Irene und die Kapitäne
Musical in zwei Teilen
Musik von Conny Odd
Text von Wolfgang und Ilse Böttcher
Liedertexte von Wolfgang Böttcher
Inszenierung
Uraufführung: 23. Juni 1967
Staatsoperette Dresden, DDR
- Musikalische Leitung: Karl-Heinz Hanicke
- Inszenierung: Rudolf Schraps
- Ausstattung: Axel von Flocken
- Chöre: Siegfried Fischer
- Choreographie: Rudolf Klüver
Besetzung:
- Irene Reimers, Sängerin: Helma Reuter / Charlotte Schönborn
- Rudi, ihr Mann: Gerhard Berger / Karl-Heinz Märtens
- Baumert, Brigadier: Günter Fritzsche / Rudolf-Karl Schroeder
- Schwenke, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Martin Kleber
- Grösel, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Frithjof Hoffmann
- Gräbke, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Erich Bohne / Werner Heintzsch
- Johnny, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Heinz Rennhack
- Karl, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Karl-Horst Bohm
- Willi, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Hermann Ramoth / Heinz Zimmer
- Gerhard, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Gerhard Seifert
- Paul, Mitglied einer sozialistischen Brigade im VEB Güterkraftverkehr: Paul Schmidt
- Conny: Margarete Günzel
- Frau Schwenke: Hannelore Fabry
- Frau Gräbke: Ingeborg Kassner
- Ein Geschäftsfreund: Jörg Frenz
- Arbeiterinnen und Arbeiter / Fernfahrer des Güterkraftverkehrs / Tänzerinnen / Barbesucher: Damen und Herren des Chores und des Balletts
Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge
Premierenchronik
DDR | UA | 23. Juni 1967 | Staatsoperette, Dresden |
Inhaltsangabe
"´Benzin gegen Kultur´- diesen Tausch schlägt zu Beginn der um die kulturelle Betreuung seiner Kollegen bemühte Fernfahrerbrigadier Baumert der bekannten Sängerin Irene Reimers vor und bringt damit die ganze Geschichte ins Rollen. Irene ist mit ihrem Wartburg auf der Autobahn stehengeblieben. Zwar mangelt es lediglich an Benzin, doch Baumert ist nur bereit auszuhelfen, wenn Irene demnächst einmal in seine Brigade kommt, um dort ´ein bißchen Kultur´ zu machen. Auf diese Art gelangt Irene zu den Kapitänen der Landstraße. Die geplante ´kulturelle Umrahmung´ der Brigadesitzung fällt zwar vorerst ins Wasser, da die Männer sich lieber den Fernseh-Krimi ansehen. Aber Irene hat die Sorgen und Nöte der Fernfahrer kennengelernt. Und jetzt beweist sie, daß eine Frau mit manchem Problem fertig zu werden vermag, das die Männer bisher nicht lösen konnten. Für den Kollegen Schwenke fehlt eine Wohnung? Irene ´verführt´ die Fernfahrer durch die Mitwirkung der Ballettdamen vom Theater zu sonntäglichen Arbeitseinsätzen. Auf der Rostock-Tour gibt es zu lange Wartezeiten? Auf Irenes Betreiben wird der junge Fahrer Jonny, bisher das ´schwarze Schaf´ der Brigade, mit nach Rostock geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Dabei kommen nicht nur die ´Seitensprünge´ des Kollegen Schwenke und die Schwarzfahrten des bisherigen Beifahrers an den Tag, sondern Jonny findet auch noch in dem ´Rostock-Mädel´ Conny seine große Liebe. Dann scheint sich ein böses Ende anzubahnen: Jonny wird verdächtigt, ein Dieb zu sein, und Irenes guten Absichten werden unlautere Motive unterstellt. Doch am Schluß klärt sich alles auf. Jonny wird rehabilitiert und verlobt sich mit seiner Conny. Irene steht bei den Fernfahrern wieder ganz hoch im Kurs, und sogar ihr Ehemann, der es bisher kategorisch ablehnte, seiner Frau im Haushalt zu helfen, versucht, sich zu bessern."
(aus: Walter Rösler: Irene und die Kapitäne, Notizen zu Conny Odds neuem Musical. In: Theater der Zeit, Heft 10, 1967, Seite 13-15)
Kritiken
"Was zunächst auf der Bühne vor sich ging, kam in dem Stück gar nicht vor und hatte doch unmittelbar damit zu tun. An die 30 Mitglieder der Brigade ´Bertolt Brecht´ vom VEB Güterkraftverkehr Dresden psotierten sich - nicht etwa zu einem Eingangschor: Vor 400 ihrer Kollegen und gewiß noch mal so vielen Theaterfreunden erhielten sie bereits zum zweitenmal den Staatstitel ´Brigade der sozialistischen Arbeit´.
Das also geschah am Freitagabend als schöner Auftakt zur Voraufführung des Musicals ´Irene und die Kapitäne´ in der Dresdner Staatsoperette. [...] Es entstand ein Musical, das nicht schlechthin einen Weg zum zeitgenössischen musikalischen Theater weist, sondern bereits ein ganzes Stück begangenen Weges markiert. Auf sehr heitere und durchaus nicht oberflächliche Weise wwerden große und kleine Probleme einer Fernfahrerbrigade erzählt. [...]
Der Leipziger Komponist Conny Odd hatte alle Register seines musikalischen Einfalls gezogen, die Ausdrucks- und Charakterisierungsmittel reichen von der Orff-Parodie bis zu modernen Tänze. Es sollte nicht viel Findigkeit dazu gehören, die Schlager zu erkennen und zu publizieren. Der Regisseur Rudolf Schraps imponiert dadurch, daß er nicht nur den berühmten szenischen Bogen um das Auszudrückende elegant zu spannen wußte, sondern daß er dabei auch bei der Einschmelzung hübscher Situationskomik und feiner Töne des Bühnenhumors großzügig verfuhr."
Hans-Joachim Kynaß: Großartige "Kapitäne", Voraufführung eines Muscals mit ungewöhnlicher Ouverture. In: Neues Deutschland, Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 17. Juni 1967.
"Wir freuen uns, dem Operettentheater bescheinigen zu können, daß es wieder auf den bisher so erfolgreich beschrittenen, progressiven Weg des zeitnahen heiteren Musiktheaters zurückgefunden hat. Um es gleich vorwegzunehmen: die Premiere der jüngsten Kollektivarbeit von Wolfgang und Ilse Böttcher und Conny Odd war ein voller Erfolg. Aus der Zusammenarbeit mit der Patenbrigade des Operettentheaters (VEB Güterkraftverkehr Dresden) wurde die Idee geboren, ein Stück zu schaffen, das im Milieu der Fernfahrer angesiedelt ist. Liebe, Kameradschaft, Humor und ein Schuß Dresdner Lokalkolorit wurden von den Autoren mit geschickter Hand zu einer anspruchslosen Fabel gemixt, die durch ihre saubere Grundhaltung und die zwanglos herbeigeführte Happy-end-Lösung des Konfliktes sehr sympathsich berührt. [...]
Conny Odd schrieb dazu eine Musik, die eine neue Qualitätsstufe in seinem Schaffen darstellt. Obwohl er vorwiegend mit den Stilmitteln der modernen Tanzmusik arbeitet, distanziert er sich in diesem neuesten Opus durch eine überraschende Fülle von musikalischem Witz, treffender Charakterisierung und parodistischer Elemente (Orff-Parodie!) erfreulich weit von den Bezirken des merkantilen Schlagers. Eine nachdrückliche Hervorhebung verdient die Instrumentation, die in allen Zügen die Hand eines Meisters seines Faches verrät. [...]
Jonny wurde durch Heinz Rennhack zum vielbejubelten Star der Aufführung. Welches Feuerwerk von umwerfend komischer Mimik á la Theo Lingen, tänzerischer und pantomimischen Gewandtheit der junge Darsteller vom Stapel ließ - daß muß man gesehen haben, das läßt sich nicht beschreiben!"
Hermann Werner Finke: "Irene und die Kapitäne", Uraufführung eines neuen Musicals - ein voller Erfolg. In: Sächsische Neueste Nachrichten, 25. Juni 1967.
"Conny Odd, der mit seinen Bühnenwerken, Orchesterstücken, Chansons, Film- und Hörspielmusiken zu unseren prominentesten Komponisten der heiteren Muse zählt, hat in ´Irene und die Kapitäne´ mit Erfolg musikalische Charakterisierung und populäre Melodik miteinander in Einklang gebracht. Hier gibt es zahlreiche Musiknummern, die ins Ohr gehen, wie z. B. der Twist ´Oh Susi, ach Susi´, das ´Regenduett´ oder der Slowfox ´Durch das Dunkel der Nacht´. Gleichzeitig ist Conny Odds Musik eng mit der jeweiligen szenischen Situation und den Charakteren der Bühnenfiguren verbunden."
W. Rösler: Lass doch mal 'ne Frau ans Steuer. Das Musical "Irene und die Kapitäne". In: melodie und rhythmus, Heft 8, 1. April 1968.
Medien / Publikationen
Literatur
- Andreas Schwarze: Metropole des Vergnügens. Herausgeber: Staatsoperette Dresden, Dresden: Saxophon 2016.
- Peter Gunhold: 50 Jahre Staatsoperette Dresden, 225 Jahre musikalisches Volkstheater in Dresden. Weimar: Läzer 1997.
Kommentar
Das Musical kam als Bestandteil der Dresdner Arbeiterfestspiele zur Uraufführung.
Empfohlene Zitierweise
"Irene und die Kapitäne". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 28. Dezember 2024.