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Der Glöckner von Notre Dame

Musical


Musik von Alan Menken
Orchestrierung von Michael Starobin 
Arrangements von Michael Kosarin
Tanzmusik-Arrangements von Rob Berman
Keyboard & Drum Programmierung von Randy Cohen
Liedtexte von Stephen Schwartz
Buch von Peter Parnell
Nach dem Roman "Notre Dame de Paris" von Victor Hugo mit den Songs aus dem Disney-Film  
Deutsche Fassung von Michael Kunze

 


Inszenierung


Österreichische Erstaufführung: 8. Oktober 2022
Vereinigte Bühnen Wien, Ronacher, Wien, Österreich
 

  • Musikalische Leitung: Michael Römer
  • Regie: Scott Schwartz
  • Choreografie: Chase Brock
  • Bühnenbild: Alexander Dodge
  • Kostüme: Alejo Vietti
  • Sounddesign: Gareth Owen
  • Lichtdesign: Howell Binkley
  • Perücken & Maske: Charles LaPointe
  • Kampfregie: Steve Rankin

 


Besetzung:

  • Quasimodo: David Jakobs
  • Esmeralda: Abla Alaoui
  • Erzdiakon Claude Frollo: Andreas Lichtenberger
  • Hauptmann Phoebus de Martin: Dominik Hees
  • Clopin Trouillefou: Mathias Schlung

 

Ensemble

  • Pater Dupin: Martin Berger
  • Florika: Sophie Mefan
  • Madame: Anne Hoth
  • Jehan Frollo: Roy Goldman
  • St. Aphrodisius: David Rodriguez-Yanez
  • Leutnant Frederic Charlus: Thijs Snoek
  • König Louie XI.: Gerben Grimmius
  • (ohne Rollenzuordnung): Andrea Luca Cotti, David Eisinger, Sina Pirouzi, Lucina Scarpolini, Alex Snova

 

Swings

  • Bianca Basler, Christopher Dederichs, Charles Kreische, Hannah Leser, Salvatore Maione, Jan-Eike Majert, Jo Lucy Rackham, Lucius Wolter

 

Cover

  • Quasimodo: Charles Kreische / Thijs Snoek
  • Esmeralda: Sophie Mefan / Sina Pirouzi
  • Erzdiakon Claude Frollo: Martin Berger / Lucius Wolter
  • Phoebus de Martin: Roy Goldman, Alex Snova 
  • Clopin Trouillefou: Gerben Grimmius / Salvatore Maione

 

 

 

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Abla Alaoui (Esmeralda), Andreas Lichtenberger (Erzdiakon Claude Frollo), Ensemble

© Vereinigte Bühnen Wien / Foto: Deen van Meer

 

 

 

Premierenchronik

D UA 6. Juni 1999 Musical Theater am Potsdamer Platz, Berlin
USA Engl. EA 28. Oktober 2014 La Jolla Playhouse, San Diego
UK EA 26. Juni 2019 Royal Welsh College of Music and Drama, Cardiff
A EA 8. Oktober 2022 Ronacher, Wien

 

 

 

Inhaltsangabe


"Eine Kirchengemeinde versammelt sich und beginnt, eine Geschichte zu erzählen: Claude Frollo und sein Bruder Jehan wurden als Kinder von den Priestern von Notre-Dame aufgenommen. Claude wird ein Mann der Kirche, wird Priester und später Diakon, während Jehan sich mit ´Zigeunern´ einlässt und mit seiner Freundin Florika verstoßen wird. Jahre später kommt Claude Frollo an Jehans Sterbebett, der ihn bittet, sich um sein Baby zu kümmern. Frollo ringt sich durch, die Verantwortung für das in den Augen der Welt missgestaltete Kind zu übernehmen. Er glaubt, dass man dieses Wesen vor den Menschen verstecken muss, nimmt das Baby mit nach Notre-Dame und nennt es Quasimodo.

Paris, 1482: Quasimodo, inzwischen ein junger Mann, ist als Glöckner von Notre-Dame durch den Lärm der Glocken taub geworden. Erzdiakon Frollo kümmert sich weiterhin um ihn, bietet ihm Schutz und Zuflucht und erklärt ihm die Welt. Die Kathedrale hat Quasimodo in seinem Leben noch nie verlassen - seine einzigen Freunde sind die Glocken, die steinernen Statuen und die Wasserspeier von Notre-Dame. Er beobachtet das Leben der Stadt von oben und sehnt sich nach Kontakt. Dort unten findet das alljährliche ´Fest der Narren´ wohl zum letzten Mal statt - Frollo hat eine Eingabe bei König Louis XI. gemacht, das Fest verbieten zu lassen. Kurz entschlossen flieht Quasimodo aus der Kathedrale und mischt sich unter die Menge beim Fest, das von ´Zigeuner´könig Clopin eröffnet wird. Der Hauptmann Phoebus de Martin trifft ein, um das Kommando über die Wache der Kathedrale zu übernehmen. Müde und ausgebrannt vom Krieg, sucht er Zerstreuung bei den Frauen der Stadt. Phoebus trifft auf Frollo, und die beiden Männer sind von der ´Zigeunerin´ Esmeralda und ihrem Tanz bezaubert - wie auch Quasimodo. Die Menge versammelt sich, um den König der Narren zu küren, und Esmeralda ermuntert Quasimodo, sich zur Wahl zu stellen. Er wird als Hässlichster der Hässlichen gekrönt und zunächst bejubelt, aber die Stimmung kippt und die Menge verspottet und misshandelt Quasimodo. Nur Esmeralda hat Mitleid mit ihm. Frollo ist zornig, schickt Quasimodo in die Kathedrale zurück und nimmt ihm das Versprechen ab, nie wieder nach draußen zu gehen. Auch Esmeralda ist Quasimodo in die Kathedrale gefolgt. Sie begegnet Frollo, der sie - von ihr gleichermaßen abgestoßen und fasziniert - zur Mittagsmesse einlädt. Sie bittet ganz unbefangen den gekreuzigten Jesus um Unterstützung für ihr Volk. Esmeralda findet Quasimodo, der sich im Glockenturm versteckt hat. Sie gewinnt sein Vertrauen und er zeigt ihr freudig seine Aussichtsplätze mit Blick über Paris. Frollo entdeckt die beiden und schickt Quasimodo weg. Er bietet Esmeralda Unterricht an, um sie in seiner Nähe zu haben, aber sie ahnt seine Absichten und lehnt ab. In seiner Besessenheit beginnt Frollo nachts durch Paris zu streifen und gerät in die Taverne, wo die ´Zigeuner´ singen und tanzen. Er sieht entsetzt, wie Phoebus Esmeralda küsst. Währenddessen hofft der verliebte Quasimodo, allein im Glockenturm, dass Esmeralda ihn wirklich mag. Während der Abendmesse ringt Frollo mit Begierde und Schuldgefühlen und entschließt sich, Esmeralda zu vernichten, wenn sie ihm nicht zu Willen ist. Frollo überzeugt König Louis XI., einen Haftbefehl gegen Esmeralda auszustellen. Mit Unterstützung der Domwache fahnden Soldaten nach ihr. Als Phoebus Esmeraldas Versteck in Brand setzen soll, verweigert er den Gehorsam. Im Kampf verletzt Frollo Phoebus mit dem Messer und schiebt Esmeralda die Schuld zu. Phoebus und Esmeralda entkommen knapp der Verhaftung.

Im Glockenturm bittet Esmeralda Quasimodo, den verletzten Phoebus zu verstecken. Sie gibt ihm ein Amulett als Wegweiser zu ihrem Versteck - dem Wunderhof. Die Steinfiguren um St. Aphrodisius fordern Quasimodo auf, nach Beispiel des Heiligen mutig zu handeln und Esmeralda zu retten. Als Frollo nach Esmeralda fragt, lügt Quasimodo ihn an. Soldaten bringen Frollo die Nachricht, das ´Zigeunerversteck´ sei gefunden. Phoebus und Quasimodo brechen heimlich auf, um die ´Zigeuner´ zu warnen. Sie finden den Wunderhof und können Clopin und die ´Zigeuner´ warnen. Die ´Zigeuner´ packen ihre Habseligkeiten, um aus Paris zu flüchten. Phoebus entschließt sich, mit Esmeralda und den ´Zigeunern´ zu gehen, während Quasimodo beim Anblick der beiden fast das Herz bricht. Frollo ist Quasimodo und Phoebus heimlich gefolgt. Während Clopin entkommt, werden die Übrigen verhaftet und Quasimodo zurück in die Kathedrale gebracht. Im Gefängnis bedrängt Frollo Esmeralda, sich ihm hinzugeben, um sich und Phoebus zu retten, doch sie weigert sich. Dem Tod geweiht, verbringen Esmeralda und Phoebus eine letzte Nacht zusammen. Der im Turm eingesperrte Quasimodo ist von seinem Liebeskummer am Boden zerstört und zögert, Esmeralda zu retten. Esmeralda wird auf dem Scheiterhaufen gefesselt. Frollo wiederholt sein Angebot, doch sie spuckt ihm ins Gesicht. Als das Feuer des Scheiterhaufens entzündet wird, erwacht der eingesperrte Quasimodo aus seiner Erstarrung, bricht aus, befreit Esmeralda und trägt die Bewusstlose ins Innere der Kathedrale. Soldaten bestürmen Notre-Dame, und Quasimodo vertreibt sie mit glühendem Blei. Als er zu Esmeralda zurückkehrt, stirbt sie in seinen Armen. Frollo glaubt, dass nach Esmeraldas Tod alles wieder sein kann wie vorher, doch Quasimodo packt ihn und stößt ihn vom Glockenturm in die Tiefe. Mit der toten Esmeralda in seinen Armen tritt Quasimodo vor die Tür der Kathedrale, vor die Augen der Menschen."

(aus: Programmheft "Der Glöckner von Notre Dame", Vereinigte Bühnen Wien, Ronacher, 2022)

 

 

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David Jakobs (Quasimodo)

© Vereinigte Bühnen Wien / Foto: Deen van Meer

 

 

Kritiken


"Mit viel Zwischenapplaus und Standing Ovations bedachte am Samstag das zahlreich ins Ronacher geströmte Premierenpublikum diese mit allem Musical-Bombast, einigen guten Stimmen, Alan Menkens etwas belanglosen Melodien und viel Spätmittelalter-Kolorit ausgestattete Großproduktion.

[...] Auf der wandelbaren Bühne (Alexander Dodge), immer wieder dominiert von einem riesigen Glockenstuhl, begeistert stimmlich wie darstellerisch auch Andreas Lichtenberger als ambivalenter Erzdiakon Frollo, der der schönen Esmeralda verfallen ist, diese verfolgen und töten lässt, was schlussendlich Quasimodo dazu bringen wird, Frollo vom Glockenturm zu stoßen.

Abla Alaoui, zuletzt in ´Miss Saigon´ erfolgreich, gibt glaubhaft, fein gestimmt und mit erkennbarem ´Herz´ für den gequälten Quasimodo die Esmeralda. Auch in den Duettszenen mit ihrem Geliebten Hauptmann Phoebus (Dominik Hees) entsteht Gefühl, trotz der von Michael Kunze äußerst uninspiriert ins Deutsche übertragenen Liedtexte. Düster, romantisch und mit viel orchestralem Schmelz, den das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter Michael Römer verströmt, bietet dieser üppige ´Glöckner´ alles, was Musical-Fans begehren."

Bernadette Lietzow: Schicksal Scheusal, „Der Glöckner von Notre Dame“ im Wiener Ronacher. In: Tiroler Tageszeitung, 10. Oktober 2022.

 

"Jenes Musical, das am Samstag im Ronacher seine österreichische Erstaufführung erlebte, heißt zwar ´Der Glöckner von Notre Dame´. Allerdings gebührte es eher dem triebgeplagten Geistlichen, Erzdiakon Claude Frollo, dominant im Werktitel aufzuscheinen. Er, der im Disney-Musical als Onkel von Glöckner Quasimodo präsentiert wird, ist die eigentliche, sehr böse treibende Kraft des Stücks, das aus einem Animationsfilm hervorging.

Zur Bestätigung seines Ranges lässt sich der Erzdiakon gerne unterwürfig von Mann und Frau die Hand nassküssen. Nach außen hin scheint er sich nur von Macht, Gaubensstrenge und Hass auf die Gruppe der Roma zu ´ernähren´. Allein schon diese emotionale Konstellation würde Frollo zum gefährlichen Borderliner werden lassen, der die Handlung dynamisch vorantreibt. [...]

Die Inszenierung des US-Regisseurs Scott Schwartz bietet dem ausgezeichnet singenden David Jakobs (als Quasimodo) ausreichend Gelegenheit, seine athletischen Fähigkeiten in den Glockendienst der Sache zu stellen. In einem das Turminnere von Notre-Dame holzlastig eingefangene Ambiente wird er allerdings nicht zu übertriebenen Turneffekten gezwungen. Er macht vielmehr markante Wandlungen durch: Vom Sklaven seines Onkels wird er nach und nach zu jener aktiven, integren Figur, die nicht mehr ausschließlich mit den (ihn umgebenden) Steinfiguren plaudert. Vielmehr erkennt Quasimodo die Bösartigkeit des Erzdiakon und emanzipiert sich.

Die Produktion schafft also die Balance zwischen optischem Effekt, kammerspielartigen Szenen der Figurencharakterisierung und massenbewegter Choreographie. [...]

Nach dem fragwürdigen Bombast von ´Miss Saigon´ kann das Stück der Musicalfamilie empfohlen werden."

Ljubiša Tošić: Im Glockenturm der Großgefühle, Die Vereinigten Bühnen Wien zeigen im Ronacher das Disney-Musical "Der Glöckner von Notre Dame": eine handwerklich tadellose und musikalisch gut gemanagte Geschichte, die alle rühren soll. In: Der Standard, 10. Oktober 2022.

 

"Stimmt zwar: Die Musical-Fassung des ´Glöckners von Notre Dame´ hat mit Victor Hugos Roman nicht viel zu tun, dafür so manches mit den kitschigen Geflogenheiten des Genres. Die Orchesterpartie (gespielt vom VBW-Orchester unter Michael Römer) neigt zu aufgedonnerten Klangklischees, und vom Chor (Chorverband Österreich) setzt es nicht selten hohlen Pomp mit abgelutschten Harmonieverläufen. 

Dennoch hebt sich diese Premiere immer wieder erfreulich von den Qualitätsniederungen des zeitgenössischen Musicals ab. Das liegt zum einen daran, dass hier - neben dem bombastischen Tralala - des Öfteren prägnante musikalische Momente aufblitzen, echte Melodien also. Zum anderen brillieren hier starke Stimmen in einer Show, die weitgehend frei von Gähnmomenten bleibt.

Für die Melodien darf man sich bei Alan Menken, Ohrwurmzüchter aus dem Hause Disney, bedanken. Da ist zum einen dieses wuchtige, schicksalträchtige Motiv, dessen sechs Töne wie eine Trademark wiederkehren; da ist dieser hübsche Walzer mit dem bittersüßen melodischen Molltonfall; und da ist diese Ballade der Esmeralda, die in viel Hollywoodzuckerwatte gepackt ist, aber die Tränendrüse reizt. [...] 

Politisch korrekte Geister könnte es erzürnen, dass hier regelmäßig das Wort ´Zigeuner´ fällt. Das lässt sich aber nicht vermeiden in einer Handlung, die im 15. Jahrhundert angesiedelt ist und Ressentiments der Zeit aufgreift."

Christoph Irrgeher: Auch ein schiefer Rücken kann entzücken, "Der Glöckner von Notre Dame" punktet mit griffigen Musicalmelodien und starken Stimmen, trotz genreüblichen Kitschs. In: Wiener Zeitung, 10. Oktober 2022.

 

 

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David Jakobs (Quasimodo), Abla Alaoui (Esmeralda), Dominik Hees (Phoebus De Martin), Mathias Schlung (Chopin Trouillefou), Ensemble

© Vereinigte Bühnen Wien / Foto: Deen van Meer

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • Disney's "Der Glöckner von Notre Dame". Soundtrack des Zeichentrickfilms, deutsch, Walt Disney Records / Universal Music, 1996. (1xCD)
  • Disney's "Der Glöckner von Notre Dame". Berlin, Stella Universal Music, 1999. (1xCD)
  • Disney's "Der Glöckner von Notre Dame". Theater des Westen, Original Cast Recording, Stage Entertainment 2017, Warner. (1xCD)

 

Video / DVD

  • Disney's "Der Glöckner von Notre Dame". Zeichentrickfilm, Walt Disney Classics, 2018. (1x DVD)

 

Literatur

  • Victor Hugo: Der Glöckner von Notre Dame. Roman, aus dem Französischen übersetzt von Philipp Wanderer. Zürich: Diogenes 1985. (EA 1831)

 

 

Kommentar

 

Vom Roman gibt es diverse Schauspielfassungen und Verfilmungen.

Bei der Produktion in San Diego handelt es sich um eine Überarbeitung der Uraufführung von 1999. Das neue Buch schrieb Peter Parnell.

Die Neu-Inszenierung von Stage Entertainment (Premiere am 9. April 2017 im Theater des Westens) basiert auf der überarbeiteten Fassung von Parnell. Nach der Aufführungserie in Berlin kam es zu Fortsetzungen ab November 2017 im Deutschen Theater München und ab Februar 2018 im Apollo Theater Stuttgart.

Zur Inhaltsangabe setzt das Theater folgende Fußnote: "Wir weisen darauf hin, dass der Begriff ´Zigeuner´, nicht zuletzt aufgrund seiner Verwendung im Nationalsozialismus, rassistische und stigmatisierende Konnotationen aufweist und daher im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr ohne Einordnung oder Kommentar erscheinen sollte."

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Disney´s Der Glöckner von Notre Dame" [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. November 2022.