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Heiße Herzen im Ungarland (Csinom Palkó)

Operette in drei Akten (6 Bilder)

 


Musik von Ferenc Farkas
Text von András Dékány und Lajos Bálint 
Deutsche Fassung von Walter Zimmer und Gerhard Schwalbe

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 16. November 1952 
Städtische Bühnen, Magdeburg, DDR

  • Musikalische Leitung: Gottfried Schwiers
  • Regie: Walter Zimmer
  • Bühnenbild: Eberhard Schwenk
  • Choreografie: Veith Büchel
  • Chöre: Rolf Ehrhardt

 

Besetzung

  • Palko Csinom: Heinz Kilian
  • Janko Csinom: Rudolf Sandner
  • Rosta, Lebkuchenbäcker: Otto-Willi Gelhausen
  • Veronika, seine Tochter: Gilla Garstecki
  • Johann Bottyan, kurutzischer General: Jochen Schröder
  • Adam Balogh, Rittmeister: Heinz Haberlandt
  • Tyukodi, Wachtmeister: Otto Kraatz
  • Graf Koháry, kaiserl. Marschall: Theodor Zentes
  • Gräfin Koháry: Marga Baakes-Bolitsch
  • Marika, Margarete Kubatzki
  • Graf Konek, kaiserl. Bevollmächtigter: Wilhelm Dellhof
  • Baron Piperec, sein Adjudant: Karl Mark-Felsen
  • Liese, Marketenderin: Marliese Mirkoff
  • Kati, ihre Tochter: Sigrid Hebold
  • Förgeteg, Räuberhauptmann: Hans Joachim Kukowska
  • Daru, Schankwirt: Hermann Kunth
  • Blasius Kucug, kaiserl. Soldat: Oswin W. Klinkmüller
  • Rajta, Räuber, später Kurutzenkrieger: Eduard Hessler
  • Kupferengel, Räuber, später Kurutzenkrieger: Fritz Laue
  • Schwerenot, Räuber, später Kurutzenkrieger: Roland Sabionski
  • Göcs, Räuber, später Kurutzenkrieger: Erich Otto
  • Peták, Räuber, später Kurutzenkrieger: Heinz Werner
  • Haushofmeister: Joachim Kaplick

 

 

 

Ungarland

Titelseite des Programmhefts

© Theater Magdeburg

 

 

 

Premierenchronik

HUN UA 22. Februar 1951 Opernhaus, Budapest
DDR Dspr. EA 16. November 1952  Städtische Bühnen, Magdeburg
UdSSR EA ? Dezember 1952 Operettentheater, Moskau
BUL EA 26. Dezember 1953 ? , Sofia

 

 

 

Inhaltsangabe

 

"Wir erleben ein Stück ungarische Freiheitsgeschichte, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts abspielte. Im Vordergrund steht der Kurutzenaufstand unter Führung des ungarischen Nationalhelden Franz Rákoczi II. gegen die Habsburger Interventen, dem sich neben den unterdrückten und ausgebeuteten, leibeigenen Bauern im Laufe des historischen Geschehens auch kaiserliche, also habsburgische Söldner anschlossen. Die nicht völlige Ausnützungen des Sieges brachte für das ungarische Volk noch weitere 200 Jahre andauernde Knechtschaft."

(aus: E. H. Treitschke: Heiße Herzen im Ungarland. In: Theater der Zeit, Heft 24, Zweites Dezemberheft 1952, Seite 25-26)

 

"In einem versteckten Waldgasthof rastet eine Bande Räuber, Betyaren genannt. Unter ihnen herrscht Unzufriedenheit; sie sind das Räuberleben satt, und insgeheim wünschen sich alle, am Kurutzenaufstand gegen die barburgischen Unterdrücker und deren ungarische Helfer, die von den Kurutzen den Spottnamen ´Labanzen´ erhalten haben, teilzunehmen. Da werden plötzlich zwei junge Burschen gemeldet, Csinom Palko und Csinom Janko, die ihrem habsburgertreuen Herrn ausgerissen sind, weil er sie zum Kriegsdienst gegen die Kurutzen zwingen wollte. Der Räuberhauptmann Förgeteg, der sogleich beide für seine Bande anwerben will, überredet sie zu bleiben, und Janko, der soeben eine Magd des Wirtes gesehen hat, die ihm offensichtlich gefällt, sagt zu. Da kommen neue Gäste, ein Pfefferkurchenbäcker mit seiner Tochter Veronika, in die sich sogleich Palko verliebt, weswegen auch er entschlossen ist zu bleiben. Der Pfefferkuchenbäcker gibt an, nach der Stadt Ujvár gehen zu wollen, um seinen Mietsherrn, den kaiserlichen Grafen Koháry, um Herabsetzung seines Mietzins zu bitten. In Wirklichkeit ist er ein Spion der Kurutzen, der die Einnahme dder Festung Ujvár vorbereiten soll. Hierbei kommt das Gerücht auf, Graf Koháry sei unterwegs, um aus der Stadt Komorn Löhnung für seine Armee zu holen. Der Räuberhauptmann hat sofort einen Plan: er will den Koháry abfangen und ihm das Geld abnehmen. Palko und Janko sind bereit, sich zu beteiligen, aber nur, um den Grafen Koháry gefangen den Kurutzen zu übergeben. Sie lassen sich Pistolen geben und leben sich auf die Lauer. Da kommt der Kurutzengeneral Bottyán angeritten, den nun Palko und Janko im Glauben, es sei Graf Koháry, gefangennehmen wollen. Im Nu sind beide jedoch von Kurutzenkriegern umzingelt. Unter allgemeinem Gelächter müssen sie ihren Irrtum, daß sie dem Falschen aufgelauert haben, einsehen. Schnell lassen sich Palko und Janko und auch die übrigen Räuber von den Kurutzen anwerben.

Palko und Janko sind nun Kurutzenkrieger; sie gefallen sich in der neuen Uniform mit der Adlerfeder am Hut. Vom Wachtmann Tyukodi erhalten sie Anweisung, wie man mit Waffen umgeht und wie man sich seiner Gegner erwehrt. Da bekommen beide den Auftrag, zusammen mit dem Rittmeister Balogh, als Flößergesellen verkleidet, sich in die von den kaiserlichen Truppen besetzte Festung Ujvár zu schleichen und den Befestigungsplan zu entwenden. Dort befindet sich auch des Rittmeisters Braut Marika, die die Gesellschafterin der Gräfin Koháry ist. Palko hofft, dort auch seine Veronika wiederzutreffen.

In der Festung Ujvár werden Vorbereitungen für ein großes Fest getroffen, das die Gräfin Koháry veranstaltet, während Graf Koháry sehr um sein Schicksal und das der Stadt in Sorge ist. Marika und Veronika befinden sich auch im Schloß. Da erscheinen Palko, Janko und der Rittmeister Balogh in Verkleidung im Schloß, geben sich den beiden Mädchen zu erkennen, und es gelingt ihnen, den Festungsplan in ihre Hände zu bekommen. Sie ziehen sich nach einem kurzen Zusammenstoß mit Graf Koháry zurück.

Das Fest im Schloß ist in vollem Gange, als ein kaiserlicher Kurier die Meldung bringt, daß zwei Armeen zum Entsatz der Festung in wenigen Tagen eintreffen werden. Geschickt entlocken Marika und Veronika dem eitlen Baron Piperec das Geheimnis, und während Marika sich in Sicherheit begibt, beschließt Veronika, den belagernden Kurutzen diese wichtige Nachricht zu bringen. 

Im Kurutzenlager vor den Toren der Festung Ujvár hat man sich soeben zur Nachtruhe begeben, als ein Wachtposten einen Gefangenen anbringt. Rittmeister Balogh erkennt die verkleidete Veronika, die nun die Nachricht vom Herannahen der kaiserlichen Armee den Kurutzen übermittelt. der sofortige Sturm auf die Festung wird notwendig; es wird Alarm geblasen.

Der Sturm auf die Festung Ujvár ist geglückt; nur Graf Koháry ist entwischt, den aber später Palko und Janko gefangen vorführen. Nun ist der Sieg vollkommen. Palko und Janko haben ihre Feuerprobe bestanden und erhalten von ihrem General Bottyán ein Lob. Dieser vereint nun die glücklichen Liebespaare. Die Hochzeit soll im Lager gefeiert werden, damit ein jeder sehen kann, wen ein Kurutzenkrieger sich zur Gefhrtin wählt, denn auch die beiden Mädel haben gezeigt, daß sie bereit sind, für die Freiheit Ungarns entschlossen einzutreten." 

(aus: Programmheft der deutschsprachigen Erstaufführung, Magdeburg 1952) 

 

 

 

Kritiken

 

"Aus der Geschichte ihres Vaterlandes also schöpften der Komponist und die Textautoren Andreas Dékány und Ludwig Balint den revolutionären Inhalt des Stoffes. Daß auch alle früheren nationalen Kämpfe ihren tiefen sozialen Ursprung hatten, daß ihre besten Führer der Masse entstammten, ist dabei immer wieder erinnerungswert. Mit Recht zieht der Dramaturg Gerhard Heinemann aus diesem Werk von dem Kampf der Ungarn gegen ihre österreichischen Herren zu Anfang des 18. Jahrhunderts die Lehre, 'daß eine Nation sich nicht auf die Dauer unterdrücken und sich nicht für fremde Interessen einspannen und ausbeuten läßt'. Mit 'Heiße Herzen im Ungarland' hat Magdeburg einen guten deutschen Titel gefunden. Es geht um die Heimat, aber auch um die Liebe.

[...] Schwierig war wegen des so ganz anders gearteten ungarischen Sprachrhythmus die deutsche Bearbeitung, schwierig war auch die Aufgabe der Sänger und Sängerinnen, von denen Margarete Kubatzki besonders brillierte."

schk.: Heiße Herzen im Ungarland, Deutsche Erstaufführung einer ungarischen Operette in Magdeburg. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr. 275, 25. November 1952, Seite 4.

 

"Die deutschen Bearbeiter von 'Heiße Herzen im Ungarland', Walter Zimmer, der auch für die Inszenierung verantwortlich zeichnete, und Gerhard Schwalbe, waren sich - laut Einführungsartikel im Programmheft - auch im unklaren, ob es sich bei diesem Werk, das zuerst als Funkoperette geschrieben wurde, überhaupt um eine Operette handelt. Wir können annehmen, daß sie der musikalische Teil bewogen haben wird, dies Werk des ungarischen Komponisten und Kossuth-Preisträgers Ferenc Farkas, dessen komische Oper 'Der Wunderschrank' bereits in Plauen gespielt wurde, zur Diskussion zu stellen.

[...] in Ungarn, Rumänien und der Sowjetunion lief das Werk unter dem Titel 'Csinom Palko'. Es wäre besser gewesen, man hätte diesen beibehalten, da der jetztige allzusehr an die übliche Operettenkonfektion erinnert! [...] Es ist nun die Aufgabe unserer Operettenbühnen - unter Einbeziehung weiterer erfahrener Bearbeiter, die dem Werk auch eine nochmalige neue Übersetzung in einzelnen Teilen angedeihen lassen mögen - 'Csinom Palko' ganz für die deutschen Bühnen zu gewinnen."

E. H. Treitschke: Heiße Herzen im Ungarland. In: Theater der Zeit, Heft 24, Zweites Dezemberheft 1952, Seite 25-26.

 

"Im Programmheft [...] äußert Oberspielleiter Walter Zimmer sich dahin, daß es [das neue Bühnenwerk] berufen sei, unseren deutschen Autoren und Komponisten in ihrem Ringen um die neue, zeitgemäße Operette wertvolle Anregungen zu geben. Wir sind ebenfalls der Meinung, daß jeder neu aufgezeigte, erfolgversprechende Weg, der zur Erneuerung der Operette führen könnte, begangen werden muß. Wir glauben aber nicht daß es richtig ist, der Operette das Wichtigste zu nehmen, was seit hundert Jahren ihr eigentliches Wesen ausmacht: eine wahrhaft volkstümliche Bühnenkunst zu sein, die in gefälliger Weise frohe Entspannung und leichten Genuß bereiten soll. Das widerspricht nicht den Bestrebungen, die Kunstform von der Schablone, von Flachheit und Trivialität zu befreien; aber echte Lustigkeit und Frohsinn geben ihr erst Sinn und Berechtigung.

Solcher Grundeinstellung widerspricht die Handlung des Werkes, die den Aufstand der Karutzen in Ungarn gegen die habsburgischen Unterdrücker und die Empörung der leibeigenen Bauern gegen die Großgrundbesitzer zum Inhalt hat und zu Anfang des 18. Jahrhunderts spielt. Die Idee des Stückes und das kriegerische Milieu, dazu, vom Musikalischen her gesehen, die Einbeziehung musikalischen Volksgutes (z.B. des historischen Karutzenliedes) rechtfertigen es, das Werk als ´musikalisches Volksstück´ zu bezeichnen. Was an seiner Anlage operettenhaft ist, hat mit dem Grundgedanken des Stückes nichts zu tun und kann bloß als äußerer Aufputz und Draperie angesehen werden. Auch die Liebeshandlung zweier Paare, ohne die eine Operettenhandlung wohl kaum denkbar wäre, läuft nur so ganz am Rande nebenher. [...]

Die Musik ist das Beste am Werk, wenigstens soweit es sich in der hier erlebten Bühnenfassung darbietet, originell in Erfindung und Instrumentation, von dramatischem Leben erfüllt und besonders eingängig in der Gavotte und dem Menuett des 4. Bildes. Da, wo sie bewußt operettenhaft wirken soll, sinkt sie ab und wird flach."

Br.: "Heiße Herzen im Ungarland", Deutsche Erstaufführung einer Operette, die keine ist. In: Presseausschnitt, ohne Ort und Datum, Original im Hausarchiv des Theaters Magdeburg.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Csinom Palkó Részletek". Ungarn, 1985. Qualiton – LPM 16681. (1xLP)

 

DVD / Video

  • "Csinom Palkó". Verfilmung aus dem Jahre 1973 von Márton Keleti, Gyula Meszaros. [Label unbekannt]. (1xDVD)

 

Literatur

  • Péter Bozó: Nationalism Reloaded. Csinom Palkó by Ferenc Farkas in the Light of Sources of his Estate. In: Wolfgang Jansen (Ed.): Popular Music Theatre under Socialism. Operettas and Musicals in the Eastern European States 1945 to 1990. Waxman, Münster - New York, 2020. Seite 71-85.

  • András Farkas: Mon père m'a raconté - La vie du compositeur hongrois Ferenc Farkas. Delatour France, 2017.

  • Otto Schneidereit: Operette A-Z, Ein Streifzug durch die Welt der Operette und des Musicals. Berlin (DDR): Henschel 1981, Seite 76-79.

 

 

 

Kommentar

 
Das Stück ist ursprünglich für den Hörfunk geschrieben und in dieser Form auch vom Sender Leipzig ausgestrahlt worden. Danach haben es Walter Zimmer und Gerhard Schwalbe für die Bühne aufbereitet.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Heiße Herzen im Ungarland" ("Csinom Palkó)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 26. April 2022.