Heute abend: Lola Blau [Berlin]
Musical für eine Schauspielerin
Musik und Texte von Georg Kreisler
Inszenierung
DDR-Erstaufführung: 17. Oktober 1981
Probebühne Metropol Theater, Berlin, DDR
- Musikalische Leitung: Werner Schieke
- Regie: Gerd Grasse
- Ausstattung: Hans-Joachim Voeltzke
- Choreographische Mitarbeit: Lothar Hanff / Eva Reinthaller
Besetzung:
- Lola Blau: Maria Mallé
- am Flügel: Karl-Heinz Rosenbusch / Werner Schieke
- Sprecher: Erika Grajena / Wolfgang Borkenhagen / Gerhard Printschitsch / Robert Trösch / Gerry Wolff
Premierenchronik
A | UA | 17. September 1971 | Theater in der Josefstadt, Wien |
DDR | EA | 17. Oktober 1981 | Probebühne Metropol Theater, Berlin |
Inhaltsangabe
"1938 in Österreich. Lola träumt von ihrer Karriere. Blauäugig ignoriert sie die politische Situation und packt fröhlich ihre Koffer, um ihr erstes Engagement anzutreten. Die Realität zerstört ihre Träume. Hitler marschiert in Österreich ein. Das Engagement wird abgesagt, die jüdische Künstlerin sitzt auf der Straße. Lola ahnt nicht, daß sie ihre Koffer gepackt hat, um fast ein Jahrzehnt zu emigrieren. Sie steht dem Antisemitismus genauso hilflos gegenüber wie dem eigenen Judentum. Sie ist ohnmächtig gegen die sturen Schweizer, wütet ohnmächtig gegen die Sex-Karriere in Amerika, und am Schluß ist sie wieder ohnmächtig gegen die Ewig-Gestrigen in Österreich."
H. Benack: Heute Abend: Lola Blau. In: Städtische Theater Chemnitz Theater - Die Zeitung, 12/1991, Seite 2.
Kritiken
"Kreislers Musik wirkt schlicht, klar und treffsicher, allein schon der Klavierpart ist reich an Stimmungswerten durch harmonische und rhythmische Finessen. In Eigenes integriert Kreisler Zitate, darunter Wiener Walzer, Brahms' Liebesliederwalzer, Mozarts Sonata facile (diese für eine köstlich, tiefsinnige Zeit-Parodie in arioser Aufmachung). Werner Schieke war Kapellmeister vom Dienst. Sein hellwaches Klavierspiel verschmolz bewundernswert legeres Begleiten und brillantes Mitgestalten und auch ein Ton im zarten Piano besaß so viel inneres Leben, daß er die Seele des Zuhörers erreichen vermochte.
Ausstatter Joachim Voeltzke drapierte die Bühnenwand seines 'Mini-Cabarets' mit Zeitdokumenten (Zeitungsfetzen) und umrahmte den Spielpodest-Ausschnitt mit Leuchtbildern, die den jeweiligen Arbeitsort Lola kennzeichneten. Dekorationen und Requisiten waren dezent, teils nur andeutend, mitunter zu einfach, die Kleider der Lola wirkungsvoll auf den Leib geschneidert."
Dietmar Fritzsche: Umkehr von Aufwand und Wirkung. DDR-Erstaufführungen im Berliner Metropol Theater. In: Theater der Zeit, Heft 1/1982, Seite 11-12.
"Maria Mallé hat Gelegenheit, ihr vielseitiges Können zu präsentieren. Sie fesselt die Zuschauer immer wieder, macht sie betroffen, löst befreiendes Lachen aus. Nur wenige Requisiten und einige wandlungsfähige Kostüme genügen ihr. Gewiß: Mancher Wandel in der Haltung der Lola vollzieht sich etwas zu abrupt. Oft jedoch nutzt Kreisler geschickt die Möglichkeiten, durch Kontraste, durch Verknüpfungen von Gegensätzlichem Nachdenklichkeit zu erreichen. Und die Darstellerin versteht es, den Spannungsbogen über die gesamte Dauer des Stückes zu halten. Am überzeugendsten ist sie, wo ihr kabarettistisch-komödiantisches Talent zum Tragen kommt."
Günter: Görtz: Lola Blau - die Einsichten einer Sängerin. Musical für eine Darstellerin auf der Metropol-Probebühne. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der SED, 20. Oktober 1981, Seite 4.
"Da Kreisler ohnehin stets mühelos einen ganzen Abend bestreitet, kam er auf den Gedanken, eine solche Programmfolge einmal als 'Musical für eine Schauspielerin' zu kreieren. 'Heute abend: Lola Blau' nennt sich das Œuvre, das vom Metropol-Theater auf der Probebühne im 4. Stock zur DDR-Erstaufführung gebracht wurde. Mit Musiktheater im eigentlichen Sinne hat das Ganze wenig zu tun, auch wenn sich's, wie gesagt, 'Musical' nennt. Aber es bietet eine Reihe höchst geistreicher, auch kompositorisch gekonnter Kabarett-Nummern. Konkurrenz des Metropol-Theaters zum Institut im Vorderhaus?
[...] Es versteht sich von selbst, daß der historische Hintergrund in Form von Toncollagen zwischen Johann Strauß'scher Walzerseligkeit und Geschützsalven im Metropol-Theater mitgespielt durch dokumentarisches Bildmaterial verdeutlicht wird (Inszenierung: Gerd Grasse, Ausstattung: Joachim Voeltzke). Die Stichwort-Geber und Randfiguren am Wege der Schauspielerin kommen per Tonband (Erika Grajena, Wolfgang Borkenhagen, Gerhard Printschitsch, Robert Trösch und Gerry Wolff)."
Manfred Schubert: Ein-Frau-Abend mit Esprit und Tiefgang. "Heute abend: Lola Blau" im Metropol-Theater. In: Berliner Zeitung, Nr. 248, 21. Oktober 1981, Seite 7.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
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"Heute Abend: Lola Blau". Ewa Teilmans, Gesang & Wilhelm Rodenberg, Klavier. Musicom. (1xCD).
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"Heute Abend: Lola Blau". Original Fürth Cast, 1999. (1xCD).
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"Heute Abend: Lola Blau". Mit Topsy Küppers aus dem Theater in der Josefstadt.. Preiser Records. (2xCD).
- "Heute Abend: Lola Blau". Mit Maria Mallé, 1988. Litera (DDR). (1xLP).
Literatur
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Georg Kreisler: Heute abend: Lola Blau und Nichtarische Arien. Henschel Verlag, Berlin 1985.
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Georg Kreisler: Doch gefunden hat man mich nicht. Atrium Verlag, 2014.
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Hans-Jürgen Fink & Michael Seufert: Georg Kreisler - Gibt es gar nicht. Biografie. Fischer Taschenbuch, 2007.
Kommentar
Nach der Uraufführung in Wien wurde das Kammermusical an vielen deutschsprachigen Bühnen aufgeführt. Die Erstaufführungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz müssen noch eruiert werden.
Empfohlene Zitierweise
"Heute abend: Lola Blau [Berlin]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 12. April 2024.