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Les Misérables [Wien]

Musical


Musik von Claude-Michel Schönberg
Französisches Originallibretto von Alain Boublil und Jean-Marc Natel  
unter Verwendung weiterer Vorlagen von James Fenton
nach dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo 
Liedtexte  von Herbert Kretzmer  
Orchestrierung von John Cameron
Deutsche Übersetzung von Heinz Rudolf Kunze

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 15. September 1988
Raimund Theater, Wien, Österreich
 

  • Musikalische Leitung: Caspar Richter
  • Regie Wien: Gale Edwards
  • Original Inszenierung: Trevor Nunn und John Caird
  • Ausstattung: John Napier
  • Co-Design: Keith Gonzales
  • Lichtregie: David Hersey
  • Co-Lichtregie: Betsy Pool
  • Musical Supervision: Martin Koch
  • Sounddesign: Jonathan Deans
  • Kostüme: Andreane Neofitou


Besetzung:

  • Fantine: Christine Rothacker / Esther Stein
  • Cosette: Morenike Fadayomi / Joke De Kruijf
  • Eponine: Jean Comerford / Katrin Schober
  • Jean Valjean: Reinhard Brussmann 
  • Madame Thénardier: Susanne Altschul / Sabine Steincke
  • Monsieur Thénardier: Peter Faerber / Viktor Gernot
  • Enjolras: Alexander Diepold / Thomas Sigwald
  • Marius: Felix Martin / Marcello De Nardo
  • Bamatabois / Grantaire: Viktor Gernot
  • Bischof / Lesgles / Combeferre: Peter Thunhart
  • Combeferre / Bischof / Lesgles: Jesse Webb
  • Courfeyrac: Ferdinand Lundahl
  • Feuilly: Thomas Sigwald
  • Joly: Daniel Chretien
  • Jean Prouvaire / Zuhälter: Andreas Goebel
  • Vorarbeiter / Brujon: John Wiseman
  • Montparnasse: Dean Welterlen
  • Zuhälter / Claquesous: Norberto Bertassi
  • Babet: Marcello De Nardo
  • Alte Bettlerin / 1. Hure: Marika Lichter
  • Hure / Fabrikarbeiterin: Annika Bruhns
  • Hure / Fabrikarbeiterin: Esther Stein
  • Straßenjunge: Joke De Kruijf
  • Hure: Katrin Schober
  • 1. Fabrikarbeiterin: Michaela Fussi
  • Alte Frau / Frabrikarbeiterin: Ruth Hale
  • Junge Prostituierte: Patricia Simpson
  • Haarkäuferin: Sabine Steincke
  • Swing: Suzan Zeichner / Sue Rosenberg / Fritz Rehrnbeck / Uwe Kröger
  • Gavroche: Aris sas / Dieter Drobnik / Dominik Kaschke
  • Cosette: Katrin Fuchs / Cornelia Mauser / Leni Tanzer
  • Eponine: Manuela Kirisics / Barbara Kisic / Jasmin Madwar / Romana Mayerhofer

 

 

Premierenchronik

GB UA 30. September 1985 Barbican Theatre, London
USA EA 12. März 1987 Broadway Theatre, New York
A Dspr. EA 15. September 1988 Raimund Theater, Wien
D EA 26. Januar 1996 Musical-Theater Duisburg
CH EA 10. März 2007 Theater St. Gallen

 

 

 

Inhalt

 

"Frankreich zwischen 1815 und 1832. Basierend auf Victor Hugos Roman-Welterfolg erzählt das Musical vom Schicksal eines entlassenen Sträflings, Jean Valjean, der nach 19 Jahren Haft als Kettensträfling ein neues, ehrsames Leben begonnen hat. Er besitzt unter anderem Namen eine Fabrik und nimmt sich als Bürgermeister der Fabrikarbeiterin Fantine an, die aus Not eine Dirne geworden war. Der sterbenden Fantine verspricht Valjean, sich um ihre Tochter Cosette zu kümmern und das kleine Mädchen von einem bedrückenden Dasein bei seinen Pflegeeltern, den zwielichtigen Wirtsleuten Thénardier zu befreien. Polizeiinspektor Javert verfolgt aber den ehemaligen Sträfling. Neun Jahre später geraten Valjean, Cosette, Javert und die Thénardiers in die Wirren der Straßenrevolution in Paris. Cosette hat sich in den Studenten Marius verliebt. Im Barrikadenkampf findet Thénardiers Tochter Eponine den Tod, Marius wird verwundet, Valjean rettet ihn. Auch Javert gerät gefangen in Valjeans Hände, er gibt ihn jedoch frei. Javert sieht seine Grundsätze gebrochen und gibt sich selbst den Tod. Marius tritt mit Cosette vor ihren Pflegevater, der im Sterben liegt. Valjean kann nun in dem Bewusstsein, dass Cosette eine gute Zukunft hat, aus der Welt scheiden."

(Inhaltsangabe vbw Vereinigte Bühnen Wien, 2023)

 

 

Kritiken


"Das Publikum war von der Aufführung im Raimundtheater jedenfalls genauso begeistert wie die Theaterbesucher sonstwo auf der Welt und 'Les Misérables' wird sich auch in Wien zurecht durchsetzen - da können, Gott sei Dank, die zahlreichen negativen Kritiken nichts ausrichten.

[...] Was daher im Wiener Raimundtheater auf der Bühne zu sehen war, kennt der Reisende in Sachen Musicals bereits aus London oder New York. Die Szenerie wird - schon beim Betreten des Zuschauerraums - von John Napiers atmosphärisch dichtem Bühnenbild beherrscht. Wie in den Produktionen im West End und am Broadway ragen auch in Wien zu beiden Seiten der Bühnenrampe wuchtige steingraue Wandfassaden zu den Rängen hinauf, schimmert ein glitzernder Sternenhimmel durch die Hauswände und das stilisierte Armenviertel verwandelt sich faszinierend in die Stra0enbarrikade. Noch aggressiver als im Londoner Palace Theatre oder dem Broadway Theatre in New York erschien mir im Raimundtheater allerdings die Barrikadenschlacht, deren laut böllernde Gewehre haarscharf an der Grenze zur plumpen Plakativität vorbeischossen. [...] Danach streute Co-Regisseurin Gale Edwards, die Trevor Nunns Inszenierung für Wien nachinszenierte, die Leichen effektvoll über die Barrikade. Ihr gelang es auch bestens, aus den Darstellern ein homogenes Ensemble zu formen - ein wichtiger Faktor für das Gelingen des Abends, denn 'Les Misérable' ist ja in erster Linie ein Ensemblestück.

Dem Übersetzer Heinz Rudolf Kunze ist ein hervorragender deutscher Text geglückt, den ein reichhaltiges Vokabular ebenso auszeichnet, wie eine zeitgemäße Sprache. [...] Insgesamt war die Inszenierung, deren Personenführung als schlichtweg brillant zu bezeichnen ist, bezüglich der Qualität ihren Vorläufern durchaus ebenbürtig und wenn sich die Akteure erst einmal professionelle Routine erspielt haben, wird die Aufführung vollends aus einem Guß sei."

Gerhard Knopf / Steffen Wild: Wiener Barrikaden In: Das Musical, Heft 13, Oktober/November 1988, Seite 4-7.

 

 

"Mackintosh macht die Bühne zum Massenmedium, seine Besucherzahlen machen dem Film Konkurrenz. Diese Produktionen treffen das kleinste gemeinsame Vielfache eines internationalen 'Geschmacks'; es ist hocheffektives Theater, was auch in den 'Miserablesgeboten wird: Ein Effekt jagt den nächsten, auf einer Drehbühne, die ständig in Bewegung ist, damit die Leute nicht 'abschalten' beziehungsweise zur Besinnung kommen. Es ist Theater aus der Mentalität des kommerziellen Fernsehens.

'Les Miserables' – ein Musical der Franzosen Alain Boublil (Text) und Claude Michel Schönberg (daß ein Schlager-Komponist auch 'Schönberg' heißen muß!) ist seit seiner Londoner Premiere vor drei Jahren ständig ausverkauft, der Vorverkauf der New Yorker Aufführung übertraf sogar den von 'Cats'. Die sentimentalsten Szenen aus Victor Hugos berühmtem Roman reihen sich zum Wechselbad der großen Gefühle. Volksaufstand und große Liebe, Rachsucht, Raffgier und selbstlose Hochherzigkeit – es ist viel los, und die Musik findet stets den rechten, den passenden Ton. Sie ist nie charakteristisch, sie geht nie über das hinaus, was die Bühne zeigt, aber sie illustriert hervorragend. Sie illuminiert die Szene, färbt sie ein. Und bleibt, – da ihr alles Geheimnisvolle fehlt, jede melodische Prägnanz und Eigenwilligkeit – ein simples Gedudel, sobald man genau hinhört. Und nur mit changierender Instrumentation, mit dynamischen und harmonischen 'Fluchtbewegungen' kann sie sich über die Zeit retten. Dies gibt ihr mitunter den Anschein von epischer Breite, doch hinter der Breite steckt kein Epos.

Auch die 'Arien', die eigentlich Schlager sein wollen, solche von der zähen, balladesken Art, erzählen nichts und suchen das in ausschweifenden melodischen Formeln zu verbergen. Diese Formeln stammen häufig aus dem Repertoire der Kinderlieder, schlichte melodische Gänge, so schlicht wie das Lumpenkleidchen der Cosette. Nachgemachte Armut, Unschuld, Sehnsucht, Gefühl vom Billigsten."

Martin Ahrends: Kindchen-Schema. Deutschsprachige Erstaufführung des Musicals "Les Misérables"  am Wiener Raimund-Theater.  In: Die Zeit, 23. September 1988.

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Les Misérables". Original London Cast, 1985. First Night / Red Ink 73362. (2xCD).
  • "Les Misérables" Original Broadway Cast, 1987. Decca 24151. (2xCD).
  • "Les Misérables". Original Vienna Cast, 1988. Universal 980 032-1. (2xCD).
  • "Les Misérables". Original Duisburg Cast, 1996. Polydor 531238. (1xCD).
  • "Les Misérables". Original film Soundtrack, 2012.  Universal Republic 001791602. (1xCD)

 

Video / DVD

  • "Les Misérables". 10th  Anniversary Concert at The Royal Albert Hall, 1995. Poly Band. (1xDVD).
  • "Les Misérables". Verfilmung aus dem Jahr 2012. Universal. (1xBluray).
  • "Les Misérables in Concert". 25th Anniversary Concert at the O2, London 2010. (1xBluray).

 

Literatur

  • Edward Behr: Les Misérables, History in the Making. London: Cape 1989.
  • Peter Weck (Hrsg.): Les Misérables, Die Musical Sensation in Wien. Wien: Brandstätter 1989.

 

 

Kommentar


Die britische Uraufführung war die Neufassung einer gleichnamigen französischen Vorlage, die am 22. September 1980 im Pariser Palais des Sports ihre Premiere feierte.

Die deutsche Erstaufführung war zugleich die Eröffnung des neugebauten Musical-Theaters Duisburg.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Les Misérables [Wien]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 28. November 2023.