Felix
Rocktheater
Musik von Andreas Böttcher
Text von Peter Röttig
Inszenierung
Uraufführung: 31. März 1990
Landesbühnen Sachsen Radebeul, DDR
- Musikalische Leitung: Andreas Böttcher
- Regie: Wolf-Dieter Gööck
- Ausstattung: Gabriela Neumann
- Choreographie: Angelika Forner
Besetzung:
- Felix: Uwe Lach
- Claudia: Claudia Schmutzler
- Danny: Herbert Graedtke
- Kuno: Frank Weiland
- Der Zivilist: Matthias Henkel / (in der Premiere) Wolf-Dieter Gööck
- Die Zierliche: Ines Kossatz
- Tunte / Arzt / Fan: Peter Findklee
- Keine unwichtigen Rollen spielen: Ramona Böhme / Kristina Busch / Sandra Belitz / André Ulbrich / Petra-Marion Wenzel / Kathrin Wolf / Katrin Wolfram
- Band "Frühlingsstraße 15"
Premierenchronik
DDR | UA | 31. März 1990 | Landesbühnen Sachsen, Radebeul |
Inhaltsangabe
"Daß der politische Einfluß der Straße, kaum erkämpft, schon Routine wird, langsam aus der "Mode" kommt, registriert der ehemalige Rockmusiker Felix als Gefahr. Da er aus künstlerischem Verantwortungsbewußtsein auf das schnelle große Geld verzichtet hat, fühlt er sich betrogen, greift die konsumgesättigte Zufriedenheit in Gestalt Gleichaltriger an. Zwar muß er Prügel einstecken, aber: Er erregt mit seinem Protest auch das Interesse des Mädchens Claudia, das sich schließlich gegen den etablierten Discjockey Danny und für ein unsicheres Leben mit dem Idealisten Felix entscheidet. Durch die Liebe und das scheinbar uneigennützige Management Dannys kommt dem durchaus talentierten Musiker Felix jedoch die produktive Unzufriedenheit abhanden. Und: Schon nach kurzer Zeit läßt er sich - unkritisch der eigenen Person gegenüber - von einer Fangemeinde als Star bejubeln. Daß er mit dieser "Entwicklung" seinen ehemaligen Freund Kuno und vor allem Claudia enttäuscht, beide zu verlieren droht, ignoriert er. Bestätigt fühlt sich Danny: Geld korrumpiert noch jeden, und wenn es was zu feiern gibt - ein Idol beispielsweise -, denkt an politisches Engagement bald keiner mehr."
(Presseinformation v. Gisela Zürner, Dramaturgin, Landesbühnen Sachsen, 1990)
Kritiken
"Wie dem Programmheft zu entnehmen ist, will der Autor die Geschichte in der Dresdner Neustadt angesiedelt wissen.[...] ... vielmehr kann ich mir weder in der echten Bronx (der kometenhafte Aufstieg des Felix sah mir mehr nach American- denn DDR-Way-of-Life aus) noch im umgangssprachlich gleichnamigen Dresdner Stadtteil einem in dem bezeichneten Milieu lebenden Rockmusiker mit einem solch plastik-poppigen Outfit vorstellen.
[...] Ein Musical hat meistens viel mit Musik zu tun, insofern könnte das Folgende auch am Anfang stehen: Wie die Darsteller war auch die Band "Frühlingsstraße 15" ganz einfach gut."
Ulf Krüger: Alle Typen, die ganze 'Bronx' in einer Telefonzelle - Rockmusical 'Felix' an Landesbühnen uraufgeführt. In: Sächsische Zeitung, 4. April 1990.
"Leider blieb vom eigentlichen Thema durch vordergründige Nachwende-Kosmetik und Aktualitätsbezug auf das, was die DDR seit Monaten bewegt, nur noch der Torso erhalten. Die Story um Felix, der als Aussteiger lebt, nur dann 'zufrieden ist, wenn er unzufrieden ist', der gegen sein müdes Umfeld ('nur Demo, Sex und Fernsehen') opponiert, der dann scheinbar ohne Probleme vom eigenen Anspruch an sein Kunst- und eigentliches Leben abkommt und zum Plaste-Star avanciert, diese Story also um ihn und seine unmittelbaren Kontaktpersonen wird nur angerissen.. Nur selten wird mit Tiefgang hinterfragt.
[...] Aber - das macht diesen Theaterabend in Radebeul dennoch sehenswert - die Art und Weise, wie sich Schauspieler und Tänzer des Ensembles für dieses Stück engagieren, wie sie es mit spürbarer Ehrlichkeit und Hartnäckigkeit umsetzen, das fordert allen Respekt."
Andreas Körner: Felix. Rocktheater - Stück von Röttig / Böttcher an den Landesbühnen Sachsen. In: Sächsisches Tageblatt, 3. April 1990.
"Mehr als versöhnlich stimmte die technische Qualität, wofür nicht nur die electra-Anlage, sondern auch ein praktikabel einfaches Bühnenbild von Gabriela Neumann sorgte. Was Wolf-Dieter Gööck in seiner ersten großen Regie auf die Bühne gestellt hat, ist weit entfernt von allbekannten Fame-Storys und nicht nur weil dies handwerklich kaum glaubhaft zu machen wäre. Die Blauäugigkeit jugendlicher Weltverbesserer bricht er immer wieder durch Ironie und bittere Realerfahrung - Episoden aus Sommer und Herbst 89 illustrieren die Geschichte, deren Grundkonflikt vom gesellschaftlichen Umbruch nur zugespitzt, aber nicht hervorgebracht wurde."
Tomas Petzold: Was innen hohl ist, kann leichter fliegen - Rockmusical-Uraufführung an den Landesbühnen. In: Sächsische Neueste Nachrichten, 4. April 1990.
Empfohlene Zitierweise
"Felix". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 11. Juli 2020.