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Fahr zur Hölle, Satan

Grusical


Musik von Hannes Sänger
Text von Johannes Maria Rotter, Joachim Henn und Michael Höhn

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 11. November 1990  
Westfälisches Landestheater (Studio), Castrop-Rauxel, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Hannes Sänger
  • Regie: Johannes Maria Rotter
  • Bühnenbild: Joachim Peter

 

Besetzung:  

  • Walther Diehl: Thomas Bruderer
  • Christina Schule Adomakeo: Sybille Krobs
  • Marianne Skiskibowski: Susanne Heck
  • Jörg: Olaf Schürmann
  • Baphomat, des Teufels General: Johannes Maria Rotter
  • Sonja: Marion Freundorfer

 

 

Premierenchronik

D UA 11. November 1990 Westfälisches Landestheater (Studio), Castrop-Rauxel

 

 

 

Inhaltsangabe


"Die vier Mitglieder des 'Okkult-Club Ickern' (OCI) beschwören die Dunklen Mächte - und tatsächlich: Ein Höllenbewohner erscheint, ein 'GTI-Dämon' sogar, wie die alternativ angehauchte Christine befindet, einer aus der Chefetage, Baphomet. Während der ziemlich durchschnittliche Haufen der Beschwörer auf Unterstützung von unten hofft beim Versuch, das Revier zum Schaudern zu bringen und den Höllen-Oskar für die rasanteste Zauberei zu erringen, verkündet ihnen der Teufel, daß sie die 'Schande der Unterwelt' seien, das Peinlichste europaweit. Die Teleportationsmaschine erweist sich als letzte Chance, mit der herbeigezauberten Jungfrau Maria den Herrn der Finsternis sanft zu stimmen. Natürlich funktioniert die Maschine, freilich wird statt der Madonna die Ladendiebin Sonja eingefangen,"

Ralf Stiftel: Teufels Himmelfahrtskommando. Ein "Grusical" über Okkultismus beim Westfälischen Landestheater. In: Neue Iserlohner Presse, Feuilleton, 13. November 1990.

 

 

 

Kritiken

 
"Gags und Musik lockern das Geschehen auf, ob nun Höllenhunde heulen, die Zaubermaschine sich als Tischkopierer entpuppt oder der Dämon vor einem frischen 'Grüß Gott' heulend in die Knie bricht. [...] Flott wird gesungen, die Choreographie ist ausgefeilt, die Pointen sitzen so dicht, daß gerade Erwachsene (vor allem, wenn sie sich in der Szene auskennen) ihre helle Freude haben werden.

Das Ensemble agiert mit sichtbarer Spielfreude, allen voran Rotter, der mehr als nur Ersatz war und seine Rolle souverän über die Rampe brachte, Als Problemstück überzeugt sein Werk (mit Dramaturg Joachim Henn) weniger: Zu viel versuchten sie hineinzustopfen, von Toscana-Therapie über Baghwan bis zu okkulten Neo-Nazis wird alles gestreift und nichts verständlich, schon gar nicht einem jugendlichen Publikum, dem die unbefriedigte Sexualität einer Enddreißigerin ziemlich schnuppe sein dürfte. Hätte das Paar den OCI im Jugendmilieu angesiedelt und näher am alltäglichen Okkultismus an Schulen und Jugendzentren gelassen, das 'Grusical' wäre am Ende nicht nur ein Heidenspaß gewesen, es hätte auch eine Dunkelzone erhellt, die es diesmal nur veralbert hat."

Ralf Stiftel: Teufels Himmelfahrtskommando. Ein "Grusical" über Okkultismus beim Westfälischen Landestheater. In: Neue Iserlohner Presse, Feuilleton, 13. November 1990.

 

"Keine Angst vor heißen Themen bewies wieder einmal das Westfälische Landestheater, das die Bandbreite des Okkultismus für Jugendliche als Grusical aufarbeitete. [...] Das Grusical zerfällt nicht nur rein zeitlich - vor und nach der Pause - in zwei unterschiedliche Qualitäten. Denn es gelingt Regieteam und Autoren nicht, einen roten Faden durchzuhalten.

Voll in Fahrt, begleitet von der eigens gegründeten Band 'Nine-Nine-Nine' und der Musik von Hannes Sänger, kommt die Geschichte um den Okkult-Club und sein Bemühen, den 'Höllen-Oskar' zu gewinnen - witzige Sprache; gängige, wenn auch manchmal für das Studio zu laute Rockmusik und makaber-komische Ideen."

Christa Schriever: Zwiespältiges Satans-Grusical. In: Westfälische Rundschau, 13. November 1990.

 

 

"Seit dem 1 1 . November 1990 gastiert ein Ensemble des Westfälischen Landestheaters mit einer Auftragsarbeit zum Thema 'Satanismus' auf den Bühnen des Landes. Sie ist in Zusammenarbeit mit dem Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen und dem 'Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit Wuppertal' entstanden. Die Autoren des Stückes, Johannes M. Rotter und Joachim Henn, nähern sich der Problematik mit den Mitteln der Satire und Groteske. Das Ergebnis ist ein an die Rocky-Horror-Picture-Show erinnerndes Stück Musiktheater unter dem Titel: 'Fahr zur Hölle, Satan - Grusical mit der Band Nine-Nine-Nine".

…] Wie aus der Inhaltsangabe ersichtlich, ging es den Autoren darum, unter Verzicht auf moralisierende Belehrung den Satanismus der Lächerlichkeit preiszugeben. Durch satirische Übertreibung, bis hin zu Klamauk und Klamotte, versuchen sie, dem Gegenstand seine beklemmende Aura zu nehmen und auf diese Weise aufklärend zu wirken. Gedacht ist das Stück für Jugendliche ab 13 Jahren; es wendet sich aber auch an Erwachsene. Hinter dem selbstgesteckten Ziel sind die Autoren in vielerlei Hinsicht zurückgeblieben. Allein schon unter künstlerischen Gesichtspunkten betrachtet, ist das Stück durchweg schwach. Es macht den Eindruck, als hätten sich die Autoren anhand der Literatur und durch den Austausch mit Sachverständigen ein umfangreiches Wissen über den Satanismus angeeignet und dieses dann möglichst vollständig in ein Theaterstück umgesetzt. So werden die soziologischen Gegebenheiten und Hintergründe, aus denen sich der Satanismus speist, in ihrer ganzen Breite dem Zuschauer präsentiert. Besonders hier ist das Stück mit Inhalt überfrachtet. Das Bestreben, möglichst alle Sachinformationen zu verarbeiten, wirkt lähmend und führt zu etlichen 'Durchhängern'."

Reinhard Laser: "Fahr zur Hölle, Satan" - ein Theaterstück des Westfälischen Landestheaters. In: Materialdienst der EZW - Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Nr. 2/1992, 1. Februar 1992, Seite 57-59.

 

 

Kommentar

 
"Fahr zur Hölle, Satan" war ein Auftragswerk des Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen und des 'Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit Wuppertal' an das Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Fahr zur Hölle, Satan". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 19. März 2025.