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Lady in the Dark

Musical Play in zwei Akten


Musik von Kurt Weill
Buch von Moss Hart
Gesangstexte von Ira Gershwin
Deutsche Fassung von Roman Hinze

 

 

Inszenierung


Österreichische Erstaufführung: 18. Dezember 2021 
Volksoper, Wien, Österreich

  • Musikalische Leitung: James Holmes
  • Regie: Matthias Davids
  • Choreografie: Florian Hurler
  • Bühnenbild: Hans Kudlich
  • Licht: Michael Grundner
  • Chor: Holger Kristen

 

Besetzung:  

  • Liza Elliott, Herausgeberin der Modezeitschrift "Allure": Julia Koci
  • Dr. Alexander Brooks, Psychoanalytiker: Robert Meyer
  • Charley Johnson, Werbechef von "Allure" / Diplomat / Juwelier / Priester: Christian Graf
  • Russell Paxton, Fotograf / Beekman, Chauffeur / Zirkusdirektor: Jakob Semotan
  • Randy Curtis, Hollywoodschauspieler: Ben Connor
  • Kendall Nesbitt, Verleger / Pierre, Nachtclubbesitzer: Axel Herrig
  • Elinor Foster, Lizas Sekretärin / Sutton, Lizas Zofe: Marie-Christiane Nishimwe
  • Maggie Grant, Moderedakteurin: Ursula Pfitzner
  • Alison du Bois, Kolumnistin: Johanna Arrouas
  • Miss Bowers, Sekretärin / Miss Sullivan, Lehrerin der siebenjährigen Liza: Regula Rosin
  • Mrs. Bennett: Klaudia Nagy
  • Laufbursche: Finn Kossdorff
  • Ensemble: Lorna Dawson, Maria Gschwandtner, Anetta Szabó, Martin Enenkel, Maximilian Klakow, Oliver Liebl, Kevin Perry 

 

 

 

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Julia Koci als Liza Elliott, Ensemble

© Petra Moser/Volksoper Wien 

 

 

Premierenchronik

USA UA 23. Januar 1941 Alvin Theater, New York
D Dspr. EA 24. Mai 1951 Staatstheater Kassel
GB EA 9. Dezember 1981 Playhouse, Nottingham
A EA 18. Dezember 2021 Volksoper, Wien
CH EA 29. Oktober 2022 Theater Basel

 

 

 

Inhaltsangabe

 

In dem „Musical Play“ geht es um Liza Elliott und die Melodie eines Kinderliedes, an die sie sich nur noch bruchstückhaft erinnern kann. Sie ist Ende 30, Herausgeberin einer sehr erfolgreichen Frauenzeitschrift, mit einem älteren verheirateten Mann heimlich liiert, und der Inbegriff einer spröden Karrierefrau. Alles hat sich dem beruflichen Zielen unterzuordnen. Unvermutet jedoch zeigen sich Risse in dem Selbstbild, die so bedrohlich werden, dass sie einen Arzt aufsucht. Dort begibt sie sich in psychoanalytische Behandlung, die ihr in wilden, assoziativen Traumsequenzen die Hintergründe der Krise aufdeckt: Unbedachte Äußerungen ihres Vaters haben sie im Kindesalter in eine Art Selbsthass getrieben, der sie unbewusst zwang, ihren eigenen Körper hässlich zu finden und ihn in betont nüchterner Businessbekleidung zu verbergen. Gleichzeitig gibt sie durch die Gründung einer Modezeitschrift anderen Frauen Anleitungen zum Schönsein (was ihren Selbsthass wiederum bestätigt). Die Kompensation des selbsterzeugten Leidens und Minderwertigkeitsgefühls durch eine erfolgreiche Karriere funktioniert jedoch nicht auf Dauer. Die Zerstörungskraft ihrer Neurose treibt sie unaufhaltsam dem völligen seelischen Zusammenbruch entgegen. Erst durch die Aufhellung der Vergangenheit, an die sie sich mittels des Kinderliedes erinnert, wird der Heilungsprozess eingeleitet, der ihr schließlich auch die Wahl des richtigen Mannes erlaubt.

(Wolfgang Jansen)

 

 

 

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Julia Koci als Liza Elliott und Axel Herrig als Nachtclubbesitzer Pierre

© Petra Moser/Volksoper Wien 

 

 

Kritiken

 
"Um eines vorwegzunehmen: Wer sich bei dem 1941 in New York uraufgeführten ´musical play´ von Kurt Weill (Musik), Moss Hart (Buch) und Ira Gershwin (Songtexte) `Lady in the Dark´ ein reines Musical erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Denn die Betonung bei diesem Werk liegt auch auf ´play´, also Sprechtheater. Soll heißen: Es gibt großartige Musiknummern, aber auch sehr viele (teils langatmige) Textpassagen.

Diese dramaturgische Zwitterstellung ist auch an der Wiener Volksoper zu erleben, obwohl das Haus am Gürtel szenisch und musikalisch alles richtig macht und auch dem ´amerikanischen Weill´ zu einer Ehrenrettung verhilft."

Peter Jarolin: Psychoanalyse mit Musik. In: Kurier, 20. Dezember 2021.

 

"Einen großteils amüsanten Mix aus Sessions auf Siegmund Freuds Divan, großer Ballettshow, einer erfrischend bunten Kostümschlacht und ein bisserl Herz-Schmerz. Schade nur, dass man die Produktion nicht auf Englisch gewagt hat. Die deutschen Dialoge von Roman Hinze sind eher halbwitzig und ziehen sich.

James Holmes, der West-End-Musicalexperte, treibt das Volksopernorchester ordentlich an, sorgt für Tempo, Drive. Und für den Weill-Klang, der 1941 allerdings nur noch gelegentlich scharf klingt wie zu Bert Brechts Zeiten."

Karlheinz Roschitz: Träume auf Dr. Freuds Couch, Volksoper: Weills "Lady in the Dark". In: Kronen Zeitung, 20. Dezember 2021.

 

"Im Wesentlichen handelt es sich um ein Sprechstück über Liza Elliott, Herausgeberin einer Modezeitschrift, die sich beim Psychoanalytiker einfindet, da sie in letzter Zeit mit Entscheidungsschwäche und Ängsten zu kämpfen hat. Deren Materialisierungen sind dann wiederum als längeren Musicalnummern gehalten.

Und vor allem bei diesen Musikeinlagen laufen Regisseur Matthias Davids und sein Bühnenbildner Hans Kudlich zur Hochform auf. Hier setzt man auf schnelle Wechsel und originelle Lösungen, wenn eine Showtreppe flux zum Auto mutiert oder ein Richterstuhl sich in einem weiblichen Torso findet. Mit großem Ensemble und den von der in jeder Hinsicht eleganten Julia Koci und dem quirligen Sprechakrobaten Jakob Semotan angeführten Leadsängern gelingt hier ein Feuerwerk der Broadwayklänge aus der US-Phase Kurt Weills, auf die immer wieder mit einer gewissen europäischen Arroganz geblickt wird. [...]

Die Schwäche der ´Lady in the Dark´ stellen hingegen die langen Textpassagen dar. Zum einen sind gute Sängerinnen und Sänger nicht per se gute Schauspielerinnen und Schauspieler. Zum anderen fehlt in diesen Szenen just das, was die Musicalakte auszeichnet: Das Tempo und das Timing." 

(ohne Namen): Volksoper lädt mit Kurt Weill zur Psychoanalyse als Musical. In: Kleine Zeitung, 19. Dezember 2021.

 

 

 

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Ensemble

© Petra Moser/Volksoper Wien



 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Lady In The Dark". The Original 1963 Studio Cast Recording, USA, aufgezeichnet am 23. Januar und 22. Mai 1963, digitally mastered Mono Recording, Sony Classical 1997, MHK 62869. (1xCD)

 

Literatur

  • Elmar Juchem: Kurt Weill und Maxwell Anderson, Neue Wege zu einem amerikanischen Musiktheater, 1938-1950. Veröffentlichungen der Kurt-Weill-Gesellschaft, Band 4, Stuttgart: Metzler 2000.
  • Favid Farneth, Elmar Juchem, Dave Stein: Kurt Weill, Ein Leben in Bildern und Dokumenten. Aus dem Englischen übersetzt von Elmar Juchem, Berlin: Ullsteion 2000.
  • Christoph Wagner-Trenkwitz (Mitarbeit: Felix Brachetka): "Es grünt so grün...", Musicals an der Wiener Volksoper. Wien: Almathea 2007. 
  • Wolfgang Jansen: "...die Doppelschichtigkeit der menschlichen Seele", Die europäische Erstaufführung von Kurt Weills ´Lady In The Dark´ 1951 in Kassel. In: Ders.: Musicals, Geschichte und Interpretation. Gesammelte Schriften zum populären Musiktheater, Band 1, Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 49-53.

 

 

 

Kommentar

 

Die deutschsprachige Erstaufführung war zugleich die europäische Erstaufführung.

Am 11. September 1976 brachten die Bühnen der Hansestadt Lübeck eine Neuinszenierung unter dem Titel "Die Dame im Dunkel" heraus. Zu diesem Anlass schrieben Karl Vibach und Marianne Schubert eine neue Übersetzung. 

Am 15. Oktober 2011 brachte das Staatstheater Hannover eine Neuinszenierung unter dem Originaltitel "Lady In The Dark" heraus. Damit verbunden war eine Neuübersetzung des Werks, die Roman Hinze schrieb.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Lady in the Dark". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 24. Januar 2022.