzentriert, wohin es die junge Frau nach ihrer Ehe mit einem Offizier verschlägt. Alle delikaten Details werden lediglich indirekt über Video-Zuspielungen kommuniziert, in denen fiktive Zeugenaussagen jene Ereignisse aufrollen, die zu Mata Haris Hinrichtung führten.

Parallel dazu erlebt man immer wieder eingeschobene Auftritte einer schillernden Pop-Diva. Einer ins Heute übersetzten Vision der Kunstfigur Mata Hari, deren Songs das Geschehen mal spiegeln, mal kommentieren und stilistisch in scharfem Kontrast zum typischer 90er-Musical-Sound stehen, der in den dahinplätschernden und leider oft langatmigen Erzählpassagen kultiviert wird. Quasi zwei Stücke zum Preis von einem, die sich aneinander reiben, aber nur selten zusammenfinden.

[...] Zwölf ohrwurmträchtige Songs, teils deftig getextet, denen Erfolgsproduzent Kraans de Lutin mit stampfenden Elektro-Beats den letzten Schliff gab. Dies vom Orchester unter Andreas Partillas Leitung mit ordentlich Bombast aufgeladen und von Choreograf Adam Cooper dynamisch im MTV-Style in Szene gesetzt. Schubrings Vorbilder lassen sich nur schwer verleugnen. Wenn der Ozeandampfer Richtung Java in See sticht, fühlt man sich unweigerlich an Maury Yestons 'Titanic'-Musical erinnert, während nach Ankunft in der Kolonie nicht an operettenhaftem Fernost-Lokalkolorit gespart wird. Und für die Revuenummern scheint neben den einschlägigen Pop- und Schlager-Diven der Londoner West-End-Hit 'Six' Pate gestanden zu haben, der auf ähnliche Weise einen historischen Stoff in charttaugliche Songs verpackte."

Tobias Hell: Zwei Schicksale mit einer Klappe: „Mata Hari“ am Gärtnerplatz. In: Münchner Merkur, 27. März 2023.

 

"Bei der Uraufführung am Münchner Gärtnerplatztheater zeigt sich allein dramaturgisch eine große Schwäche. Offenbar konnte sich das Schöpfer-Duo nicht entscheiden, was es wollte. Das Ergebnis: von allem etwas.

[...] Warum und wie aus diesen 'Szenen einer Ehe' die frivole, spionierende Mata Hari wird, lässt das Musical offen. Auch die politische Zeitgeschichte wird ausgeklammert. Nur in eingeblendeten Filmsequenzen werden Bezüge zum Strafprozess von 1917 in Paris gegen Mata Hari wegen Hochverrats hergestellt. Sie deuten vor allem an, was alles aus dem Stoff hätte herausgeholt werden können.

[...] So gestaltet Florine Schnitzel die private Griet. Als Mata Hari singt Ann Sophie Dürmeyer Pop-und Rocksongs, die Lieder changieren zwischen Rammstein, Sarah Connor und Helene Fischer. Wenn der Spionagestoff kurz angerissen wird, ist noch ein Schuss James-Bond-Sound dabei. Auf diese Song-Einlagen beschränkt sich die Karriere von Griet als Nackttänzerin. Schade, denn hier schlummert genauso viel Potential wie im Politischen. Die liebevolle Regie von Isabella Gregor deutet das durchaus an. Mehr als das lässt der Text allerdings nicht zu. Dafür aber wirkt die stilistische Mischung aus Pop und Rock einerseits und sinfonischem Musiktheater andererseits für deutsche Musical-Verhältnisse ausgesprochen originell."

Marco Frei: Spionin ohne Spitzenhöschen, Wehmütige Erinnerung an den Doris-Day-Film: Das Musical "Mata Hari" am Münchner Gärtnerplatztheater ist unterhaltsam, aber nicht gesellschaftskritisch. In: Bayerische Staatszeitung, Nr. 13, 31. März 2023.

 

"Das wäre inhaltlich und wohl auch von den Texten her – trotz 'geil' und 'beknackt' – ergiebig, wenn verständlich. Doch die hinten sitzenden Tontechniker sind engstirnig 'Sound-süchtig' und betriebsblind: sie kennen Werk und Text aus der Probenzeit und leerem Theater, denken 'Publikum schluckt Lautstärke', denken aber scheint es überhaupt nicht an das Publikum als 'Erst- und Einmal-Hörer' – und lassen es à la 'Wir können Stadion wie Club' so richtig wummern. Prompt blieb allzu viel unverständlich, dafür konnte sich der James-Bond-Filmfreund speziell im zweiten Teil an großem Kino-Sound erfreuen – ärgerlich!

Das Autoren-Duo Schubring-Schroeder hat den Ehe-Kleinkrieg viel zu breitgetreten, so dass Isabella Gregors Inszenierung nur blieb, auf den Projektionsflächen immer mal Häppchen der Zeugen- und Kläger-Aussagen per Video einzuspielen, dazu dann noch völlig unergiebiges, also überflüssiges und somit störendes Live-Video filmen zu lassen. Dabei bot die zerklüftete, drehende und vielfältig fahrende Hebe- und Versenkbühne von Karl Fehringer und Judith Leikauf samt dem Lichtzauber von Michael Heidinger und noch oftmals füllig wallendem Bühnennebel schon eine Reizfülle, die völlig ausreichte. Dazu kam dann aber schon auch noch opulenter Kostümzauber zwischen arroganten Kolonial-Damen von 1900 sowie heutiger Pop-Bühnen-Show von Alfred Mayerhofer und schließlich auch noch Adam Coopers Einlagen für sechs stilistisch vielfach geforderte Tänzerinnen und Tänzer, die allerlei zwischen Show und Totentanz beisteuerten.

Doch der Aufwand fügte sich weder zum Schicksalsdrama noch zur Nachtclub-Show à la Alcazar – so dramaturgisch reizvoll der Duett-Schlussauftritt beider Protagonistinnen im schwarzen und farbigen Exotik-Kostüm auch gedacht war. Das alles schmälert nicht den zu Recht ungetrübten Schlussjubel für Dirigent Andreas Partilla, der musikalisch alles zusammenhielt und die Übergänge der zutreffend befremdlichen lang-opulenten Background-Zuspielungen zum Live-Musizieren des Orchesters sehr gut meisterte – dann aber auch für das ausgezeichnet differenzierte Solisten-Ensemble, in dem hinter dem Ehemann MacLeod von Armin Kahl 'alle von Rang und Namen im Gärtnerplatz' engagiert mitspielten. Wars ein Musical…?"

Wolf-Dieter Peter: Untergang im Männergetriebe, Uraufführung des Musicals „Mata Hari“ im Münchner Gärtnerplatztheater. In: nmz, Neue Musikzeitung online, 24. März 2023.

 

 

Mata Hari Bild 2

Florine Schnitzel (Margaretha Geertruida »Griet« Zelle), Armin Kahl (Rudolph »Johnny« MacLeod, Margarethas Ehemann), Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz

© Staatstheater am Gärtnerplatz / Foto: Marie-Laure Briane

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Julia Keay: Mata Hari, Tänzerin - Femme fatale - Spionin. Aus dem Amerikanischen von Bernd Lenz, München: Heyne 1989.
  • Fred Kupferman: Mata Hari, Träume und Lügen. Aus dem Französischen von Adelheid Witt, Berlin: Aufbau 1992.
  • Brygida Ochaim: Mata Hari. In: Brygida Ochaim, Claudia Balk: Varietétänzerinnen um 1900, Vom Sinnenrausch zur Tanzmoderne. Frankfurt/M.: Stroemfeld 1998, Seite 131.

 

 

Kommentar

 

Das Musical war ein Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz, München.

Karl Fehringer und Judith Leikauf wurden von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Bestes Bühnenbild" nominiert, Armin Kahl in der Kategorie "Bester Darsteller in einer Hauptrolle".

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Mata Hari". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 18. September 2023.